Die Tropfenfotografie oder «Liquid Art» ist eine faszinierende Spielart der Fotografie – als mir Carlo Schüler, Teilnehmer meiner Peru Reise auf seinem Tablet seine Tropfen-Bilder zeigte, war ich gleich begeistert und fragte ihn, ob er nicht Lust habe, einen Gastartikel dazu zu schreiben. Er hatte – und so gebe ich hier nun an Carlo ab:
Schon auf der Perureise war klar – das eine oder andere Motiv gehört in den Tropfen.
Liquid Art – und hier die Highspeed Tropfenfotografie – sind ein Spezialgebiet, welches sich problemlos in der heimischen Stube realisieren lässt. Man benötigt keine Dunkelkammer, man benötigt kein Studio, alles wird bei normalem Tageslicht aufgenommen.
Welche Technik benötigt man, um Tropfenfotografie betreiben zu können? Angefangen habe ich vor ca. einem Jahr mit der bestehenden Kameraausrüstung und einem Tropf/Infusionsset aus der Apotheke (musste hierfür bei einem befreundetem Apotheker 2€ investieren). Meine Startausrüstung:
- Nikon D7100
- Macro Objektiv 105/2,8
- Blitz SB900
- Kabelfernauslöser
- Stativ
- Infusionsset
Schnell war klar, dass man für professionelle Tropfenfotos weitere Technik benötigt. Dieses sind inzwischen:
- Eine Tropfanlage (Eigenbau) mit drei Magnetventilen
- Ein Microcontroller zum Ansteuern der Magnetventile, Blitzgeräte und Kamera. Ich nutze hier die preisgünstige Variante Crazy Trickler für die 3‑Ventiltechnik
- Mehrere (drei) externe Blitzgeräte. Meine Empfehlung: Yongnuo Blitzgeräte. Man bekommt hier zwei bis drei Blitzgeräte zum Preis eines SB900. Diese sind der entscheidende Kostenfaktor in der gesamten Anlage.
- Farbfilter zum Ausleuchten für die Blitze
Hier möchte ich jetzt eine spezielle Art der Tropfenfotografie vorstellen: Refraktionen
Bei der Refraktion wird ein (Hintergrund)Bild in einem davor herunterfallenden Wassertropfen gespiegelt. Ich nutze hierzu Fotos im Format 30x45cm, in denen ein ca. Handflächen großes Hauptmotiv in der Mitte des Bildes platziert ist. Der Rest des Bildes wird nachher unscharfer Hintergrund. In meinem Beispiel der Kopf eines Vicunas. Dieses Bild wird dann Kopfüber (die Refraktion spiegelt es ja) im Halbkreis hinter der Tropfanlage positioniert.
Tropfen und Tropfanlage: Bei einer Refraktion wird i.d.R. exakt ein Tropfen im Abtropfvorgang direkt hinter dem Ventilauslass fotografiert. Aus diesem Grund verlängere ich den Ventilauslass um ca. 10–15cm, um den Auslass etwa in die Mitte des dahinterstehenden Bildes zu positionieren.
Kamera und Blitzeinstellungen: Sowohl Kamera als auch Blitzgeräte werden im manuellen Mode betrieben. Kamera: M, 1/125sec, F16, Autofocus manuell, ISO200. Blitzgeräte: Manuell, 1/32 Blitzleistung oder kleiner. Blitzauslösung erfolgt über CLS (alternativ auch über Microcontroller möglich). Über CLS kann ich an der Kamera direkt die Blitzleistung steuern. Wichtig hierbei ist, dass die ohne Blitz aufgenommenen Bilder komplett schwarz sind. Nur durch die kurze Abbrennzeit der Blitze werden die entstehenden Formen ausgeleuchtet und eingefroren.
Der Focuspunkt: Der Autofocus funktioniert bei der Tropfenfotografie nicht. Die Auslöseverzögerungen wären viel zu lange; wenn er denn überhaupt funktioniert. Also muss manuell in den „luftleeren“ Raum ca. 3cm unter dem Ventilauslass fokussiert werden. Erlaubt ist hierbei alles, was zum Ziel führt. Ich nutze hierfür eine lange Schraube, die ich genau an der Stelle positioniere, in der später der Tropfen fallen wird.
Die Ausleuchtung: Eine äußerst diffizile Angelegenheit. Ziel ist es, ein möglichst scharfes Bild ohne Blitzreflektionen im Tropfen zu erzeugen. Arbeite ich mit Acrylscheiben als Diffusor, sind die Tropfen „weichgezeichnet“ und ohne Blitzreflektionen. Arbeite ich ohne Diffusor, sind die Bilder knackscharf, aber (noch) mit Blitzreflektionen. Hier muss man mit der Blitzposition spielen.
Der zeitliche Ablauf (Bild mit zwei Tropfen):
Ventil 1 (linker Tropfen) öffnet bei 10ms auf die Länge von 60ms (angeschlossen ist ein 4mm Düsenauslass). Ventil 3 (rechter Tropfen) öffnet bei 15ms auf die Länge von 60ms (angeschlossen ist ein 6mm Düsenauslass). Die Kamera löst bei 88ms (Hauptblitz2) aus.
Gut zu sehen ist der Einfluss der unterschiedlichen Düsendurchmesser auf das Abtropfverhalten und die Abtropfform. Hier kann man gestalterisch tätig werden. Durch den Zeitpunkt der Kameraauslösung – wenige Millisekunden früher oder später – kann ich jetzt unterschiedliche Tropfenformen im Bild festhalten
Bildbearbeitung: Hier führe ich lediglich Beschnitt, Kontrast, Sättigung und Entfernung von Sensorflecken (durch F16 und Macroobjektiv ein leidiges Thema) durch.
Weitere Bilder zu Liquid Art – Refraktionen, TaT’s, Bubbles, Double Pillar – findet ihr auf meiner Homepage http://wuermbiker.de/
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Alle Inhalte © Gunther Wegner
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Über meine Zusammenarbeit mit externen Partnern habe ich hier ausführlich geschrieben. Danke!