Ausklang und Ausblick

10122008

Mit ihren selbst­ge­bau­ten Boo­ten, den Jan­ga­das, die gera­de so groß sind, dass sie eine Per­son auf­neh­men kön­nen, fah­ren die Fischer im Nord­os­ten Bra­si­li­ens bei Wind und Wet­ter meh­re­re Tage am Stück auf den rau­hen Atlan­tik hinaus.

Das hat uns nach­hal­tig beein­druckt, genau so, wie vie­le ande­re Erleb­nis­se auf die­ser Reise.

Jan­ga­da

Zum Bei­spiel Car­los, der am Ufer des Ama­zo­nas, so gut es noch irgend­wie geht, aut­ark mit sei­nem india­ni­schen Stamm lebt und ver­sucht, ein mög­lichst selbst­be­stimm­tes Leben im Ein­klang mit sei­ner Fami­lie und der Natur zu füh­ren. Die Groß­stadt Man­aus besucht er nur, wenn es sich gar nicht ver­mei­den lässt.

Oder Enri­co, der India­ner, der vor vie­len Jah­ren von sei­nem Stamm ver­trie­ben wur­de und heu­te als Regen­wald­füh­rer sei­nen Lebens­un­ter­halt zwar mit Tou­ris­ten ver­dient, aber sei­ne inne­re Über­zeu­gung der­ge­stalt in sei­ne Päd­ago­gik ein­flie­ßen lässt, dass er auch kleins­te von den Tou­ris­ten nie­der getre­te­ne Pflan­zen auf­hebt und wie­der ein­pflanzt inmit­ten die­ses Urwal­des, der auf den ers­ten Blick so unend­lich erscheint…

Dass die­ser Urwald als Natur in ihrer Reinst­form viel end­li­cher ist, als wir uns das alle vor­stel­len kön­nen, haben wir nur ansatz­wei­se begrei­fen kön­nen, als wir die Zer­stö­run­gen gese­hen haben, die hier Tag für Tag im Auf­trag des Wohl­stan­des pas­sie­ren – beim Über­flug über die unzäh­li­gen Rauch­säu­len, die aus dem Grün unter uns auf­stei­gen oder bei der Boots­fahrt vor­bei an Man­aus, ver­ros­te­ten Öltan­kern und Müllbergen.

Jan­ga­das in Taíba

Die Jan­ga­dei­ros, Car­los und Enri­co pas­sen des­halb so wenig in die heu­ti­ge Zeit, in der alles immer leich­ter und beque­mer wer­den muss, weil sie eben nicht den brei­ten, aus­ge­tre­te­nen Weg gehen auf dem wir Men­schen uns allen Hilfs­mit­teln bedie­nen kön­nen, die wir uns nur vor­stel­len können.

Bei all den Bequem­lich­kei­ten und Erleich­te­run­gen, die wir uns heu­te erkau­fen kön­nen, müs­sen wir Bewoh­ner der soge­nann­ten moder­nen Welt ziem­lich auf­pas­sen, dass unser Leben nicht irgend­wann so leicht (light) und ober­fläch­lich wird, dass wir es gar nicht mehr selbst (er)leben – son­dern nur noch das kon­su­mie­ren, was ande­re vor[g/l]eben.

In ihrer Kon­se­quenz gehen lei­der fast alle Ent­wick­lun­gen, die die­se Spi­ra­le unse­res Fort­schritts mit sich zieht, auf Kos­ten der Natur oder ande­rer Menschen.

  • Wer macht sich denn Gedan­ken dar­über, ob der Bio­sprit, den er etwas güns­ti­ger tan­ken kann, tau­sen­de Qua­drat­ki­lo­me­ter Urwald ver­nich­tet – wer weiß es denn über­haupt? Selbst Poli­ti­ker pro­pa­gie­ren ihn. Kann das falsch sein? Wer macht sich denn noch die Mühe, selbst zu den­ken, wo es doch so bequem ist, nach dem Hören des Stich­wor­tes Bio mit gutem Gewis­sen abzuschalten? 
  • Wer macht sich denn Gedan­ken dar­über, wo die Fut­ter­mit­tel ange­baut wer­den, die tag­täg­lich benö­tigt wer­den, um den immensen Fleisch­kon­sum der Indus­trie­na­tio­nen zu stil­len? Wer denkt dar­über nach, wenn er vor dem säu­ber­lich ein­ge­schweiß­ten Grill­fleisch in Aldi­ma­ri­na­de steht oder in den fer­ti­gen Ham­bur­ger beißt? 
  • Wer über­legt sich denn, wenn er Gold­schmuck oder Edel­stei­ne kauft, wo die­ses Gold her kommt? Wer es unter wel­chen Bedin­gun­gen es mit Queck­sil­ber und ande­ren Che­mi­ka­li­en aus dem Urwald­bo­den schlämmt und wel­che Todes­zo­nen für Mensch und Tier hier zurückbleiben? 
  • Wer denkt denn über die Kon­se­quen­zen tag­täg­li­cher tri­via­ler Ent­schei­dun­gen nach, z.B. ob man Äpfel, Bir­nen oder Zwie­beln aus Hei­mat­land oder aus Über­see kau­fen soll? Teil­wei­se sind die aus Über­see sogar bil­li­ger. War­um sol­len wir die dann nicht kaufen? 
  • War­um kau­fen Men­schen heu­te immer noch Möbel aus Tro­pen­holz oder Pel­ze trotz der mitt­ler­wei­le jahr­zehn­te­lan­gen Auf­kä­rung sei­tens Umwelt- und Natur­schutz­or­ga­ni­sa­tio­nen? Ein schein­hei­lig von der Indus­trie ein­ge­führ­tes Güte­sie­gel und schon sind 20 Jah­re Auf­klä­rungs­ar­beit umsonst gewe­sen. Der Mensch glaubt, was er glau­ben will. 

Die Lis­te lie­ße sich noch end­los fortsetzen. 

Viel­leicht kön­nen wir mit unse­ren Rei­se­er­zäh­lun­gen ein Stück­weit dazu bei­tra­gen, dass ihr als unse­re Leser kurz inne hal­tet, und dar­über nach­denkt, in wel­cher wahn­sin­ni­gen Spi­ra­le wir uns heu­te eigent­lich befin­den, in der wir uns über die Kon­se­quen­zen und Fol­gen unse­rer Hand­lun­gen immer weni­ger Gedan­ken machen, weil alles so Glo­bal ist und damit vor allem eins: schön weit weg.

Und nennt mich einen Opti­mis­ten, aber in die­ser Glo­ba­li­tät sehe ich auch eine Chan­ce: Wir müs­sen uns alle wie­der mehr Gedan­ken über die Nach­hal­tig­keit unse­res Han­delns machen. Die heu­ti­ge Zeit gibt uns Mög­lich­kei­ten, die kei­ne Gene­ra­ti­on vor uns auch nur ansatz­wei­se hat­te: die Infor­ma­ti­ons­frei­heit. Wir kön­nen uns, auch wenn es nicht immer leicht ist, fast alle Infor­ma­tio­nen beschaf­fen. Sie sind da. Wir müs­sen sie nur suchen. Und wir kön­nen mit Hil­fe der moder­nen Kom­mu­ni­ka­ti­ons­me­di­en auch unse­re eige­nen Infor­ma­tio­nen in die Welt tra­gen. Unse­ren Pro­test kund­tun. Nicht nur lokal. Son­dern global!

Wir kön­nen etwas tun, und erschei­ne es noch so klein und unbe­deu­tend um die Welt ein biss­chen bes­ser zu machen. Die Mensch­heit ist die Sum­me ihrer Ein­zel­tei­le. Und dazu gehört auch jeder ein­zel­ne von uns.

Als einen klei­nen Bei­trag, Auf­schrei und Appell haben wir das Video «Ama­zo­nas – Trau­ri­ge Ent­wick­lun­gen» aus den Bil­dern die­ser Rei­se zusam­men­ge­stellt und prä­sen­tie­ren die­ses hier neben all den schö­nen Impres­sio­nen, die wir in Bra­si­li­en erle­ben durf­ten als ermah­nen­den Auf­ruf, nicht zu ver­ges­sen, dass wir nicht ohne die Natur leben kön­nen, umge­kehrt die Natur ohne uns aber schon.

Mit die­sen nach­denk­li­chen Wor­ten möch­ten wir «Bra­si­li­en – High­lights des Nor­dens» an die­ser Stel­le been­den. Wir dan­ken allen Lesern für ihre Treue und hof­fen, ihr hat­tet beim Lesen genau so viel Freu­de wie wir beim Erle­ben und Schreiben!

Wenn Ihr Lust auf die­ses fan­tas­ti­sche Land bekom­men habt, ste­hen wir natür­lich ger­ne jeder­zeit für Fra­gen zur Ver­fü­gung! Schreibt ein­fach in die Kom­men­ta­re, oder sen­det uns eine Email!

Ein Bild, das nach­denk­lich stimmt…

Wie geht es nun weiter?

Bevor wir natür­lich irgend­wann die Fort­set­zung «Bra­si­li­en – High­lights des Südens» ange­hen, ist für das Früh­jahr 2009 erst­mal eine Rei­se mit dem Ruck­sack durch Cos­ta Rica geplant. Von dort erhof­fen wir uns nicht nur tol­le Fotos und Erleb­nis­se mit­zu­brin­gen, son­dern auch einen Ein­druck dar­über zu gewin­nen, was es mit dem dort so hoch ange­prie­se­nen Öko Tou­ris­mus auf sich hat – und ob die­ses Modell wirk­lich das All­heil­mit­tel ist?

In der Zwi­schen­zeit wer­det ihr natür­lich nicht allei­ne gelas­sen. Viel­mehr möch­te ich Euch an einer unheim­lich span­nen­den Rei­se teil­ha­ben las­sen, die ich mit einem Freund auf eige­ne Faust mit dem Ruck­sack durch Vene­zue­la unter­nom­men habe. Eine Rei­se in ein Land, in dem die poli­ti­sche Situa­ti­on alles ande­re als sta­bil ist.

Vier Wochen durch Vene­zue­la – Zu Land zu Was­ser und in der Luft

Sta­tio­nen die­ser Rei­se durch Vene­zue­la sind unter anderem 
  • Der Moloch Caracas, 
  • Méri­da und die Anden, 
  • das ein­sa­me Tier­pa­ra­dies „Los Llanos“, 
  • eine wirk­lich aben­teu­er­li­che Tour mit öffent­li­chen Ver­kehrs­mit­teln quer durch das mit Mili­tär­kon­trol­len gespick­te Landesinnere, 
  • eine Nacht auf einer Polizeistation, 
  • der Flug mit einer ein­mo­to­ri­gen Cess­na über die Gran Saba­na mit den urzeit­li­chen Tafelbergen, 
  • der atem­be­rau­ben­de Trek auf den erst vor 100 Jah­ren erschlos­se­nen Tafel­berg Mount Roraima, 
  • die kari­bi­sche Küs­te und das Kitesurf-Para­dies Coche Island

Freut Euch auf fan­tas­ti­sche Fotos von ganz beson­de­ren Land­schaf­ten, span­nen­de Begeg­nun­gen mit Men­schen und Tie­ren und die Schil­de­rung der Fas­zi­na­ti­on aber auch der poli­ti­schen und gesell­schaft­li­chen Schwie­rig­kei­ten die­ses wun­der­ba­ren Landes.

Wir freu­en uns sehr, wenn ihr gweg​ner​.de auch Euren Freun­den wei­ter­emp­fehlt und euch auf dem Email-Ver­tei­ler anmel­det, dann ver­passt ihr garan­tiert kei­ne Folge!

In den nächs­ten Tagen geht es auch gleich schon los – bis dahin herz­li­che Grüße

Euer Gun­ther

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Alle Inhalte © Gunther Wegner

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