Von jetzt auf gleich fällt eine komplette SSD oder Festplatte aus. Was war drauf? Waren die Sachen gesichert? Bekommt man die Daten wieder? Ein ganz aktuelles Beispiel aus meinem Alltag, mit Ideen für eure eigene Backup-Strategie.
Heute Morgen schalte ich meinen Rechner ein und er fährt nicht hoch. Gestern Abend war noch alles in Ordnung, ich habe ihn ordnungsgemäß heruntergefahren.
Erstmal stehe ich auf dem Schlauch. Windows zerschossen? Einen Virus eingefangen? Beides halte ich für eher unwahrscheinlich. Nach den üblichen Versuchen (abgesicherter Modus, Desinfec’t) fällt mein Verdacht auf einen defekten Datenträger. Dass eine Festplatte so komplett ausfällt, dass der Rechner nicht mehr hochfährt ist zwar eigentlich auch unwahrscheinlich, aber ich muss es zumindest testen. Also, Rechner aufgeschraubt, ein Laufwerk nach dem anderen abgezogen und siehe da, als ich meine zweite SSD abgezogen habe, fährt der Rechner wieder hoch.
Was ist passiert?
Meine Daten-Organisation
Kurz dazu, wie ich meine Laufwerke organisiert habe. Und zwar habe ich das Betriebssystem (Windows 10 Pro 64) und die Anwendungen auf einer ersten 512 GB großen SSD installiert.
Auf einer zweiten, gleichgroßen SSD habe ich die Windows Auslagerungsdatei, die Windows Hibernate Datei, meinen Lightroom Katalog, meinen temporären Ordner und Platz für Weiteres, das temporär schnelle Zugriffe erfordert, vorgesehen.
4 weitere größere Festplatten sind jeweils in zwei Raid 0 Verbünden eingerichtet, das eine dient zum Aufnehmen von meinen Originalen Zeitraffer-Sequenzen die ich gerade bearbeite und das zweite für die fertig gerenderten Clips.
Alles Weitere (Fotos, bereits abgeschlossene Zeitrafferprojekte, Daten, Buchhaltung, etc.) liegt in unterschiedliche virtuelle Laufwerke aufgeteilt auf dem NAS.
Das heißt, ich habe eine «Speed-Hierarchie» – am schnellsten sind die zwei SSDs, danach kommen die beiden Raids und am langsamsten ist der Zugriff auf das NAS. Der Speed-Vorteil der schnellen SSDs geht allerdings auch einher mit einer etwas größeren Anfälligkeit, wie ich ja nun schmerzhaft feststellen sollte.
Der Grund für den Ausfall
Als Grund, warum der Rechner nicht mehr hochfährt stellt sich nun heraus, dass die zweite SSD so vollständig kaputt ist, dass sie sich überhaupt nicht mehr ansprechen lässt. Auch nicht an einem anderen Rechner, auch nicht über einen externen SSD-Adapter (meiner Meinung nach übrigens ein unverzichtbares Werkzeug).
Das Problem, dass der Rechner nicht startet, ist also nun behoben – und zwar durch Abziehen der SSD. Der Grund für die Startblockade war einfach die nun nicht mehr erreichbare Hibernate-Datei. Darin speichert Windows beim «Herunterfahren» (das seit Windows 10 eben kein richtiges Herunterfahren mehr ist) den Inhalt des Speichers und stellt ihn beim Einschalten des Computers wieder her. Das geht schneller, als jedes Mal komplett durchzubooten. Wenn nun aber diese Datei auf einem korrupten Datenträger liegt, kann es offenbar passieren, dass sich alles verklemmt und das System nicht mehr startet. Nachdem der Datenträger weg war, hat Windows das bemerkt und halt konventionell gestartet. Kein Problem.
Dass aber nun die gesamte 2. SSD völlig über den Jordan war, hat mich schon getroffen. Nicht nur, dass das gute Stück ja nicht gerade günstig war und erst 3 1/2 Jahre alt, nein, die Frage war – was hatte sich darauf noch so alles an Daten im Laufe der Zeit angesammelt?
Das Blöde ist, wenn ein Laufwerk ausfällt, hat man oft keine Ahnung mehr, was da jetzt genau alles drauf war, wenn man sich nicht immer streng an seine selbst-auferlegte Disziplin gehalten hat. In meinem Fall mutmaße ich, dass es nichts Wichtiges war – außer eben mein Lightroom Katalog.
Sicherung – das A und O!
«Und was ist mit Sicherung?» – werdet ihr euch jetzt sicher fragen – der Gunther wird doch hoffentlich eine Sicherung seiner wichtigen Daten inklusive des Lightroom Kataloges haben?!
Ja, natürlich. Selbstverständlich ist mir das Sichern meiner Daten ein wichtiges Anliegen und ich habe eine einigermaßen durchdachte Sicherungsstrategie. Je wichtiger und unwiederbringlicher die Daten, umso besser und aufwändiger sind die Sicherungsvorkehrungen.
- Ich habe z.B. einen separaten Sicherungsdienst (Duplicati) auf einem Server laufen, der meine Business-Daten auf ein separates kleines Raid, das in meinem Serverschrank steht, sichert.
- Weiterhin sichere ich diese, sowie alle Fotos, Timelapse und Videos per Crashplan Small Business (10 € im Monat, unbegrenzter Speicherplatz, auch für Privatnutzer interessant!) off-site. Da landet alles, was unwiederbringlich ist. Also vor allem Business-Daten, Original-Fotos (RAW Dateien) und andere eigene Arbeiten.
- Darüber hinaus habe ich die wichtigsten Daten (nicht Bilder) auch noch per Resilio-Sync auf alle meine Geräte (Notebooks, Rechner etc.) als «Lokale Cloud» gespiegelt. Das ist zwar keine Sicherung, aber ein Plus an Sicherheit und es ermöglicht mir von überall aus darauf zuzugreifen ohne meine Daten bei Dropbox und Konsorten auf US-Servern zu deponieren. Bei Bedarf kann ich dazu gerne mal einen separaten Artikel schreiben.
- Der Lightroom Katalog wurde bisher mit Adobes Backup Funktion auf ein zweites Laufwerk gesichert, aber dazu gleich mehr.
- Exportierte Zeitraffer-Clips und Fotos z.B. sichere ich nicht, da ich diese jederzeit (mit etwas Rechenzeit) wieder neu erzeugen kann.
- Das Betriebssystem und installierte Anwendungen sichere ich auch nicht, da ich diese innerhalb von nicht mehr als 2 Stunden ohne Weiteres wiederherstellen kann.
Wichtig ist mir, dass ich jederzeit weiß, welcher Dateiablageplatz (Laufwerk) wie gesichert ist und mir so klar ist, welches Risiko ich eingehe, wenn ich Daten auf einem bestimmten Laufwerk ablege.
Achilles-Ferse Lightroom-Katalog
Den Lightroom Katalog habe ich bisher eher sporadisch gesichert, wenn Lightroom gefragt hat. Ziel war dann mein lokales Backup-Laufwerk. Ich gebe zu: viel zu oft habe ich den Dialog weggeklickt, weil ich meinen Rechner abends runterfahren und ich nicht noch auf die Sicherung warten wollte. Im Endeffekt habe ich die Sicherung dann vielleicht einmal im Monat gemacht… Tja – jetzt kommt das schmerzhaft zurück…
Ich gebe zu, der Lightroom-Katalog ist bei mir irgendwie schon immer die Achillesferse gewesen, da dieser Sicherungsprozess immer relativ lange dauert, und ich ihn daher viel zu selten mache. Und genau das hat mir nun bei meinem SSD Ausfall die meisten Schmerzen bereitet. Nämlich die Bearbeitungen meiner Bilder von der Bolivien-Reise, sie waren natürlich in der Sicherung von vor 3 Wochen (das war der letzte Stand im Backup) noch nicht bearbeitet. Selbst schuld. Da kann ich also nun von vorne anfangen.
Aber immerhin – solange weiter nichts weg ist (immerhin ist ja eine SSD mit einer Kapazität von einem halben Terrabyte einfach mal vernichtet worden) – solange will ich mich nicht beschweren!
Aber – ich bin ja jemand, der aus seinen eigenen Fehlern lernt, also habe ich mir einen Weg überlegt, wie ich den Lightroom-Katalog transparent und vollautomatisch, ohne mein Zutun und ohne Warten in Zukunft tagesaktuell sichern kann. Und das auch noch viel platzsparender als mit der Adobe-Methode. Dazu aber dann in Kürze in einem weiteren Artikel mehr.
Die SSD habe ich übrigens noch nicht durch eine gleiche ersetzt, da ich mir in Kürze ohnehin einen neuen Rechner zusammenbauen werde. Stattdessen verwende ich stattdessen derzeit eine meiner Angelbirds dafür – extern per USB3 angeschlossen, liefert sie fast die gleiche Performance, wie die interne Samsung SSD.
Learnings
Also – was lernen wir daraus?
- Festplatten und SSDs können ausfallen. Bei Festplatten merkt man oft (aber nicht immer!) Anzeichen und kann ggf. noch Daten retten, SSDs sind anfälliger und wenn sie ausfallen dann oft komplett und ohne Vorwarnung.
- Ein gut durchdachtes Sicherungskonzept ist ein absolutes Muss. Wenn ihr keines habt oder euch beim Lesen dieses Artikels etwas mulmig wird, dann nutzt die Zeit über die Feiertage, um euch Gedanken darüber zu machen. Wirklich!
- Eine Hierarchie bzgl. der Wichtigkeit der entsprechenden Daten und die Verteilung auf unterschiedliche Partitionen/Laufwerke und Einrichtung entsprechender Sicherungskonzepte macht Sinn.
- Unterschiedliche Partitionen/Laufwerke «Doppelt gesichert» (Lokal und Off-Site), «Einfach gesichert» (Lokal) und «Nicht gesichert» erleichtern es ungemein, die Disziplin zu halten. Am besten ist es, pro Partition/Laufwerk eine Sicherungsstrategie festzulegen, ansonsten wird es schnell zu kompliziert und ihr könnt es euch nicht merken. Wenn ihr z.B. wie ich entschieden habt, dass euer Systemlaufwerk nicht gesichert wird, dann solltet ihr darauf auch keine Daten speichern, die ihr gerne aufheben würdet.
- Wenn etwas auf einem «ungesicherten» Laufwerk landet, dann solltet ihr davon ausgehen, dass ihr darauf verzichten könnt, im Falle eines Falles.
- Man kann und muss nicht alles sichern. Was sich mit vertretbarem Aufwand wieder besorgen lässt, sichere ich nicht. Ich sichere auch keine installierten Anwendungen oder das Betriebssystem.
- Und last but not least – denkt immer daran: Die Frage ist nicht, ob ein Datenverlust eintritt, sondern wann. Quod erat demonstrandum.
Wie sichert ihr eure Daten? Hattet ihr schonmal einen Ausfall? Ich freue mich über eure Kommentare!
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Alle Inhalte © Gunther Wegner
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Über meine Zusammenarbeit mit externen Partnern habe ich hier ausführlich geschrieben. Danke!