Heute stelle ich Euch einen Bauvorschlag für einen Nodalpunktadapter für die Panorama-Fotografie vor, der ca. 50€ kostet und so leicht ist, dass ihr ihn immer dabei haben könnt. Handwerkliches Geschick oder eine Werkstatt braucht ihr für den Nachbau nicht.
Ein Nodalpunktadapter ist unerlässlich, wenn ihr perfekte Panoramen aufnehmen möchtet. Er sorgt dafür, dass sich Vorder- und Hintergrund beim Drehen der Kamera nicht gegeneinander verschieben damit die Panorama-Software später die Bilder «unsichtbar» zusammensetzen kann.
Leider sind Nodalpunkt-Adapter in der Regel groß, schwer und teuer. Das es auch anders geht, möchte ich Euch heute zeigen.
Benötigte Komponenten
- Fotomate Makro-Schlitten: 17€
- Mengs L‑Winkel: 16€
- Universal Schnellkupplung inkl. Schellwechselplatte: 16€
(oder von Sirui: Schnellwechsel-Kupplung: 38,90€) - ggf. 1/4″ auf 3/8″ Adapter: 2€
(falls die verwendete Schnellwechsel-Kupplung ein 3/8″ Gewinde hat)
Summe: ca. 50€
Für die Verbindung zum Stativ könnt ihr die bei mit der Kupplung gelieferte Schnellwechselplatte verwenden.
Los Geht’s
Okay – also – worum geht es bei einem Nodalpunkt-Adapter? Eigentlich nur um zwei Dinge.
- Die Kamera soll in’s Hochformat gedreht werden.
- Das System auf Kamera und Objektiv soll so ausgerichtet werden, dass es sich um seinen Nodalpunkt dreht, wenn man den Stativkopf um seine vertikale Achse dreht.
Die Drehung in’s Hochformat ist nicht zwingend, macht aber Sinn, da dadurch ein höherer Bildwinkel aufgenommen werden kann. Bei einem Zirkulären 180°-Fisheye kann man sich so später dadurch sogar separate Aufnahmen für Zenit und Nadir (oben und unten) sparen.
Bei unserem Selbstbau erreichen wir diese Drehung der Kamera durch Verwendung eines günstigen, universellen L‑Winkels der Firma Gump. Einige von Euch wissen, dass ich z.B. meine D800 mit einem (deutlich teureren) L‑Winkel von Really Right Stuff fest verbunden habe. Wer von Euch schon einen solchen Winkel an der Kamera hat, kann sich die Anschaffung natürlich sparen.
Für die Verschiebung der Drehachse nutzen wir eine günstige Makroschiene, und zwar den allseits bekannten Fotomate-Makro-Schlitten.
Anmerkung: sollte das Objektiv sehr lang sein (z.B. 24–70 f/2.8), ist die Schiene möglicherweise zu kurz, in dem Fall gibt es noch eine längere Alternative. Auf die lange Schiene solltet ihr aber nur dann zurückgreifen, wenn ihr ein solch langes Objektiv verwenden wollt.
Auf diesen kommt nun oben auf der einen Seite (an die verschiebbare Schraube) die Schnell-Kupplung mit dem Arretierungsknopf nach außen und unten, auf der anderen Seite die Schnellwechselplatte für das Stativ.
Stellt bitte sicher, dass beide Aufnahmen, sowohl die untere zum Stativ, als auch die obere zum L‑Winkel im 90° Winkel zu der Makro-Schiene angebracht werden. So erreicht ihr, dass sich beim späteren An- und Absetzen nicht der Nodalpunkt verstellt.
Der L‑Winkel kann eigentlich an der Kamera verbleiben, dadurch wird das Packmaß für den Nodalpunktadapter natürlich extrem reduziert. Die Schiene selbst passt immer noch irgendwo in die Fototasche und wiegt nicht viel.
Noch ein Wort zu diesem extrem günstigen L‑Winkel: seine Qualität ist ganz gut – da er aber universell ausgelegt ist, hat er natürlich nicht die gleiche Anmutung, wie ein deutlich teurer, maßgeschneiderter L‑Winkel von Really-Right-Stuff. An manchen Kameras lässt sich z.B. die Abdeckung links für die Anschlüsse nicht mehr öffnen. Dafür kann der Winkel aber sehr einfach jederzeit abgenommen werden, da er eine Schraube mit Bügel hat, die sich von Hand lösen lässt.
Zusammengebaut sieht das dann so aus:
Das Einstellen des Nodalpunktadapters auf die Kamera-Objektiv-Kombination
Ihr solltet Euch idealerweise für ein Objektiv entscheiden, mit dem ihr die Panoramen aufnehmt, vorzugsweise das weitwinkligste Objektiv, das ihr habt. Je mehr Weitwinkel, um so weniger Bilder müsst ihr später machen. Der Nodalpunkt muss nun einmal eingestellt werden und wird dann genau für diese Kamera-Objektiv-Konstruktion so funktionieren. Setzt ihr ein anderes Objektiv an, müsstet ihr den Nodalpunkt erneut einstellen.
Ich setze für die 360 Grad Panoramen das Nikon 10.5mm DX Fisheye ein. Das ist ein Objektiv für den APS‑C Sensor (DX). Es funktioniert aber auch ganz hervorragend als Zirkuläres Fisheye an den Vollformat-Kameras, wie der D800 oder D600. Ich habe es dazu rasieren lassen, das heißt, die feste Sonnenblende entfernen lassen. Mit diesem Objektiv kann ich mit nur 3 Bildern an der Vollformat-Kamera ein komplettes 360 Grad Panorama aufnehmen. An einer Crop Kamera fehlt oben und unten etwas und man muss 4–5 Bilder machen.
Wie das Einstellen des Nodalpunktes geht, haben wir schonmal in einem Fotoschnack erklärt. Hier die Kurzfassung:
- Ich suche mir zwei Objekte, die in einer Linie zur Kamera stehen. Eines ganz dicht an der Kamera, eines weit weg. Ich nehme oft z.B. die vordere Kante einer offenen Tür und eine sich dahinter im Flur befindliche Kante eines Treppengeländers.
- Ich stelle die Kamera mit dem Nodalpunktadapter auf einem Stativ und dem gewünschten Objektiv direkt vor die Türkante und richte diese so aus, dass sie auf dem Live-View der Kamera genau bündig mit der Kante des Geländers weitere hinten erscheint.
- Nun drehe ich die Kamera, bis diese beide Kanten am Rand des Bildfeldes erscheinen, solange der Nodalpunkt nicht korrekt eingestellt ist, verschieben sie sich gegeneinander. Am Rand verstelle ich nun mit dem Drehknopf der Makro-Schiene die Kamera nach vorne oder hinten, bis die Kanten wieder bündig sind. Nun schwenke ich auf die andere Seite. Das mache ich solange, bis ich die Einstellung der Makro-Schiene gefunden habe, bei der die Verschiebung zwischen der vorderen Türkante und der hinteren Geländerkante minimal ist. Am exaktesten geht das, wenn ihr im Liveview noch reinzoomt – dann müsst ihr natürlich den Bildausschnitt jeweils verschieben, um die Überlappungen sehen zu können.
Nach der Einstellung arretiert ihr die Einstellung der Makroschiene und macht Euch ggf. einen Strich darauf, um die Position zu kennzeichnen. Achtet darauf, dass ihr später beim Abnehmen des Nodalpunktadapters vom Stativ, nur die untere Klemmung am Stativ löst, alle anderen Schrauben müssen so bleiben. Die Kamera könnt ihr natürlich auch abnehmen. Beim wieder aufsetzen müsst ihr dann nur sicherstellen, das die Kamera nach links und rechts in der Mitte ausgerichtet ist, den Nodalpunkt müsst ihr nicht erneut einstellen.
Sollte nach korrekter Einstellung vorne noch ein Stück der Makroschiene überstehen und ins Bild ragen, könnt ihr diese absägen, es ist aber auch nicht tragisch, wenn die Makroschiene unten in den Bildern sichtbar ist, diese bekommt man später durch ein überlappendes Nadir-Bild weg, oder durch stempeln in Photoshop. Bei der Nutzung des rasierten 10.5mm Fisheyes an Vollformat (=180° vertikal) bekomme ich immer ein Stück des Nodalpunkt-Adapters mit ins Bild, selbst wenn ich die Schiene vorne absäge. Ist aber wie gesagt völlig normal und gar nicht tragisch.
Die Aufnahme eines Panoramas
Stellt bitte das Stativ genau in Waage auf, viele Stative haben dafür eine Wasserwaage. Fahrt ggf. einzelne Beine etwas ein, um eine exakte Nivellierung zu erreichen. Es ist besonders wichtig, dass die Stativbasis waagerecht steht, es reicht nicht, den Kugelkopf auszurichten!
Nutzt am besten einen Kugelkopf mit Panorama-Funktion und richtet nun auch den Kugelkopf so aus, dass er exakt waagerecht steht. Bei der oben empfohlenen Schnellwechsel-Kupplung ist z.B. eine sehr praktische kleine Wasserwaage (Libelle) eingebaut.
Löst nun die Panorama-Schraube am Stativkopf ein wenig, so dass ihr den Kopf drehen könnt.
Da die meisten Kugelköpfe bei der Panoramadrehung keine «Rasterung» haben, müsst ihr die Drehung nach Gefühl machen. Gut funktioniert das z.B. dann im Liveview, indem ihr Euch z.B. ganz links ein Merkmal im Bild merkt, und dann nach der Auslösung dreht, bis es ganz rechts erscheint. Ca. 20% Überlappung sind eine gute Größe.
Beim Abnehmen der Kamera und des Nodalpunktadapters vom Stativ, achtet bitte darauf, nur die Stativ-Klemmung zu öffnen und die Kamera, samt L‑Winkel abzunehmen. Die anderen Schrauben bitte nicht lösen, da sonst die Einstellung des Nodalpunkts erneut fällig wäre.
Pimp my Head
Besonders das waagerechte Ausrichten des Stativs nervt schnell. Dieses ist aber zwingend erforderlich, da ansonsten der Horizont bei der Drehung irgendwann schief wird. Besser wäre daher, wenn man über den Kugelkopf nivellieren könnte – dann jedoch müsste die Rotation oberhalb des Kopfes erfolgen. Das könnt ihr mit einem extra Rotator erreichen. Diese gibt es sogar mit entsprechenden Rastungen, das macht das Panorama-Aufnehmen dann wirklich zum Kinderspiel.
Wenn ihr es also richtig professionell haben wollt, dann besorgt Euch einen solchen einen Rotator mit Klicks. Diesen bringt ihr dann über den Kugelkopf an, so dass ihr den Kugelkopf zum nivellieren nutzen könnt und das Panorama darüber dreht. So ist es immer perfekt in Waage und der Rotator erlaubt euch, unterschiedliche Rastungen einzustellen, um ohne auf’s Display zu schauen, perfekte und gleichbleibende Überlappungen hinzubekommen.
Die Zusammensetzung und Bearbeitung des Panoramas
Das beste Programm, um solche Panoramen zusammenzusetzen ist ganz sicher PTGui. Bei einem exakt mit diesem Nodalpunktadapter aufgenommenen Panorama müsst ihr normalerweise gar nicht manuell eingreifen und erhaltet sofort ein perfektes Ergebnis. Weiteres zur Arbeitsweise in dem schon oben genannten Fotoschnack. Eine sehr gute Software zur Erstellung von interaktive Panoramen für Eure Homepage ist KRPano.
Vor- und Nachteile dieses günstigen Nodalpunktadapters
Vorteile
- Klein
- Leicht
- Günstig
- Stabil
- Komponenten ggf. zum Teil schon vorhanden
Nachteile
- Es gibt für den günstigen Preis erstmal keine Rasterung, das heißt die Drehung muss nach Augenmaß oder anhand der Gradanzeige am Stativ gemacht werden. Ein Kugelkopf mit entsprechender Rasterung ist sehr teuer und die Rotation habt ihr dann dummerweise immer noch unter dem Kopf.
Ich empfehle Euch stattdessen, in den Rotator von PT4Pano zu investieren, nicht ganz billig, aber ein klasse Teil! Eine günstige Alternative wäre z.B. dieser Rotator. - Ein «Kippen» der Kamera nach oben oder unten, um bei nicht so weitwinkligen Objektiven mehrere «Zeilen» aufzunehmen, ist nicht ohne weiteres möglich.
Mein Fazit
Bevor ich viel Geld für einen der «großen» Nodalpunkt-Adapter ausgebe, der sich auch noch vertikal verstellen lässt, um 2 oder mehrzeilige Panoramen aufzunehmen, würde ich lieber das Geld in weitwinkligeres Fisheye investieren, mit dem ich mit einer Zeile den gesamten vertikalen Bildbereich abdecken kann. Je nach Bildwinkel braucht man dann noch nicht einmal den Zenit und den Nadir separat aufnehmen und spart eine Menge Zeit in der Nachbearbeitung. Das Objektiv ist zudem dann deutlich flexibler auch für andere Dinge einzusetzen, als der teure Nodalpunktadapter. Allerdings sind damit natürlich auch nicht so hohe Auflösungen möglich. Es kommt immer darauf an, was man machen will.
Ich bin sehr glücklich mit dieser Lösung, da ich sie aufgrund ihrer Größe und ihres Gewichts immer dabei haben kann und praktisch keine Zeit zum Aufbau benötige. Das beste Equipment ist halt das, was eben nicht zu Hause herumliegt, weil es zu schwer oder zu kompliziert ist – sondern das man dann auch immer dabei hat!
So, nun viel Spaß beim Ausprobieren! Wenn ihr noch Ideen habt, wie man z.B. eine «Rasterung» nachrüsten könnte oder andere Verbesserungen, lasst es mich gerne in den Kommentaren wissen!
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Alle Inhalte © Gunther Wegner
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