Verwirrung um die Frameraten: 24 fps, 25 fps, 30 fps, PAL, NTSC – welche Bildwiederholrate ist die richtige?

15032019

Spä­tes­tens wenn ihr euer ers­tes Video mit der DSLR auf­nehmt und spä­ter schnei­den wollt, oder wenn ihr einen Zeit­raf­fer bear­bei­tet, wer­det ihr zwangs­läu­fig über die Fra­ge stol­pern, mit wel­cher Bild­wie­der­hol­fre­quenz ihr euer Video auf­neh­men oder erstel­len solltet.

Der eine oder ande­re mag den­ken: «Egal, dar­um habe ich mich noch nie geküm­mert, das passt schon» – ich kann euch aber ver­si­chern, spä­tes­tens, wenn ihr ein Video schnei­den und mit Auf­nah­men ande­rer Kame­ras kom­bi­nie­ren wollt, wer­det könnt ihr Pro­ble­me in Form von unschö­nen Ruck­lern bekom­men. Nur wenn ihr die rich­ti­ge Bild­wie­der­hol­ra­te wählt, bekommt ihr am Ende ein homo­ge­nes und ästhe­ti­sches Video.

Kurzer Historischer Abriss

Seit das ana­lo­ge Farb­fern­se­hen 1967 in Deutsch­land ein­ge­führt wur­de, wird im soge­nann­ten PAL-For­mat gesen­det, die­ses hat eine Bild­wie­der­hol­fre­quenz von 25 Voll­bil­dern pro Sekun­de (fps) oder 50 Halb­bil­dern pro Sekun­de (fps = Frames per Second also Bil­der pro Sekunde).
In den USA und vie­len ande­ren Län­dern kam und kommt hin­ge­gen das soge­nann­te NTSC-For­mat mit 30 fps zum Ein­satz (genau­er 29,97) bzw. 60 Halb­bil­dern (genau­er 59,94).

Die­se unter­schied­li­chen Fre­quen­zen begrün­de­ten sich unter ande­rem mit den unter­schied­li­chen Wech­sel­span­nungs­fre­quen­zen in den Län­dern (Euro­pa: 50 Hz, USA: 60 Hz). Frü­her wur­den die Netz­pha­sen als Trig­ger für den Zei­len­sprung genutzt. Wenn euch das The­ma im Detail inter­es­siert, fin­dest ihr hier wei­te­re Infor­ma­tio­nen zu den Videostandards.

Um die Ver­wir­rung nun kom­plett zu machen, wer­den die meis­ten Kino­fil­me (bis heu­te) mit 24 fps gedreht. Dies führt bei der Kon­ver­tie­rung nach PAL bzw. NTSC zu eini­gen Sei­ten­ef­fek­ten wie dupli­zier­ten oder weg­ge­las­se­nen Frames, schnel­le­ren Abspiel­ge­schwin­dig­kei­ten und/oder ande­ren Effek­ten. Das soll hier aber nicht wei­ter ver­tieft werden.

An die ver­hält­nis­mä­ßig lang­sa­men 24 fps bei Kino­fil­men haben sich die meis­ten Zuschau­er schon lan­ge gewöhnt – das geht so weit, dass sie mitt­ler­wei­le von Vie­len als soge­nann­ter Kino-Look wahr­ge­nom­men wer­den und die durch die lang­sa­me Fre­quenz ver­ur­sach­ten ruckeln­den Schwenks und Bewe­gun­gen mit Kino­fil­men asso­zi­iert wer­den. Eini­ge Fil­me­ma­cher schwö­ren daher auch in der digi­ta­len Zeit noch auf 24 fps und hal­ten dar­an fest, ande­re gehen neue Wege. Peter Jack­son hat z. B. den Hob­bit in 48 fps pro­du­ziert. Das Feed­back war gemischt – für vie­le Zuschau­er ist es ein­fach unge­wohnt und daher hat es sich auch bis heu­te nicht in der Brei­te durchgesetzt.

Was bedeutet das für unsere Videos?

Zunächst wisst ihr nun, wie die Zah­len 24, 25, 29.97, 30, 50, 60 zustan­de kom­men. Jetzt stellt sich natür­lich nach wie vor die Fra­ge, wel­che Wie­der­hol­fre­quenz für euer eige­nes Film­pro­jekt und eure Zeit­raf­fer die rich­ti­ge ist.

Grund­sätz­lich gilt: Alle Bestand­tei­le eines Pro­jek­tes soll­ten die glei­che Wie­der­hol­fre­quenz haben, nur so kön­nen Ruck­ler durch aus­ge­las­se­ne oder ver­dop­pel­te Bil­der ver­hin­dert werden.

Wenn ihr für einen Kun­den arbei­tet, fragt ihn, in wel­cher Wie­der­hol­ra­te er das Mate­ri­al haben möch­te. Beim Auf­neh­men von Vide­os müsst ihr schon beim Fil­men die end­gül­ti­ge Wie­der­hol­ra­te ein­stel­len. Bei Zeit­raf­fern hin­ge­gen könnt ihr die­se noch im Nach­hin­ein fest­le­gen. Dazu geht ihr in LRTi­mel­ap­se ein­fach über Datei | Video Ren­dern und ren­dert die ent­spre­chen­den Clips mit der gewünsch­ten Wiederholrate.

Wenn ihr für ein eige­nes Pro­jekt bei allen Clips die Wie­der­hol­ra­te selbst bestim­men könnt, dann legt euch zu Beginn auf eine fest und bleibt dabei. Zur Wahl der Wie­der­hol­ra­te könnt ihr euch an den Faust­re­geln, die ich euch wei­ter hin­ten in die­sem Arti­kels gebe, orientieren.

Stellt dann alle eure Kame­ras ent­spre­chend ein und ren­dert auch eure Zeit­raf­fer in die­ser Wie­der­hol­ra­te. Moder­ne Kame­ras bie­ten heu­te im Video-Modus die gän­gi­gen Wie­der­hol­ra­ten von 24, 25 oder 30 (29.97) fps an, man­che auch 50 oder 60 (59.94) fps. Kom­ma­be­haf­te­te Frame­ra­ten (29.97, 59,94) wer­den in den Kame­ras oft gerun­det als 30 und 60 dar­ge­stellt. Kor­rekt ist aber in der Regel die kom­ma­be­haf­te­te Zahl. Immer wenn ich hier von 30 bzw. 60 fps spre­che, mei­ne ich die kom­ma­be­haf­te­te Zahl.

Die schnel­le­ren Wie­der­hol­ra­ten von 50 oder 60 fps sind Mul­ti­pli­ka­to­ren der stan­dar­di­sier­ten 25 oder 30 fps. Sie sind vor allem dafür da, in der Nach­be­ar­bei­tung Spiel­raum für Zeit­lu­pen-Effek­te zu bie­ten, sie wer­den nor­ma­ler­wei­se nicht für den fer­ti­gen Film ver­wen­det. Beim Fil­men set­ze ich sie ger­ne ein, um Poten­zi­al für die eben erwähn­ten Zeit­lu­pen zu haben, bei der Aus­ga­be in das end­gül­ti­ge Video wer­den sie dann auf die Aus­ga­be-Fre­quenz des Vide­os halbiert.

Ich emp­feh­le die schnel­len Raten (50/60 fps) nicht für den end­gül­ti­gen Film und auch nicht für eure Zeit­raf­fer-Sequen­zen zu benut­zen. Der visu­el­le Vor­teil der hohen Abspiel­ra­ten ist bei Zeit­raf­fern ver­nach­läs­sig­bar. Nach­teil ist zudem, dass ihr dop­pelt so vie­le Bil­der pro Sekun­de Mate­ri­al benö­ti­gen wür­det und dem­entspre­chend auch die Inter­val­le bei der Auf­nah­me hal­bie­ren müss­tet, um die glei­che visu­el­le Geschwin­dig­keit beim Abspie­len zu erreichen.

Es bleibt also sowohl für den fer­ti­gen Film, als auch für eure Zeit­raf­fer die Fra­ge, ob ihr sie mit 24, 25 oder 30 fps aus­ge­ben möchtet.

Da ihr nor­ma­ler­wei­se ver­mut­lich kei­ne Kino­fil­me pro­du­zie­ren wer­det, emp­feh­le ich euch, euch zwi­schen 25 und 30 fps zu ent­schei­den. 25 fps ist das klas­sisch euro­päi­sche PAL-For­mat, 30 fps das ame­ri­ka­ni­sche NTSC-For­mat. Bei Online-Vide­os und auf moder­nen Fern­se­hern spielt das aber kei­ne Rol­le mehr, im Gegen­teil, die meis­ten Fern­se­her und Moni­to­re arbei­ten heu­te mit 60 oder gar 120 fps, so dass eine Pro­duk­ti­on in 30 fps geeig­ne­ter ist. Auch  für die You­tube Pro­duk­tio­nen sind 30 fps die bes­se­re Wahl.

Achtung: Videoaufnahmen bei Kunstlicht

Wenn ihr schon vor­her wisst, dass ihr in einem Pro­jekt vie­le Video­auf­nah­men bei Kunst­licht machen wer­det, soll­tet ihr die Netz­fre­quenz des Lan­des, in dem ihr filmt, beach­ten. In Euro­pa beträgt die­se 50 Hz.

Das betrifft aber eher die Belich­tungs­zeit, als unbe­dingt die Auf­nah­me­fre­quenz. Bei 50 Hz «fla­ckern» Lam­pen meist 100x pro Sekun­de. Das bedeu­tet, wenn ihr mit einer Auf­nah­me­fre­quenz von 25 fps arbei­tet, soll­tet ihr mit 1/25 oder 1/50 belich­ten, um Fla­ckern zu ver­mei­den. Bei 30 fps soll­tet ihr mit 1/50 belich­ten, um Fla­ckern zu vermeiden.

Wenn ihr in einem Land mit 60 Hz Netz­fre­quenz bei Kunst­licht filmt, «fla­ckern» die Lam­pen i.d.R. 120x pro Sekun­de. Wenn ihr nun mit 25 fps filmt, soll­tet ihr mit 1/30 Sek oder 1/60 Sekun­de belichten.Wenn ihr mit 30 fps filmt, ebenfalls.

Ach­tung: Eini­ge LED- und Neon-Lam­pen ver­hal­ten sich bezüg­lich des Fla­ckerns anders und auch unab­hän­gig von der Netz­fre­quenz – ins­be­son­de­re, wenn sie gedimmt wer­den kön­nen. Ihr soll­tet also bei Kunst­licht­auf­nah­men grund­sätz­lich Pro­be­auf­nah­men machen und als Faust­re­gel gilt:

Je län­ger die Belich­tungs­zei­ten des­to eher ver­mei­det ihr Flickern.

Ihr seht, es gibt eini­ges zu beach­ten. Aus mei­ner Sicht spricht heu­te kaum noch etwas gegen den Ein­satz der schnel­le­ren 30fps (also 29.97) bei der Pro­duk­ti­on von Vide­os. Ich pro­du­zie­re all mei­ne eige­nen Fil­me und Vide­os in die­ser Wiederholfrequenz.

Aber wie gesagt, die Ent­schei­dung liegt kom­plett bei euch, solan­ge ihr beach­tet, dass alles Mate­ri­al die glei­che Wie­der­hol­fre­quenz (oder ein Viel­fa­ches davon) aufweist.

Faustregeln für die Wahl der Bildwiederholrate

  • Rich­tet euch bei der Pro­duk­ti­on von ein­zel­nen Video oder Zeit­raf­fer-Sequen­zen bei der Bild­wie­der­hol­ra­te nach den Anfor­de­run­gen eures Kun­den. Er wird euch in der Regel mit­tei­len, in wel­cher Bild­wie­der­hol­ra­te er eure Clips benötigt.
  • Wählt nur dann 24 fps, wenn euer Kun­de es ver­langt oder wenn ihr euren Zeit­raf­fer in einem Video­pro­jekt wei­ter­ver­ar­bei­ten möch­tet, das mit 24 fps läuft.
  • Wählt 25 fps, wenn ihr das Video auf eine PAL-DVD brin­gen oder Euer Kun­de das ver­langt. Zu die­sen Auf­nah­men könnt ihr auch High-Speed-Mate­ri­al mit 50 fps, z. B. aus Action-Cams, Droh­nen oder ande­ren Video­ka­me­ras, die die­se Frame-Rate beherr­schen, dazu­schnei­den und dar­aus z. B. schö­ne Zeit­lu­pen realisieren.
  • Wählt 29.97 fps, wenn ihr Wert auf schnel­le, weich ablau­fen­de Fil­me legt und alle eure Kame­ras, deren Vide­os ihr ver­wen­den möch­tet, das unter­stüt­zen. Zu die­sen Auf­nah­men könnt ihr auch High-Speed-Mate­ri­al mit 59.94 fps dazu­schnei­den und dar­aus Zeit­lu­pen realisieren.

Ich hof­fe, ich konn­te etwas Licht ins Dun­kel der Frame­ra­ten brin­gen und wün­sche Euch viel Spaß bei euern nächs­ten Pro­jek­ten! Wenn ihr noch Fra­gen habt, lasst es mich in den Kom­men­ta­ren wissen!

Euer Gun­ther

Die­ser Arti­kel ist ein Aus­zug aus mei­nem neu­en Zeit­raf­fer-Buch. Mehr dazu fin­det ihr hier:

Hat Dir der Artikel gefallen?

Dann melde Dich doch bitte zu meinem kostenlosen Newsletter an. Dann bekommst Du eine Nachricht bei neuen Artikeln und Du wirst auch exklusiv als erstes über neue Workshops und Reisen informiert! Außerdem gibt es dort auch immer wieder Hintergrund-Infos, die so nicht im Blog stehen.

Natürlich freue ich mich auch sehr, wenn Du mir bei YouTube, Instagram und Facebook folgst.

Alle Inhalte © Gunther Wegner

*) Mit einem Stern gekennzeichnete Links sind externe Partner-Links. Ihr unterstützt mich, wenn ihr darüber bestellt. Alternativ könnt ihr auch über folgende Direktlinks in die Shops wechseln:
Amazon.de, Amazon.at, Amazon.com, Foto Koch, Augenblicke-Eingefangen, camforpro.com.
Über meine Zusammenarbeit mit externen Partnern habe ich hier ausführlich geschrieben. Danke!

Werbung

Unsere Empfehlungen*

  • Astrofotografie: Spektakuläre Bilder ohne Spezialausrüstung!
  • Excire Search für Lightroom: Bilder finden statt Suchen!
  • Foto Koch
  • Lutufy.Me LUTs für Lightroom, Premiere, Davinci etc.
  • Artlist - freie Musik für eure Videos!
  • Motion Array - Vorlagen, Plugins etc. für euren Videoschnitt!
Wir nutzen diese Produkte selber, bekommen aber eine kleine Provision, wenn ihr über diese Links kauft.

Letzte Kommentare

  • Gunther: Das ist Absicht, damit die Aufnahmen auf jeden Fall auf der sicheren Seite sind. Schau mal ob Du ggf. noch zustätzlich den Safety Track eingeschaltet hast, das zieht nochmal 6dB ab. Die Interne Aufze... (→ weiterlesen)

  • Michael: Ich habe mir ein Lark Max Set zum Testen besorgt, allerdings habe ich bei beiden Sendern das Problem, dass die interne Aufzeichnung eine sehr geringe Aussteuerung hat. Einfach so anhören ist nicht. N... (→ weiterlesen)

  • Dr. Andreas Sander: Danke! :-)... (→ weiterlesen)

  • Gunther: Hallo Andreas, es geht leider nicht. Die Usability dieser Bänke ist eine Katastrophe und das zieht sich durch die Kamera-Generationen. Historisch gewachsen... Ich habe dazu ... (→ weiterlesen)

  • Gunther: Hallo Stefan, ich habe den Link aktualisiert!... (→ weiterlesen)