Erste Erfahrungen mit dem Nikkor 50mm 1:1.4 MF von Nikon

4022010

Zurück zu den Wur­zeln sag’ ich nur!
Ich habe mir bei Ebay ein gebrauch­tes 50mm Objek­tiv mit manu­el­lem Fokus und einer Licht­stär­ke von 1:1.4 für sagen­haf­te 80€ gekauft und heu­te ein paar Bil­der damit gemacht. Da ich weiß, dass hier eini­ge Foto­gra­fen mit­le­sen (gilt nicht nur für Nikon, son­dern auch für Canon) möch­te ich ein paar Gedan­ken zu die­ser Fest­brenn­wei­te mit Euch teilen.

Wie eini­ge von Euch wis­sen, foto­gra­fie­re ich auf Rei­sen zum gro­ßen Teil mit dem uni­ver­sel­len 18–200 VR. Ein tol­les Objek­tiv. Aller­dings hat es nur eine Licht­stär­ke von 1:3.5 – 1:4.6. Wei­ter­hin lie­be ich mein 60mm Makro, die­ses hat eine Licht­stär­ke von 1:2.8. Das 50mm nun, unter­schei­det sich in der Brenn­wei­te kaum von dem Makro, hat aller­dings eine Licht­stär­ke von 1:1.4.

Braucht man heute noch die großen Lichtstärken?

Die­se berech­tig­te Fra­ge wird sich man­cher stel­len. In Zei­ten, in denen man dank auto­ma­ti­schem Ver­wack­lungs­schutz (VR/IS) noch Belich­tungs­zei­ten von 1/8 Sek. aus der Hand scharf bekommt und aben­teu­er­li­che ISO-Wer­te von über 3.200 bei moder­nen Kame­ras kein nen­nens­wer­tes Rau­schen mehr erzeu­gen, ist die­se Fra­ge durch­aus berech­tigt und auch einer der Grün­de, war­um ich mir die­ses Objek­tiv nicht neu und mit Auto­fo­kus zuge­legt habe.

Die Licht­stär­ke als sol­ches ist heu­te nicht mehr das Argu­ment für ein sol­ches Objek­tiv. Wenn, dann ist es die gerin­ge Tie­fen­schär­fe und das Bokeh – also die Zeich­nung der unschar­fen Berei­che. Wie sich das 50mm hier schlägt, woll­te ich herausfinden.

Was kann das 50mm und was kann es nicht?

Zunächst ein­mal: an einer Halb­for­mat-Kame­ra (DX) ver­hält sich das 50er wie ein 80er an einer ana­lo­gen Spie­gel­re­flex. Die meis­ten digi­ta­len Ein­stei­ger- und Mit­tel­klas­se-Spie­gel­re­flex-Kame­ras sind Halb­for­mat Kame­ras. So auch mei­ne D300. Der klei­ne­re Sen­sor (im Ver­gleich zu Klein­bild) führt zu der Brenn­wei­ten­ver­län­ge­rung von 1.5.

Dadurch ver­hält sich das 50mm nicht mehr wie frü­her wie ein «Nor­mal­ob­jek­tiv», son­dern eher wie ein Por­trait-Tele. Im Gegen­satz zu man­chen Kol­le­gen hal­te ich es als ers­tes und aus­schließ­li­ches Objek­tiv für Ein­stei­ger als nicht geeig­net. Dafür ist der Bild­win­kel dann doch etwas zu eng und das fokus­sie­ren bei Offen­blen­de zu anspruchsvoll.

Das Objek­tiv hat kei­nen Auto­fo­kus, aber die D300 zeigt einen grü­nen Punkt im Sucher an, wenn man den Fokus getrof­fen hat. Als gro­ße Ein­schrän­kung emp­fin­de ich den feh­len­den Auto­fo­kus dadurch gar nicht. Vor allem nicht, wenn es dar­um geht, sta­ti­sche Objek­te zu foto­gra­fie­ren. Frü­her haben ich ja auch mit manu­el­lem Fokus fotografiert!

Ich gebe zu, ein biss­chen bes­ser war ein Schnitt­bild­in­di­ka­tor schon, aber der grü­ne Punkt tut es auch. Lei­der ist er links unten in der Ecke des Suchers, und somit nicht direkt im Blick­feld, wenn man klei­ne Objek­te anvisiert.

Bis auf dem Auto­fo­kus funk­tio­niert alles: man kann sogar das Auto­fo­kus Mess­feld an eine belie­bi­ge Stel­le legen und der grü­ne AF-Indi­ka­tor rich­tet sich dann nach die­sem Messfeld.

Die Belich­tung wird von der D300 kor­rekt gesteu­ert. Man muss nur beach­ten, dass man mit Zeit­au­to­ma­tik foto­gra­fiert und die Blen­de am Blen­den­ring manu­ell ein­stellt. Die ein­ge­stell­te Blen­de wird dann sogar auf dem Dis­play ange­zeigt. Die berech­ne­te Zeit steu­ert die Kame­ra auto­ma­tisch bei.

Dann kann es ja losgehen…

Das 50mm in der Praxis

Wenn, wie oben aus­ge­führt, die Licht­stär­ke nicht mehr so wich­tig ist, dann wird schnell klar, dass die­ses Objek­tiv dazu prä­de­sti­niert ist, bei Offen­blen­de für Bil­der ein­ge­setzt zu wer­den, bei denen eine extrem gerin­ge Tie­fen­schär­fe gewünscht ist.

So habe ich dann auf die Schnel­le mal eini­ge Fotos gemacht und stel­le sie Euch hier vor. Nichts welt­be­we­gen­des, ein­fach das, was ich in 10 Minu­ten heu­te mor­gen bei mei­nerm Spa­zier­gang mit dem Hund auf­ge­nom­men habe.

Schaut Euch die Bil­der groß an, in dem ihr draufklickt!

Der Hin­ter­grund ver­schwimmt bei Offen­blen­de kom­plett in der Unschär­fe. Beim Fokus­sie­ren muss man sehr sorg­fäl­tig sein, um den schma­len Schär­fe­be­reich genau abzupassen.

Bei dem Bild oben sieht man leich­te chro­ma­ti­sche Aberra­tio­nen an den Refle­xio­nen im Eis. Die­se tre­ten bei den neue­ren Objek­ti­ven durch bes­se­re Ver­gü­tung der Lin­sen sel­te­ner auf, sind aber im all­ge­mei­nen nur in extre­men Beleuch­tungs­si­tua­tio­nen über­haupt sicht­bar und las­sen sich in der Nach­be­ar­bei­tung korrigieren.

Ein­fach nur ein Gar­ten­zaun. Schön sieht man hier, wie schmal der Fokus­be­reich wirk­lich ist – fas­zi­niert haben mich hier die Struk­tu­ren, die in den unschar­fen Berei­chen zuta­ge getre­ten sind.

Auch die­ses Bild besticht durch den wun­der­schön homo­ge­nen Hin­ter­grund und dem Kon­trast zwi­schen dem schar­fen und dem unschar­fen Blatt.

Hand auf Herz, warum hast Du Dir das Objektiv nicht als Autofokus gekauft?

Ach naja, die Auto­fo­kus Vari­an­te kos­tet als AF‑S min­des­tens 350,-€ und ich woll­te ein­fach mal aus­pro­bie­ren, wie sich das alte Objek­tiv schlägt. Für mich ist das 50er an einer Halb­for­mat­ka­me­ra (hier als 80mm) eben kein All­round-Objek­tiv. An die Schär­fe mei­nes 60er Macros kommt es lan­ge nicht her­an und für vie­le Auf­nah­me­si­tua­tio­nen ist mir der Blick­win­kel ein­fach zu eng. Sei­ne Stär­ke liegt im Frei­stel­len von nahen Objek­ten. Aber auch hier ist aus mei­ner Sicht das 60mm Macro (Mikro Nik­kor) über­le­gen, wobei so ein Schätz­chen dann auch mal knapp 500€ kostet.

Fazit

Wenn ihr gebraucht ein sol­ches Objek­tiv güns­tig erste­hen könnt, schlagt zu! Im gro­ßen Unter­schied zu den Kit-Objek­ti­ven ist dies ein Objek­tiv, mit dem ihr künst­le­risch arbei­ten könnt im Spiel mit Schär­fe und Unschär­fe. Ob ihr den kras­sen Preis­un­ter­schied für den Auto­fo­kus aus­ge­ben wollt, müsst ihr selbst ent­schei­den. Als «Künst­ler­lin­se» tut es mei­nes Erach­tens nach auch die Vari­an­te ohne Autofokus.

Das schö­ne am Bajo­nett von Nikon ist, dass bis auf ganz weni­ge Aus­nah­men alle alten und sehr alten Objek­ti­ve auch noch an die neu­en Kame­ras pas­sen. Ein rie­si­ger Gebraucht­markt war­tet dar­auf, von Euch ent­deckt zu wer­den. Scheut Euch nicht, auch bei den Objek­ti­ven ohne Auto­fo­kus zu schau­en. Da gibt es ech­te Schät­ze, die von sich von der Bild­qua­li­tät kaum vor den neue­ren Lin­sen ver­ste­cken müs­sen und von der Bau­wei­se und Hap­tik erst recht nicht. Wo neue Objek­ti­ve meist aus Kunst­stoff sind, sind die älte­ren meist viel wer­ti­ger und aus Metall.

Wel­che Erfah­run­gen habt ihr mit älte­ren Objek­ti­ven gemacht? Wel­ches ist Euer Lieb­lings­ob­jek­tiv? Habt ihr schon­mal ohne Auto­fo­kus foto­gra­fiert? Lasst es uns in den Kom­men­ta­ren wissen!

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Alle Inhalte © Gunther Wegner

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