(K)ein Wasserfall und (k)ein bisschen Ökotourismus

6022010

Als wir den Rück­weg vom Poas antre­ten, ist es zwar schon Nach­mit­tag, aber wir haben immer noch Zeit und Lust etwas zu unter­neh­men. In der Nähe von Ala­jue­la soll laut unse­rer Kar­te ein Was­ser­fall sein, wir beschlie­ßen, den anzusteuern. 

Wir bie­gen also kurz vor Ala­jue­la rechts ab und fah­ren auf der Stra­ße, die wir für rich­tig hal­ten, eini­ge Kilo­me­ter. Eines der Pro­ble­me beim Fah­ren in Cos­ta Rica ist – das soll­ten wir noch zur Genü­ge fest­stel­len – dass es hier kaum Beschil­de­run­gen gibt. Sehens­wür­dig­kei­ten? Ken­nen die Ein­hei­mi­schen ent­we­der oder sie inter­es­sie­ren sich nicht dafür. Orts­tei­le? Ken­nen die Ein­hei­mi­schen, war­um soll­te man die aus­schil­dern? Grö­ße­re Städ­te? Das glei­che Spiel. Wer hin muss, weiß wo es lang geht. Nur wir eben nicht. Und die Stra­ßen­kar­ten von Cos­ta Rica sind alles ande­re als exakt.

Auf dem Weg zurück nach Alajuela

Nach eini­gen Kilo­me­tern beschlie­ßen wir, zu fra­gen. Ja, ich weiß. Chuck Nor­ris fragt nicht nach dem Weg. Der Weg fragt nach Chuck Nor­ris. Aber das funk­tio­niert hier irgend­wie nicht. Ich brem­se also neben einer Bus­hal­te­stel­le an der ein jugend­li­ches, offen­bar frisch ver­lieb­tes, Pär­chen steht.

Ich beu­ge mich zum Bei­fah­rer­fens­ter und frage:

«¿Sabe usted dón­de están las catara­tas?» (Wisst ihr wo die Was­ser­fäl­le sind?)

«Catara­tas? – No… no sé…»

Das die sich nicht für Was­ser­fäl­le inter­es­sie­ren, hät­ten wir uns ja auch den­ken können…

Wir fah­ren also wei­ter. Aller­dings ver­las­sen wir jetzt die letz­ten Ansied­lun­gen und hier ist schlicht und ergrei­fend kei­ner mehr, den man noch fra­gen könn­te. Hmm…
Nach eini­gen wei­te­ren Kilo­me­tern schla­ge ich Dia­na vor: «Lass uns zurück fah­ren, das Wet­ter sieht sowie­so nicht mehr so gut aus.»

Sie ist einverstanden.

Ökotourismus – ein schwacher erster Eindruck

Auf dem Rück­weg kom­men wir an der Aus­schil­de­rung zu einem Vogel- und Tier­park vor­bei. Dia­na und ich sind eigent­lich über­haupt kei­ne Freun­de von Zoos und ähn­li­chen Eta­blis­se­ments, da wir der Ansicht sind, dass Tie­re in die Frei­heit gehö­ren und nicht in Käfi­ge ein­ge­sperrt wer­den soll­ten. Das ist auch der Grund dafür, dass wir nicht in sol­chen Eta­blis­se­ments foto­gra­fie­ren. Uns ist ein in Frei­heit foto­gra­fier­tes Tier tau­send­mal wert­vol­ler, als eines, das in Gefan­gen­schaft lebt. Da wir nun aber so viel von Cos­ta Rica als Öko-Tou­ris­mus-Land gehört und gele­sen haben, schla­ge ich vor, dass uns nun doch ein­mal anse­hen, wie mit dem The­ma hier umge­gan­gen wird.

Von außen kön­nen wir lei­der kei­ne Ein­sicht in den Park neh­men, daher müs­sen wir wohl oder übel einen recht unver­schäm­ten Betrag als Ein­tritt zah­len. Was wir drin­nen zu sehen bekom­men, hat nicht viel mit art­ge­rech­ter Hal­tung zu tun und depri­miert uns beide. 

Die Tie­re wer­den zum Teil in recht klei­nen Gehe­gen und Volie­ren gehal­ten. Den Schil­dern zufol­ge ist das, was wir hier vor­fin­den, aller­dings schon das, was hier unter art­ge­recht ver­stan­den wird. Da gehen die Ver­ständ­nis­se dann doch etwas aus­ein­an­der. Trau­rig sit­zen eini­ge Aras auf Stan­gen und war­ten dar­auf, von Besu­chern begafft zu wer­den. Wer die­se Tie­re, wie wir, ein­mal in Frei­heit beob­ach­tet hat, dem könn­ten hier die Trä­nen kommen.

Schon die Kin­der bekom­men hier offen­bar einen spe­zi­el­len Umgang mit Tie­ren ver­mit­telt. Ein Kind, wel­ches hart­nä­ckig einem Pfau hin­ter­her­stellt und ver­sucht, die­sem sei­ne Schwanz­fe­dern aus­zu­zie­hen, wird nicht etwa von sei­nen Eltern dar­an gehin­dert, son­dern fast noch ermu­tigt. Sie lachen dar­über und erfreu­en sich dar­an, dass das arme Tier panisch davon springt. Man könn­te sich jetzt Fra­gen stel­len. War­um schla­gen die Pfau­en hier per­ma­nent ein Rad? Ein Zufall? Oder wur­de ihnen irgend­et­was gege­ben? War­um sit­zen die Aras lethar­gisch auf ihren Stan­gen, anstatt weg­zu­flie­gen. Haben sie denen «nur» die Flü­gel getutzt?

Ich bekom­me hier Beklem­mun­gen und ganz schlech­te Lau­ne. Dia­na geht es nicht anders. Ein ein­zi­ger, klei­ner posi­ti­ver Ansatz sind die Schil­der, die ver­su­chen, den Besu­chern zu ver­mit­teln, dass man kei­ne wil­den Tie­re (sprich Tie­re aus den hie­si­gen Urwäl­dern) als Haus­tie­re hal­ten sol­le. Hof­fent­lich hilft es!

Etwas des­il­lu­sio­niert ob unse­rer ers­ten Berüh­rung mit dem Cos­ta Rica­ni­schen Öko­tou­ris­mus keh­ren wir in Hei­kes Posa­da zurück. Dort sind wir heu­te abend zum Spa­ghet­ti-Essen ange­mel­det. Hei­ke und ihr Mann berei­ten für uns und die ande­ren Gäs­te eine rie­si­ge Por­ti­on vor…

Soll­ten die Aras nicht lie­ber in Frei­heit leben, so wie auf die­sem Bild aus dem Amazonas?

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Alle Inhalte © Gunther Wegner

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