Jupiter-Venus Konjunktion am 30.06.2015

1072015

Astro­no­mi­sche Ereig­nis­se, die mit blo­ßem Auge sicht­bar sind, fas­zi­nie­ren ja immer wie­der. So gab es ges­tern nach Son­nen­un­ter­gang eine Kon­junk­ti­on der Pla­ne­ten Jupi­ter und Venus zu sehen. Dia­na und ich haben uns daher auf den Weg nach Ham­burg gemacht, um das Ereig­nis zu fotografieren.

Venus, Jupi­ter und drei sei­ner Mon­de. (ISO200, 300mm, f/2.8, 1/13)

Bei einer sol­chen Kon­junk­ti­on ste­hen sich die Pla­ne­ten, von unse­rem Stand­punkt aus gese­hen, sehr nahe. Sowohl die Venus, der uns nächs­te Pla­net in Rich­tung Son­ne, als auch der rie­si­ge Jupi­ter, der aller­dings viel wei­ter weg ist, sind mit blo­ßem Auge sehr gut sicht­bar. Dadurch, dass die Venus sich dich­ter an der Son­ne befin­det, leuch­tet sie – ob wohl sie viel klei­ner ist (noch klei­ner als die Erde) –  sehr, sehr hell und viel hel­ler, als der mehr als 10 mal so gro­ße Jupi­ter, der aller­dings auch 7 mal wei­ter ent­fernt von der Son­ne steht.

Hier mal eine Über­sicht zum Abstand und Durch­mes­ser der son­nen-nächs­ten Planeten.

Abstand zur
Son­ne in Mio. km
Durch­mes­ser
in km
Mer­kur 58 4.879
Venus 108 12.103
Erde 150 12.734
Mars 228 6.772
Jupi­ter 778 138.346

Sol­che Auf­nah­men muss man natür­lich etwas pla­nen. Ich wuss­te, dass die bei­den Pla­ne­ten nach Son­nen­un­ter­gang im Wes­ten sicht­bar sein und dort etwa 1,5 Stun­den nach Son­nen­un­ter­gang unter­ge­hen würden.

Ein­fach nur die Pla­ne­ten foto­gra­fie­ren ist aber lang­wei­lig. Da sieht man dann zwei hel­le Punk­te und nicht viel mehr. Daher beschlos­sen wir, uns auf die Suche nach Vor­der­grün­den zu machen. Hier­zu soll­te die Han­se­stadt Ham­burg her­hal­ten. Wir brauch­ten also einen Stand­punkt mit frei­er Sicht nach Wes­ten und am bes­ten etwas Mar­kan­tem im Vor­der­grund. Für den Anfang ent­schie­den wir uns für das Dock­land-Gebäu­de. Hier ver­läuft die Elbe ziem­lich gera­de nach Wes­ten, so dass ich mir erhoff­te, die Kon­junk­ti­on über der Elbe zu erwischen.

Als wir dort anka­men, war die Son­ne noch nicht unter­ge­gan­gen, daher konn­ten wir die Venus am Him­mel noch nicht aus­ma­chen. Als sie dann, kurz nach Son­nen­un­ter­gang, mit blo­ßem Auge am Him­mel sicht­bar wur­de, stell­te ich fest, dass ich mich mit der Rich­tung doch etwas ver­tan hat­te. So exakt ist die Pla­nung mit den Asto­no­mie-Apps dann doch nicht, zumin­dest ist es schwer, die Rich­tun­gen auf weni­ge Grad exakt mit der Rea­li­tät über­ein zu brin­gen. Die Kon­junk­ti­on wür­de also zu weit «rechts» unter­ge­hen, nicht direkt über der Elbe.

Trotz­dem woll­te ich hier wenigs­tens noch eini­ge Bil­der machen. Ich beschloss zu ver­su­chen, die mar­kan­te Spit­ze des Gebäu­des mit den Pla­ne­ten zusam­men auf ein Bild zu brin­gen. Um die Pla­ne­ten groß genug abzu­bil­den, benutz­te ich das 300mm Objek­tiv mit dem 2x Tele­kon­ver­ter. Als Kame­ra nutz­te ich die­ses mal wegen ihrer Auf­lö­sung die Nikon D810. Und dann hieß es, die rich­ti­ge Posi­ti­on zu fin­den. Mit 600mm kann man im Sucher zuse­hen, wie die Pla­ne­ten sich durch die Erd­ro­ta­ti­on bewe­gen und man muss exakt den rich­ti­gen Win­kel treffen.

Die­ses Bild gefällt mir sehr gut, da die Geo­me­trie des Gebäu­des den Stand der Pla­ne­ten zuein­an­der auch noch ein­mal wider­spie­gelt. Schaut euch die Bil­der bit­te unbe­dingt in groß an (drauf­kli­cken) damit ihr die Details erken­nen könnt.

ISO 200, 600mm, f/11, 1/200

Unse­re Bemü­hun­gen blie­ben dort natür­lich auch von Pas­san­ten nicht unbe­merkt. Die meis­ten waren sich gar nicht bewusst, wel­ches Him­mels­spek­ta­kel da ges­tern zu sehen war, und bewun­der­ten «nur» den wun­der­schö­nen, fast vol­len Mond über den Ham­bur­ger Hafenanlagen.

ISO 320, 600mm, f/5.6, 1/200

Natür­lich wur­den wir ange­spro­chen, war­um wir denn in die «fal­sche» Rich­tung foto­gra­fie­ren wür­den. Nach unse­rer Erklä­rung zu dem astro­no­mi­schen Ereig­nis, waren dann doch alle fas­zi­niert von dem Blick auf mei­nem Live­View-Dis­play, wo sie beob­ach­ten konn­ten, wie die Pla­ne­ten sich durch die Erd­ro­ta­ti­on beweg­ten, dass sie, im Gegen­zug zu Ster­nen, einen sicht­ba­ren Durch­mes­ser haben und, dass die Venus sogar als Sichel sicht­bar war, dazu wei­ter unten mehr. :-)

Im Anschluss fuh­ren wir wei­ter Rich­tung Hafen. Hier­her woll­ten wir trotz der ein­set­zen­den Dun­kel­heit, die auf­grund der zuneh­men­den Kon­tras­te, das Foto­gra­fie­ren der Pla­ne­ten und der Umge­bung deut­lich schwie­ri­ger mach­te. Durch eine not­wen­di­ge län­ge­re Belich­tungs­zeit oder höhe­re ISO für die Umge­bung wer­den die Pla­ne­ten dann schnell über­be­lich­tet und man sieht bei der Venus nicht mehr die Sichel und bei Jupi­ter nicht mehr die Gas-Schleier.

ISO64, 105mm, f/10, 1 Sek

ISO 400, 600mm, f/5.6, 1/50

ISO 200, 300mm, f/2.8, 1/13

Dafür wur­den dann sogar Jupi­ters Mon­de sichtbar:

Venus, Jupi­ter und drei sei­ner Mon­de. (ISO200, 300mm, f/2.8, 1/13)

Und nun seid ihr dran!

Übri­gens: wenn ihr es ges­tern nicht geschafft habt, dann habt ihr heu­te noch ein­mal die Gele­gen­heit! Die Pla­ne­ten ent­fer­nen sich jetzt zwar lang­sam wie­der von­ein­an­der, doch ste­hen sie immer noch sehr dicht, so dass ihr ganz sicher noch schö­ne Fotos machen könnt.

Hier ein paar Tipps zur Aufnahme:

  • Plant vor­her unge­fähr, z.B. mit Goog­le Maps, wo ihr einen frei­en Blick nach Wes­ten habt
  • Ein so star­kes Tele, wie ich es ver­wen­det habe, ist nur erfor­der­lich, wenn ihr die Details auf­neh­men wollt: Sichel der Venus und Jupi­ter­mon­de. Dann benö­tigt ihr einen Vor­der­grund, der mög­lichst weit weg ist, damit er nicht zu groß wird
  • Ihr könnt auch mit weni­ger Tele arbei­ten, dann habt ihr mehr Frei­heits­gra­de für die Motiv­ge­stal­tung und es fällt ein­fa­cher, einen Vor­der­grund zu fin­den. Dafür sieht man aber auch eher, wie dicht die Pla­ne­ten stehen
  • Arbei­tet mit mög­lichst kur­zen Belich­tungs­zei­ten (auf jeden Fall unter einer Sekun­de, beim Tele noch deut­lich kür­zer), damit die Pla­ne­ten durch die Erd­ro­ta­ti­on nicht verwischen
  • Ver­mei­det es, die Pla­ne­ten überzubelichten
  • Schließt die Blen­de etwas, damit das Objek­tiv mög­lichst scharf abbildet
  • Sta­tiv ist selbst­ver­ständ­lich, dazu Spie­gel­vor­aus­lö­sung. Schal­tet den Auto­fo­kus ab und die Sta­bi­li­sie­rung des Objektives!
  • Macht eini­ge Pro­be­auf­nah­men mit unter­schied­li­chen Belich­tungs­zei­ten / ISO Wer­ten und unter­schied­li­chen Helligkeiten
  • Wählt euren Stand­punkt sorg­fäl­tig, um eine schö­ne Kom­po­si­ti­on aus Vor­der­grund und den Pla­ne­ten zu bekommen

Viel Spaß beim Pro­bie­ren heu­te oder mor­gen Abend – eure Bil­der könnt ihr ger­ne in den Kom­men­ta­ren ver­lin­ken und zei­gen (bei Face­book haben wir ja schon eine Men­ge Feed­back bekom­men), wir freu­en uns drauf!

Und hier noch eine Quiz­fra­ge an Euch:

War­um ist die Venus als Sichel sicht­bar und Jupi­ter nicht?

Ich freue mich auf eure Ant­wort in den Kommentaren!

Update: Patrick hat die Fra­ge als ers­ter rich­tig beant­wor­tet. Zu sei­ner Ant­wort in den Kom­men­ta­ren.

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Alle Inhalte © Gunther Wegner

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