Lightroom 6 und die Performance – Lohnt sich eine schnellere Grafikkarte?

30042015
LR6_grafik

Über mei­ne Ein­drü­cke von Ligh­t­room 6 habe ich euch ja schon aus­führ­lich berich­tet. Ein offe­ner Punkt war noch die Per­for­mance Fra­ge und ob sich die Inves­ti­ti­on in eine schnel­le­re Gra­fik­kar­te lohnt. Immer­hin hat Ado­be ja voll­mun­dig ver­spro­chen, durch die Aus­la­ge­rung von Berech­nungs­lo­gik in beschleu­nig­te Gra­fik­kar­ten, fan­tas­ti­sche Per­for­mance Vor­tei­le zu erzie­len. Ich habe nun eine sehr schnel­le Gra­fik­kar­te getes­tet und möch­te euch, wie ver­spro­chen, berichten.
Am Ende gibt es dann noch ein kur­zes Video, wo ich Ligh­t­room mal einen klei­nen Wett­lauf machen lasse…

Vor dem Umbau hat­te ich in mei­nem Rech­ner eine Geforce 660 Ti – eine Kar­te von Anfang 2013, die nach 2 Jah­ren sicher­lich auch noch nicht zum ganz alten Eisen gehört. Aller­dings hat sich in den letz­ten 2 Jah­ren aber doch etwas getan, und so soll die Geforce GTX 980, die ich mir nun bestellt habe, mehr als dop­pelt so schnell sein, zumin­dest laut Gegen­über­stel­lun­gen im Netz. Die GTX 980 ist schon rela­tiv «High End», vom Preis/Leistungsverhältnis her, wäre die GTX 970 wohl bes­ser gewesen.

2015-04-30 11_06_54-Lightroom 5 vs. 6

Ich habe sie also ein­ge­baut und zunächst ein­mal den Test wie­der­holt, den ich neu­lich schon gemacht habe: Bil­der expor­tiert. Einer der abso­lu­ten Fla­schen­häl­se in Ligh­t­room, das hat­te ich euch ja schon im Video gezeigt. Und was ich schon ver­mu­tet hat­te, hat sich bestä­tigt: an den Zei­ten hat sich nichts geändert.

Kein Wun­der, denn mitt­ler­wei­le hat Ado­be auch Details dazu preis­ge­ge­ben, für wel­che Funk­tio­nen Ligh­t­room 6 über­haupt nur die Gra­fik­kar­ten­un­ter­stüt­zung einsetzt:

Hierfür nutzt Lightroom 6 / CC Grafikkartenbeschleunigung:

  • näm­lich nur für die Echt­zeit­dar­stel­lung der meis­ten (Aus­nah­men s.u.) Ent­wick­lungs­ein­stel­lun­gen im Entwickeln-Modul

Und ja, das geht auch bei mir jetzt gefühlt flot­ter mit der neu­en Gra­fik­kar­te. Aber ehr­lich gesagt ist das schwer zu ver­glei­chen, des­we­gen eben «gefühlt». Ansich war die Per­for­mance in dem Bereich bei mir auch schon vor­her okay. Ein Bewe­gen der Reg­ler löst mit der GTX980 Ände­run­gen am Bild so gut wie in Echt­zeit aus. Aller­dings nur, wenn Ligh­t­room nicht im Hin­ter­grund Bil­der expor­tiert, HDR’s zusam­men­setzt oder ein Pan­ora­ma berech­net! Dann näm­lich, wird alles rela­tiv zäh, da die Pro­zes­so­ren voll aus­ge­las­tet sind.

Folgendes profitiert derzeit in Lightroom 6 / CC nicht von einer schnellen Grafikkarte:

  • Die Biblio­thek und alle ande­ren Modu­le – außer Entwickeln
  • Die Schnell­ent­wick­lung in der Bibliothek
  • Der Export (!)
  • Die HDR Funktion
  • Die Pan­ora­ma Funk­ti­on (hät­te mich auch gewundert!)
  • Der Kor­rek­tur-Pin­sel und die Bereichs­re­pa­ra­tur im Ent­wi­ckeln-Modul (pro­biert es mal aus, der ist nun schnarch­lahm, wenn die Gra­fik­kar­ten­be­schleu­ni­gung ein­ge­schal­tet ist)
  • Der zwei­te Bild­schirm, falls ihr Ligh­t­room im Zwei­schirm-Betrieb fahrt

So, da haben wir es. Die Gra­fik­kar­te beschleu­nigt also nur die direk­te Aus­wir­kung der Reg­ler auf das Bild im Ent­wi­ckeln Modul.

Hochauflösende Monitore

Und Ado­be hat mitt­ler­wei­le auch erklärt, war­um sie das The­ma über­haupt ange­hen muss­ten: immer mehr Kun­den set­zen mitt­ler­wei­le hoch­auf­lö­sen­de Moni­to­re ein. Wäh­rend ein nor­ma­ler Full-HD-Bild­schirm 2 Mega­pi­xel dar­stellt, sind es bei einem 4K-Dis­play schon 8MP und bei 5K gan­ze 15 MP. Die Anzahl der dar­zu­stel­len­den Pixel wächst also qua­dra­tisch und ich gehe davon aus, dass die alte Ansteue­rung hier mas­siv an ihre Gren­zen gesto­ßen ist.

Ado­be stellt klar, dass die Gra­fik­kar­ten-Beschleu­ni­gung umso mehr Effekt hat, je grö­ßer die Auf­lö­sung des Bild­schirms ist! Mit einem Full HD-Bild­schirm wer­det ihr also kaum einen Unter­schied mer­ken, mit einem 4K Bild­schirm hin­ge­gen schon.

Man­gels eines Sol­chen, kann ich euch dazu lei­der der­zeit kei­ne Pra­xis-Erfah­run­gen lie­fern, aber es klingt plausibel.

Ado­be erklärt aber auch, dass auch die Gra­fik­kar­te kei­ne Wun­der­waf­fe sei und eben nur bestimm­te Auf­ga­ben, näm­lich sol­che, die sich gut par­al­le­li­sie­ren las­sen, hier sinn­voll aus­ge­la­gert wer­den kön­nen. Wei­ter­hin gibt es einen gewis­sen «Over­head» dadurch, dass die Daten ja zunächst vom Haupt­spei­cher in die Gra­fik­kar­te gela­den wer­den müs­sen, bevor sie dort ver­ar­bei­tet wer­den kön­nen. Das merkt man dann, wenn unter­stütz­te Werk­zeu­ge mit nicht Unter­stütz­ten (Pin­sel, Bereichs­re­pa­ra­tur) interagieren.

Als klei­ne Hoff­nung spricht Ado­be davon, dass die der­zei­ti­ge Umset­zung in Ligh­t­room 6 nur der Anfang sei. Es steht also zu hof­fen, dass mit wach­sen­der Erfah­rung in die­ser Art der Beschleu­ni­gung auch wei­te­re Funk­tio­nen ent­spre­chend beschleu­nigt werden.

Meine Einschätzung

«Gra­fik­kar­ten­be­schleu­ni­gung» ist schon fast zu einem Mar­ke­ting-Begriff gewor­den. Dass selbst bei einer ange­prie­se­nen sol­chen Unter­stüt­zung kei­ne Wun­der zu erwar­ten sind, zeigt das aktu­el­le Ligh­t­room 6. Dass es auch anders geht, zeigt z.B. die belieb­te Soft­ware zur Pan­ora­ma­be­rech­nung PTGui. Die dort vor eini­ger Zeit ein­ge­führ­te Unter­stüt­zung von Gra­fik­pro­zes­so­ren hat zu einer enor­men Beschleu­ni­gung beim Zusam­men­set­zen von Pan­ora­men geführt. Davon kann Ado­be der­zeit nur träu­men. Aber der Knack­punkt ist: schon ohne die Gra­fik­kar­ten-Unter­stüt­zung war PTGui bereits deut­lich schnel­ler als die Ado­bes Pan­ora­ma Funk­ti­on. Und hier liegt mei­nes Erach­tens nach ein Teil des Pro­blems, das Ligh­t­room schon lan­ge mit sich her­um trägt.

Anstatt sich nun dar­auf zu stür­zen, wer­be­wirk­sam die Funk­tio­na­li­tä­ten eines Moduls nach dem ande­ren in die Gra­fik­kar­te aus­zu­la­gern, könn­te Ado­be sich auch mal den Kern-Pro­gramm­code vor­neh­men. Schlech­te Pro­gram­mie­rung ist näm­lich die größ­te und häu­figs­te Ursa­che für Per­for­mance Engpässe.

Dazu habe ich ein kur­zes Video für euch gemacht, in dem ich Ligh­t­room mal zum «Wett­ren­nen» her­aus­ge­for­dert habe. Aber seht selbst…

Das Wettrennen – Video

Ich muss es noch ein­mal wie­der­ho­len: auch, wenn das jetzt dras­tisch aus­sieht: es schmä­lert nichts dar­an, dass Ligh­t­room ein groß­ar­ti­ges Tool ist! Wir jam­mern hier auf hohem Niveau. Und mei­ner Mei­nung nach ist LR6/CC nicht lang­sa­mer, als die Vor­ver­si­on. Den gera­de erschie­ne­ne Ein­schät­zung von Hei­se Pho­to zum The­ma Ligh­t­room Per­for­mance kann ich, bei allem Respekt für den Hei­se Ver­lag, nicht ganz nachvollziehen.

Meine Empfehlung

Soll­tet ihr euch nun eine neue Gra­fik­kar­te kaufen?

Das hängt davon ab. Fol­gen­de Fra­gen soll­tet ihr euch stellen:

  • Lohnt es sich noch, euren Rech­ner auf­zu­rüs­ten und ist es über­haupt mög­lich? Aus mei­ner Sicht macht es bei Rech­nern, die älter als 4 Jah­re sind, kei­nen Sinn eine moder­ne Gra­fik­kar­te ein­zu­set­zen. Hier wärt ihr mit mehr Haupt­spei­cher und schnel­len SSDs sicher­lich bes­ser bedient.
  • Habt ihr einen Moni­tor mit höhe­rer Auf­lö­sung, als Full HD oder plant ihr, einen sol­chen zu kau­fen? In die­sem Fall kann eine neue Gra­fik­kar­te etwas brin­gen und wird auch bei Ligh­t­room den größ­ten Effekt ausspielen.
  • Merkt ihr, wenn eure Rech­ner sonst im Leer­lauf ist, beim Betä­ti­gen der Reg­ler im Ent­wi­ckeln-Modul gro­ße Laten­zen? Dann könn­te eine schnel­le­re, beschleu­nig­te Gra­fik­kar­te helfen.

Ob die Gra­fik­kar­ten­be­schleu­ni­gung bei eurem Rech­ner von Ligh­t­room der­zeit über­haupt genutzt wird, seht ihr übri­gens in Ligh­t­room unter «Vor­ein­stel­lun­gen -> Leistung».

2015-04-30 11_52_27-Voreinstellungen

Wenn ihr nicht wisst, wel­che Gra­fik­kar­te ihr habt, fin­det ihr Infos dar­über unter «Sys­tem­in­for­ma­tio­nen»:

2015-04-30 11_54_22-Systeminformationen

Ver­gesst nicht, dass die Gra­fik­kar­te nur eine Kom­po­nen­te in einem Rech­ner ist. Bevor ihr hier inves­tiert, soll­tet ihr auf jeden Fall vor­her in Haupt­spei­cher und schnel­le SSDs inves­tiert haben, die brin­gen näm­lich einen deut­lich grö­ße­ren Effekt bezüg­lich der Performance!

Mit dem von mir vor 2 Jah­ren zusam­men­ge­stell­ten Rech­ner kann ich, da ich die Kom­po­nen­ten damals sorg­fäl­tig aus­ge­wählt habe, heu­te immer noch ohne Per­for­mance-Ein­bu­ßen arbei­ten und das auch bei anspruchs­vol­ler Nut­zung. Selbst, wenn ich gleich­zei­tig Sequen­zen mit LRTi­mel­ap­se ren­de­re und ein Video mit Pre­mie­re Pro aus­ge­be, kann ich noch flüs­sig arbeiten.

Die neue Gra­fik­kar­te hat sich der­zeit vom Preis-/Leis­tungs­ver­hält­nis für mich sicher­lich nicht unbe­dingt gelohnt – aber viel­leicht steht dann ja doch irgend­wann mal ein 4K Moni­tor an… :-)

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Alle Inhalte © Gunther Wegner

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