Viel Gutes hatten wir im Vorfeld von Manaus nicht gehört. Eine Millionenstadt mitten im Amazonas. Ein Fremdkörper, die dort eigentlich nicht hin gehört. 1970 noch hatte Manaus 300.000 Einwohner. Heute sind es 1,7 Millionen.
Sicherlich gibt es einige kulturelle Sehenswürdigkeiten wie die weltberühmte Oper und andere Highlights wie die schwimmenden Docks – aber überschattet wird das von Berichten über ausgeraubte und betrogene Reisende, den allgegenwärtigen Dreck und die Probleme, die diese Stadt schafft. Ja, auch wir sollten hier unsere Erfahrungen machen.
Außer der Flüge organisieren wir ja grundsätzlich unsere gesamte Reise spontan vor Ort. Das macht für uns den Reiz bei dieser Art Reisen aus.
Für Manaus und den geplanten Urwaldtrip allerdings, haben wir uns – nicht zuletzt aufgrund einiger wirklich bestürzender Berichte im Lonely Planet Forum – dazu entschieden, vorab über eine seriöse, deutsche Reiseagentur zu buchen. Die Reisenden berichten in den Foren über die heftige Touristen-Abzocke, die von den in Manaus ansässigen Anbietern von Urwaldexpeditionen betrieben wird. Einmal im Urwald angekommen, sind die Touristen der Agentur ausgeliefert, die bezahlten Leistungen werden nicht erbracht, eine Chance, ihr Geld zurückzubekommen, besteht in der Regel nicht.
Unser Fokus liegt ganz klar primär darin, den Urwald kennen zu lernen, Manaus ist dafür nur der Ausgangspunkt, Mittel zum Zweck. In Manaus wollen wir nur einen halben Tag verbringen und in dieser kurzen Zeit wäre es sehr schwierig, vor Ort eine seriöse Agentur zu finden die dazu noch gleich für den nächsten Tag eine Tour anbietet.
Später sollten wir feststellen, dass die Entscheidung, nur einen kurzen Manaus Aufenthalt einzuplanen, goldrichtig war.
Wir werden also sogar vom Flughafen abgeholt und in unsere Pousada, das Mango Guest House, gebracht. Nach einem kurzen aber extrem heftigen Tropenregen beschließen wir, wenigstens den Nachmittag noch zu nutzen, um Manaus kennen zu lernen. Nur vom Hörensagen wollen wir uns doch nicht abschrecken lassen.
Stadtbesichtigung
Wir verlassen die Pousada und nehmen den nächsten Bus ins «Centro». Die Dame, die am Drehkreuz sitzt sagt uns, wo wir aussteigen müssen um zum Theatro Amazonas zu kommen. In Brasilien steigt man hinten in die Busse ein und zahlt bei einem Kassierer, der im Heck des Busses hinter einem Drehkreuz sitzt.
Das Theatro Amazonas ist das erste kulturelle Highlight, das wir uns ansehen wollen. Nach dem wir ausgestiegen sind müssen wir nur die Straße hoch gehen, das hatte sie uns noch mitgegeben. Das Opernhaus ist nicht schwer zu finden, bald stehen wir vor dem, zugegebenermaßen imposanten, Gebäude.
Theatro Amazonas
Das Opernhaus wurde durch die Einnahmen aus dem Kautschukboom finanziert und am 31. Dezember 1896 eingeweiht. Der Kautschukboom hatte aus dem einstigen Urwalddorf eine unheimlich reiche Stadt gemacht. Manaus war während des Kautschukbooms der einzige Exporteur für Kautschuk weltweit. Für den Bau der Oper wurde dementsprechend nicht gekleckert, sondern Architekten, Baumeister, Maler und Künstler aus ganz Europa engagiert.Bezeichnend ist z. B., dass die Pflastersteine rund um die Oper eigens aus einem Sand-Kautschuk-Gemisch angefertigt wurden, um die Vorführungen nicht durch die vorbeifahrenden Pferdefuhrwerke zu stören. Der Reichtum des damaligen Manaus lässt sich auch daraus ersehen, dass ein Großteil der Baumaterialien für das Theater aus Europa importiert wurden, so zum Beispiel die Kacheln der goldenen Kuppel aus Deutschland.
Leider ließ die Hoch-Zeit des Kautschuks genau so schnell wieder nach, wie sie begonnen hatte. Trotz strenger Kontrollen konnten, laut Überlieferung, 8 Kautschukpflanzen nach Südostasien geschmuggelt werden. Diese bildeten den Grundstock dafür, dass nun Asien seinerseits mit Kautschuk auf den Weltmarkt drängte und die Preise rapide fielen.
Nach gerade einmal 11-jährigem Betrieb hatte die Oper schon 1907 ihre vorläufig letzte Aufführung.
Das feuchte Klima mit über 165 Regentagen im Jahr und die Termiten taten in der Folge ihr übriges. Die Oper verfiel fast so schnell, wie sie gebaut wurde. Nach einigen gescheiterten Renovierungsversuchen wurde dann erst acht Jahrzehnte später, Ende der 1980er Jahre, eine komplette Sanierung durchgeführt und die Oper im März 1990 mit Plácido Domingo wiedereröffnet.
Als nächstes wollen wir uns den berühmten Hafen von Manaus ansehen und schon einmal einen Blick auf den Amazonas werfen, den wir bisher nur aus der Luft gesehen haben.
Wir gehen vom Theater also die Straße hinunter, die wir laut Stadtplan für die Richtige halten.
Weiterlesen: Wir werden verfolgt – Teil 1
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Alle Inhalte © Gunther Wegner
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Ich mag manaus…
Manaus ist im Vergleich zu vielen anderen Grossstaedten Brasiliens relativ sicher. Mit Wertsachen nicht in der Stadt herumlaufen und groessere Geldmengen vielleicht im Schuh deponieren reicht i.d.R. aus. Einheimische werden uebrigens genauso wie Touristen ausgeraubt, das macht keinen Unterschied. Wer echten Dschungen kennenlernen will, faehrt besser ins sog. Interior … MAUES, NOVO AIRAO oder PRESIDENTE FIGUEIREDO. Dort ist dann Kriminalitaet praktisch inexistent.