Die Sonnenfinsternis 2015 fotografieren – Tipps und Tricks für Eure Fotos und Zeitraffer

16032015

Am Frei­tag ist es soweit, dann wer­den wir in Deutsch­land eine par­ti­el­le Son­nen­fins­ter­nis erle­ben kön­nen – sofern das Wet­ter mit­spielt. Heu­te möch­te ich Euch eini­ge Tipps geben, wie ihr die­ses Ereig­nis foto­gra­fisch fest­hal­ten könnt!

Die Son­nen­fins­ter­nis am 20.03.2015 zeich­net sich dadurch aus, dass der Kern­schat­ten der Son­ne deut­lich wei­ter nörd­lich an uns vor­bei­zie­hen wird, irgend­wo in der Gegend um Island. Das heißt, dass wir die Son­nen­fins­ter­nis par­ti­ell erle­ben wer­den – je nörd­li­cher euer Stand­ort in Deutsch­land, um so bes­ser. In Ham­burg wer­den wir eine ca. 80% Abde­ckung errei­chen – das heißt, es wird schon ordent­lich dunkel.

Sol­che Son­nen­fins­ter­nis­se sind sel­ten und so am 12.08.2026 und dann erst wie­der im Jahr 2081 zu sehen – ob wir das noch erleben?

Also, macht die Kame­ra schon mal fer­tig, damit ihr das Ereig­nis fest­hal­ten könnt! :-)

Son­nen­fins­ter­nis 2015, kurz vor dem Maximum

Die wichtigsten Regeln!

  • Nie die Kame­ra ohne Schutz­fil­ter direkt auf die Son­ne richten!
  • Auch mit Schutz­fil­ter am Bes­ten nicht durch den Sucher schau­en, son­dern immer Live-View ver­wen­den, wenn möglich!

Filter

Also braucht ihr einen Fil­ter. Wenn ihr den Frei­tag am Start haben wollt, müsst ihr euch jetzt beei­len und schnell einen bestel­len oder schau­en, ob der Foto­händ­ler eures Ver­trau­ens noch einen auf Lager hat.

Ich emp­feh­le euch aus kos­ten­grün­den, den Fil­ter selbst zu bau­en. Dazu braucht ihr nur ein biss­chen Son­nen­schutz­fo­lie und könnt Euch dann mit etwas Pap­pe und Test­film einen ein­fa­chen Fil­ter­hal­ter für euer Objek­tiv bau­en. Legt dazu ein­fach einen Strei­fen Pap­pe vor­ne um das Objek­tiv, klebt ihn stramm zusam­men und legt dann die Folie dar­über. Von gegen­über­lie­gen­den Ecken aus könnt ihr sie dann fest­kle­ben. Fügt ein­fach so lan­ge Tesa-Strei­fen hin­zu, bis die Folie rund­her­um befes­tigt ist. Ach­tet dar­auf, dass sie sich mög­lichst nicht wellt. Bei der Baa­der Folie ist auch eine aus­führ­li­che Anlei­tung dabei, die aller­dings einen etwas kom­pli­zier­te­ren Auf­bau vor­schlägt. So wie ich es gemacht habe funk­tio­niert es jeden­falls und das Gan­ze ist in weni­ger als 5 Minu­ten fertig.

Hier seht ihr mich in einem kur­zen Bei­trag zum bau des Fil­ters, den der Fern­seh­sen­der Ham­burg 1 mit mir zu dem The­ma gemacht hat!

Das ist die güns­tigs­te Vari­an­te. Stellt aber bit­te sicher, dass alles dicht ist! Aus der Folie könnt ihr euch sogar meh­re­re Fil­ter bau­en, wenn ihr mit Freun­den los­zieht – dann spart ihr noch ein­mal. Die Schutz­fo­lie ent­spricht einem ND5.0 Fil­ter, lässt also nur ein Hun­dert­tau­sends­tel des Lichts durch.

Ein­fa­cher DIY Fil­ter aus spe­zi­el­ler Sonnenschutz-Folie

Die ande­re Alter­na­ti­ve ist ein star­ker ND-Fil­ter. Lei­der ist ein ND3.0 also (1.000 fach) Fil­ter eigent­lich nicht stark genug. Ich habe zwar beim Venus Tran­sit damit gear­bei­tet, hier stand die Son­ne aber sehr tief und wur­de dadurch schon von der Atmo­sphä­re stark gefil­tert. Bei einer hoch­ste­hen­den Son­ne besteht die Gefahr, dass euer Sen­sor zu viel Strah­lung abbe­kommt und Scha­den nimmt. Soll­tet ihr meh­re­re Grau­fil­ter haben, z.B. das von mir emp­foh­le­ne Hai­da-Set, und nicht mehr an eine Son­nen­schutz­fo­lie kom­men, wäre Plan B, den 1000x und den 64x Fil­ter vor­ein­an­der zu schrau­ben. Aber wie gesagt – das ist Plan B.

DVDs, Ret­tungs­de­cken oder ande­re zum Teil im Netz kur­sie­ren­de «Hilfs­mit­tel», sind defi­ni­tiv nicht geeig­net – ihr risik­iert Euren Sen­sor und – noch schlim­mer – Euer Augen­licht! Auch ein Schwei­ßer­glas wür­de ich auf­grund der zu erwar­ten­den Farb­ver­schie­bun­gen nur als Plan B sehen. Und noch ein­mal: arbei­tet immer mit Live-View – ein Sen­sor ist leich­ter zu erset­zen, als die eige­nen Augen!

Timing

Die Son­nen­fins­ter­nis geht so gegen 9:38 los (abhän­gig vom Ort), ich wür­de also schon gegen 9 Uhr am gewünsch­ten Ort sein und mit dem Auf­bau und ers­ten Pro­be­auf­nah­men beginnen.

Foto­gra­fie­ren der Sonne

Kamera Setup

Trotz Fil­ter ist die Son­ne immer noch sehr hell, so dass ihr mit kur­zen Belich­tungs­zei­ten arbei­ten könnt. Wel­che das genau sind, müsst ihr expe­ri­men­tie­ren. Ein Sta­tiv braucht ihr daher nicht unbe­dingt, aber emp­feh­len wür­de ich es euch doch, da es das Hand­ling mit der Kame­ra und dem Tele-Objek­tiv erleich­tert und euch ins­ge­samt deut­lich ent­spann­ter arbei­ten lässt.

Apro­pos Objek­tiv: 200mm soll­ten es schon sein, damit ihr die Son­ne groß genug drauf­be­kommt, mehr ist bes­ser, wenn ihr die Son­ne in Groß­auf­nah­me wollt! Wenn ihr län­ge­re Brenn­wei­ten nehmt, wird die Son­ne grö­ßer, aller­dings läuft sie auch schnel­ler aus dem Bild her­aus, sie­he unten.

Also – mon­tiert die Kame­ra auf das Sta­tiv, dann fokus­siert auf einen ent­fern­ten Punkt (Nähe Hori­zont, nicht die Son­ne!) und schal­tet den Auto­fo­kus ab. Macht das natür­lich, wie bei der Grau­fil­ter-Foto­gra­fie, bevor ihr den Fil­ter auf­setzt. Schal­tet nun den Auto­fo­kus und den VR (Bild­sta­bi­li­sa­tor) aus.

Die Kame­ra soll­te im RAW auf­neh­men, den Weiß­ab­gleich wür­de ich fix auf «Bewölkt» stel­len (dar­um küm­mert ihr euch spä­ter in der RAW-Bearbeitung).

Als Modus soll­tet ihr an der Kame­ra «M» einstellen.

Zusätz­lich wür­de ich mit einem Fern­aus­lö­ser arbei­ten und die Spie­gel­vor­aus­lö­sung an der Kame­ra auf 1 Sekun­de einstellen.

Als Blen­de wür­de ich f/8 ein­stel­len, die Belich­tungs­zeit könnt ihr zunächst ein­mal auf 1/1000 stel­len, ISO 100.

Setzt nun den Fil­ter auf, schal­tet Live View ein und rich­tet die Kame­ra auf die Son­ne. Macht eine Pro­be­auf­nah­me und checkt, ob das Bild zu hell oder zu dun­kel ist. Passt dann die Belich­tungs­zeit ent­spre­chend an. Das sind dann die Ein­stel­lun­gen, solan­ge die Son­ne noch in vol­ler Hel­lig­keit zu sehen ist. Wäh­rend sie dann vom Mond ver­deckt wird, bleibt der sicht­ba­re Bereich der Son­ne natür­lich gleich hell, soll­tet ihr aber noch Land­schaft mit auf­neh­men, könnt ihr ggf. die Belich­tungs­zeit dann etwas anpas­sen, dazu aber gleich mehr.

Wenn ihr die rich­ti­ge Belich­tungs­zeit gefun­den habt, dann checkt auch noch ein­mal den Fokus, in dem ihr im Live­view her­ein­zoomt und ggf. die Fokus­sie­rung noch ver­bes­sern könnt, rich­tet euch dabei an dem Rand der Sonne.

Die Son­ne, 300mm mit 2x Kon­ver­ter, Crop.

Wenn es soweit ist

Wäh­rend der Mond sich dann vor die Son­ne schiebt, wird natür­lich die Umge­bung dunk­ler. Das heißt, wenn ihr noch Umge­bung mit auf­nehmt, könn­tet ihr die Belich­tungs­zei­ten ver­län­gern. Ach­tet dar­auf, dass sie nicht zu lang wer­den, damit ihr a) die Son­ne nicht völ­lig über­be­lich­tet, ihr Euch b) kei­ne Wack­ler ein­han­delt und c) die Son­ne nicht durch die Erd­ro­ta­ti­on ver­wischt. Sicher­heits­hal­ber wür­de ich mit maxi­mal 1/100 Sekun­de arbei­ten. Wenn das dann zu dun­kel wird, könnt ihr die Blen­de noch etwas öff­nen und dann ggf. sogar die ISO erhö­hen – je nach dem, wie dun­kel es wird.

Bei einer sol­chen par­ti­el­len Son­nen­fins­ter­nis gibt es natür­lich das Pro­blem, dass der sicht­ba­re Teil der Son­ne immer gleich hell ist, die Land­schaft aller­dings in der Hel­lig­keit stark vari­iert. Das bedeu­tet, der Dyna­mik­um­fang der auf­ge­nom­me­nen Bil­der ist erheb­lich und um so grö­ßer, je stär­ker die Son­ne abge­deckt wird. Die rich­ti­ge Belich­tung zu fin­den ist daher nicht ein­fach. Wollt ihr die Land­schaft sicht­bar haben, dann wird die Son­ne ziem­lich sicher aus­fres­sen, hier soll­tet ihr dar­auf ach­ten, dass die Abde­ckung, als Cha­rak­te­ris­ti­kum auf jeden Fall sicht­bar bleibt. Also lie­ber etwas kür­zer belich­ten, die Land­schaft dun­kel wer­den las­sen und sie spä­ter in der RAW-Bear­bei­tung mit Ligh­t­room auf­hel­len. Bes­ser noch ist es, Belich­tungs­rei­hen zu foto­gra­fie­ren, die ihr spä­ter zu einem Bild zusam­men­set­zen könnt.

Son­nen­fins­ter­nis mit Land­schaft im Süden Schleswig-Holsteins

Wenn ihr eine Zeit­lang nicht foto­gra­fiert, dann deckt das Objek­tiv zwi­schen­durch ab, damit die Son­ne nicht per­ma­nent auf den Sen­sor fällt, und die­sen erhitzt. Hier­für könnt ihr ein­fach einen Pull­over über die Kame­ra legen, wenn ihr wegen des Selbst­bau-Fil­ters die Kap­pe nicht auf­set­zen könnt. Schal­tet in der Zeit dann auch das Live­view ab.

Übri­gens: da die Son­ne «wan­dert» – sprich, die Erde sich wäh­rend der Son­nen­fins­ter­nis dreht, müsst ihr manu­ell das Sta­tiv öfter nach­füh­ren, um die Son­ne im Bild­be­reich zu halten.

Die SoFi im Zeitraffer

Ich selbst wer­de ver­su­chen, einen oder zwei Zeit­raf­fer der Son­nen­fins­ter­nis auf­zu­neh­men. Dazu wer­de ich ver­su­chen, die Kame­ra auf einer Astro-Mon­tie­rung wie der Vixen Pola­rie oder dem MDK V4 Astro auto­ma­tisch nach­zu­füh­ren. Die Schwie­rig­keit hier­bei wird dar­in bestehen, die Mon­tie­run­gen anhand der Erd­ach­se aus­zu­rich­ten, da tags­über ja der Polar­stern nicht sicht­bar ist. Je nach­dem, wo ich die Auf­nah­men machen wer­de, wer­de ich das Sta­tiv und die Mon­tie­rung also schon am Abend vor­her auf­bau­en müssen.

Durch die auto­ma­ti­sche Nach­füh­rung bleibt dann die Son­ne auto­ma­tisch im Bild­be­reich. Für die auto­ma­ti­sche Belich­tungs­steue­rung der Kame­ra (also das Kom­pen­sie­ren, wenn es dunk­ler wird) wer­de ver­mut­lich nicht die Auto-Holy-Grail-Funk­ti­on von qDslrDa­sh­board ein­set­zen, son­dern die Anpas­sun­gen manu­ell machen, damit die Son­ne nicht ver­se­hent­lich zu sehr aus­frisst, wenn die Umge­bung dunk­ler wird.

Mit «Auto-Holy-Grail» wür­de das Tablet, das ich per WLAN mit mei­ner D750 ver­bin­de, auto­ma­tisch die His­to­gram­me der auf­ge­nom­me­nen Bil­der ana­ly­sie­ren und stellt die Kame­ra-Ein­stel­lun­gen (ISO/Belichtungszeit) auto­ma­tisch nach­stel­len, falls erfor­der­lich. Mit der «Auto Direc­tion» Ein­stel­lun­gen gin­ge das auch in bei­de Rich­tun­gen, so dass nach dem Errei­chen der maxi­ma­len Dun­kel­heit die Belich­tungs­zei­ten wie­der kür­zer werden.

Da die Son­nen­fins­ter­nis rela­tiv schnell wie­der vor­bei ist und der genaue Hel­lig­keits- und Dyna­mik­ver­lauf schwer zu pro­gnos­ti­zie­ren ist, ist hier ver­mut­lich der manu­el­le Ansatz der Bessere.

Das Glät­ten der Anpas­sun­gen – ob manu­ell oder auto­ma­tisch – über­nimmt dann in der Nach­be­ar­bei­tung LRTi­mel­ap­se.

Wei­ter­hin wer­de ich ver­su­chen, mit einer zwei­ten Kame­ra die Umge­bung auf­zu­neh­men. Sol­che Astro-Ereig­nis­se sind natür­lich für sich genom­men, als Tele-Auf­nah­me span­nend – aller­dings kann es fast noch reiz­vol­ler sein, auch das drum­her­um auf­zu­neh­men. Daher auch mein Tipp an euch: wenn ihr eine zwei­te Kame­ra habt, macht auf jeden Fall noch ein paar Bil­der der Tota­len mit einem Weit­win­kel oder einer Nor­mal­brenn­wei­te wäh­rend des Events – es könn­te sich lohnen!

Los geht’s!

Besorgt Euch am bes­ten noch heu­te die Folie, damit sie noch recht­zei­tig gelie­fert wird.

Und nun wün­sche ich euch viel Spaß beim Expe­ri­men­tie­ren! Berei­tet euch gut vor, checkt das Equip­ment 2x bevor ihr los­fahrt – die nächs­te (und dann für die meis­ten von uns wohl letz­te) Gele­gen­heit ist erst wie­der in 11 Jahren! :-)

Eure Ergeb­nis­se wür­de ich übri­gens ger­ne sehen! Pos­tet sie doch ger­ne hier in die Kom­men­ta­re, ich wür­de mich sehr dar­über freuen!

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Alle Inhalte © Gunther Wegner

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