Nachdem wir unseren Kurztrip in den Krüger-Nationalpark ja leider abbrechen mussten, waren wir früher als geplant zurück in Pretoria. Zum Glück erledigten sich die Probleme, sie uns zur Rückkehr zwangen und so hatten wir nun etwas Zeit «gewonnen». So beschlossen wir also, diese zu nutzen, und zu versuchen, schon früher in Richtung Namibia aufzubrechen. Dazu mussten wir allerdings unseren Autovermieter dazu bewegen, uns den Wagen einige Tage früher zur Verfügung zu stellen.
Einige Telefonate später hatten wir die Zusage, dass wir am nächsten Tag schon unseren Toyota 4x4 abholen könnten. Unserer Wahl war auch in diesem Jahr wieder auf Bushlore gefallen, waren wir doch letztes Jahr sehr zufrieden gewesen. Dass diesmal nicht alles so glatt laufen würde, konnten wir zu diesem Zeitpunkt ja noch nicht wissen…
Am nächsten Tag fuhren wir also mit der Bahn von Pretoria nach Johannesburg, wo uns an der Sandton-Station ein Mitarbeiter von Bushlore abholen sollte. Die Bahn und der Bahnhof waren übrigens hochmodern und super sauber, vermutlich alles für die WM gebaut/renoviert. Interessant sind die Schilder, die nicht nur Essen, Trinken und Kaugummikauen verbieten, sondern auch das Tragen von Hüten, Mützen und anderen Kopfbedeckungen.
Und so standen wir nun am Bahnhof und warteten auf den Fahrer, der uns abholen sollte. Leider vergeblich. Johannesburg ist nicht die Stadt, in der man als Ortsunkundiger lange «abhängen» möchte, so waren wir froh, dass wir hier offenbar in einem Business-Viertel gelandet waren. Trotzdem war uns nicht ganz wohl zumute und wir wünschten uns den Kollegen schnellstmöglich herbei. Aber wie man so schön sagt: wir waren nicht bei «wünsch dir was». Aber wir hatten ein Handy, und so rief ich bei Bushlore an. Nun, die hatten die Ruhe weg und meinten, der werde gleich kommen. Tat er aber nicht. Wie wir später erfahren sollten, stand er nämlich in einem ziemlichen Stau. Hatte ich schon etwas über die Verkehrssituation in dieser Stadt gesagt? Hmm – nun ja, chaotisch wäre wohl noch untertrieben.
1 1/2 Stunden nach der verabredeten Zeit kam dann endlich ein Bushlore Fahrzeug und der – sehr nette – Fahrer entschuldigte sich bei uns und erklärte den Grund. Nach 20 Minuten Fahrt erreichten wir dann endlich das Büro, das uns ja noch vom letzten Jahr in Erinnerung war. Stand damals unser Auto schon fix und fertig da, war davon gerade noch nichts zu sehen. Nach kurzer Begrüßung wurde uns erklärt, dass die Mitarbeiter gerade noch «dran seien». In der Tat waren 5 oder 6 Angestelte dabei, ein offenbar gerade abgegebenes Auto auf Vordermann zu bringen. Das bedeutet nicht nur Saubermachen, sondern auch die ganze Camping-Ausstattung wird gecheckt, ggf. ersetzt und alles wieder in den Ausgangszustand gebracht.
Die positive Nachricht war: das Auto war ganz neu, Baujahr 2013. Die Negative: wir mussten fast 2 Stunden warten, bis alles fertig war.
Wir hatten dieses Mal darauf bestanden, zwei Ersatzreifen mitzunehmen. Einen unter dem Auto und einen oben auf dem Dachgepäckträger. Eine sehr gute Entscheidung, wie sich noch herausstellen sollte. Zum Thema Reservekanister gab es wieder mal eine kleine Diskussion zwischen meiner lieben, immer auf maximale Sicherheit bedachten Diana und mir. Ich war ja der Meinung, dass die 2 Tanks, die der Hilux hat, mit 160 Litern gesamtem Fassungsvermögen ausreichend dimensioniert seien. Dazu kam, dass wir wir auf der letzten Reise doch so unsere Erfahrungen mit undichten Dichtungen und daher leckenden Kanistern auf dem Dach gemacht hatten. Aber wie das so ist, irgendwie setzt sich die Frau dann ja doch durch, und so verließen wir Bushlore nicht nur mit dem Reifen auf dem Dach, sondern auch mit einem Reservekanister. Diesmal mit neuer Dichtung, darauf hatte ich dann doch bestanden obwohl mein Plan eigentlich war, ihn gar nicht erst aufzufüllen und einfach nur «zur Sicherheit» mitzunehmen. Aber auch da habe ich natürlich die weibliche Hartnäckigkeit deutlich unterschätzt… ;-)
Nachdem wir nun also endlich im Auto saßen und uns aufgrund der fortgeschrittenen Zeit durch den schönsten Feierabendverkehr quälen durften, waren wir dann aber schon erleichtert, dass wir nun endlich selbst mobil waren und es nun richtig los gehen konnte.
Der Linksverkehr war diesmal für mich schon fast Gewohnheit, und die Male, an denen ich den Scheibenwischer anstatt des Blinkers betätigt habe, doch gefühlt seltener, als noch letztes Jahr.
Da wir Pretoria nun deutlich später als geplant erreichten, mussten wir uns beeilen, die nötigen Lebensmittel für die Reise einzukaufen. Solche Einkäufe mache ich ungern unter Zeitdruck, gilt es doch, sich für eine lange Zeit zu bevorraten. Aber was sollten wir machen. Am nächsten morgen wollten wir ja schon los, und so blieb uns nichts anderes übrig, als durch den riesigen und unübersichtlichen Laden zu hetzen und versuchen, nichts zu vergessen.
Nachdem wir dann Abends noch die Einkäufe, unsere Klamotten und vor allem das Foto- und Zeitraffer-Equipment verstaut hatten, war das Auto proppenvoll und wir bereit zu starten.
Am nächsten morgen fuhren wir also früh los. Joe und Jonelle in ihrem Landrover, der leider ein Zweisitzer ist, und wir sowie ihr Bekannter in unserem Auto.
Joe und Jonelle fuhren voran, da sie als Ortskundige schon einen Plan für eine Route hatten, an der wir gute Fotos und Zeitraffer aufnehmen können würden. Die erste Nacht verbrachten wir nach knapp 400 km auf der Farm von Jonelles Mutter und am nächsten Tag hatten wir dann eine richtige Hammertour vor uns. Wir selbst hätten wahrscheinlich anders geplant, aber Joe wollte unbedingt schnell «ankommen». Und so ergab es sich, dass wir über 1000 Kilometer an einem Tag abreißen mussten, um unserer Ziel in der Nähe von Aus, kurz vor Lüderitz zu erreichen, über 1.400 km von Pretoria entfernt – und inklusive Grenzübergang nach Namibia sowie einigen Schotterpisten.
Nach ca. 15 Stunden und nur mit kleineren Pausen erreichten wir dann das Camp. Ich war fix und fertig von der Fahrerei und genervt, weil wir es trotz allem nicht rechtzeitig zum Sonnenuntergang geschafft haben. Hätte ich doch trotz aller Müdigkeit gerne noch ein paar Aufnahmen gemacht. Ich nahm mir vor, mich ab jetzt dafür einzusetzen, dass wir es etwas gemächlicher angehen lassen würden. Wir waren ja schließlich zum Fotografieren hier!
Aber hey – immerhin – wir waren in Namibia! Und das man geschafft ist, heißt ja nicht, dass man nicht noch Fotografieren oder eine Zeitrafferaufnahme anstellen kann – oder? ;-)
Am nächsten Morgen waren die Strapazen der Reise auch schon wieder vergessen und wir machten uns auf, Lüderitz und vor allem die berühmte Geisterstadt Kolmanskop zu besuchen. Zu gerne hätten wir ein Film-Permit für nächtliche Aufnahmen in Kolmanskop bekommen, dies war uns jedoch leider, trotz vorheriger Bemühungen nicht möglich.
Auf dem Weg an die Küste, gibt es einen Abschnitt, an dem Wildpferde leben. Dort machten wir Pause und in der Tat hatten wir Glück, einige dieser hübschen Pferde sehen und fotografieren zu können. Sie teilen sich das Revier mit Oryx-Antilopen und kommen gerne zu einer künstlichen Wasserstelle, nicht weit von der Straße.
Je näher wir der Küste kamen, um so stärker wurde der Wind, der hier vom Atlantik häufig erbarmungslos weht. Offenbar wollte der Wind mir etwas gutes tun, habe ich doch sonst meist mein Kitesurf Equipment dabei, wenn ich ans Meer fahre. Hier aber, mit rein fotografischen Intentionen, war es einfach zu viel des guten. Schon die Straße zur Küste war an vielen Orten mit Sand überweht. In Lüderitz war es dann richtig unangenehm. Ein Sandstrahlgebläse ist nichts dagegen… ;-)
Wir fragten die Einheimischen wie das Wetter sich entwickeln sollte – leider machten sie uns keine große Hoffnung. Auch die nächsten Tage sollten nicht besser werden. Zusätzlich zum Wind, war die Luft nämlich auch trübe von kleinen Sand- und Staubpartikeln und das Licht daher nicht gerade das ganz große Kino.
Nun waren wir aber hier, und die Geisterstadt Kolmanskop, eigentlich ein Traum für jeden Fotografen, zum Greifen nah. Also fuhren wir hin. Schon beim Öffnen der Autotüren blies der Wind den Sand in alle Ritzen. Draußen mussten wir uns gegen den Wind stemmen und die Augen zusammenkneifen, so stark war der Sandstrahl. Nicht gerade die Bedingungen, bei denen man seine Kameras gerne herausholt!
Da es Nachmittag war, war die reguläre Besuchszeit schon vorbei, das einzige was jetzt noch ginge, wäre ein Ganztages-Foto-Permit. Mit «Ganztages» ist allerdings leider auch nur der Tag gemeint, und wir müssten vor Sonnenuntergang wieder raus. Dieses Permit ist dann schon richtig teuer. Und für uns erst recht, da wir ja nur noch 2 oder 3 Stunden haben würden. Trotzdem, ein erster Blick in eines der Häuser ließ mich alle Bedenken über Bord werfen. Ich musste da rein, koste es was es wolle.
Weiter geht’s in der nächsten Folge mit unseren Impressionen aus Kolmanskop!
Weiterlesen:
Die «Geisterstadt» Kolmanskop – und meine Art mit HDR umzugehen – Afrika Hautnah 2, Folge 3
Kolmanskop, auch bekannt als Kolmannskuppe, ist die wohl bekannteste «Geisterstadt» in Namibia und liegt mitten in der Namib-Wüste. Diese Wüste ist es auch, die die Stadt für uns Fotografen so interessant macht: erobert sie doch mit Ihren Dünen das Land auf das die Stadt einst gebaut wurde Schritt-für-Schritt zurück. Übrig bleiben pittoreske Räume, an denen […]
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