Habt ihr das Faultier gesehen?

13082010

Wir tau­chen ein in den Natio­nal­park. Im Osten schla­gen die Wel­len des kari­bi­schen Mee­res gegen den wei­ßen Sand­strand. Nach Süden und Wes­ten erstreckt sich der Regen­wald des Natio­nal­parks Cahui­ta im Süd-Öst­li­chen Cos­ta Rica. 

Cahui­ta Natio­nal­park – pure Karibik!

Wir bewe­gen uns unter einer Kup­pel von ufer­na­hem Wald nach Süden. Plötz­lich bleibt Dia­na stehen:

«Guck mal, da liegt eine Muschel oben im Baum!»

Her­mit Crab – Einsiedlerkrebs

In der Tat: ein gro­ßer Ein­sied­ler­krebs mit einer tol­len Muschel als Haus liegt zwi­schen ein paar Ästen. Wir war­ten einen Moment und plötz­lich kommt er aus sei­nem Haus und klet­ter am Stamm des Bau­mes empor. Wir hat­ten schon ein paar die­ser inter­es­san­ten Tie­re gese­hen, aber noch kei­nen so gro­ßen und schon gar kei­nen mit so aus­ge­präg­ten Kletterfähigkeiten!

Her­mit Crab – Einsiedlerkrebs

Nicht nur die Ein­sied­ler­kreb­se – von denen wir noch mehr tref­fen soll­ten – gefal­len uns. Nach unge­fähr einer hal­ben Stun­de errei­chen wir einen Fluss, der hier ins Meer mün­det. Wir zie­hen die Schu­he aus und waten durch das hüft­tie­fe Was­ser. Nun wird der Pfad schma­ler und wir tref­fen kaum noch auf ande­re Men­schen. Die meis­ten Besu­cher keh­ren offen­bar an dem Fluss um oder ver­gnü­gen sich an dem angren­zen­den – zuge­ge­be­ner­ma­ßen sehr schö­nen – Strand.

Auch die Pflan­zen­welt hat viel zu bieten!

Plötz­lich hören wir die typi­schen Geräu­sche von Affen in den Bäu­men. Sie schei­nen gar nicht weit ent­fernt zu sein. Dia­na legt einen Fin­ger an die Lip­pen und wir gehen – so lei­se wir kön­nen – wei­ter in Rich­tung des Geräu­sches. Wir haben ja die 4 Affen­ar­ten bereits ken­nen gelernt, die in Cos­ta Rica exis­tier­ten: Brüll­af­fen, Klam­mer­af­fen, Kapu­zi­ner­af­fen und Eich­hörn­chen­af­fen. Ich frag mich, mit wel­cher Spe­zi­es wir es hier zu tun haben? Sie gebär­den sich jeden­falls recht lebhaft!

Der Pfad macht eine Bie­gung und dann ste­hen wir direkt vor der Fami­lie. Ohne gro­ße Scheu sitzt eine Brüll­af­fen­fa­mi­lie in dem nied­ri­gen Baum- und Busch­werk direkt neben unse­rem Pfad und genießt die fri­schen Blät­ter und jun­gen Trie­be, die dort wachsen.

Man­t­led How­ler Mon­key – Brüllaffe

Beson­ders inter­es­sant an den männ­li­chen Brüll­af­fen fin­det Dia­na ein bestimm­tes Kör­per­teil, dass sich weit­hin weiß leuch­tend von dem schwar­zen Fell absetzt. Ein gro­ßes Männ­chen sitzt recht dicht an unse­rem Stand­ort und ist offen­bar mäch­tig stolz auf sei­ne «Cocho­nes», die er stolz zur Schau stellt.

Man­t­led How­ler Mon­key – Brüll­af­fe – stolz auf sei­ne Cochones :-)

Eine gan­ze Wei­le beob­ach­ten wir das rege Trei­ben und sind ein­mal wie­der erstaunt, wie sehr das Ver­hal­ten der Affen sich doch mit unse­rem mensch­li­chen ähnelt. :-)

Wir gehen wei­ter und ich sage zu Diana:

«Wow! Das war fan­tas­tisch. Aus die­ser Ent­fer­nung und mit gutem Licht die Brüll­af­fen sehen und foto­gra­fie­ren zu kön­nen ist echt ein Geschenk! Jetzt noch ein Faul­tier, das wäre toll!»

«Jetzt sei doch mal zufrie­den mit Dei­nen Affenbildern!»

«Bin ich ja – aber ein Faul­tier wäre trotz­dem toll ;-)»

«Das hast Du doch schon im Ama­zo­nas so toll foto­gra­fiert…»

Wir erin­nern uns:

Das Faul­tier

«Ja, stimmt, das war echt cool ;-)»

Schwei­gend und möch­lichst lei­se gehen wir wei­ter. Stän­dig durch­streift unser Blick die Vege­ta­ti­on neben und über uns auf der Suche nach Tieren.

Die Anzahl der Tie­re, die wir zu Gesicht bekom­men wird nun lei­der weni­ger. Ver­mut­lich liegt es an der schon fort­ge­schrit­te­nen Tages­zeit. Irgend­wann sage ich zu Diana:

«Wir müs­sen den gan­zen Weg auch noch zurück, bevor es dun­kel wird!»

«Ach lass uns doch noch ein biss­chen wei­ter gehen, viel­leicht sehen wir ja doch noch ein Faultier!»

«Meinst Du? Na gut…» 

Ich gehe jetzt etwas vor, Dia­na sucht den Wald mit ihren Bli­cken noch sorg­fäl­ti­ger ab und fällt etwas zurück. 

Plötz­lich höre ich ein Rascheln vor mir. Gespannt schaue ich den Weg wei­ter – aber es ist nur eine Frau, die uns entgegenkommt.

«Have you seen the sloth?» (Habt ihr das Faul­tier gese­hen?) fragt sie auf Englisch.

«Faul­tier?! Wo?»

Ich ver­mu­te es da, wo sie her­kommt – aber sie zeigt in die Rich­tung, aus der ich gera­de gekom­men bin.

«Da kom­me ich gera­de her, da habe ich kei­nes gesehen!»

«Doch – » sagt sie «ganz oben im Baum.»

Mitt­ler­wei­le ist Dia­na zu uns gestoßen.

«Hast Du das Faul­tier gese­hen?» fra­ge ich sie.

«Neee – wo soll das sein?»

«Kommt – » sagt die Frau. Ich zei­ge es Euch. 

Wir fol­gen ihr. Ich bin erstaunt, denn wir hat­ten doch so sorg­fäl­tig geschaut. Aber die Ein­hei­mi­schen hier sagen, es gäbe in den Wäl­dern weit mehr Faul­tie­re als Affen. Nur wür­den sie sich so gut tar­nen, das man sie nur sehr sel­ten zu Gesicht bekäme.

Kaum 50 Meter von der Stel­le, wo wir uns getrof­fen haben deu­tet die Frau nach oben und sagt:

«Bit­te­schön! ;-)»

Tree-toed Sloth with baby – Muti­ges Faul­tier in ca. 20 Metern Höhe

Und in der Tat. Ganz oben im Wip­fel eines kah­len Bau­mes hängt ein Fell­knäul. Unglaub­lich, dass wir das nicht gese­hen haben. Was haben wir wohl noch so alles über­se­hen? Es ist ohne geschul­tes Auge wirk­lich nicht ein­fach, all die ver­steck­ten Zau­ber zu ent­de­cken, die die Wäl­der hier zu bie­ten haben. Komisch – immer, wenn wir mit einem Gui­de unter­wegs sind, haben wir hin­ter­her den Ein­druck, dass in der betref­fen­den Regi­on viel mehr Tie­re sind, als in Regio­nen, die wir allei­ne durch­strei­fen… Unser Auge ist ein­fach nicht geschult genug.

Nun aber zu unse­rem Faul­tier. Es hängt bestimmt 20 Meter über uns in dem Baum­wip­fel und ist nur schwer zu erken­nen, da der hel­le Him­mel dahin­ter einen sehr gro­ßen Kon­trast bildet.

Ich schat­te mit einer Hand die Augen ab und beob­ach­te dann, wie das Faul­tier in den dün­nen Ästen herumklettert.

3‑Ze­hen-Faul­tier – gut zu sehen

«Hat es ein Jun­ges dabei?» fra­ge ich Dia­na – mir ist so, als ob ich etwas am Bauch des Faul­tiers gese­hen hätte.

«Kann ich nicht sagen…» sagt sie. Ich bin mir auch nicht sicher, wahr­schein­lich habe ich mich ver­guckt. Es ist ein­fach zu weit ent­fernt. Spä­ter, beim Sich­ten der Fotos soll­ten wir fest­stel­len, dass ich recht hat­te! Es ist eine Faul­tier-Mama mit einem Kleinen.

(Bit­te auf die Bil­der kli­cken, um sie groß zu sehen!)

Eigent­lich sind es 2! Faul­tier­mut­ter mit ihrem Baby

Vor dem Hin­ter­grund erschei­nen die wag­hals­gen Klet­ter­ma­nö­ver, die sie dort oben voll­zieht um die weni­gen an die­sem Baum ver­blie­be­nen Blät­ter zu erha­schen, noch todes­mu­ti­ger. Mehr als ein­mal hal­ten wir den Atem an, weil wir sicher sind, dass der Ast an den sie sich gera­de hän­gen will das auf gar kei­nen Fall aus­hal­ten wird. Aber sie hal­ten. Alle. Unglaublich.

Faul­tier­mut­ter mit ihrem Baby

Wir foto­gra­fie­ren trotz der schwie­ri­gen Licht­si­tua­ti­on. Lan­ge ste­hen wir da und beob­ach­ten das Faul­tier. Nach einer hal­ben Stun­de beschlie­ßen wir dann, dass es jetzt wirk­lich Zeit für den Rück­weg wird. Wir müs­sen die gan­ze Stre­cke noch zurück lau­fen und wol­len nicht unbe­dingt in die Dun­kel­heit kommen. 

Wie­der über­que­ren wir den klei­nen Fluss und dann ist es nicht mehr weit bis Cahui­ta und zu unse­rer Pousada.

 

Ich hof­fe, die Bil­der gefal­len Euch! Wir freu­en uns wie immer, über Eure Kom­men­ta­re. Ich könnt Euch schon­mal auf nächs­te Woche freu­en, da gibt es dann das Video zu die­sen Impres­sio­nen – mit den Brüll­af­fen, den wag­hal­si­gen Klet­ter­küns­ten der Faul­tier-Mama, unse­ren Freun­den, den Ein­sied­ler­kreb­sen und viel mehr…

Hat Dir der Artikel gefallen?

Dann melde Dich doch bitte zu meinem kostenlosen Newsletter an. Dann bekommst Du eine Nachricht bei neuen Artikeln und Du wirst auch exklusiv als erstes über neue Workshops und Reisen informiert! Außerdem gibt es dort auch immer wieder Hintergrund-Infos, die so nicht im Blog stehen.

Natürlich freue ich mich auch sehr, wenn Du mir bei YouTube, Instagram und Facebook folgst.

Alle Inhalte © Gunther Wegner

*) Mit einem Stern gekennzeichnete Links sind externe Partner-Links. Ihr unterstützt mich, wenn ihr darüber bestellt. Alternativ könnt ihr auch über folgende Direktlinks in die Shops wechseln:
Amazon.de, Amazon.at, Amazon.com, Foto Koch, Augenblicke-Eingefangen, camforpro.com.
Über meine Zusammenarbeit mit externen Partnern habe ich hier ausführlich geschrieben. Danke!

Werbung

Wir freuen uns über Deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

2 Kommentare bisher


  1. Hal­lo Ihr beiden,
    auch die­sen Bericht genie­ße ich sehr und freue mich über die vie­len Bil­der und alles,was Ihr so leben­dig und anschau­lich beschreibt.Ich ver­ste­he Eure Freu­de darüber,Tiere zu entdecken,geht es mir doch genau so bei uns im Wald.
    Herz­li­chen Dank auch für die­sen gelun­ge­nen Rei­se­be­richt und lie­be Grüße,Hedi.

  2. evelyn Wegner 14. August 2010, 11:23   »

    Hal­lo Dia­na und Gunther,
    durch Euch ler­ne ich die Fau­na und Flo­ra Süd­ame­ri­kas kennen.
    Bin über­wäl­tigt von der Schön­heit Eurer sehr gelun­ge­nen Fotos.
    Eure Sen­si­bi­li­tät Pflan­zen und Tie­re zu ent­de­cken ist schon
    zu bewun­dern. Vie­len Dank. E.

Unsere Empfehlungen*

  • Astrofotografie: Spektakuläre Bilder ohne Spezialausrüstung!
  • Excire Search für Lightroom: Bilder finden statt Suchen!
  • Foto Koch
  • Lutufy.Me LUTs für Lightroom, Premiere, Davinci etc.
  • Artlist - freie Musik für eure Videos!
  • Motion Array - Vorlagen, Plugins etc. für euren Videoschnitt!
Wir nutzen diese Produkte selber, bekommen aber eine kleine Provision, wenn ihr über diese Links kauft.

Letzte Kommentare

  • Gunther: Ich würde immer beim originalen Raw Format bleiben, das hat einige Vorteile. Die Konversion nach DNG kostet nur Zeit und bringt eher Nachteile.... (→ weiterlesen)

  • Stefan: Hi Gunther, deine Videos und auch dein Buch „Diana lernt fotografieren“ haben mir geholfen die Fotografie zu lernen und zu verstehen. Eine Frage habe ich aber noch, aktuell arbeite ich in Lightr... (→ weiterlesen)

  • Gunther: Ok, ich nehme den Artikel mal raus, hab da lange nichts mehr bestellt.... (→ weiterlesen)

  • Andreasw: Ich hatte in 2018 auch bei ZOR bestellt, war zufrieden. Ich frage mich aber was da grad los ist - ich hatte jetzt erst übers Kontaktformular angefragt, dann vor drei Werktagen per Mail, keine Reaktio... (→ weiterlesen)

  • Alois Micheler: Danke für diese Mitteilung, ich fotografiere viel abends in der Kirche (abends) - nehme da durchwegs M - 5,6 / 30 das geht soweit ganz gut - will nur keinen Blitz verwenden. Werde einmal diese Blend... (→ weiterlesen)