Smaragd am Winterhimmel – Den Komet Lovejoy 2014/Q2 fotografieren

18012015

Nach gefühl­ten 4 Wochen Dau­er­re­gen in Nord­deutsch­land gab es ges­tern einen tol­len Son­nen­tag und selbst eine wun­der­ba­re ster­nen­kla­re Nacht wur­de uns beschert. Gele­gen­heit, den der­zeit am Nach­him­mel sicht­ba­ren Kome­ten Love­joy 2014/Q2 zu foto­gra­fie­ren – hier mei­ne Ergeb­nis­se und Tipps, wie ihr ihn selbst auf­neh­men könnt!

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Auf unse­rer Lieb­lings­in­sel Feh­marn gibt es noch mit die klars­ten Ster­nen­näch­te Deutsch­lands. Da wir übers Wochen­en­de ohne hin dort waren, bot es sich mehr als an, die Kame­ra her­aus­zu­ho­len und auf Kome­ten­jagd zu gehen.

Zur gro­ben Ori­en­tie­rung ver­wen­de ich, wie immer, die App Mobi­le Obser­va­to­ry auf mei­nem Nexus 5 (Android). iOS Nut­zern sei hier Reds­hift ans Herz gelegt. Die Apps lie­fern ein «Live­bild» des Him­mels und man kann auch nach Objek­ten, z.B. dem Kome­ten Love­joy 2014/Q2 suchen. Hat man ihn gefun­den, ori­en­tiert man sich ein­fach an den bekann­ten und deut­lich sicht­ba­ren Stern­kon­stel­la­tio­nen: Im Win­ter ist sicher­lich der gro­ße Jäger «Ori­on» eines der domi­nie­ren­den Stern­bil­der am Nacht­him­mel. Öst­lich davon, die Ple­ja­den (Sie­ben­ge­stirn) und direkt ein klein wenig rechts dar­un­ter dann der Komet. Mit die­sem Wis­sen aus der App kann man zunächst ver­su­chen, mit blo­ßen Augen den Kome­ten aus­zu­ma­chen, indem man die Ple­ja­den sucht und dann etwas rechts unten davon schaut. Die Sicht­bar­keit ist aller­dings recht schwach, so dass ihr wirk­lich einen kla­ren Him­mel braucht und eure Augen sich schon min­des­tens 10 Minu­ten an die Dun­kel­heit gewöhnt haben soll­ten (ohne zwi­schen­durch in eine Licht­quel­le zu schau­en – auch das Kame­ra-Dis­play gehört dazu!). Danach kann man mit blo­ßem Auge den Kome­ten als dif­fu­sen «Stern» sehen – den Schweif konn­te ich mit blo­ßem Auge aller­dings nicht gut erkennen.

Aber die Kame­ras kön­nen das! Jede moder­ne DSLR hat eine deut­lich grö­ße­re Emp­find­lich­keit, als das mensch­li­che Auge – ins­be­son­de­re, wenn ihr mit lan­gen Belich­tungs­zei­ten arbeitet.

Die Kame­ra ist eigent­lich egal. Ich habe ges­tern abend die Nikon D750 ver­wen­det, aber ich hät­te die Bil­der auch mit einer D5x00 oder belie­bi­gen ande­ren DSLR machen können.

Viel wich­ti­ger ist ein mög­lichst licht­star­kes Objek­tiv; ich habe mit unter­schied­li­chen Objek­ti­ven expe­ri­men­tiert – hier die Ergebnisse:

Zunächst habe ich mit dem Walim­ex 24 f/1.5 gear­bei­tet. Das ist ein rela­tiv güns­ti­ges Objek­tiv, das sehr licht­stark ist und, sobald man es auf f/1.8 oder f/2 abblen­det, eine ganz her­vor­ra­gen­de Abbli­dungs­qua­li­tät leis­tet. Für weit­wink­li­ge Astro­auf­nah­men ist es daher sehr gut geeig­net. (Ein Klick auf die Bil­der, zeigt sie grö­ßer an!)

Walim­ex 24mm f/1.5, f/2, ISO 640, 1 Minu­te Belichtungszeit

Lei­der stand der Komet so hoch, dass die 24mm nicht aus­reich­ten, um noch etwas Vor­der­grund mit auf­zu­neh­men – was ich ger­ne gewollt hät­te – aber auf dem Bild ist zumin­dest der Komet schon sehr gut sichtbar.

Der Vor­teil bei weit­wink­li­gen Auf­nah­men ist, dass ihr län­ger belich­ten könnt, ohne dass die Ster­ne durch die Erd­ro­ta­ti­on als Stri­che dar­ge­stellt wer­den. Wie lan­ge dann im Ein­zel­nen die Belich­tungs­zeit sein darf, das müsst ihr ausprobieren.

Deut­lich ver­län­gern könnt ihr die Belich­tungs­zei­ten, wenn ihr eine Astro-Nach­füh­rung benutzt, wie die Vixen Pola­rie (mein Bericht) oder den MDK V4 Astro (mein Bericht). Ich hat­te dies­mal die Pola­rie dabei und konn­te daher das Bild oben mit einer Minu­te Belich­tungs­zeit auf­neh­men. Hier wäre auch noch mehr drin gewe­sen und die Ster­ne wären trotz­dem noch punkt­för­mig gewesen.

Für den Kome­ten braucht ihr aller­dings nicht unbe­dingt eine Nach­füh­rung, wenn ihr mit Weit­win­kel- oder Nor­mal­brenn­wei­ten arbeitet.

Mit oder ohne Nach­füh­rung: Ihr soll­tet euch ein­fach an die längs­te mög­li­che Belich­tungs­zeit mit­hil­fe eini­ger Test­auf­nah­men her­an­tas­ten und dann die ISO soweit erhö­hen, dass das Bild hell genug erscheint und der Komet gut sicht­bar ist.

Eine ande­re Tech­nik, die auch ganz ohne zusätz­li­che Nach­füh­rung aus­kommt, ist das Auf­neh­men einer Bil­der­rei­he mit anschlie­ßen­dem Sta­cken am Com­pu­ter, das habe ich in die­sem Foto­schnack erklärt.

So – wei­ter ging es – Loca­ti­on Wech­sel. Direkt auf der Mole in Orth auf Feh­marn steht eine Art Totem­pfahl mit alten Wap­pen, die­sen woll­te ich als Vor­der­grund nehmen.

Das nächs­te Bild ent­stand mit 2 Minu­ten Belich­tungs­zeit, auch mit dem Walim­ex, dies­mal habe ich ISO 160 ver­wen­det, wie­der f/2. Durch die lan­ge Belich­tungs­zeit und die Nach­füh­rung ver­wischt dann aller­dings der Vordergrund.

Walim­ex 24mm f/1.5, f/2, ISO 160, 2 Minu­ten Belichtungszeit

Da ich nun aber mehr Vor­der­grund haben woll­te, und die­sen unver­wischt, nahm ich das 10mm Fishe­ye f2.8. Ich nutz­te es im DX Modus an der D750 bei Blen­de 2.8.

Fishe­ye Nik­kor 10.5, f/2.8, ISO 320, 2 Minuten

Durch den extre­men Weit­win­kel hät­te ich mit der Belich­tungs­zeit noch deut­lich län­ger wer­den kön­nen, ent­schied mich aber dafür, wie­der mit 2 Minu­ten und ISO 320 zu arbei­ten, und statt­des­sen die Geschwin­dig­keit der Nach­für­hung auf «Hal­be Erd­ro­ta­ti­on» zu stel­len, um sowohl den Vor­der­grund, als auch den Hin­ter­grund unver­wischt zu bekom­men. Das habe ich hier erklärt. Aller­dings erkennt man den Komet auf der Fishe­ye-Auf­nah­me nun kaum noch, da er ein­fach zu klein ist. Seht ihr in noch? (Klick ver­grö­ßert das Bild!)

So lang­sam wur­de mir kalt. Das minu­ten­lan­ge War­ten auf die Belich­tun­gen bei Tem­pe­ra­tu­ren knapp über dem Gefrier­punkt kühlt den Kör­per ganz schön aus. Zu allem Über­fluss war es win­dig und ich muss­te mich, trotz sta­bi­len Sta­tivs, so vor die Kame­ra stel­len, dass ich sie von den Böen abschat­ten konn­te, ansons­ten hät­ten die Mikro-Wack­ler die Bil­der zerstört.

Aber ich woll­te unbe­dingt noch eine Nah­auf­nah­me, also muss­te das Nikon 70–200 f/2.8 noch ein­mal auf die Kamera.

Je län­ger die Brenn­wei­te, um so grö­ßer die Gefahr der Ver­wack­lung, um so grö­ßer die Wind­an­fäl­lig­keit (mal vom Gewicht des Objek­tivs abge­se­hen) und um so kür­zer die Belich­tungs­zei­ten, die man, ohne ver­wisch­te Ster­ne zu bekom­men, ver­wen­den kann.

Ich ent­schied mich für 1 Minu­te bei Blen­de 2.8 und ISO 640. Hier das Ergebnis.

Nik­kor 70–200 f/2.8, f/2.8, ISO 640, 1 Minute

So – Zeit ein­zu­pa­cken und mich auf­zu­wär­men. Ich bin mit den Ergeb­nis­sen ganz zufrie­den und bin froh, dass ich sie gemacht habe – wer weiß, ob der Komet noch sicht­bar ist, wenn das nächs­te Mal die Wol­ken­de­cke auf­reißt, die sich heu­te schon wie­der über Nord­deutsch­land legt – die Sicht­bar­keit des Kome­ten nimmt seit eini­gen Tagen näm­lich schon wie­der ab. Vie­le wei­te­re Infos über den Kome­ten fin­det ihr hier.

Wenn ihr in den nächs­ten Tagen die Gele­gen­heit habt, einen kla­ren Him­mel zu erwi­schen, dann ver­sucht es unbe­dingt ein­mal! Ein sta­bi­les Sta­tiv, ein Fern­aus­lö­ser, ein licht­star­kes Objek­tiv, wie das 50mm f/1.8, 85mm f/1.8 und eine etwas höhe­re ISO sind ide­al – aber auch mit einem licht­schwä­che­ren Objek­tiv könnt ihr es ver­su­chen. Die ISO müsst ihr dann halt ent­spre­chend höher stel­len. ich ver­spre­che euch, wenn ihr den Kome­ten dann auf eurem Dis­play seht, ist die Käl­te erst­mal vergessen! ;-)

Über mei­ne oben im Text ver­link­ten Berich­te zur Astro­fo­to­gra­fie fin­det ihr vie­le wei­te­re Tipps – ins­be­son­de­re für Ein­stei­ger in die­se span­nen­de Facet­te der Fotografie!

Wenn ihr es selbst pro­biert, dann pos­tet doch bit­te mal Eure Ergeb­nis­se hier in den Kom­men­ta­ren, dazu könnt ihr sie z.B. in den öffent­li­chen Ord­ner eurer Drop­box stel­len und den Link hier freigeben.

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Alle Inhalte © Gunther Wegner

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