Morgen früh (06.06.2012) zwischen Sonnenaufgang und ca. 7 Uhr findet ein Venustransit statt, das heißt dass dann die Venus vor der Sonne zu sehen ist. Das nächste bei uns sichtbare Ereignis dieser Art ist dann erst wieder im Jahr 2125, für die meisten wird es dann wohl zu spät sein. ;-) Hier erkläre ich Euch, wie ihr das Ereignis am besten fotografiert.
Wenn wir also Glück haben und das Wetter mitspielt, werden wir in Deutschland morgen früh ein Spektakel sehen, für das James Cook damals um die halbe Welt gereist ist und es auch fotografieren können. Um nicht ganz unvorbereitet an die Sache ran zu gehen, habe ich gerade mal ein paar Experimente gemacht, die ich mit Euch teilen möchte.
Disclaimer: bitte schaut zu keinem Zeitpunkt direkt in die Sonne, es sei denn, ihr habt eine spezielle Sonnenfinsternisfolie!! Bei dem Verfahren, das ich Euch vorstelle, nutzen wir einen Graufilter – bitte auch damit nicht durch den Sucher schauen!
Um die Sonne zu fotografieren, könnt ihr einen ganz normalen 1000x ND Filter benutzen, auch «Graufilter» genannt. Das ist so einer, wie ich ihn auch für Langzeitbelichtungen nutze, ihr erinnert Euch an den entsprechenden Fotoschnack?
Den Schraubt ihr auf die Kamera, ich habe dafür mein 300mm benutzt und noch den Konverter aufgeschraubt, aber es geht natürlich auch mit jedem anderen Tele-Objektiv.
Die Kamera stellt ihr auf Manuell ein, die Belichtungszeit stellt ihr dann so kurz wie möglich ein, bei der von mir verwendeten D5100 waren es jetzt 1/4000 sek, dazu habe ich Blende 18 eingestellt. Bei der D7000 würde ich 1/8000 Sekunde einstellen und entsprechend Blende 11.
Mit der Blende könnt ihr ein bisschen experimentieren.
Stellt nun die Kamera auf ein stabiles Stativ und aktiviert den Live-View. NICHT durch den Sucher schauen. Nun könnt ihr die Kamera auf die Sonne richten. Wenn ihr alles richtig gemacht habt, sollte die Sonne irgendwann im Display erscheinen und rundherum alles schwarz sein. Keine sorgen, wenn die Sonne nicht scharf erscheint, das Live-View ist hier in der Regel ein wenig überfordert.
Nun stellt ihr den Fokus auf manuell und dreht den Fokusring ungefähr auf unendlich. Dann macht ihr mal eine Auslösung und schaut Euch das Bild in der Vorschau an. Ist die Belichtung okay? Wenn ja super. Ansonsten verstellt die Blende, bis es passt. Nun kümmert ihr Euch um den Fokus. Ich empfehle Euch, ihn millimeterweise zu verstellen von «links von unendlich» bis «rechts von unendlich» und jeweils auszulösen. Wenn ihr so eine Reihe von ca. 10 Bildern gemacht habt, schaut sie Euch in 1:1 an und blättert durch. Ist ein scharfes dabei? Super! Ansonsten müsst ihr weiter probieren.
Das Problem ist, dass die meisten Kameras gegen eine so helle Lichtquelle nicht fokussieren. Damit solltet ihr Euch auch nicht zu lange aufhalten sondern es gleich manuell machen. Überhaupt empfehle ich Euch, die ganze Aktion zügig durchzuziehen um die Sonne nicht zu lange auf dem Sensor zu haben. Man weiß ja nie…
Oben seht ihr mein Ergebnis – natürlich noch ohne Venus. Die schwarzen Flecken sind Sonnenflecken.
Weitere Informationen zum Venustransit findet ihr hier.
Ach ja: sollte die Sonne im Dunst aufgehen und ihr die tiefstehende Sonne direkt nach Sonnenuntergang fotografieren wollen, dann müsst ihr länger belichten bzw. die Blende weiter öffnen.
Und noch was: wenn ihr Eine SoFi-Folie habt, dann könnt ihr die natürlich auch verwenden, statt des Graufilters. Damit werdet ihr dann auch Belichtungsreihen machen müssen, da die Folien unterschiedlich stark sind.
Nun drückt mal die Daumen, dass wir morgen früh klare Sicht haben und alles gut geht!
Viele Grüße, Gunther
Update: Hier gibt’s die Ergebnisse:
Bild und Zeitraffer vom Venus Transit
Das frühe Aufstehen hat sich gelohnt, für einen kurzen Moment erschien die Sonne bei uns in Hamburg zwischen Horizont und Wolken und gab den Blick auf die Venus frei, die heute – selten genug – direkt davor stand. «There’s a little black spot on the sun today» (The Police, King of Pain, 1983) Das fünfte mal erst, […]
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Hi Christoph, zu morgendlicher Stunde war der ND1000 ideal, viel mehr hätte es nicht sein dürfen…
Deine Bilder gefallen mir auch sehr gut, vielen Dank für’s Teilen!
Beste Grüße
Gunther
Hallo Gunther,
Das mit dem ND1000 Graufilter finde ich schon etwas «gewagt». Ich habe mir so eine Filterfolie (Baader Planetarium) besorgt, die ist mindestens ND10000 oder so und oft auch noch sehr hell.
Immerhin habe ich Glück gehabt nördlich von Kiel. Windstille und ein super Sonnenaufgang.
Meine Bilder mit der D7000, einem 80/480mm Refraktor und einem Apochromatischen Fieldflattener gibt es hier (Durch das Geflimmer am Horizont, war allerdings Scharfstellen eine Glücksache und ist mir auch nicht so ganz gelungen):
http://www.df9cy.de/astronomy/image_astro_2012/2012–06-06/ai_2012-06–06.html
Deine Aufnahmen sind übrigens nicht von schlechten Eltern .… :-)
Gruß Christoph
Hat jemand das Ereignis erfolgreich auf Chip brennen können? Hier hat es geregnet, also keine Chance gehabt.
Klar, siehe: Bild und Zeitraffer vom Venus Transit
ja geil dann werde ich mal ausschlafen, du machst das schon…;-))
Wer keinen ND-Filter zuhause hat, kann es auch mit einem Schweißglas ausprobieren. Man sollte nur anschließend den Farbstich Mit lightroom oder einem anderen Programm entfernen. Hab damit bis jetzt ganz erstaunliche Ergebnisse erziehlt ;)
OK, an ein Schweißglas würde ich rankommen.
Hälst du das dann nur davor oder befestigst du es am Objektiv um die Schärfe einstellen zu können?
Ich würde es wohl vorsichtig mit etwas Tape am Objektiv befestigen.
mmmh so ein Schweißglas lässt im Allgemeinen aber relativ viel Infrarotlicht durch, was zu Erwärmungen in der Kamera führen kann.
Gruß Christoph
Hallo Gunther!
Erstmal Danke für die ausführliche Erklärung!
Eine Frage hätte ich noch:
Meinst du, dass man auch ohne Grau- bzw. ND-Filter eine brauchbare Aufnahme zu stande bekommt?
Ich habe nämlich keinen ND-Filter und bekomme auf die schnelle auch keinen mehr bei.
Gruß Tobias
Hallo Tobias, vielleicht, wenn die Sonne gerade über den Horizont kommt und noch vom Dunst abgeschwächt ist, das musst Du probieren. Bei voller Helligkeit, sehe ich aber keine Chance…
Habe ich das richtig verstanden, ich soll am besten einen ND10 (1000x) Graufilter benutzen, und dann noch 1/4000s bei Blende 18? und das alles bei (vergleichsweise schwacher) Morgensonne? Bekomme ich da nicht ein komplett schwarzes Bild?
Das was ich geschrieben habe gilt erstmal für die Sonne bei voller Helligkeit. Ich hatte ja angemerkt, dass es ja nach Bedingungen morgens notwendig sein kann länger zu belichten oder die Blende weiter zu öffnen. Es ist halt schwer zu prognostizieren, wie es morgen früh aussehen wird…
Toll, das sagst du jetzt :(
… und ich hab bis Freitag keine Kamera.