Der Datenverlust droht jederzeit – gerade dann, wenn ihr am wenigsten damit rechnet

22122017

Von jetzt auf gleich fällt eine kom­plet­te SSD oder Fest­plat­te aus. Was war drauf? Waren die Sachen gesi­chert? Bekommt man die Daten wie­der? Ein ganz aktu­el­les Bei­spiel aus mei­nem All­tag, mit Ideen für eure eige­ne Backup-Strategie.

Heu­te Mor­gen schal­te ich mei­nen Rech­ner ein und er fährt nicht hoch. Ges­tern Abend war noch alles in Ord­nung, ich habe ihn ord­nungs­ge­mäß heruntergefahren.

Erst­mal ste­he ich auf dem Schlauch. Win­dows zer­schos­sen? Einen Virus ein­ge­fan­gen? Bei­des hal­te ich für eher unwahr­schein­lich. Nach den übli­chen Ver­su­chen (abge­si­cher­ter Modus, Des­in­fec’t) fällt mein Ver­dacht auf einen defek­ten Daten­trä­ger. Dass eine Fest­plat­te so kom­plett aus­fällt, dass der Rech­ner nicht mehr hoch­fährt ist zwar eigent­lich auch unwahr­schein­lich, aber ich muss es zumin­dest tes­ten. Also, Rech­ner auf­ge­schraubt, ein Lauf­werk nach dem ande­ren abge­zo­gen und sie­he da, als ich mei­ne zwei­te SSD abge­zo­gen habe, fährt der Rech­ner wie­der hoch.

Was ist passiert?

Meine Daten-Organisation

Kurz dazu, wie ich mei­ne Lauf­wer­ke orga­ni­siert habe. Und zwar habe ich das Betriebs­sys­tem (Win­dows 10 Pro 64) und die Anwen­dun­gen auf einer ers­ten 512 GB gro­ßen SSD installiert.

Auf einer zwei­ten, gleich­gro­ßen SSD habe ich die Win­dows Aus­la­ge­rungs­da­tei, die Win­dows Hiber­na­te Datei, mei­nen Ligh­t­room Kata­log, mei­nen tem­po­rä­ren Ord­ner und Platz für Wei­te­res, das tem­po­rär schnel­le Zugrif­fe erfor­dert, vorgesehen.

4 wei­te­re grö­ße­re Fest­plat­ten sind jeweils in zwei Raid 0 Ver­bün­den ein­ge­rich­tet, das eine dient zum Auf­neh­men von mei­nen Ori­gi­na­len Zeit­raf­fer-Sequen­zen die ich gera­de bear­bei­te und das zwei­te für die fer­tig ger­en­der­ten Clips.

Alles Wei­te­re (Fotos, bereits abge­schlos­se­ne Zeit­raf­fer­pro­jek­te, Daten, Buch­hal­tung, etc.) liegt in unter­schied­li­che vir­tu­el­le Lauf­wer­ke auf­ge­teilt auf dem NAS.

Das heißt, ich habe eine «Speed-Hier­ar­chie» – am schnells­ten sind die zwei SSDs, danach kom­men die bei­den Raids und am lang­sams­ten ist der Zugriff auf das NAS. Der Speed-Vor­teil der schnel­len SSDs geht aller­dings auch ein­her mit einer etwas grö­ße­ren Anfäl­lig­keit, wie ich ja nun schmerz­haft fest­stel­len sollte.

Der Grund für den Ausfall

Als Grund, war­um der Rech­ner nicht mehr hoch­fährt stellt sich nun her­aus, dass die zwei­te SSD so voll­stän­dig kaputt ist, dass sie sich über­haupt nicht mehr anspre­chen lässt. Auch nicht an einem ande­ren Rech­ner, auch nicht über einen exter­nen SSD-Adap­ter (mei­ner Mei­nung nach übri­gens ein unver­zicht­ba­res Werkzeug).

Das Pro­blem, dass der Rech­ner nicht star­tet, ist also nun beho­ben – und zwar durch Abzie­hen der SSD. Der Grund für die Start­blo­cka­de war ein­fach die nun nicht mehr erreich­ba­re Hiber­na­te-Datei. Dar­in spei­chert Win­dows beim «Her­un­ter­fah­ren» (das seit Win­dows 10 eben kein rich­ti­ges Her­un­ter­fah­ren mehr ist) den Inhalt des Spei­chers und stellt ihn beim Ein­schal­ten des Com­pu­ters wie­der her. Das geht schnel­ler, als jedes Mal kom­plett durch­zu­boo­ten. Wenn nun aber die­se Datei auf einem kor­rup­ten Daten­trä­ger liegt, kann es offen­bar pas­sie­ren, dass sich alles ver­klemmt und das Sys­tem nicht mehr star­tet. Nach­dem der Daten­trä­ger weg war, hat Win­dows das bemerkt und halt kon­ven­tio­nell gestar­tet. Kein Problem.

Dass aber nun die gesam­te 2. SSD völ­lig über den Jor­dan war, hat mich schon getrof­fen. Nicht nur, dass das gute Stück ja nicht gera­de güns­tig war und erst 3 1/2 Jah­re alt, nein, die Fra­ge war – was hat­te sich dar­auf noch so alles an Daten im Lau­fe der Zeit angesammelt?

Das Blö­de ist, wenn ein Lauf­werk aus­fällt, hat man oft kei­ne Ahnung mehr, was da jetzt genau alles drauf war, wenn man sich nicht immer streng an sei­ne selbst-auf­er­leg­te Dis­zi­plin gehal­ten hat. In mei­nem Fall mut­ma­ße ich, dass es nichts Wich­ti­ges war – außer eben mein Ligh­t­room Katalog.

Fischer im Pant­anal, Bra­si­li­en. Eines der Bil­der die ich schon bear­bei­tet hat­te und nun neu machen musste.

Sicherung – das A und O!

«Und was ist mit Siche­rung?» – wer­det ihr euch jetzt sicher fra­gen – der Gun­ther wird doch hof­fent­lich eine Siche­rung sei­ner wich­ti­gen Daten inklu­si­ve des Ligh­t­room Kata­lo­ges haben?!

Ja, natür­lich. Selbst­ver­ständ­lich ist mir das Sichern mei­ner Daten ein wich­ti­ges Anlie­gen und ich habe eine eini­ger­ma­ßen durch­dach­te Siche­rungs­stra­te­gie. Je wich­ti­ger und unwie­der­bring­li­cher die Daten, umso bes­ser und auf­wän­di­ger sind die Sicherungsvorkehrungen.

  • Ich habe z.B. einen sepa­ra­ten Siche­rungs­dienst (Dupli­ca­ti) auf einem Ser­ver lau­fen, der mei­ne Busi­ness-Daten auf ein sepa­ra­tes klei­nes Raid, das in mei­nem Ser­ver­schrank steht, sichert.
  • Wei­ter­hin siche­re ich die­se, sowie alle Fotos, Timel­ap­se und Vide­os per Crash­plan Small Busi­ness (10 € im Monat, unbe­grenz­ter Spei­cher­platz, auch für Pri­vat­nut­zer inter­es­sant!) off-site. Da lan­det alles, was unwie­der­bring­lich ist. Also vor allem Busi­ness-Daten, Ori­gi­nal-Fotos (RAW Datei­en) und ande­re eige­ne Arbeiten.
  • Dar­über hin­aus habe ich die wich­tigs­ten Daten (nicht Bil­der) auch noch per Resi­lio-Sync auf alle mei­ne Gerä­te (Note­books, Rech­ner etc.) als «Loka­le Cloud» gespie­gelt. Das ist zwar kei­ne Siche­rung, aber ein Plus an Sicher­heit und es ermög­licht mir von über­all aus dar­auf zuzu­grei­fen ohne mei­ne Daten bei Drop­box und Kon­sor­ten auf US-Ser­vern zu depo­nie­ren. Bei Bedarf kann ich dazu ger­ne mal einen sepa­ra­ten Arti­kel schreiben.
  • Der Ligh­t­room Kata­log wur­de bis­her mit Ado­bes Back­up Funk­ti­on auf ein zwei­tes Lauf­werk gesi­chert, aber dazu gleich mehr.
  • Expor­tier­te Zeit­raf­fer-Clips und Fotos z.B. siche­re ich nicht, da ich die­se jeder­zeit (mit etwas Rechen­zeit) wie­der neu erzeu­gen kann.
  • Das Betriebs­sys­tem und instal­lier­te Anwen­dun­gen siche­re ich auch nicht, da ich die­se inner­halb von nicht mehr als 2 Stun­den ohne Wei­te­res wie­der­her­stel­len kann.

Wich­tig ist mir, dass ich jeder­zeit weiß, wel­cher Datei­ab­la­ge­platz (Lauf­werk) wie gesi­chert ist und mir so klar ist, wel­ches Risi­ko ich ein­ge­he, wenn ich Daten auf einem bestimm­ten Lauf­werk ablege.

Arco Gran­de, Sant­ia­go de Chi­qui­tos – Bolivien

Achilles-Ferse Lightroom-Katalog

Den Ligh­t­room Kata­log habe ich bis­her eher spo­ra­disch gesi­chert, wenn Ligh­t­room gefragt hat. Ziel war dann mein loka­les Back­up-Lauf­werk. Ich gebe zu: viel zu oft habe ich den Dia­log weg­ge­klickt, weil ich mei­nen Rech­ner abends run­ter­fah­ren und ich nicht noch auf die Siche­rung war­ten woll­te. Im End­ef­fekt habe ich die Siche­rung dann viel­leicht ein­mal im Monat gemacht… Tja – jetzt kommt das schmerz­haft zurück…

Ich gebe zu, der Ligh­t­room-Kata­log ist bei mir irgend­wie schon immer die Achil­les­fer­se gewe­sen, da die­ser Siche­rungs­pro­zess immer rela­tiv lan­ge dau­ert, und ich ihn daher viel zu sel­ten mache. Und genau das hat mir nun bei mei­nem SSD Aus­fall die meis­ten Schmer­zen berei­tet. Näm­lich die Bear­bei­tun­gen mei­ner Bil­der von der Boli­vi­en-Rei­se, sie waren natür­lich in der Siche­rung von vor 3 Wochen (das war der letz­te Stand im Back­up) noch nicht bear­bei­tet. Selbst schuld. Da kann ich also nun von vor­ne anfangen.

Aber immer­hin – solan­ge wei­ter nichts weg ist (immer­hin ist ja eine SSD mit einer Kapa­zi­tät von einem hal­ben Ter­ra­byte ein­fach mal ver­nich­tet wor­den) – solan­ge will ich mich nicht beschweren!

Aber – ich bin ja jemand, der aus sei­nen eige­nen Feh­lern lernt, also habe ich mir einen Weg über­legt, wie ich den Ligh­t­room-Kata­log trans­pa­rent und voll­au­to­ma­tisch, ohne mein Zutun und ohne War­ten in Zukunft tages­ak­tu­ell sichern kann. Und das auch noch viel platz­spa­ren­der als mit der Ado­be-Metho­de. Dazu aber dann in Kür­ze in einem wei­te­ren Arti­kel mehr.

Aus­hang an der Musik­schu­le in Sant­ia­go de Chi­qui­tos, Boli­vi­en: Jede Anstren­gung führt zu Beloh­nun­gen. Bis zu Dei­ner Faul­heit. Schlech­te Belohnungen. :-)

Die SSD habe ich übri­gens noch nicht durch eine glei­che ersetzt, da ich mir in Kür­ze ohne­hin einen neu­en Rech­ner zusam­men­bau­en wer­de. Statt­des­sen ver­wen­de ich statt­des­sen der­zeit eine mei­ner Angel­birds dafür – extern per USB3 ange­schlos­sen, lie­fert sie fast die glei­che Per­for­mance, wie die inter­ne Sam­sung SSD.

Learnings

Also – was ler­nen wir daraus?

  • Fest­plat­ten und SSDs kön­nen aus­fal­len. Bei Fest­plat­ten merkt man oft (aber nicht immer!) Anzei­chen und kann ggf. noch Daten ret­ten, SSDs sind anfäl­li­ger und wenn sie aus­fal­len dann oft kom­plett und ohne Vorwarnung.
  • Ein gut durch­dach­tes Siche­rungs­kon­zept ist ein abso­lu­tes Muss. Wenn ihr kei­nes habt oder euch beim Lesen die­ses Arti­kels etwas mul­mig wird, dann nutzt die Zeit über die Fei­er­ta­ge, um euch Gedan­ken dar­über zu machen. Wirk­lich!
  • Eine Hier­ar­chie bzgl. der Wich­tig­keit der ent­spre­chen­den Daten und die Ver­tei­lung auf unter­schied­li­che Partitionen/Laufwerke und Ein­rich­tung ent­spre­chen­der Siche­rungs­kon­zep­te macht Sinn.
  • Unter­schied­li­che Partitionen/Laufwerke «Dop­pelt gesi­chert» (Lokal und Off-Site), «Ein­fach gesi­chert» (Lokal) und «Nicht gesi­chert» erleich­tern es unge­mein, die Dis­zi­plin zu hal­ten. Am bes­ten ist es, pro Partition/Laufwerk eine Siche­rungs­stra­te­gie fest­zu­le­gen, ansons­ten wird es schnell zu kom­pli­ziert und ihr könnt es euch nicht mer­ken. Wenn ihr z.B. wie ich ent­schie­den habt, dass euer Sys­tem­lauf­werk nicht gesi­chert wird, dann soll­tet ihr dar­auf auch kei­ne Daten spei­chern, die ihr ger­ne auf­he­ben würdet.
  • Wenn etwas auf einem «unge­si­cher­ten» Lauf­werk lan­det, dann soll­tet ihr davon aus­ge­hen, dass ihr dar­auf ver­zich­ten könnt, im Fal­le eines Falles.
  • Man kann und muss nicht alles sichern. Was sich mit ver­tret­ba­rem Auf­wand wie­der besor­gen lässt, siche­re ich nicht. Ich siche­re auch kei­ne instal­lier­ten Anwen­dun­gen oder das Betriebssystem.
  • Und last but not least – denkt immer dar­an: Die Fra­ge ist nicht, ob ein Daten­ver­lust ein­tritt, son­dern wann. Quod erat demonstrandum.

Wie sichert ihr eure Daten? Hat­tet ihr schon­mal einen Aus­fall? Ich freue mich über eure Kommentare!

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Alle Inhalte © Gunther Wegner

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