Vor einigen Wochen erhielt ich eine Einladung von Sony, um an einem Presseevent in Düsseldorf teilzunehmen. Das ganze sollte anlässlich des Japantags stattfinden. Die neuen Modelle von Sony interessieren mich schon lange, immerhin geht Sony zum Teil im Kamera-Bereich eigene Wege – zum Beispiel mit der SLT-Technik, die den klassischen Klappspiegel einer DSLR durch einen teildurchlässigen Spiegel ersetzt und so ganz neue Möglichkeiten eröffnet.
Sehr gerne folgte ich daher der Einladung, hörte sich auch die Agenda sehr vielversprechend an und solche Gelegenheiten sind natürlich auch ganz hervorragend, um Kollegen kennenzulernen, die man sonst vielleicht nur aus der Online-Community kennt.
Schon im Vorfeld war ich begeistert von der Organisation. Alles, inklusive Anreise, wurde komplett übernommen und der Email-Kontakt war sehr angenehm. Durch Twitter wusste ich, dass der Kollege Stefan Spiegelberg (@kagamiyama) auch aus Hamburg anreisen würde und so trafen wir uns am Airport. Gemeinsam wartet es sich ja angenehmer. Nach einem kurzen Flug landeten wir in Düsseldorf und warteten noch auf zwei Kollegen aus München. Zusammen ging es dann zum Hotel und schon während der Fahrt merkten wir, dass Japantag ist. Unheimlich viele Menschen waren in der Stadt unterwegs, viele von ihnen ganz unterschiedlich verkleidet. Neben Kostümen zu den Themen Japan, Manga, Samurai und Pokemon gab es natürlich auch Emos, Gruftis und auch mottolose aber größtenteils fantasievolle Kostüme.
Die halbe Stunde, die uns noch vor dem Mittagessen blieb, gingen wir vor das Hotel um dort die ersten Impressionen zu fotografieren. Hier natürlich noch mit unseren eigenen Kameras, denn das Sony-Equipment hatten wir natürlich noch nicht dabei. Ich hatte nur meine D5100 mit der Festbrennweite 35mm f/1.8 dabei. Für die Street-Fotografie (eigentlich normalerweise ja nicht so mein Steckenpferd) war das aber genau die richtige Wahl.
Kurze Zeit später bildete das gemeinsame Mittagessen im Japanischen Restaurant des Hotels stilecht – ohne Schuhe und Stühle – den Auftakt.
Nun lernten wir bei leckerem Japanischen Essen (sogar an uns Vegetarier wurde gedacht) auch die anderen Teilnehmer kennen, mit ca. 18 Teilnehmern war die Runde sehr angenehm. Nach dem Essen und der anschließenden Wiederinbetriebnahme unserer tauben Knie wurde uns die aktuelle Produktpalette von Sony in einem Workshop vorgestellt.
Bei der Präsentation der verschiedenen Modellreihen, von der Einsteiger-Kompaktkamera Cybershot HX-20 über die Bridge Kamera Cybershot HX-200 bis hin zu den NEX-F3 mit Wechselobjektiven und den Alpha Modellen SLT-A37 und SLT-A57 als Spiegelreflex mit teildurchlässigem Spiegel bekamen wir einen guten Eindruck, was Sony im Moment in den verschiedenen Bereichen im Programm hat. Natürlich entwickelten sich auch angeregte Diskussionen über die einzelnen Technologien, Perspektiven sowie Vorteile und Nachteile der einzelnen Systeme.
Auch die Frage, ob gerade das Kompaktkamera-Segment in Zeiten der immer besseren und omnipräsenten Smartphone-Kameras noch eine Berechtigung hat, führte zu einer spannenden Diskussion. Bei den Smartpohnes wurde vor allem die schnelle Online-Bereitstellung der Bilder z.B. zu Facebook als Pluspunkt gesehen, die die aktuellen Sony-Modelle derzeit noch nicht bieten. Dafür aber GPS! Hier könnte sich der eine oder andere Hersteller mal eine Scheibe abschneiden. Der Vorteil der Kompaktkameras gegenüber den Smartphones bleibt natürlich nach wie vor die Haptik, Stativfähigkeit und vor allem der Optische Zoom.
Die Diskussion setzten wir dann im Japanischen Garten nach kurzem Transfer fort. Dort konnten wir die Kameras dann auch endlich in die Hand nehmen und testen. Den Anfang bildeten die Kompakt- und Bridgekameras. Hier ging es vor allem darum, festzustellen wie gut und intuitiv diese Kameras für Einsteiger zu bedienen sind und natürlich, welche Ergebnisse damit erzielt werden können.
Ich selbst hatte zunächst einmal die kompakte Cybershot HX-20 und die Bridge Kamera Cybershot HX-200 zum Test und ich muss sagen, dass mich besonders die Kompakte positiv überrascht hat. Mit einem 20x 0ptischen Zoom und sogar einem manuellen Modus ist sie sicherlich eine Kompakte die man in die nähere Auswahl nehmen sollte, wenn man eine kleine Reisebegleiterin sucht, die dann doch gegenüber dem oft zitierten Smartphone in Punkto Bildqualität, ISO-Leistung, Nacht-Eignung, Stativfähigkeit, manueller Einstellbarkeit und einem 20x optischen Zoom einige Alleinstellungsmerkmale aufweist.
Bei allen Sony-Kameras findet man natürlich auch alle möglichen Bildeffekte, von In-Cam-Bearbeitungen die sogar ganz gut aussehen, die bis hin zum automatischem HDR (was auch erstaunlich gut funktionierte) sowie einer automatischen Panorama-Funktion, bei der man die Kamera einmal um 180 Grad schwenkt und diese währenddessen in schneller Folge Bilder aufnimmt und sie sofort zu einem Panorama zusammensetzt. Auch das funktioniert sehr gut.
Im Anschluss wurden wir dann in die Altstadt gefahren und am Rheinufer ging das bunte Treiben bei bestem Wetter weiter. Tolle Kostüme und eine ausgelassene Stimmung bildeten die perfekte Kullisse zum Test der Kameras. Für diesen zweiten Teil habe ich mir eine Sony Alpha SLT-A37, das Einsteiger-Modell mit teildurchlässigem Spiegel geben lassen. Die Bilder die ich jetzt zeige, sind größtenteils nicht bearbeitet sondern nur beschnitten, damit ihr seht, was als JPG da so aus der Kamera kommt. Nur für die Nachtaufnahmen habe ich auf RAW gewechselt.
Die SLT-Technologie interessierte mich brennend, hatte ich doch schon einiges darüber gelesen und auch durchweg gute Kritiken gehört. Während bei der klassischen Spiegelreflex der Spiegel ja bei der Auslösung hochklappt und erst dann das Licht auf den Sensor fallen lässt, geschieht das bei dem teildurchlässigen Spiegel permanent. Dadurch wird der größte Teil des Lichts permanent auf den Sensor gelenkt und nur ein kleiner Teil nach oben, wo auch der Autofokus-Sensor sitzt. Das heißt ein schnelles Fokussieren ist auch beim filmen oder dem permanenten «Live-View» möglich.
Beide Systeme haben natürlich ihre Vor- und Nachteile. Bei der klassischen Spiegelreflex hat man beim Auslösen eine Dunkelzeit und im Video-Modus oder Live-View, bei denen der Spiegel permanent hochgeklappt ist, ist der Sucher schwarz und man ist auf das Rückwärtige Display angewiesen. In diesem Modi funktioniert dann auch der «schnelle» Autofokus nicht mehr sondern es wird auf einen langsamen Kontrast-Autofokus umgeschaltet.
Bei der SLR-Technologie hat man zwar ein permanentes Bild auf dem hinteren Display und im Sucher, allerdings ist der Sucher ein elektronischer – das heißt hier wird nicht das Licht vom Objektiv auf eine optische Mattscheibe gelenkt sondern im Sucher ist ein Display verbaut, welches natürlich eine begrenzte Auflösung bietet und so nicht ganz an die Brillanz und Schärfe eines optischen Suchers heran kommt. Das ist ein ähnliches Prinzip, wie man es von Video-Kameras schon lange kennt – ich muss allerdings sagen, dass ich von der Qualität des optischen Suchers bei den Alpha-Kameras wirklich positiv überrascht war. Ein solcher Sucher hat sicherlich auch nicht nur Nachteile sondern auch einige Vorteile: zum Beispiel kann das Sucherbild in der Dunkelheit aufgehellt werden oder man kann auch in Details hinein zoomen, z.B. um scharf zu stellen. Als Nachteil darf natürlich auch nicht verschwiegen werden, dass der teildurchlässige Spiegel ungefähr eine halbe Blende schluckt (offizielle Aussagen von Sony gibt es dazu allerdings nicht).
Eine weitere sehr coole Funktion, die Sony nach eigenen Aussagen eigentlich zu unrecht viel zu wenig «an die große Glocke» hängt, ist der sogenannte «Fokus Peek». Das ist wirklich eine großartige Funktion, die ich mir auch bei meinen Kameras wünschen würde.
Fokus-Peek zeigt die aktuelle Schärfeebene im Sucher hervorgehoben an. Das heißt, dort wo der aktuelle Fokus liegt erscheint ein gelber oder roter «Rand». Das coole dabei ist, dass das auch mit Objektiven ohne Autofokus funktioniert. Damit wird manuelles, exaktes Fokussieren zum Kinderspiel. Besser, als es mit jedem Schnittbild, jeder Mattscheibe oder jedem Fokus-Indikator möglich ist. Glückwunsch Sony, das ist wirklich großes Kino.
Andere Dinge haben mich nicht so begeistert, z.B. die Menüführung, die teilweise doch recht gewöhnungsbedürftig erschien – z.B. mussten Stefan und ich bestimmt 10 Minuten suchen, bis wir die ISO bei der HX-200 umgestellt hatten. Eine so wichtige Funktion sollte meiner Meinung nach etwas offensichtlicher untergebracht werden. Wenn man das Prinzip dann einmal begriffen hat, dann funktioniert es natürlich – auch schnell. Bei der Usability haben allerdings alle mir bekannten Kamera-Hersteller noch Verbesserungspotenzial.
Schade fand ich weiterhin, dass keine der Sonys einen eingebauten Intervall-Auslöser mitbringt. Zu gerne hätte ich doch auch noch einen Zeitraffer gemacht.
Als Objektiv für die Alpha hatte ich mir, um in der Menschenmenge möglichst flexibel zu sein und auch einmal den Vergleich zum 18–200 von Nikon zu haben, das Sony 18–250 mitgenommen. Das ist natürlich eine ganz andere Geschichte, als z.B. das 35 f/1.8, das ich heute zu Beginn an der Nikon hatte. Von dem verhältnismäßig guten Nikon 18–200 VR mal abgesehen, kenne ich keines, das wirklich das Prädikat «gut» verdient hätte. Diese Meinung konnte auch das Sony nicht entkräften. Es ist halt ein klassisches Super-Zoom und somit ein Kompromiss in fast allen Bereichen. Richtig schön freistellen kann man damit nicht, die Haptik ist eher «Plastik», die Abbildungsqualität mittelmäßig und es Verzerrt ziemlich. Die Verzerrung wird bei JPGs automatisch herausgerechnet, bei den RAWs allerdings kommt sie zum Tragen und selbst Lightroom 4.1 hat noch kein automatisches Korrekturprofil dafür an Bord. Aber wie gesagt – das zeichnet diese Objektivklasse meistens aus. Für jemanden, der nur eine Linse mitnehmen möchte, ist das Objektiv sicherlich geeignet und die Ergebnisse sind an der Alpha natürlich immer noch um Klassen besser, als die der Kompakten oder Bridge-Kameras. Dass Sony aber auch tolle Objektive bauen kann, z.B. zeigt das Sony 16–35 f/2,8, dass Kollege Meyer sich unter den Nagel gerissen hat und mit dem er ein ganz annehmbares Bild von mir gemacht hat… :-)
Das SLT System auf jeden Fall spannend und strahlt schon eine gewisse Faszination aus. Zum Einen die schnelle Bildwiederholrate und der sehr schnelle Autofokus, auch bei Video, zum anderen sind auch die Gestaltungsmöglichkeiten mit dem elektronischen Sucher sind schon etwas besonderes.
Noch ein Wort zu der ISO-Leistung der SLT- und NEX Kameras. Ohne Zweifel spielen sie recht weit vorne mit. Das Schöne an den NEX Kameras ist ja, dass sie einen Sensor in APS‑C Größe haben (entsprechend also dem DX Format von Nikon) und nicht, wie ihr Pendant, die Nikon 1, ein viel kleineren Sensor. Dem entsprechend ist auch das Rauschen sehr niedrig, hier mal ein gecropptes Bild mit ISO 6400.
Nach dem Abendessen ging es dann zum Feuerwerk auf die Rheinbrücke. Den traditionellen Abschluss des Japan-Tages bildet in Düsseldorf jedes Jahr ein recht aufwändiges Feuerwerk.
Eine Kollegin von Sony war schon etwas früher hingefahren, um uns in dem Gedränge Plätze zu reservieren, und schon einmal Stative hinzustellen. Als wir auf die Brücke fuhren (die Gegenseite, mit Blick zum kommenden Feuerwerk war komplett gesperrt), war dort schon einiges los. In mehreren Reihen standen die Menschen um möglichst einen freien Blick auf das kommende Spektakel zu erhaschen. Als wir zu Fuß auf der Mitte der Brücke ankamen entdeckten wir eine große Lücke, in der merhere Stative standen. Wie die Sony-Kollegen es geschafft hat, so viel Platz freizuhalten und die Stative, die die Firma Velbon freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat, davor zu bewahren, geklaut zu werden, wird wohl für immer ihr Geheimnis bleiben.
Jedenfalls hatten wir Premium-Plätze und konnten uns so ganz auf das Fotografieren des Feuerwerks konzentrieren.
Eine lange Belichtungszeit (4–10 Sekunden), niedrige ISO (100–200) sowie eine mittlere Blende sind die Erfolgsfaktoren für schöne Feuerwerksbilder. Leider wackelte die Brücke ziemlich stark, da gegenüber immer noch Autos darüber fuhren, so dass bei den Bildern auch einiges an Ausschuss dabei war – einige jedoch, fangen die tolle Stimmung recht gut ein.
Den Ausklang des Abends bildete dann noch ein kurzer Gang durch die sehr volle Düsseldorfer Altstadt, das obligatorische Alt-Bier und ein letztes Chill-out an der Hotel-Bar. Um Halb-Zwei fiel ich dann nach einem sehr schönen aber auch anstrengenden Tag ins Bett.
Um 6:30 Uhr ging dann bei mir schon der Wecker, um die Rücksreise nach Hamburg anzutreten.
Mein Fazit
Sony hat ein tolles Event perfekt geplant und organisiert. Das Wetter hat mitgespielt und die Teilnehmerschaft war super ausgewählt. Mit netten Leuten, neue Kameras ausprobieren und klönen, was will man mehr. Auch die Japanischen Einflüsse des Konzerns wurden perfekt durch den Japan-Tag und die Japanischen Restaurants herübergebracht, alles in allem also wirklich eine rundum gelungene Sache.
Die Sony Kameras sind mehr als nur «interessante» Produkte des «Dritten» im Markt. Viele Innovationen zeigen, dass Sony den Willen hat neue Ideen zu bringen und sich an der einen oder anderen Stelle von den starken Mitbewerbern abzusetzen. Natürlich ist die Hemmschwelle für ambitionierte Fotografen mit einer entsprechenden Ausrüstung sehr, sehr hoch, den Hersteller zu wechseln. Mit dem Gehäuse ist es ja nicht getan, sonder ein gesamtes System müsste getauscht werden. Wer allerdings noch keine DSLR hat und von einer Kompakten aufsteigen möchte, sollte sich auf jeden Fall mal die NEX und Alpha-Serien von Sony anschauen. Im Bereich der kleinen Kompakten finde ich vor allem die HX-20 sehr gut, mit ihrem 20x Zoom bietet sie einen mehr als ordentlichen Brennweitenbereich und auch die Bildqualität ist für die Klasse auf sehr hohem Niveau. Die Bridge-Kamera HX-200 hat mich nicht so wirklich überzeugt. Sie hat zwar einen 30x Zoom, der Digital intelligent auf 60x erweiterbar ist aber bei der Bauweise und ‑größe würde ich hier immer zu einer nur geringfügig größeren Einsteiger DSLR, SLT oder der NEX F3 tendieren. Die NEX habe ich selbst nicht getestet, aber das Konzept, in eine solche handliche Kamera mit Wechselobjektiven einen großen APS‑C Sensor einzubauen macht aus meiner Sicht deutlich mehr Sinn, als der Ansatz den Nikon mit seiner 1er Serie verfolgt.
Die Alphas dann, setzen durchaus ein sinnvolles und sicherlich auch zukunftweisendes Konzept um. Würde ich meine Nikons dagegen eintauschen? Vermutlich nicht. Würde ich einem Einsteiger in die DSLR-Welt raten sie sich mal anzusehen? Auf jeden Fall. Features wie Focus Peak und ein schneller Autofokus bei Video sind definitiv klasse. Aber auch hier ist Glas wichtiger als Elektronik. Mit den Kit-Objektiven machen die Sonys ebenso wenig Spaß wie alle anderen Kameras. Mit einer guten Festbrennweite hingegen, können die Gehäuse erst ihr wahres Potenzial ausspielen.
Vielen Dank Sony, für ein tolles Event!
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Alle Inhalte © Gunther Wegner
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