Nach einer angenehmen und fast durchgeschlafenen Nacht im Bus nach Mérida, sehen wir morgens erstmalig ein wenig von der venezuelanischen Landschaft. Alles ist grün und je näher wir Mérida kommen, um so hügeliger wird es. Wir nähern uns den Anden.
Kein anderes Land Südamerikas ist landschaftlich so vielfältig wie Venezuela. Auf einer Fläche von nur ca. 900.000 km² finden sich Kontraste der Superlative:Fast 3.000 Kilometer karibische Küste im Norden werden im Nordwesten von den Andenausläufen bis hin zur Kolumbianischen Grenze im Westen abgelöst.
Das Zentrum ist von den Tiefebenen des Orinocos, den Llanos geprägt und im Süden finden Sich die nördlichen Ausläufer des Amazonas und die Grenze nach Brasilien. Im Südosten dann das Dreiländereck Venezuela/Brasilien/Guayana und das Guayana Hochland mit der Gran Sabana, in der die sagenumwobenen Tepuis, die Tafelberge, liegen. Im Nordosten mündet der Orinoco in einem gewaltigen Delta in das Karibische Meer, 500 km westlich davon liegt die bekannte Ferieninsel Isla Margarita.
In welchem anderen Land gibt es so viele grundlegend verschiedene Landschaftsformen auf so engem Raum? 5.000 Meter hohe, schneebedeckte Andengipfel bei Mérida, die riesigen Feuchtgebiete der Los Llanos in der Orinoco Tiefebene, den Amazonas Regenwald, die Gran Sabana mit den mystischen Tafelbergen und dem höchsten Wasserfall der Erde, dem Angels Fall, das Orinoco Delta und die Karibische Küste. Und das alles auf einer Fläche, die nur dreimal so groß ist, wie Deutschland.
Je mehr ich im Vorfeld unserer Reise über Venezuela recherchiert habe, um so stärker hat mich dieses Land fasziniert. Und nun sind wir nach einer anstrengenden Anreise endlich bei unserer ersten Station angekommen, in Mérida.
Frühmorgens am Busbahnhof in Mérida empfängt uns schon eine viel entspanntere Atmosphäre als noch gestern Abend in Caracas. Wir kaufen Tickets für den Bus ins Zentrum und gehen von dort aus einfach ziellos in eine Richtung, um eine nette Pousada zu finden. Das stellt sich auch als gar nicht schwierig heraus, nach ein bisschen Durchfragen finden wir eine nette und günstige Unterkunft (30.000 Bvs. pro Nacht) und beschließen für 2 Nächte zu bleiben. Nach einer (wirklich notwendigen) Dusche sind wir voller Tatendrang und ziehen gleich los um die Stadt zu erkunden. Leider ist es bewölkt, so dass wir von den die Stadt umgebenden Andengipfeln leider gar nichts sehen. Die Temperatur ist hier in Mérida sehr angenehm und ab und an kommt sogar mal ein wenig die Sonne durch. Für eine freie Sicht auf die Gipfel reicht es allerdings leider nicht.Eines der Highlights Méridas ist sicherlich der Teleférico, die Seilbahn, die auf den «Hausberg», den 5000 Meter Hohen Pico Espejo führt. Hier wollen wir uns natülrich heute schon einmal erkundigen, damit wir den gleich morgen früh in Angriff nehmen können.
Zunächst einmal jedoch müssen wir unbedingt das reichhaltige Obstangebot ausnutzen und decken uns reichlich in einem der zahlreichen Obst- und Gemüseläden ein. Nachdem wir uns die Bäuche mit Mandarinen, Mangos, Goiabas und Bananen vollgeschlagen haben, suchen wir den Teleférico. Bei klarer Sicht wäre das vermutlich einfacher gewesen, denn der Teleférico in Mérida ist die längste Seilbahn der Welt und steht so wohl auch im Guiness Buch der Rekorde. Heute jedoch müssen wir einige Passanten fragen.
Als wir die Basisstation erreichen, habe ich schon ein komisches Gefühl. Irgendwie sieht die Bahn so aus, als sei sie außer Betrieb. Und tatsächlich. Ein großes Schild verkündet, dass der Teleférico seit gestern (ausgerechnet!) und für genau 3 Wochen außer Betrieb ist. Unsere Enttäuschung ist natürlich groß.
Trotzdem lassen wir uns die Laune nicht verderben. Wir überlegen uns Alternativen und beschließen morgen eine Tour in die Berge zu unternehmen, trotz des wechselhaften Wetters. Vielleicht haben wir ja auch Glück und es wird noch besser.
Wir informieren uns bei verschiedenen lokalen Tourguides über Möglichkeiten, die umliegenden Anden kennen zu lernen. Am meisten würde uns ja eine mehrtägige Bergwanderung reizen. Davon allerdings raten uns die Einheimischen aufgrund des wechselhaften Wetters ab. Sie sagen, so einen schlechten Sommer hätten sie schon seit Jahrzehnten nicht mehr erlebt. Auf uns wirkt das Wetter – außer der wegen der Sicht ärgerlichen Wolken – gar nicht sooo schlecht :-)Wir entscheiden uns erstmal für eine Tagestour zu den umliegenden Gipfeln. Aufgrund der unkalkulierbaren Wettersituation mit Führer und Auto. Oben können wir dann zu Fuß die Gegend erkunden.
Nachdem der Plan für morgen klar ist, gehen wir erstmal in ein Internet-Café und ich schreibe ich Diana eine EMail, dass wir gut angekommen sind. Auf dem Rückweg kaufen wir noch mehr Obst und essen uns in der Posada erstmal durch das leckere Angebot: Goiabas, Mandarinen, Mangos, Ananas, Bananen… Die schmecken hier wirklich klasse und sind super günstig zu haben!
Nachmittags essen wir in einer nahen Bar noch einen großen Teller Nudeln und trinken einen frisch gepressten O‑Saft und das alles für umgerechnet 2,40 € pro Person! Danach fallen wir in die Waagerechte – nicht das schlechteste Gefühl!
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Hallo,
ich war vor 20 Jahren in Venezuela, danach nicht mehr.
Aber…wer weiss.
Der Busbahnhof, die vielen Menschen, die Gerüche, der Gestank vom Dieselmotor, die Zeitraubende Hektik, bis der Vollklimatisierte Platz im Bus nach Merida erreicht war, das waren sehr ähnliche Sinneseindrücke. ( wild und gefährlich fand ich sie damals ).
Dann Merida mit seiner Schönheit, Höhe, seinen Studentinnen ( Studenten natürlich auch ), den verrückten Touristen, die wir trafen, die wilden Partys.… ach was hat mich schwindeliger gemacht. Vieleicht doch die Seilbahn, die uns so schnell auf 4800 Meter brachte, dass mein Atem wie gefrohren und ohne Sauerstoff schmeckte.
Ich liebe diese Stadt.
Gruss
Michael
Tja, offenbar hat sich wirklich in den letzten 20 Jahren nicht viel verändert… Hoffen wir, dass es in 20 Jahren immer noch so ist :-)
Ein Glück, dass ich Firefox jetzt wieder installieren konnte. Ich war schon traurig, die Fortsetzungen Deines spannenden Berichtes zu versäumen. Schade, dass die Seilbahn nicht ging. Entschädigt dafür hat mich der Bericht über die leckeren Obstmahlzeiten. Nur der Gedanke daran hat mich schon glücklich gemacht: Guaabas, hm! Und Mamoes? Die wären mir noch lieber gewesen. Liebe Grüße Mu
Jawoll, schicke Autos! hehe =)
Freue mich, daß ich durch Dich die schöne Landschaft in Südamerika kennenlerne. Deine Berichte sind wirklich sehr
genau und aufschlußreich und lassen mich die Reise fast live erleben. Danke E.