Am heutigen Nachmittag erleben wir einen beeindruckenden Rundflug über das gewaltige und atemberaubende Okavango-Delta.
Endlich geht es los und wir können das einmalige Okavango-Delta, welches wir schon so oft in Naturdokumentationen bestaunen konnten, mit eigenen Augen und Sinnen erleben.
Am Flughafen in Maún werden wir von einem Angestellten in Empfang genommen, er fragt uns, ob wir Waffen, Messer, oder andere Gegenstände bei uns hätten. Ich habe mein immerscharfes Buck-Messer natürlich dabei und ein Feuerzeug, beides soll ich ihm übergeben.
«Das Messer brauche ich aber nachher wieder», sage ich zu ihm. Er erwidert, klar, das sei nur für die Kontrolle und zwinkert mir zu.
«Wenn ihr durch seid, gebe ich es Euch wieder.»
Ich schaue wohl etwas verdutzt aber gebe ihm die Gegenstände, ohne recht zu wissen, ob er das wirklich ernst gemeint hat.
Nun gehen wir durch eine normale Kontrolle, wo auch mein Rucksack durch muss, Notebook einzeln, ganz normal (das Notebook wollte ich sicherheitshalber nicht im Auto lassen, da sind die ganzen bisherigen Bilder drauf) und dann sind wir durch. Auf der anderen Seite, hinter einer Ecke, steht der Kollege, gibt uns Messer, Feuerzeug und Wasserflasche wieder und grinst dabei ;-) Soviel zum Thema Sicherheitskontrolle.…
Dann sind wir auf der Rollbahn und werden zu einer kleinen 4‑sitzgen Maschine begleitet. Der Pilot stellt sich vor und dann steigen wir ein. Diana sitzt vorne rechts, der Pilot vorne links. Beide haben einen Lenker vor sich und der Pilot scherzt, dass Diana ja fliegen könne. Die ist aber gerade froh, dass sie ihr Leben hat und würde glaube ich am liebsten wieder aussteigen und wirft sich lieber zusätzlich noch ein Reisekaugummi ein. Ich habe die Rückbank für mich alleine. Bestens, beide Fenster zum raus fotografieren. Das 300mm habe ich im Auto gelassen (keine Sorge, der Hilux hat hinten einen Aufbau, der mit einem bombensicheren Schloss und dickstem Riegel versehen ist, da haben wir das restliche Equipment eingeschlossen – sollte da etwas passieren, nun, dann muss halt die Versicherung einstehen). Dabei habe ich eine D5100 mit dem 10–24 und die D7000 mit dem 70–200 VR. Die Kombinationen sollten für unsere Zwecke ideal sein.
Nach kurzer Einweisung geht es dann los. Die Maschine rollt auf die Landebahn zu, ein bisschen Gas und dann hebt sie auch schon ab – Dianas Blick entspannt sich, es scheint stressfreier zu sein, als sie gedacht hatte. Und dann sind wir in der Luft, passieren die Randgebiete von Maun, dann hören die Straßen auf und wir fliegen über das sagenhafte Okavango-Delta.
Kleine Kanäle schlängeln sich durch die sattgrünen Feuchtgebiete und die einzigen «Straßen», die wir sehen sind die Trampelpfade, die vor allem Flusspferden und Elefanten angelegt haben. Und das sind viele. Ein unüberschaubares Netz an Pfaden, die für sich wieder Wasser führen durchzieht das Gebiet. In den Kanälen sehen wir zum Teil Mokoros, die berühmten Einbäume, mit denen sich Einheimische hier auf den Kanälen fortbewegen.
Dazwischen sehen wir immer wieder versalzte Inseln, auf denen die Vegetation komplett abgestorben zu sein scheint. In einem Zyklus von 150 Jahren bilden sich solche Versalzungen und verschwinden dann auch wieder.
Und dann sehen wir den ersten Elefanten: einen riesigen Bullen, der einsam durch den Sumpf stolziert. Aus der Luft sieht er im ersten Moment zwar relativ klein aus, aber seine großen Stoßzähne und seine Größe im Verhältnis zu den anderen Tieren, die wir noch sehen, machen deutlich, welch ein Koloss hier unter uns steht. Wir sind wirklich beeindruckt.
In einem ‘Pool´ unweit dieser Stelle sehen wir 6–8 Flusspferde liegen, die sich im Wasser abkühlen. Die Flusspferde gehen vorwiegend Nachts zum grasen an Land. Aber wir hatten das Glück, auch am Tage zwei an Land sehen zu können.
Wir fliegen weiter Richtung Westen und immer wieder sehen wir auch Elefanten-Kühe mit ihren Jungen, weitere Flusspferde, Antilopen, Zebras und Flamingos. Die Sonne steht schon recht tief und taucht die Landschaft unter uns in ein magisches Licht.
Das Okavango-Delta ist – ähnlich dem Amazonas – ein unglaubliches Ökosystem, dass aus unserer Sicht unbedingt in seiner jetzigen Form erhalten bleiben muss. Jegliche Pläne an dem Oberlauf des Okavangos einen oder mehrere Staudämme zu erreichten oder das Abführen von weiterem Wasser für Bewässerungszwecke würde dieses weltweit einmalige und so artenreiche Gebiet für immer zerstören und einen ganz herben Verlust für die Natur und auch die Menschheit bedeuten.
Damit wir die Tiere, die wir rechts oder links von uns in der Ferne entdecken, aus etwas geringerer Entfernung anschauen können, fliegt der Pilot teils recht sportliche Kurven.
Mir macht das recht wenig aus, aber ich merke, dass sich Diana´s Gesichtsfarbe doch etwas mehr ins Weiße verändert. Scheinbar lässt die Wirkung der Reisetablette – und des Kaugummis – nach. Der Pilot scheint dies auch zu bemerken und versucht Diana auf andere Gedanken zu bringen.
«Komm, flieg Du mal das Flugzeug», sagt er zu ihr.
Kurzerhand, nimmt sie das Steuer vor sich und es scheint im ersten Moment gut zu klappen. Dann möchte der Pilot das sie die Maschine nach oben und unten lenkt. Gesagt, getan. Diana probiert sich aus, und wir machen einen steilen Kurs nach oben und dann genauso steil nach unten. Uhh.… ok – jetzt geht es mir auch nicht mehr ganz so gut.…. ;-)
Sehr beeindruckt landen wir nach etwas mehr, als einer Stunde wieder in Maun und fahren glücklich im Sonnenuntergang zurück zum Camp.
Zum zweiten Mal probieren wir heute Abend unseren Camping Backofen aus – das Teil hat uns schwer beeindruckt. Auf Empfehlung eines Freundes gekauft, hatten wir es noch nie eingesetzt und ich habe es eigentlich auch nur aus einer spontanen Laune heraus eingepackt. Sieht aus, wie eine Art Gugelhupfform mit Deckel und man kann darin wirklich richtig leckere Aufläufe machen. Gerade auch, wenn man fleischlos kocht. Dieser tolle Backofen, sollte auf der Reise (und weiteren) noch sehr, sehr oft zum Einsatz kommen.
Weiter geht’s:
Afrika Hautnah – Folge 12 – Xakanaxa im Moremi National Park und Bootsfahrt im Okavango Delta
Heute geht unsere Fahrt von Maún direkt weiter Richtung Norden, wo die asphaltierte Piste sehr bald wieder einer Schotterstraße weicht. Nun verlassen wir endgültig für fast eine Woche die Zivilisation. Auf dem Weg müssen wir immer wieder «Hindernissen» ausweichen, was uns aber hier überhaupt nicht stört, sondern eher ein Lächeln auf die Lippen zaubert. Die […]
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Hallo Gunter,
Tolle Bilder!! Wir sind gerade in Maun und möchten auch einen Rundflug und Fotos dabei machen. Uns wurde gesagt, dass alle Flugzeuge die Fenster geschlossen lassen. Wie konntet ihr so tolle Fotos machen? War das bei euch anders? Mit wem seid ihr geflogen?
Viele Grüße aus Botswana, Meike
Hallo Gunther,
wirklich brilliante Fotos und ein sehr kurzweilig geschriebener Reisebericht.
Was mich auch sehr überrascht und gefreut hat, ist der Verweis aufs fleischlose Kochen, das auch im südlichen Afrika auf einem Campingtrip möglich ist. Häufig strotzen Reiseberichte in diese Region vor Beschreibungen, wieviel kg saftige Kudusteaks pro abend am Lagerfeuer verspeist wurden. Finde ich auch eher befremdlich„ zumal die gleiche Klientel beim Anblick eines Elefanten am Wasserloch dann gleichzeitig wieder in höchste Verzückung gerät.
Saludos,
Anne
Hallo zusammen und lieben Dank für Eure Kommentare. Der Okavango versickert in der Tat in der Wüste, schön zu erkennen z.B. auf diesem Satellitenbild:
Großartig die Bilder und der Bericht. Alle Achtung,
daß Diana so mutig und tapfer ist. Die Fragen von Mu
interessieren mich auch. Gruß E.
Hallo Gunther,
fantastisch die Fotos und der Bericht! Aber wo bleibt das Wasser des Deltas? Versickert es im Zentrum der Zuläufe, und gibt es da einen Sog … oder sowas wie Loch Ness? (hi!) Ich stelle mir gerade vor, was passiert wäre, wenn Diana darauf zugesteuert wäre!
Nichts für ungut!
IHW
Hallo Gunther,
da ist es wieder, die Lust auf eine Reise zu gehen.
Tolle Bilder und gut geschrieben.
Man möchte sich gar keine Vorstellung davon machen, dass solch ein Paradies zerstört werden soll!
Hoffentlich kommt es nicht so weit, nicht das nachfolgende Genrationen solch Natur nur noch von solchen Berichten erleben kann, wenn man das erleben nennen kann!
Im Zusammenhang möchte ich noch einen Tipp geben mal eine alternative Suchmaschine zu benutzen http://ecosia.org/
LG
Günter
Nachtrag:
Wer lesen kann (Kommentar zur Folge 10), ist klar im Vorteil. Habe nun die Infos.
Ich bin auch wieder begeistert.
Freue mich auf die Fortsetzungen.
Gruß
Magnus
PS: Könntest Du bei den nächsten Bildern Kamera und Objektiv ergänzen?
Hallo Gunther,
eine tolle Fortsetzung der bisherigen Berichte. Bin jedes mal aufs neue von den atemberaubenden Motiven und den satten Farben beeindruckt.
Auch im Bezug darauf, dass ich im Mai selbst Afrika mit dem Auto bereisen werde.
Freue schon auf den nächsten Bericht!
Gruß Tobias
Hi Gunther,
Klasse Bericht. Das macht doch wahnsinnig Lust sowas selbst hautnah zu erleben! Etwas mehr Bildmaterial wäre wunschenswert :-D
Liebe Grüße,
Simon