Erstmalig habe ich für mein schweres 300mm f/2.8 beim Fotografieren auf dem diesjährigen Kitesurf Woldcup auf Fehmarn einen Gimbal eingesetzt. Die Firma Jobu Design war so nett, mir ihren Heavy Duty Mark IV Gimbal zum Test zur Verfügung zu stellen. Hier meine Erfahrungen und Bilder vom Worldcup.
Bisher habe ich auch mit den großen 300mm Objektiven immer aus der Hand fotografiert. Die damit verbundene Flexibilität und Schnelligkeit kam mir sowohl bei der Sport- als auch bei der Tier-Fotografie entgegen. Bisher hatte ich als Alternative aber auch nur ein Stativ mit normalem Kugel- oder Video-Kopf. Damit schnellen Bewegungen zu folgen, ist so gut wie unmöglich und daher ziemlich frustrierend.
Auf der anderen Seite ist die Arbeit aus der Hand mit 3 Kilogramm Objektiv plus Kamera auf die Dauer doch recht ermüdend und so ertappte ich mich schon des öfteren dabei, wie ich nach einiger Zeit die Kamera immer wieder absetze und so ggf. doch wichtige Aufnahmen verpasse.
Schön öfter hatte ich daher auf die sogenannten «Gimbals» geschielt, auf Deutsch «kardanische Aufhängungen», die das Objektiv über zwei Achsen so aufhängen, dass es sich absolut kraftlos bewegen lässt. Als mich die Firma Jobu kontaktierte, und mir anbot, ihren Gimbal zu testen, war ich daher sofort bereit. Glücklicherweise stand nun auch der Kite-Worldcup auf Fehmarn vor der Tür – die beste Gelegenheit für einen Praxistest.
Wer meinen Blog verfolgt weiß, dass ich wenn irgendwie möglich, jedes Jahr zum Kitesurf Worldcup fahre und mir da auch meistens eine fotografische Aufgabe stelle. Ansonsten würde ich vermutlich gar nicht zum fotografieren kommen, da ich bei guten Bedingungen immer selbst auf dem Wasser wäre… :-) Einige Impressionen der letzten Jahre findet ihr am Ende des Artikels.
Nun aber zu dem Gimbal. Er ist denkbar einfach zu benutzen. Das Objektiv benötigt eine Stativ-Schelle mit einer Arca-Kupplung. Dazu könnt ihr entweder die mitgelieferte Arca-Platte an eure bestehende Stativ-Schelle schrauben (falls ihr da noch keine Arca-Platte dran habt) – oder ihr tauscht den Objektiv-Fuß gegen einen Arca-Kompatiblen aus – das ist natürlich die elegantere Methode, ich habe das sowohl bei meinem 70–200 f/2.8, als auch bei dem 300 f/2.8 gemacht. Diese speziellen Füße bekommt ihr z.B. bei Augenblicke-Eingefangen.
Aber egal wie ihr es macht, danach könnt ihr einfach das Objektiv in die Arca-Klemmung des Gimbals einsetzen und einfach durch Verschieben nach Vorne und Hinten den Schwerpunkt ausbalancieren.
Über die zwei Rändelschrauben links und rechts könnt ihr die Friktion der beiden Achsen einstellen. Für schnelle Sportaufnahmen lasse ich den Gimbal komplett frei laufen.
Der Gimbal selbst kann auf einem Stativ oder Monopod eingesetzt werden. Auf dem Worldcup habe ich mein Travel Pole verwendet. Dazu hat er unten das übliche 3/8″ Gewinde. Somit könnt ihr ihn auf so gut wie jedem Stativ befestigen. Bei einem Monopod empfiehlt es sich, einen bestehenden Kopf vorher abzuschrauben. Bei einem Dreibein könnt ihr den Kopf auf drauf lassen und unten an dem Gimbal eine weitere Arca-Platte befestigen (dazu benötigt ihr dann einen 3/8″ auf 1/4″ Adapter). Dies erleichtert es Euch, den Gimbal auf dem Stativ mithilfe des Stativkopfes in Waage zu bringen.
Das war’s aber dann schon an Vorbereitungen. Nun noch einen guten Platz finden, um das Geschehen auf und an dem Wasser verfolgen zu können.
Schaut Euch nun erst einmal die Bilder an – weiter unten erfahrt ihr dann, wie mir die Arbeit mit dem Gimbal gefallen hat und ob er in Zukunft einen festen Platz in meiner Fototasche einnehmen wird.
Mein Fazit zum Jobu Gimbal
Was soll ich sagen – die Arbeit mit dem Gimbal ist deutlich weniger ermüdend, als das fotografieren aus der Hand und macht richtig Spaß. Dabei bleibt die gesamte Beweglichkeit und Schnelligkeit erhalten, das heißt, ich kann auch schnelle Bewegungen perfekt einfangen. Das «Halten» der Kamera während der Zeiten, in denen nichts passiert, ist auch sehr angenehm, da sie auf dem Monopod verbleibt und man sich diesen z.B. einfach an die Schulter lehnen kann. Bei Bedarf kann man den Gimbal einfach schnell mit den zwei Rändelschrauben arretieren, z.B. um die Kamera auf dem Monopod an einen anderen Ort zu tragen.
Der Bewegungsradius in beiden Achsen ist deutlich größer, als auf einem Kugel-Kopf oder Video-Kopf und natürlich «sackt» die Kamera durch die kardanische Aufhängung auch nach dem Arretieren nicht nach. Das macht den Gimbal auch zu einer sehr guten Wahl für Astro-Fotografen, die z.B. Sonnenfinsternisse, Mondfinsternisse oder Deep-Sky fotografieren wollen.
Die Verarbeitung des Gimbals ist sehr gut. Alles wirkt solide und stabil, ohne jedoch zu schwer zu werden. Mir sind bei der Arbeit mit dem Gimbal keine Kritikpunkte aufgefallen, alles funktioniert, wie es soll.
Der Jobu Gimbal wird hat jetzt auf jeden Fall einen festen Platz in meiner Fototasche gefunden und wird immer dann zum Einsatz kommen, wenn das 300mm f/2.8 zum Einsatz kommt.
Weitere Informationen zum Jobu MK4 Gimbal (den es übrigens auch in anderen Größen und Ausführungen gibt) findet ihr hier. Diverse Gimbals findet ihr auch bei Augenblicke-Eingefangen. Dort findet ihr auch den kleinen Bruder, den Black Widow Jr. 3, der z.B. für ein 70–200 f/2.8 voll ausreichend ist (Traglast 4.5 KG) und natürlich auch günstiger.
Den Gimbal habe ich übrigens auch im letzten Fotoschnack vorgestellt, dort könnt ihr euch mal im Video ansehen, wie leicht er sich bewegen lässt.
Hat Dir der Artikel gefallen?
Dann melde Dich doch bitte zu meinem kostenlosen Newsletter an. Dann bekommst Du eine Nachricht bei neuen Artikeln und Du wirst auch exklusiv als erstes über neue Workshops und Reisen informiert! Außerdem gibt es dort auch immer wieder Hintergrund-Infos, die so nicht im Blog stehen.
Natürlich freue ich mich auch sehr, wenn Du mir bei YouTube, Instagram und Facebook folgst.
Alle Inhalte © Gunther Wegner
*) Mit einem Stern gekennzeichnete Links sind externe Partner-Links. Ihr unterstützt mich, wenn ihr darüber bestellt. Alternativ könnt ihr auch über folgende Direktlinks in die Shops wechseln:
Amazon.de, Amazon.at, Amazon.com, Foto Koch, Augenblicke-Eingefangen, camforpro.com.
Über meine Zusammenarbeit mit externen Partnern habe ich hier ausführlich geschrieben. Danke!
Danke für diese Zusammenfassung. Den Gimbal hatte ich noch gar nicht auf dem Plan. Ab und zu fotografiere ich Surfer und habe das mit einem normalen Stativ gemacht. Das hier sieht aber nach einer wesentlich besseren Lösung aus. :)
Übrigens coole Bilder. Hattest du für das Event eine Akkreditierung?
Habe gerade deinen Artikel gelesen. Bin selbst immer wieder hin und her gerissen, was die beste Lösung ist, wenn es um Tierfotografie auf dem Safari Jeep geht. Ist es angenehmer mit Einbeinstativ und Gimbal als aus der Hand zu fotografieren, wenn man auf dem Jeep sitzt? Auch wenn es bei mir nur das 70–200 2.8 ist, finde ich es über Dauer in der Hand doch auch schwer.…
Eignet sich so ein Gimbal auch für Einsatz unter beschränkten Platzverhältnissen?
Viele Grüsse
Monika
Hallo Monika, in einem offenen Safari-Fahrzeug denke ich, könnte Einbein und Gimbal funktionieren, aus einem geschlossenen (PKW Ähnlichen) Fahrzeug eher nicht.
Wir waren ja immer mit letzteren Toyota-Hilux unterwegs, damit kann man das vergessen, da ist nicht genug platz. Hier eher Bohnensack oder Fensterstativ.
Danke Gunther, ging mir um den offenen Jeep. Da ist mehr Platz aber auch nicht übermässig. Im Hilux oder ähnlichen habe ich aus der Hand geschossen oder auf dem offenen Fenster abgestützt. Das ging eigentlich gut.
Hallo Monika,
Würde nur einen vernünftigen Bohnensack mitnehmen (dieser kann in vielen Camps auch gefüllt werden). War gerade in Botswana wieder unterwegs und habe auch im offenem Fahrzeug den Vorteil des Bohnensacks gesehen. Kann schnell von einer Seite zur anderen wechseln. Mit den 70–200/2,8 fotografiere ich immer aus der Hand und lege es aber dann neben mir ab! Bei den größeren Objektiven lege ich die Stativschelle auf den Bohnensack, um eine entsprechende Höhe zu bekommen. EInbeinstativ läßt mich nicht schnell genug handeln.
Danke Marc-Michael für dein Feedback. Mal sehen, ob ich mich für Gimbal, Bohnensack oder am Ende doch wieder aus der Hand entscheide, bin hin und her gerissen, aber bleiben noch ein paar Tage Zeit:-)
Hi,
sind dir auch schwächen aufgefallen. Klar ist man bedingt langsamer als aus der Hand fotografiert. Wie ging es dir z.B. mit dem feinen Flugsand bzw. wie ist es mit der Salzwasser?
Beste Grüße Micha
Ehrlich gesagt, war ich erstaunlicherweise nicht wirklich langsamer. Flugsand und Salzwasser kann ich nicht wirklich beurteilen, dazu habe ich ihn da zu kurz verwendet.
Ich bin seit Jahren großer Anhänger von Feisol und habe mir vor zwei Jahren den UA-180 geleistet. Das ist mittlerweile mein ständiger Begleiter im Kofferraum. Auch wenn er groß und schwer wirkt, ist der Gimbal Aufgrund des verarbeiteten Karbon sogar fast ein Leichtgewicht (1.6 kg) und er lässt sich butterweich steuern. Durch das Karbon ist er auch bei kalten Temperaturen angenehm zu montieren. Traglasten bis 10 kg sind überhaupt kein Problem und er lässt sich perfekt auf die jeweilige Kamera/Objektiv Symmetrie Achse einstellen. Über die Schrauben lässt er sich bequem auf beiden Seiten für jeweils eine Achse feststellen. Einzig Wermutstropfen war der Preis.
Hi Gunther,
also wenn Du mit dem schweren Objektiv bisher tatsächlich immer freihand «hantiert» hast – Hut ab. Das 400er ist zwar nochmal ein Kilo schwerer, aber das hab ich keine 5 mal eingesetzt, da hatte ich zumindest eine mechanische Notlösung drunter (HDV701).
Dann hab ich lange rumüberlegt: Gimbal oder vernünftiger Neiger (zu dem ich mich dann entschlossen habe) – und dazu meine Frage:
Hast Du mal mit langen Zeiten gearbeitet (so ab ’ner 30stel)?
Da wird dem Gimbal immer wieder konstruktionsbedingt (lange Arme) Vibrationsanfälligkeit nachgesagt.
Ich gehe davon aus dass du den Gimbal mit einem Dreibein Stativ verwendet hast? Ist der Gimbal ebenso für ein Einbein Stativ zu empfehlen?
Steht doch in dem Artikel…
Hallo Gunther! Wie immer sehr schöne Fotos.
Frage: Hast du bei deiner D750 bewusst die Okularabdeckung abgenommen (vgl. Eingangsfoto)? Oder geht es dir wie mir bei der D750, dass die Abdeckung ständig abfällt?
Beste Grüße, Tuxyso
Sie fällt ständig ab und ich bin es leid… :-)
Keine Ahnung ob das sinnvoll ist … aber da ihr grad von diesem Problem gesprochen habt und mir dieser Artikel grad in die Hände geflogen ist:
https://fstoppers.com/originals/nikon-d750-hack-will-change-your-life-better-145542
Mich würde der Unterschied zu diesem Gimbal interessieren. Der Preis ist ja deutlich geringer als von den anderen auf dem Markt erhältlichen. Leider finde ich hierzu keinerlei aussage Kräftige Informationen !
Jetzt bräuchte man nur noch eine selbsttragende Fototasche. :)
Gibt’s ja, nennt sich Assi… :-)
Servus Gunther!
Wieder einmal ein toller und interessanter Blog mit tollen Fotos. Leider hat sich mein Interesse an dem Jombu Gimbal dann doch relativ schnell relativiert, als ich den Link zu amazon aufgerufen habe und den Preis gesehen habe. Leider wieder mal ein Teil, das nur für Profis leistbar ist, da ich nicht annehme, dass die kleineren Versionen viel billiger sein werden. Zum Preis einer guten DSLR für mich als Amateur leider keine Option. Da bleibe ich bei meinem alten Kugelkopf ;O)
LG aus Österreich
Gernot
Hallo Gernot, sicher ist gutes Equipment nicht billig. Allerdings sprechen wir hier von Zubehör für Profi-Objektive. Wer sich ein solches Objektiv kauft und wirklich nutzt weiß sehr schnell den Nutzen des Gimbals zu schätzen, so ging es mir jedenfalls. Das Preis-Leistungsverhältnis geht aus meiner Sicht schon in Ordnung. Allerdings war der Amazon Link wirklich nicht der günstigste, ich habe nun Links zu dem Spezial-Shop «Augenblicke Eingefangen» oben eingefügt und dort auch einen Link zu dem kleinen Bruder dieses Gimbals ergänzt.