Flug über die Gran Sabana

29042009

Mit der ein­mo­to­ri­gen Cess­na flie­gen wir von Cd. Bolí­var in den Süden Vene­zue­las, genau­er nach San­ta Ele­na, kurz vor der bra­si­lia­ni­schen Gren­ze. Nach der Über­que­rung des Lake Guri über­flie­gen wir nun die Gran Saba­na, die Regi­on in der die sagen­um­wo­be­nen und ein­zig­ar­ti­gen Tafel­ber­ge lie­gen. Unser Ziel ist es, den höhs­ten davon, den Mount Rorai­ma, in den nächs­ten Tagen zu besteigen. 

Unse­re Maschi­ne ist mit 6 Leu­ten inklu­si­ve dem Pilo­ten und uns besetzt und der gesam­te Flug wird ca. zwei­ein­halb Stun­den dau­ern. Und ich freue mich auf jede ein­zi­ge davon!

Die Gran Saba­na – auch hier lei­der schon Spu­ren von Zerstörung

Den Namen «Gran Saba­na» mit mit «Gro­ße Savan­ne» zu über­set­zen wür­de ihr wahr­lich nicht gerecht.

Die Gran Saba­na ist eine 450.000 km² umfas­sen­de Hoch­flä­che im Süd­os­ten Vene­zue­las. Das Gebiet weist eine sehr alte geo­lo­gi­sche For­ma­ti­on auf. Die Gestei­ne stam­men aus der Erdur­zeit und bil­de­ten frü­her den west­li­chen Teil des Urkon­ti­nen­tes Gondwana.

Im Lau­fe von Jahr­mil­lio­nen trug die Ero­si­on die Sand­stein­mas­sen ab. Übrig blie­ben zer­klüf­te­te Täler und gewal­ti­ge, mas­si­ve Tafel­ber­ge, die von den dort ein­hei­mi­schen Pemón-India­nern Tepuis genannt wur­den. Ihr Alter schätzt man auf 70 Mil­lio­nen Jah­re. Es gibt in der Gran Saba­na 115 ver­schie­de­ne Tepuis. Sie wei­sen auf ihren Hoch­pla­teaus eine ein­zig­ar­ti­ge und fas­zi­nie­ren­de Flo­ra und Fau­na auf, da sich hier in der Mil­lio­nen von Jah­ren anhal­ten­den Iso­la­ti­on ende­mi­sche Arten ent­wi­ckelt haben. Das heißt, hier fand die Evo­lu­ti­on aut­ark, ohne Ein­flüs­se von außen, statt.

Von den Tafel­ber­gen stür­zen die höchs­ten Was­ser­fäl­le der Erde, wie zum Bei­spiel der Sal­to Angel. Er ist mit fast 1.000 Metern Fall­hö­he der höchs­te bekann­te Wasserfall.

Nicht der Sal­to Angel aber eine traum­haf­te, weit­ge­hend unbe­rühr­te Landschaft!

Die Vor­freu­de, mit dem Rorai­ma einen sol­chen Tafel­berg zu bestei­gen wächst und wächst. Einen die­ser Ber­ge haut­nah zu erle­ben, ist ein Aben­teu­er, das für mich im Moment noch ganz irre­al ist! Unter uns wech­selt sich tiefs­ter Urwald mit Step­pe ab. Lei­der wird das Wet­ter aber zuneh­mend schlech­ter. Wir kön­nen nur hof­fen, dass wir in den nächs­ten Tagen, bei unse­rer Bestei­gung des Rorai­ma, nicht nur schlech­tes Wet­ter haben!

Die ers­te Sich­tung der Tepuis – lei­der ist die Wol­ken­de­cke sehr dicht.

Die Tafel­ber­ge sind, nach allem was wir gehört haben, näm­lich für unste­ti­ges und unan­ge­neh­mes Wet­ter bekannt. Die Hor­ror­ge­schich­ten rei­chen bis zu «6 Tage Regen, eisi­ge Käl­te und der Berg in Wol­ken – wir haben über­haupt nichts gese­hen und nur gefro­ren!». Und so wie das im Moment hier aus­sieht, kön­nen wir uns das leb­haft vor­stel­len. Je dich­ter wir den Tafel­ber­gen kom­men, um so düs­te­rer wird es näm­lich gera­de drau­ßen. Wir flie­gen durch dunk­le Wol­ken, haben jetzt gar kei­ne Sicht mehr. Hof­fent­lich weiß der Pilot, wo genau sich die bis zu 1.000 Meter hohen, senk­rech­ten Wän­de befinden.

Und plötz­lich taucht direkt neben uns die Wand eines Tepuis auf. Sie ist zum Glück noch eini­ge hun­dert Meter ent­fernt, und wir sind total fasziniert!

Bes­ser als je zuvor, kön­nen wir uns gera­de in Jim­my Angel hin­ein­ver­set­zen. Jetzt, wo wir uns in einem klei­nen Flug­zeug inmit­ten die­ses Wet­ters und den jetzt immer mal wie­der links und rechts in Augen­hö­he auf­tau­chen­den Tafel­ber­gen befin­den! Wie schwer muss es für ihn gewe­sen sein, ohne jeg­li­che moder­ne Navi­ga­ti­ons­mit­tel in sei­ner Maschi­ne den Win­den und den dich­ten Wol­ken zu trot­zen. Aber uns ist klar: auch wir kön­nen uns nur auf die Erfah­rung use­res Pilo­ten verlassen!

Ein wun­der­schö­ner Tepui, nach dem Auf­rei­ßen der Wolkendecke

Irgend­wann klart es dann etwas auf, und end­lich kön­nen die Tafel­ber­ge rich­tig sehen und auch foto­gra­fie­ren. Sie sind gigan­tisch. Nicht nur von der Höhe, son­dern auch von ihren rest­li­chen Aus­ma­ßen. Der Gedan­ke, dass der ers­te Mensch erst vor ca. 100 Jah­ren sei­nen Fuß dar­auf gesetzt hat, stei­gert die Vor­freu­de noch einmal.

Und dann ist es auch schon so weit: vor uns taucht eine klei­ne Pis­te auf mit drei, vier Häu­sern drum­her­um: Der San­ta Ele­na Airport.

Wir lan­den in St. Ele­na an der bra­si­lia­ni­schen Grenze

Wir lan­den, neh­men unser Gepäck aus der Cess­na und bevor wir uns nach einer Fahr­ge­le­gen­heit in das noch eini­ge Kilo­me­ter ent­fern­te San­ta Ele­na umse­hen kön­nen, wer­den wir erst­mal wie­der von einem Mili­tär­pos­ten in Emp­fang genommen.

Kon­trol­le muss sein!

«Pas­s­a­por­te? woher? wohin? war­um?» Alles wird hand­schrift­lich in ein Buch geschrie­ben und dann kön­nen wir end­lich los. Den­ken wir.

Wir hal­ten Aus­schau nach einem Taxi. Auf der Stra­ßen­sei­te gegen­über steht eins. Also gehen wir rüber. Auch dort befin­det sich ein mili­tä­ri­scher Kon­troll­pos­ten. Aber wir sind ja gera­de schon durch… oder?

«Pas­s­a­por­te? woher? wohin? war­um?» «Äh… wir haben doch gera­de schon bei dem Kol­le­gen…» Egal. Noch­mal die gesam­te Pro­ze­dur. Dop­pelt hält ja bekannt­lich bes­ser – und hey, wenn es gegen die Arbeits­lo­sig­keit hilft… Aber auch hier geht es im gro­ßen und gan­zen pro­blem­los und so stei­gen wir kur­ze Zeit spä­ter in das Taxi, um in den Ort zu kommen.

Der Taxi­fah­rer spricht por­tu­gie­sisch, die bra­si­lia­ni­sche Gren­ze ist ja gera­de mal 10 Kilo­me­ter süd­lich. Oh ist das schön. Es ist, als ob ich eine seit einer Woche ange­zo­ge­ne Hand­brem­se löse. Geni­al. Das Por­tu­gie­sisch geht mir doch um eini­ges leich­ter über die Lip­pen, auch wenn das mit dem Spa­nisch bis­her wirk­lich ganz erstaun­lich gut geklappt hat…

Der ers­te Ein­druck von San­ta Ele­na ist sehr nett. Ruhi­ger und ent­spann­ter als die ande­ren Orte, die wir bis­her in Vene­zue­la erlebt haben – wahr­schein­lich der bra­si­lia­ni­sche Ein­fluss :-) – und hier herrscht auch ein sehr ange­neh­mes Kli­ma. Nicht zu heiß, nicht zu trocken.

Der Taxi­fah­rer fährt uns zur Posa­da Michel­le, die von einer Deut­schen geführt wird. 20 TBvs soll das Dop­pel­zim­mer pro Nacht kos­ten, das ist völ­lig in Ord­nung. Die Zim­mer machen einen gepfleg­ten Ein­druck. Wir gehen erst­mal duschen und dann legt sich Nico hin. Uns steckt immer­hin noch die Bus­fahrt durchs Lan­des­in­ne­re in den Kno­chen – wir sind mitt­ler­wei­le seit bald 36 Stun­den auf den Beinen!

Aber irgend­wie bin ich jetzt über den müden Punkt hin­weg und siche­re daher erst­mal alle Fotos auf mei­nen Image­tank um Platz zu schaf­fen für das, was da noch kom­men soll. Und mitt­ler­wei­le scheint er wirk­lich lang­sam Real zu wer­den: Der Trek auf den Roraima!

Die Flugroute

Hier noch ein Blick auf unse­re Flug­rou­te mit Start in Cd. Bolí­var, dem Über­flug des Lake Guri und der Gran Saba­na bis nach San­ta Ele­na. Wei­ter­hin ein­ge­zeich­net, die Lage des Mount Rorai­ma am Drei­län­der­eck Bra­si­li­en / Vene­zue­la / Guya­na. Wie immer kannst Du den Kar­ten­aus­schnitt mit der Maus ver­schie­ben und rein/raus zoomen.

Vene­zue­la – Von Méri­da nach Cd. Bolí­var auf einer inter­ak­ti­ven Kar­te anzeigen.

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Alle Inhalte © Gunther Wegner

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