Heute soll es also endlich so weit sein. Sechs Tage raus aus der Zivilisation. Ein irgendwie fremdes, aber auch phantastisches Gefühl! Wann hat man in der heutigen Zeit denn noch die Gelegenheit – ja die Chance – das zu erleben: eine Woche ohne Computer, Telefon, Handy, Einkaufsmöglichkeiten, ärztliche Versorgung. Eine Woche ohne Netz und doppelten Boden. Ohne all die Dinge also, die uns heute im Alltag so selbstverständlich geworden sind, dass wir gar nicht mehr darüber nachdenken.
Wir sind um 10 Uhr bei dem «Dicken», wie wir den Chef von «Roraima Tours» genannt haben, wo wir unsere Trekking-Tour gebucht haben. Er ist uns immer noch recht unsympathisch, aber was sollen wir machen, eine andere Tour war ja nicht zu bekommen. Und er kommt ja zum Glück nicht mit, sondern ist ja «nur» dafür zuständig, das ganze zu organisieren. Das kann ja nicht so schwierig sein – oder?
Um halb Elf soll es los gehen. Diese verbleibende halbe Stunde nutzen wir, um diejenigen Ausrüstungsgegenstände, die wir in der nächsten Woche nicht benötigen werden, aus unseren Rucksäcken zu nehmen und sie in eine große Plastiktüte zu verpacken. Die Plastiktüte kleben wir vorsichtshalber sorgfältig zu – man weiß ja nie. Wir deponieren sie in einem Abstellraum bei bei dem Dicken.
Mitnehmen tun wir also nur das nötigste. Insbesondere sind das 2 Trinkflaschen, warme Sachen zum Anziehen (Zwiebelschalenprinzip), ein paar leichte Flip-Flops für die abendliche Zeit «nach den Wanderschuhen», unsere Schlafsäcke und natürlich die Kamera Ausrüstung. Letztere macht bei mir schon einen guten Anteil am Gewicht des Rucksackes aus. Ein Gehäuse, zwei Objektive, Speicherkarten, Akkus, ein kleines Stativ und so weiter.
Die restliche Zeit, bevor es los geht, nutze ich, um an dem Internet-Rechner des Dicken noch eine Email an Diana zu schreiben. Danach wird sie erstmal eine Woche nichts von mir hören. Leider fällt kurz vor dem Absenden der EMail der Strom aus und der ganze lange Text ist weg…
Ich fasse das jetzt als endgültiges Zeichen dafür auf, dass es für uns Zeit wird, die modernen Kommunikationsmittel hinter uns zu lassen!
Um Elf geht es dann endlich los. Wir fahren eineinhalb Stunden mit dem Geländewagen, zunächst nach San Francisco de Yuruaní, wo Balbina, unsere Guide für die nächsten Tage, zusteigt. Sie ist eine Indianerin und macht einen sehr, sehr netten Eindruck.
Noch eine halbe Stunde geht es mit dem Jeep dann weiter nach Paraitepuy, dem kleinen Indianerdorf, bei dem der Eingang zum Nationalpark ist und unser Trek starten soll.
Außer uns und Fidel plus Begleiterin sind noch zwei Engländer dabei und ein kleiner Junge. Das erstaunt uns! Er ist vielleicht 8 Jahre alt, und wir können uns beim besten Willen nicht vorstellen, dass er den Trek mitmachen soll! Wir wenden uns also an unseren Fahrer und es stellt sich heraus, dass der Dicke dem Vater des Jungen einen Gefallen schuldig gewesen sei und ihm schon vor langer Zeit versprochen habe, den Kleinen einmal mitlaufen zu lassen. Und ausgerechnet heute ist es nun soweit, er soll mit uns zusammen die 120-Km-Wanderung machen!
Wir sind natürlich extrem skeptisch. Ein so kleines Kind dabei zu haben, birgt ja auch eine ziemliche Verantwortung. Wir machen uns schon sorgen, dass die ganze Unternehmung in Gefahr geraten könnte, sollte der Kleine irgendwann nicht mehr mithalten können. Wir wissen ja auch nicht, welche Wettersituationen uns erwarten und was sonst noch so alles auf uns zukommt…
Aber was sollen wir machen! Im Moment ist von Erschöpfung bei dem Kleinen jedenfalls noch nichts zu spüren. Ganz im Gegenteil. Der Lütte erzählt mir in einem Fort irgendwelche Geschichten in einem Spanisch, das ich – wenn überhaupt – nur mit allergrößter Mühe verstehen kann.
Als er dann auch noch anfängt, mir politische Witze zu erzählen, die ich nicht verstehe, kommt mir ein genialer Geistesblitz: Wer könnte sich besser mit einem 8‑jährigen über das politische System in Venezuela austauschen als unser Freund Fidel!
Schnell mache ich die beiden miteinander bekannt. Fidel: Lütter – Lütter: Fidel. Und was soll ich sagen: es klappt hervorragend! Fidel kann ziemlich gut spanisch und die beiden passen auch inhaltlich ganz toll zueinander! Und ich bin erlöst und kann mich erstmal wieder der vorbeiziehenden Landschaft zuwenden!
Am Horizont sehen wir die Kulisse der Tafelberge in unterschiedlichsten Formen. Grüne Savanne und fruchtbare Wälder wechseln sich davor ab. Die Straße nach Paraytepui ist eine Schotterpiste, die aber in einem leidlichen Zustand ist.
Paraytepui selbst ist ein kleines Indianerdorf am Rande des Roraima Nationalparks. Die Bewohner leben hauptsächlich von den Führungen, die sie hier anbieten. Der Ort mit seinen indianischen Rundhütten ist recht malerisch anzusehen.
Am Eingang des Nationalparks steigen wir aus und laden erstmal unsere Rucksäcke vom Dach des Jeeps ab. Es gibt hier einen kleinen Unterstand, in den wir erstmal alles deponieren. Es stellt sich heraus, dass auch noch zwei weitere Indianer mit auf den Trek kommen sollen. Sie sollen die Kochsachen und das Essen tragen. Wir sind total überrascht, denn das hatte uns vorher keiner gesagt. Wir sind die ganze Zeit davon ausgegangen, dass die Gemeinschaftsutensilien (Kocher, Töpfe etc.) auf alle Teilnehmer aufgeteilt würden und jeder auch seinen Anteil des Essens tragen würde. Wir haben doch extra Platz in unseren Rucksäcken geschaffen!
Als nächstes laden wir all das aus, was von dem Dicken und seiner Truppe für den Trek eingekauft wurde. Als wir sehen, was da alles zum Vorschein kommt, können wir es kaum glauben. Unmengen an Essen, Töpfe, Kocher, Besteck und alles mögliche – vor allem schwere – Zeugs. Einem groben Überschlag nach reicht das für mindestens 10 Personen und wir sind gerade mal zu sechst. Na gut – mit dem Lütten zu siebt. Das schlimmste ist aber: Fast alles davon ist für eine solche Wanderung völlig unbrauchbar!
Es ist wirklich unglaublich, was da zum Vorschein kommt: Ketchupflaschen, Majonaise-Gläser, Konservendosen, Marmeladengläser, Getränkedosen, kiloweise Zucker, Mehl, Kaffe, Tee, Instantgetränke, Wassermelonen, Margarinetöpfe, Ölflaschen, und, und, und…
Und ganz abgesehen davon, dass kein normaler Mensch soviel und so schweres Zeug auf eine Trekking-Tour mitschleppen würde, fragen wir uns natürlich, wer das alles tragen soll? Was haben die sich dabei gedacht? Machen die das zum ersten Mal? Denn selbst mit den zwei zusätzlichen Trägern, und einer Aufteilung auf uns alle, würden wir das bestimmt nicht alles mitnehmen können…
Aber bevor wir uns darum kümmern, ist für Nico und mich erstmal am wichtigsten, unsere persönliche Ausrüstung zu komplettieren. Wir hatten ja ein Zelt, zwei Isomatten und einen dickeren Schlafsack für Nico bei dem Dicken bestellt. Aber – wen wundert das jetzt noch – es kommt, wie es kommen muss: Natürlich hat er diese für uns essenziell wichtigen Dinge vergessen einzuladen. Wir hatten ihn zwar extra heute morgen nochmal erinnert, uns aber dann leider auf sein «ja, natürlich» verlassen und das vor dem Einsteigen nicht nochmal kontrolliert. Scheiße. Das einzige, was wir bekommen, ist ein Zelt und nach langem hin und her noch eine Isomatte. Die anderen Sachen sind schlicht und ergreifend nicht da. Und auch nicht herbeizuzaubern.
Und es ist ja von dem Dicken und seiner Agency, die das hier alles zu verantworten haben, natürlich keiner hier, den wir mal gehörig in seinen Allerwertesten treten könnten.
Das Essensthema werden wir wohl lösen können, ich meine, was brauchen wir denn letzten Endes groß an Essen für die 6 Tage? Aber ohne ausreichende Ausrüstung auf den Roraima zu gehen, ist ein anderes Kaliber. Das hat nichts mit Anstellerei zu tun. Das ist leichtsinnig. Bei den hiesigen Wetterbedingungen kann es dort oben nachts Minusgrade geben. Ohne Schlafsack und Isomatte auf nacktem Fels zu übernachten ist kein spaßiges Abenteuer mehr, sondern kann wirklich gefährlich werden.
Nico und ich beratschlagen, was zu tun ist. Herzaubern können wir die fehlende Ausrüstung jetzt ja nicht mehr. Also müssen wir improvisieren. Zum Glück haben wir ja warme Sachen dabei, die müssen wir zum Schlafen dann unterlegen und uns eventuell mit der Isomatte abwechseln.
Mittlerweile hat Balbina angefangen, das Essen zu verteilen. Wir schlagen vor, die unmöglichen Dinge (Zucker, Konservendosen, Marmeladengläser, Ketchup, Majo etc.) radikal hier zu lassen. Die braucht kein Mensch. Die sinnvollen Dinge, also Nudeln, Reis, Cracker etc. würden wir dann auf alle aufteilen. Aber davon wollen die Indios interessanterweise nichts wissen. Offenbar haben sie die Anweisung, alles mitzunehmen und Angst vor dem Dicken, wenn sie es nicht tun. Sie fangen also an, aufzuteilen. Balbina verteilt zunächst die Kochsachen an die Indios. Dann kommt das Essen dran. Und die Probleme gehen weiter. Fidel und Begleiterin sind Vegetarier. Fleisch wollen sie nicht nur nicht essen, sondern auch nicht tragen. So langsam sind wir von dieser Veranstaltung hier etwas genervt.
Das ganze Procedere des Sachen verteilen zieht sich hin. Die Träger haben eine Waage, an die sie ihre Rucksäcke immer wieder hängen. Laut Vertrag erklären sie uns, müssen sie nicht mehr als 15 Kilo tragen.
Zurücklassen will Balbina aber auch nichts. Dass da irgendwas nicht zusammen passt, müsste ihnen doch jetzt auch langsam mal klar werden.
Wir machen nochmal den Vorschlag, und hier sind wir uns auch zum ersten Mal mit Fidel einig: Lasst uns die Trekking-geeigneten Sachen (Nudeln, Reis, Kekse etc.) mitnehmen und den Rest hier lassen.
Langsam dämmert es auch Balbina, dass das der einzige gangbare Weg ist. Erschwerend kommt hinzu, dass mittlerweile auch die Park-Ranger schon zweimal da waren und gefragt haben, wann wir denn nun endlich starten würden. Nach 15:00 würden sie nämlich keinen mehr rein lassen.
Nun kommt endlich ein bisschen Bewegung in die Sache. Balbina fragt uns bei den einzelnen Dingen, ob wir sie mitnehmen wollen oder nicht.
Und jetzt wird es ganz spannend! Denn plötzlich sollen Nico und ich nichts tragen, sondern nur die Anderen. Das können wir nun gar nicht mehr verstehen. Was soll das? Balbina äußert sich selbst auf mehrfache Nachfrage zum Warum auch nicht richtig, sondern druckst nur herum.
Uns wird das alles jetzt hier endgültig zu bunt. Es ist mittlerweile kurz vor Drei und wir eiern hier immer noch ergebnislos rum. Es ist definitiv Zeit zu handeln. Ich sage zu Nico: «Komm, wir packen jetzt die Sachen in unsere Rucksäcke, die wir für 6 Tage als absolutes Minimum brauchen, so als würden wir alleine gehen und dann können die uns mal». Gesagt, getan. Wir packen uns von dem großen Haufen alles das ein, was uns sinnvoll erscheint. Tunfisch, trockene Kekse und ausreichend Nudeln. Gerade soviel, wie wir für die Zeit benötigen, ohne von den Anderen abhängig zu sein.
Die anderen teilen auch weithin sinnloses Zeug auf, aber am Ende bleibt noch ein riesiger Haufen Lebensmittel übrig. Wenn man das sieht, wird einem nochmal das Ausmaß des Blödsinns klar, der hier betrieben wird.
Ein weiteres Missverständnis hat es offenbar zwischen Fidel und dem Dicken gegeben. Der Dicke ist davon ausgegangen, dass er einkauft und Fidel das dann trägt und Fidel ist davon ausgegangen, dass er selbst einkauft und sein eigenes Zeug mitnimmt. Das heißt, Fidel und seine Begleiterin haben auch noch für sich selbst Essen eingekauft, und wollen daher von dem anderen gar nichts tragen.
Aber wie dem auch sei, Nico und ich wissen, dass wir auch völlig autark diese Woche überleben können. Das Wichtigste haben wir jetzt eingepackt, dazu nehmen wir noch ein paar von den Sachen, die Balbina unbedingt mitnehmen möchte.
Ich meine – wir sind hier doch auf ein Abenteuer eingestellt und nicht auch einen Luxusurlaub!
Den ganzen Berg an übrig gebliebenen Lebensmitteln verteilen wir an die Indios des Dorfes, die auf Zuruf eines unserer Träger sehr schnell herbeigeeilt sind. In nullkommanix sind die Sachen weg.
Somit hat die ganze Sache doch noch etwas gutes, die Indios können damit bestimmt einige Tage lang ihre Familien ernähren. Schade nur, dass wir durch die ganze Aktion soviel Zeit verloren haben.
Endlich, kurz vor 3 Uhr, kommen wir los. Aber nicht, ohne vorher Balbina und ihren Indios hoch und heilig zu versprechen, dem Dicken nach unserer Rückkehr ja nicht zu sagen, dass wir Essen da gelassen haben.
Wir passieren den Eingang zum Nationalpark und hinter uns machen die Ranger auch gleich eine Kette vor den Eingang. Heute kommt keiner mehr rein.
Kaum sind wir unterwegs, ist auch schon fast alles vergessen und wir tauchen in diese wahnsinnige Landschaft ein. Das Ziel haben wir immer vor Augen: den Mt. Roraima direkt vor uns. Wo das Wort «direkt» hier schwer zu fassen ist: die tatsächliche Entfernung und Größe dieses Massivs ist für uns nur sehr, sehr schwer einzuschätzen. Wir wissen zwar, dass die Wand des Roraima ca. 1.000 Meter hoch ist, das ist für uns aber überhaupt nicht fassbar.
Links und rechts sehen wir noch andere Tepuis. Der Weg schlängelt sich durch die Steppe und kreuzt immer wieder Bachläufe, an deren Ufern sich eine üppige Regenwaldartige Vegetation gebildet hat. Das Wasser können wir gefahrlos direkt aus dem Bach trinken. Da wo es her kommt, gibt es keine Menschen, die es verunreinigen könnten.
Dafür gibt es aber hier Menschen, die innerhalb des Nationalparks die Steppe anzünden, wie wir leider feststellen müssen. Direkt neben dem Pfad brennt es auf hunderten Quadratmetern. Heißer, beißender Qualm schlägt uns entgegen, als wir vorbeigehen. Wir können das nicht fassen und auch die Indios haben keine Erklärung dafür. Sicher sind sie sich aber, dass das Feuer von Menschen gelegt wurde. Das käme hier öfter vor.
Irgendwann richte ich es so ein, dass ich neben Balbina laufe. Ich unterhalte mich ein bisschen mit ihr und dann frage ich sie unter vier Augen nochmal, warum sie uns nichts zum Tragen geben wollte. Jetzt, wo sie in der Wildnis ist, hat auch sie offenbar die Zwänge, denen sie ja ganz offensichtlich auch unterliegt, abgeworfen und erzählt was da wirklich los war. Offenbar haben Fiedel und die zwei Engländer mit dem Dicken einen Deal gemacht. Und zwar, dass sie all ihre Sachen alleine Tragen und dafür zwei Träger eingespart werden. Dafür haben sie die ganze Tour um einiges günstiger bekommen als wir. Im Gegenzug müssten wir gar nichts tragen, und die anderen würden, gemeinsam mit den Trägern auch noch unseren Anteil übernehmen.
Was für ein Schlamassel! Wir fühlen uns von dem Dicken derartig hintergangen und getäuscht! Ich habe eine Stinkwut auf ihn. Warum hat er uns nicht gesagt, dass in dem Preis für die Tour auch Träger für das Gepäck enthalten sind? Er hat uns ja in völliger Unkenntnis gelassen. Wir waren doch ohnehin davon ausgegangen, alles selber zu tragen! Wenn wir gewusst hätten, dass das anders geplant ist, dann hätten wir ihm die Träger mit Sicherheit auch wegverhandelt. Das Ergebnis der ganzen Sache ist jetzt, dass wir – selbstverständlich – unsere Sachen alle selber tragen aber trotzdem den vollen Preis bezahlt haben im Gegensatz zu den anderen, die genau so viel tragen, aber deutlich weniger gezahlt haben.
Die Auswahl an Unsinn die da eingekauft wurde, kann mir allerdings auch Balbina nicht erklären. Sie schüttelt dazu nur traurig den Kopf. Für sich selbst haben die Indios nur ganz leichte, trockene Maniok-Fladen dabei. Nicht mehr.
Nach ca. 3 Stunden wirklich atemberaubender Wanderung kommen wir an unser erstes Etappenziel. Es dämmert mittlerweile schon und wir haben den Eindruck, dem Tepui ein schönes Stück näher gekommen zu sein. Stolz blicken wir in beide Richtungen und wollen gerade, als wir unser Zelt aufbauen, alles Vergangene vergessen, da müssen wir feststellen, dass auch hier nichts zusammenpasst. Aargh! Die eine Zeltstange ist zu kurz, und das Außenzelt passt nicht zu dem Innenzelt. Genial. Egal. Irgendwie kriegen wir es hingestellt und gehen uns dann erstmal die Gegend ansehen.
Das Lager liegt direkt an einem Fluss, den wir morgen früh als allererstes durchwaten müssen. Direkt beim Lager ist ein kleiner Wasserfall und wir nutzen die Gelegenheit zu einem Bad vor traumhafter Kulisse.
Als es dunkel wird, beschließen Nico und ich, Nudeln zu kochen. Wir gehen also zu Balbina und bitten sie um den Kocher. Sie kann das gar nicht einordnen und wird ganz nervös. Sie sagt es gäbe gleich Essen, ob wir ihr nicht vielleicht noch 10 Minuten geben könnten?
Jetzt verstehen wir gar nichts mehr. Aber langsam dämmert uns, was wir da wirklich für eine Tour gebucht haben! Balbina und ihre zwei Begleiter fühlen sich nämlich von vorne bis hinten für alles verantwortlich. Sie kochen und machen und versuchen wirklich jedem jeden Wunsch von den Augen abzulesen! Sie bewirten und bemuttern uns derart, dass es uns mehr als unangenehm ist. Statt selbst zu kochen, müssen wir rumsitzen und abwarten, was wir serviert bekommen. Es nützt aber alles Reden nichts, hier sollen wir uns nicht nützlich machen.
Das Essen ist dann der totale Stilbruch. An einem Plastiktisch und Plastikstühlen, die in dem Lager rumstehen, gibt es Reis mit Huhn. Reis mit Huhn??? Habe ich etwas verpasst? Ich dachte wir hatten die unsinnigen Sachen aussortiert?? Offenbar haben sie es also doch noch geschafft, irgendwie Huhn mitzunehmen. Offenbar in einer der Kisten, in die wir nicht reingesehen haben.
Klar, es schmeckt gut, aber das ist nun wirklich nicht das, was wir unter einem Trekking-Abenteuer verstehen. Und in diesem Punkt sind wir uns ausnahmslos alle einig.
Wir alle wollen das nicht, können aber hier nicht viel machen. Alle unsere Einwände stoßen bei Balbina auf taube Ohren. Die Härte ist aber, dass die Indios auch gar nicht mir uns gemeinsam essen wollen oder wahrscheinlich besser: dürfen! Sie essen ihre Maniokfladen nachdem wir fertig sind.
Wie wir da so sitzen an unserem Plastiktisch und bewirtet werden. Nein das geht gar nicht. Nico stellt einen – wie ich finde treffenden – Vergleich mit der Kolonialherrenzeit an. Wie traurig!
Oh, wir wünschen uns so, wir hätten diese tolle Wanderung auf eigene Faust gemacht! Und wir verfluchen – nicht zum ersten und nicht zum letzten Mal – den Dicken, dass er diese liebenswerten Menschen so behandelt!
Nach dem Essen gehen wir dann gleich schlafen. Für den ersten Tag hatten wir genug Abenteuer. Und ich hatte heute den ganzen Tag Halsschmerzen. Kein Wunder nach der Busfahrt, die ja auch erst zwei Tage her ist. Ich muss jetzt echt aufpassen, dass da nichts nach kommt. Die nächsten 5 Tage sind so kostbar und ich brauche all meine Kräfte!
Kurz nach dem Dunkelwerden taucht der Vollmond die Landschaft in sein silbernes Licht. Ich gehe also doch noch einmal zum Wasserfall hinunter um einige Nachtaufnahmen zu machen. Die Stimmung ist fantastisch. Und der Sternenhimmel ist trotz des Vollmondes einzigartig!
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