Hier kommt nun schon Folge 4 des Foto-Mixtapes, wie immer mit Euren Fragen zur Fotografie und meinen Antworten!
Eierlegende Wollmilchsau gesucht
Ben: Im November werde ich Australien bereisen und was wäre eine solche Reise ohne vernünftige Kamera. Dazu habe ich mir überlegt eine „leichte“ DSLR zuzulegen. Dabei finde ich die von dir getestete D5200 ideal. In erster Linie werde ich dort Landschaften und Tiere fotografieren. In deiner Fototasche habe ich nachgeschaut, bin letztendlich aber nicht ganz schlau geworden. Kannst du mir 2 Objektive empfehlen für Landschaften/Tiere oder eine „Eierlegende Wollmilchsau“ – mit der ich zur Not auch mal Portraits knipsen kann?
Gunther: die relativ leichte, eierlegende Wollmilchsau wäre das Nikon 18–200 VR, es hat eine sehr gute Abbildungsqualität für seinen großen Zoombereich und wir setzen es auf Reisen mit kleinem Gepäck (z.B. Rucksackreisen) gerne ein, siehe hier. Zum «fotografischeren» Arbeiten ist sicherlich eine Festbrennweite (35mm f/1.8 an der Crop-Kamera) besser zu verwenden, oft passt sie noch ins Gepäck. Soll es im Weitwinkel-Bereich etwas mehr sein, wäre noch das 10–24 empfehlenswert, siehe meine Fototasche.
RAW-Files sehen in Lightroom anders aus
David: Letztes Jahr habe ich damit begonnen im RAW Format zu fotografieren. Die Bilder sehen auf der Kamera ganz gut aus. Importiere ich die Dateien nun in Lightroom sehen sie anfangs auch gut aus. Wenn ich allerdings auf ein Foto klicke um es groß zu machen, lädt das Programm einen Augenblick und das Bild hat auf einmal eine andere Helligkeit, Kontrast,… kannst Du mir evtl. sagen woran das liegt, bzw. wie ich das vermeiden kann? An anderer Stelle hatte ich bereits gelesen, das Lightroom wohl das NEF Format versucht zu konvertieren und es deshalb zu dieser Verschiebung kommt, die mit z.B. Canon RAW Dateien nicht passieren soll.
Gunther: Die meisten DSLR bieten diverse eingebaute Funktionen zu «Bildbearbeitung und ‑verschönerung» an. Sei es Sättingung, Schärfe, Kontrast oder auch das Active D‑Lightning bei Nikon. Diese Funktionen wirken sich nur auf JPGs aus, da sie Bearbeitungen darstellen. Wenn Du in RAW aufnimmst, dann möchtest Du ja bewusst auf solche automatischen Bearbeitungen verzichten, um z.B. in Lightroom die Möglichkeit zu haben, die Bilder individuell nach Deinen Wünschen zu bearbeiten. Nichtsdestotrotz bettet die Kamera in jede RAW-Datei auch ein JPG-Vorschau ein, bei der die Kamera-internen Bearbeitungen angewandt sind. Wenn Du nun ein RAW in Lightroom öffnest, zeigt Lightroom zunächst aus gewschwindigkeitsgründen dieses JPG an und wechselt dann erst, wenn das RAW vollständig geladen ist, auf die Anzeige des RAWs. Lightroom wertet nicht die Kamera-internen Bearbeitungen aus und wendet diese auch nicht an, daher sieht das RAW nun erstmal «flacher» aus. Mit der Bearbeitung in Lightroom bekommst Du aber in der Regel mit wenig Mühe deutlich bessere Ergebnisse, als die Kamera das mit ihren internen Bearbeitungen kann. Wenn Dich das «umschalten» stört, dann schalte einfach die Kamera-internen Bearbeitungen aus (z.B. indem Du den «Look» auf «Neutral» stellst und z.B. Active D‑Lightning aus, das empfehle ich ohnehin, wenn man in RAW arbeitet. Mit Nikon vs. Canon hat das übrigens gar nichts zu tun. Mit Canon’s CR2 Dateien ist das ganz genauso.
Zeitraffer im Wandel der Jahreszeiten
Carsten: vielen dank für dein Ebook über Zeitraffer-Fotografie. ganz toll erklärt und geschrieben. ich fühle mich schlauer :). Eine Frage hab ich noch. hab mal vor Jahren eine fantastische Doku mit erstaunlichen Zeitraffern gesehen. Leider habe ich keinen link daher ein Erklärungsversuch. Ähnlich wie man es von deinen und anderen Timelapse-Filmen kennt, waren da Schwenks zu sehen wo sich z.B. ein Wald verfärbte und dann sogar Schnee auf den bäumen lag. also quasi der Wandel der Jahreszeit. da frage ich mich immer noch wie die das gemacht haben. ich stelle mir vor, dass die Filmer 3 – 4x an die gleiche Stelle gefahren sind und den exakt selben Punkt mehrmals im Jahr gefilmt haben. allerdings muss das doch sehr exakt gewesen sein. vielleicht mit kleinen Fundamenten wo die den Slider aufgesteckt haben. Oder vielleicht hat eine Stabilisierung mit ner art After Effects ausgereicht. hast du eine Idee?
Gunther: Du meinst wahrscheinlich diese Sequenzen aus der BBC-Dokumentaion Unsere Erde:
Dabei handelt es sich um eine Mischung aus Zeitraffer und geschickter Überblendung. Die Kamera nimmt da natürlich nicht das ganze Jahr über auf, sondern es werden z.B. alle 3 Monate Sequenzen von exakt derselben Stelle aus aufgenommen und diese später übereinander gelegt und mit Hilfe von Masken überblendet. Selbst wenn man die Kameraposition nicht exakt trifft, kann man das später in der Nachbearbeitung korrigieren.
Ich empfehle Euch, falls ihr «Unsere Erde» noch nicht kennt, sie Euch auf jeden fall auf DVD oder Bluray zu besorgen!
Bibliothek in Lightroom anders sortieren?
Gerd: ist es möglich in Lightroom 4 die Bibliothek ein wenig zu ändern?
Zur Zeit habe ich links unter Ordner meinen „Hauptordner“, dann „Unterordner“ für die einzelnen Jahre angelegt, in diesen stecken nochmals „Unmengen“ von weiteren Unterordnern immer passen zu Jahr natürlich, von jedem Fototag! Nur als Beispiel beginnend mit 2012-01-01 und ganz, ganz weit unten die zuletzt gemachten von 2012-12-31. Also genau das, was mir nicht gefällt…die AKTUELLEN…sind ganz, ganz unten verbuddelt! Kann „Mann“ die Reihenfolge der…Aktuellen…irgendwo umkehren! Aktuelles Datum nach oben?
Gunther: die Sortier-Reihenfolge der Ordner kann man in Lightroom nicht ändern. Wenn Dich das stört (was ich verstehen kann) würde aber in Frage stellen, ob es so sinnvoll ist, die Importe Tag-basiert durchzuführen (also jeden Tag in einen Ordner). Ich halte das für überflüssig, da man nach einzelnen Tagen ja über die Metadaten filtern kann.
Mein Schema habe ich ja neulich schon im Foto-Mixtape #1 vorgestellt, das hat den Vorteil, dass man in der Bibliothek innerhalb eines Ordners die Bilder ja beliebig sortieren kann, also auch neuste nach oben.
Stativkopf für Video
Flo: ich habe eins Deiner Videos gesehen, in dem Du Kitesurfer filmst:
- welchen Kugelkopf benutzt du dabei für die Schwenks?
Gunther: Das war kein Kugelkopf, sondern ein Videoneiger von Manfrotto!
Lohnt sich ein Telekonverter?
Nils: Sieht man sich dieses Jahr beim Kitesurfworldcup in SPO? Wenn ja, gibts vlt. einen «Fototreff» ?
Ausrüstung bisher D7000 und das fabelhafte Nikon 70–200 2.8 VR-II. Da das Geld nun nicht für ein 300er reicht, meine Frage ob sich ein Konverter lohnt?
Gunther: SPO ist für mich/uns sicherlich auch für diese Jahr wieder gesetzt, vielleicht biete ich da wirklich ein Treff oder Workshop an, mal sehen…
Bzgl. 2x Konverter am Nikon 70–200 f/2.8 VRII – wenn, dann muss es der Nikon 2x Konverter sein, alles andere taugt nichts, auch nicht der 1.7x etc.
Meine Erfahrungen mit dem 1.7x habe ich hier aufgeschrieben, den 2x habe ich hier getestet.
Ich persönlich denke, dass Du für SPO und an dem 70–200 Objektiv den Konverter nicht unbedingt brauchst, der Mehrwert ist doch recht gering gegenüber dem hohen Preis.
Nachfolger für die D90 in Sicht?
Sepp: Ich fotografiere mit Nikon D90, AF‑S DX 35mm f/1.8 G (Deine Empfehlung), AF‑S DX 16–85mm f/3.5–5.6G IF-ED VR und AF‑S 105mm f/2.8G IF-ED VR und warte sehnsüchtig auf die Nachfolge der D90. Nun zu meiner Frage: Was bringen mehr Pixels, wenn mit diesen Objektiven aus meiner Sicht die Auflösung des D90-Sensors bereits ausgereizt ist und mehr Pixels die Bilder nicht mehr schärfer machen?
Gunther: also einen Nachfolger zur D90 gibt es bereits, das ist die D7000. Warum die Hersteller immer mehr Pixel – gerade in die Einsteigerkameras einbauen hat einen haupsächlichen Grund: Marketing. Auf der anderen Seite ist es aber mitnichten so, dass der D90 Sensor (12 MP) die Auflösung aller Objektive ausreizen würde, das tut noch nichtmal der 36MP Sensor der D800 – bei guten Objektiven (also zumindest Dein 35er und das 105er bringen meine Meinung nach deutlich mehr «Auflösung» als 12MP «auf die Straße»).
Auflösung ist aber ja nur die eine Komponente – ich finde eine höhere Auflösung nicht schlimm, solange andere Faktoren, wie das Rauschverhalten, der Dynamikumfang etc. nicht darunter leiden bzw. auch verbessert werden.
Sicherlich könnte man heute einen 12MP Sensor bauen, der alles andere in den Schatten stellt – aber ihn würde vermutlich ein zu kleiner Markt gegenüber stehen, da die Leute nach dem Motto «viel hilft viel» einkaufen.
GoPro HD Hero 3 Black – Foto oder Video Modus?
Klaus: 2 Fagen zur GoPro HD Hero 3 Black Edition. Wie bekomme ich ein besseres Foto?
Variante A: Foto im Fotomodus machen oder Variante B: normal filmen und dann einen Frame aus dem bewegten Bid capturen? Mich interessiert hierbei die rein technische Seite. Bei gleicher Auflösungeinstellung sollte doch bei beiden Varianten das gleiche Ergebnis rauskommen oder?
Lohnt es überhaupt schon in der 4k Einstelung Fotos respektive Videos zu machen? Bin mir nicht sicher aber können die heutigen Monitore überhaupt schon diese Auflösung darstellen? Die TVs ja momentan definitiv nicht.
Gunther: Fotos solltest Du im Fotomodus machen, auch wenn bei 4K die Auflösung fast die gleiche wäre. Bei Video ist die Kompression deutlich höher und verlustbehafteter. Außerdem werden 4K Videos im Moment bei der GoPro Black nur mit 15 Bildern pro Sekunde aufgenommen, so dass diese Auflösung für Film eigentlich unbrauchbar ist.
Die heutigen Monitore können in der Regel die Auflösung nicht darstellen, es sei denn, Du hast einen 4K Monitor – eher selten. Das heißt beim Abspielen am Rechner muss runtergerechnet werden.
Professionelles Arbeiten nur im Vollformat?
Immo: Ich habe mir vor ca. 2 Monaten ein Buch über Naturfotografie gekauft und der Fotograf schreibt darin, dass man nur mit Vollformat-DSLRs wirklich professionell arbeiten kann. Bist du da derselben Meinung? Denn du hast dir ja soweit ich weiß auch erst Ende letzten Jahres ein Vollformatkamera gekauft und hast schon vorher professionell gearbeitet! Ich bin mir nun nämlich unsicher ob ich in Zukunft überhaupt noch Objektive für Crop-Kameras kaufen sollte denn diese könnte ich dann ja nicht mehr an einer Vollformat verwenden.
Gunther: Bei dieser Diskussion werden sich wahrscheinlich immer die Geister streiten. Wie so oft haben beide Formate ihre Vor- und Nachteile – darauf bin ich ja schon desöfteren eingegangen (← check mal die Links!). Dass nun gerade ein Naturfotograf eine solche pauschale Aussage in einem Buch trift, qualifiziert ihn nicht gerade. Wird doch gerade in der Naturfotografie der engere Bildausschnitt und damit «das zusätzliche Tele» sehr gerne genommen. Ich glaube nicht, dass Nikon die Crop-Kameras «aussterben» lassen wird. Es kommen permanent neue und gute Objektive dafür auf den Markt und nach der wirklich hervorragenden Nikon D5200, die gerade erschienen ist, erwarten wir für dieses Jahr auch noch eine Crop-Kamera in der D7000 oder gar D300 Liga.
Mein Tipp ist also: lass Dir nicht einreden, dass Du Vollformat benötigst, um bessere Bilder zu machen sondern konzentriere Dich auf’s Fotografieren und das Weiterentwickeln Deiner Fähigkeiten!
Mehr davon? Dann schau Dir doch auch die weiteren Folgen des Foto-Mixtapes an!
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Alle Inhalte © Gunther Wegner
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