Gerade als die erste Runde Tüten alle ist und das Bordpersonal für Nachschub sorgt, hören wir die durch den Lautsprecher verstärkte Stimme des Kapitäns: «Wir verlassen jetzt das ruhige Fahrwasser der Elbe, ab jetzt kann es etwas schaukeln. Bitte halten Sie sich fest und laufen Sie nicht mehr herum…»
Ab jetzt?? Als ob hier jemand freiwillig herumlaufen würde. Aber das ist wohl Seefahrer-Humor – den meisten Passagieren hingegen, ist jedenfalls schon länger nicht mehr zum Lachen zumute. Wir befinden uns auf dem Fährschiff, dass im Winter die einzige Verbindung zwischen Deutschlands Hochseeinsel und dem Festland ist: der MS Funny Girl. Warum sie so heißt, wissen wir nun auch. Die Wellen treiben ihr Spiel mit ihr, und sie spielt mit den Wellen. Allein den Passagieren ist nicht zum Lachen zumute.
Mein Notebook habe ich schon lange zugeklappt, mein Blick heftet sich fest an den schwankenden Horizont, den ich durch das Bullauge sehen kann – wenn nicht gerade ein Welle davor ist. Diana liegt, bar jeglicher Gesichtsfarbe, auf der gepolsterten Bank gegenüber. Für sie sind solche Touren gar nichts.
Aber wir freuen uns trotz der anstrengenden Anreise auf das was uns erwartet: wir waren beide noch nie auf Helgoland und gerade jetzt im Januar erhoffen wir uns fernab der Badegäste, ganz besondere Erlebnisse und Foto-Gelegenheiten. Zudem ist jetzt gerade Robben-Zeit.
Seit 1989 kommen Deutschlands größte Raubtiere nach Helgoland und seit Ende der 90’er Jahre, bringen sie auf der Nachbarinsel «Düne» ihre Jungen zur Welt.
Die Jungen werden zwischen November und Januar geboren – eine ideale Besuchszeit also für uns.
Irgendwie überstehen wir die 2 1/2 Stunden dauernde Überfahrt von Cuxhaven nach Helgoland und legen bei einem eisigen Schneesturm an.
Na, das kann ja was geben…
Was wir dann die nächsten Tage erleben, ist dann schlichtweg fantastisch. Es ist zwar immer noch ziemlich kalt, aber trotzdem zieht es uns jeden Tag wieder zu den Kegelrobben auf die Düne. Unseren eigentlich für 3 Tage geplanten Aufenthalt verlängern wir dann sogar auf 5 Tage, denn wir können von den Tierbeobachtungen und der entspannten Atmosphäre hier auf der Insel gar nicht genug bekommen.
Wo sonst kann man auf nächster Nähe frei lebende Raubtiere so ungestört beobachten und fotografieren? Es ist absolut fantastisch, wie wenig Scheu die Robben vor uns Menschen haben.
Gerade deshalb ist es das oberste Gebot für alle Besucher, die Regeln zu befolgen und den Tieren mit dem nötigen Respekt zu begegnen.
Kegelrobben kommen mit einem Gewicht von ca. 14 kg zur Welt. Dank der mit 60% Fettgehalt sehr nahrhaften Muttermilch können sie schon nach drei Wochen bis zu 50kg wiegen! Ausgewachsen erreichen sie dann eine Länge von bis zu 2,3 Metern bei einem Gewicht von über 200 kg. So eine ausgewachsene Robbe ist schon ein ganz schönes Kaliber!
Überall in den Dünen und auf dem Strand und sogar neben der Landebahn des kleinen Flugplatzes liegen kleine Robben scheinbar hilflos herum. Ihr Mütter sind auf Nahrungssuche. Die Jungen sind größtenteils sehr aufgeweckt und neugierig. Wenn man sich ihnen nähert, schauen sie einen fast immer an und machen manchmal auch sehr lustige Faxen. Die etwas älteren Tiere, die schon robben können, kommen durchaus auch mal direkt auf einen zugerobbt, wenn man da so im Sand liegt auf der Suche nach der idealen Perspektive.
Fotografisch und Videotechnisch waren die Tage fantastisch. Über 2.000 Fotos und fast 30GB Videomaterial sind zusammengekommen.
Am Start war natürlich die Nikon D7000, die Tieraufnahmen sind fast alle mit dem Nikon 70–200 1:2,8* entstanden. An der D7000 hat das Objektiv eine maximale Brennweite von 300mm. Die 16 Megapixel der D7000 ermöglichen darüber hinaus noch einiges an Spielraum für einen späteren Beschnitt. Die gute ISO Leistung ermöglicht es, bei schnellen Bewegungen (z.B. spielende Robben im Wasser) durch das Erhöhen der ISO-Zahl die Belichtungszeit ohne Qualitätsverlust kurz zu halten.
Als Stativ habe ich mein Velbon Sherpa Pro CF-630 Carbon Reisestativ* dabei gehabt, es ist schön leicht und hat eine sehr angenehme Höhe. Wobei letzteres für diese Fotos eher irrelevant war. Die meisten Bilder und Videos sind mit der Kamera in Bodennähe entstanden. Dazu kann man die Stativbeine extrem weit nach außen spreizen und erhält so eine wunderschöne bodennahe Perspektive auf die Robben. Das einzige «Problem» dabei ist, dass man sich bei den hier herrschenden Minusgraden lang in den Sand legen muss, um noch durch den Sucher schauen zu können. Das nächste Mal bringe ich mir definitiv eine Iso-Matte mit… ;-)
Diana war unterdessen mit der Lumix TZ-07* auf der Pirsch und hat damit auch sehr schöne Bilder und Filme gemacht. Vielleicht errät ja jemand von Euch welche 4 Aufnahmen in der Helgoland Galerie mit der Lumix entstanden sind ;-)
Ob ihr es glaubt oder nicht: bei dem Wind, dem wir zum Teil ausgesetzt waren (teilweise 10bft in Böen auf der Klippe) war es trotz Stativ, VR und kürzester Belichtungszeit mit der Nikon und dem großen (und damit windanfälligen) Objektiv nicht möglich ein unverwackeltes Bild hinzubekommen. Hier konnte Diana dann richtig auftrumpfen. Obwohl sie gleichzeitig immer aufpassen musste, dass unser Hund nicht wegflog hat sie die scharfen Bilder mit der Lumix hinbekommen – da sieht man mal wieder – viel hilft nicht immer viel…
Aber insgesamt muss ich sagen war ich von der D7000 mal wieder völlig begeistert. Problemlos hat sie alle Aufnahmesituationen gemeistert. Zu keinem Zeitpunkt habe ich die D300 vermisst. Freut Euch jetzt schon mal auf das Video – das Projekt gehe ich als nächstes an und darauf freue ich mich besonders. Was ich bisher gesehen habe, hat mich echt vom Hocker gehauen.
Besonders schwer war es, aus all den schönen Bildern eine Auswahl zu treffen.
Klickt einfach auf den folgenden Link, um zur Helgoland-Galerie zu gelangen.
Wir hoffen, die Bilder gefallen Euch! Über Euer Feedback in den Kommentaren freuen wir uns wie immer sehr!
Helgoland
Helgoland ist Deutschlands einzige Hochseeinsel. Sie aus der Hauptinsel, die sich in Unter‑, Mittel- und Oberland gliedert, und der seit 1721 abgetrennten Insel Düne, auf der auch die Kegelrobben leben. Die Kegelrobben sind das größte freilebende Raubtier Deutschlands. In den Monaten Dezember und Januar gebären sie hier ihre Jungen. Wir hatten das große Glück, diese […]
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Alle Inhalte © Gunther Wegner
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Hallo zusammen
ganze tolle Webseite! Ich bin zu euch gestossen weil ich was über Robbenwatching auf Helgoland suchte. Ich gehe da heuer im Dezember hin und freue mich riesig. Hoffe natürlich auf etwas gutes Wetter. Kälte macht mir nichts aus, aber wenn es dann arg stürmt…
Ausgerüstet bin ich mit der Nikon D 800 und diversen Objektiven. Die stärkste Brennweite 600 mm. Diese brauche ich ev. für Vögel. Mit Vollformat komme ich mit dem 70–200 dann nicht so weit.
Auch euer Video ist traumhaft. Schöne Titelauswahl für die Songs!! Ich kann mit der 800 auch Videos aufnehmen, bin aber keine gute Filmerin. Na ja, für mich als Andenken wird es schon was werden. Wünsche euch noch viele tolle Reisen. Ich werde bestimmt wieder mal hier vorbei schauen.
liebe Grüsse aus der CH, Thee
Dein Reisebericht war wirklich interessant und die Fotos super. Ich plane mit meinen Sohn (5 Jahre) im Januar nach Helgoland zu fahren aber leider bin ich noch etwas hin und her gerissen wegen der langen Anreise. Er liebt Robben und ich fotografieren. Da wären wir doch ein gutes Team auf Helgoland !!!!
Hallo Gunther,
erst jetzt sehe ich Deinen Helgoland-Bericht. Klasse Bilder von einer tollen Insel hast Du mitgebracht. Als bequemere Anreise empfehle ich Dir aber den Flieger ab Bremerhaven. In 20 Minuten bist Du ohne Tüten und Probleme dort ;-)
Wenn Dich meine Aufnahmen von dort interessieren, dann folge den Links:
Liebe Grüße und mach weiter so (mit allem!)!
Claudia
Hallo Claudia, danke für den Tipp – habe wir auch schon überlegt…
Deine Bilder gefallen mir auch sehr gut. Übrigens habe ich auch einen Film dort gemacht: http://gwegner.de/blog/das-video-junge-robben-auf-helgoland/
Viele Grüße
Gunther
Sehr tolle Bilder!!! Will auch schon seit geraumer Zeit nach Helgoland – sind die Robben, Lummen etc. «frei zugänglich» oder kann man dort nur im Rahmen von speziellen Führungen und unter Erlaubnis fotografieren? Das würde mich interessieren. Überdies ist deine Seite der Hammer und ich konnte schon sehr viele Tipps für meine eigenen Fotos hier finden. Weiter so!
Hallo Rüdiger, man kann eine Führung machen (empfehle ich am Anfang) und dann aber auch auf eigene Faust hin. Allerdings sollte man die Mindestabstände von 30 Metern respektieren.
Viele Grüße
Gunther
Einfach Klasse. Mit einer DSLR Kamere, solche Videos zaubern. Unglaublich. Mann, bin ich Neidisch. Und der Schnitt mit der Musik. Hut ab.
Gruß Peter
Super Bilder Gunther! Respekt! Bin mal auf die Bewegt-Bilder gespannt.
Danke Gunther – mal jemand der Mitdenkt, Hut ab!
Da sind Dir aber auch ein paar echt schöne Bilder gelungen. Auch die Nachbearbeitung gefällt mir sehr gut.
Wir sollten mal zusammen nach Helgoland, da kann man auch gut Equipment shoppen ;-)
Sofern man die Überfahrt überlebt ;-) Aber das Equipment war da trotz Zollfreiheit leider nicht wirklich günstiger als bei einem günstigen Internetversender…
Wir wollen das nächste Mal zur Vogelzeit im Mai hin, entweder dieses oder nächstes Jahr. Muss auch fantastisch sein. Vlt. können wir da ja mal was organisieren!
Danke für den Beitrag – Texte und Fotos sind echt gelungen und treffen meinen Geschmack. Das wäre mal was für mich, aber im Rollstuhl unmöglich. So sind diese Fotos für mich mehr als für viele andere. Gruß Frank
Hallo Frank, vielen lieben Dank für Deine Rückmeldung!
Ich habe gerade mal überlegt – auf der Hauptinsel Helgoland gibt es einen barrierearmen Rundweg oben auf der Klippe, ideal zum Beobachten und fotografieren der Lummen und Basstölpel. Die ideale Zeit dafür ist wohl im April/Mai. Wäre mit Rollstuhl kein Problem. Und für einen Ausflug auf die Düne lässt sich bestimmt auch etwas organisieren. Die im Wasser spielenden Robben waren in der nähe des (asphaltierten) Weges. Schreib’ doch mal die Kurverwaltung in Helgoland an und erkundige Dich. Ich halte es für machbar!
Viele liebe Grüße und lass mal von Dir hören, solltest Du es realisieren!
Gunther
Danke für den tollen Reisebericht und die noch interessanteren Fotos!
Vielen Dank an Euch alle für das Feedback und sorry, dass die Kommentare nicht angezeigt wurden, da hatte ich wohl ein technisches Problem…
@Bernd: Die GoPro steckte im Plexiglas-Gehäuse, «nackt» sind die Anschlüsse doch zu anfällig für eintretenden Sand…
@Jürgen: Klar, würde mich freuen etwas von Deinen Ergebnissen mit der D7000 zu sehen!
Hallo Gunther
Sehr schoene Bilder. Ich mag vor allem das schon fast monochrome Winterlicht und die Bodenperspektive Deiner Bilder. Gespannt warte ich auf das angekuendigte Video.
Auch ich hatte gestern mein erstes D7000 Shooting und den Rest der Woche gehts an anderer Stelle weiter. Vielleicht lasse ich Dir mal eine kleine Auswahl an Bildern und Erfahrungen zukommen. Ich fotografiere z.Z. ja ganz andere Motive…
Wunderschöne Fotos und ein amüsanter Bericht.
Da hat sich Euer Tütenkonsum auf See tatsächlich gelohnt!
Insbesondere natürlich auch für uns Landratten und passive Fotokonsumenten. Wir dürfen genießen auch ohne uns einzutüten. Herzlichen Dank!
IHW
Schöne Bilder, die gefallen mir wirklich gut.
Und das ihr bei 10 Bft Probleme beim fotografieren bekommt, wundert mich wenig. Das sind 25+ m/sec, das ist schon heftig viel Wind. Andererseits ist Sturm am Meer auch spannend.
Hallo Gunther,
mir gefällt besonders die Leuchtturm-Aufnahme mit der Hero. Hattest Du bei diesem Sturm die Schutzhülle drauf oder ist die so robust, dass man auch ohne fotografieren kann?
Herzliche Grüße
Bernd (meise24.de)
Hallo Gunther,
also wirklich super tolle Bilder, wie man es eben von dir gewohnt ist. Da bekommt man richtig selbst Lust hin zu fahren.
Liebe Grüße
Stefan
Hallo Gunther,
wieder mal ein toller Bericht von Dir, vielen Dank! Die Bilder machen wirklich Lust auf Helgoland, für tolle Naturaufnahmen muss man gar nicht immer so in die Ferne schweifen. ;-)
Danke für die großartigen Bilder und den netten Reisebericht!