Astronomische Ereignisse, die mit bloßem Auge sichtbar sind, faszinieren ja immer wieder. So gab es gestern nach Sonnenuntergang eine Konjunktion der Planeten Jupiter und Venus zu sehen. Diana und ich haben uns daher auf den Weg nach Hamburg gemacht, um das Ereignis zu fotografieren.
Bei einer solchen Konjunktion stehen sich die Planeten, von unserem Standpunkt aus gesehen, sehr nahe. Sowohl die Venus, der uns nächste Planet in Richtung Sonne, als auch der riesige Jupiter, der allerdings viel weiter weg ist, sind mit bloßem Auge sehr gut sichtbar. Dadurch, dass die Venus sich dichter an der Sonne befindet, leuchtet sie – ob wohl sie viel kleiner ist (noch kleiner als die Erde) – sehr, sehr hell und viel heller, als der mehr als 10 mal so große Jupiter, der allerdings auch 7 mal weiter entfernt von der Sonne steht.
Hier mal eine Übersicht zum Abstand und Durchmesser der sonnen-nächsten Planeten.
Abstand zur Sonne in Mio. km |
Durchmesser in km |
|
---|---|---|
Merkur | 58 | 4.879 |
Venus | 108 | 12.103 |
Erde | 150 | 12.734 |
Mars | 228 | 6.772 |
Jupiter | 778 | 138.346 |
Solche Aufnahmen muss man natürlich etwas planen. Ich wusste, dass die beiden Planeten nach Sonnenuntergang im Westen sichtbar sein und dort etwa 1,5 Stunden nach Sonnenuntergang untergehen würden.
Einfach nur die Planeten fotografieren ist aber langweilig. Da sieht man dann zwei helle Punkte und nicht viel mehr. Daher beschlossen wir, uns auf die Suche nach Vordergründen zu machen. Hierzu sollte die Hansestadt Hamburg herhalten. Wir brauchten also einen Standpunkt mit freier Sicht nach Westen und am besten etwas Markantem im Vordergrund. Für den Anfang entschieden wir uns für das Dockland-Gebäude. Hier verläuft die Elbe ziemlich gerade nach Westen, so dass ich mir erhoffte, die Konjunktion über der Elbe zu erwischen.
Als wir dort ankamen, war die Sonne noch nicht untergegangen, daher konnten wir die Venus am Himmel noch nicht ausmachen. Als sie dann, kurz nach Sonnenuntergang, mit bloßem Auge am Himmel sichtbar wurde, stellte ich fest, dass ich mich mit der Richtung doch etwas vertan hatte. So exakt ist die Planung mit den Astonomie-Apps dann doch nicht, zumindest ist es schwer, die Richtungen auf wenige Grad exakt mit der Realität überein zu bringen. Die Konjunktion würde also zu weit «rechts» untergehen, nicht direkt über der Elbe.
Trotzdem wollte ich hier wenigstens noch einige Bilder machen. Ich beschloss zu versuchen, die markante Spitze des Gebäudes mit den Planeten zusammen auf ein Bild zu bringen. Um die Planeten groß genug abzubilden, benutzte ich das 300mm Objektiv mit dem 2x Telekonverter. Als Kamera nutzte ich dieses mal wegen ihrer Auflösung die Nikon D810. Und dann hieß es, die richtige Position zu finden. Mit 600mm kann man im Sucher zusehen, wie die Planeten sich durch die Erdrotation bewegen und man muss exakt den richtigen Winkel treffen.
Dieses Bild gefällt mir sehr gut, da die Geometrie des Gebäudes den Stand der Planeten zueinander auch noch einmal widerspiegelt. Schaut euch die Bilder bitte unbedingt in groß an (draufklicken) damit ihr die Details erkennen könnt.
Unsere Bemühungen blieben dort natürlich auch von Passanten nicht unbemerkt. Die meisten waren sich gar nicht bewusst, welches Himmelsspektakel da gestern zu sehen war, und bewunderten «nur» den wunderschönen, fast vollen Mond über den Hamburger Hafenanlagen.
Natürlich wurden wir angesprochen, warum wir denn in die «falsche» Richtung fotografieren würden. Nach unserer Erklärung zu dem astronomischen Ereignis, waren dann doch alle fasziniert von dem Blick auf meinem LiveView-Display, wo sie beobachten konnten, wie die Planeten sich durch die Erdrotation bewegten, dass sie, im Gegenzug zu Sternen, einen sichtbaren Durchmesser haben und, dass die Venus sogar als Sichel sichtbar war, dazu weiter unten mehr. :-)
Im Anschluss fuhren wir weiter Richtung Hafen. Hierher wollten wir trotz der einsetzenden Dunkelheit, die aufgrund der zunehmenden Kontraste, das Fotografieren der Planeten und der Umgebung deutlich schwieriger machte. Durch eine notwendige längere Belichtungszeit oder höhere ISO für die Umgebung werden die Planeten dann schnell überbelichtet und man sieht bei der Venus nicht mehr die Sichel und bei Jupiter nicht mehr die Gas-Schleier.
Dafür wurden dann sogar Jupiters Monde sichtbar:
Und nun seid ihr dran!
Übrigens: wenn ihr es gestern nicht geschafft habt, dann habt ihr heute noch einmal die Gelegenheit! Die Planeten entfernen sich jetzt zwar langsam wieder voneinander, doch stehen sie immer noch sehr dicht, so dass ihr ganz sicher noch schöne Fotos machen könnt.
Hier ein paar Tipps zur Aufnahme:
- Plant vorher ungefähr, z.B. mit Google Maps, wo ihr einen freien Blick nach Westen habt
- Ein so starkes Tele, wie ich es verwendet habe, ist nur erforderlich, wenn ihr die Details aufnehmen wollt: Sichel der Venus und Jupitermonde. Dann benötigt ihr einen Vordergrund, der möglichst weit weg ist, damit er nicht zu groß wird
- Ihr könnt auch mit weniger Tele arbeiten, dann habt ihr mehr Freiheitsgrade für die Motivgestaltung und es fällt einfacher, einen Vordergrund zu finden. Dafür sieht man aber auch eher, wie dicht die Planeten stehen
- Arbeitet mit möglichst kurzen Belichtungszeiten (auf jeden Fall unter einer Sekunde, beim Tele noch deutlich kürzer), damit die Planeten durch die Erdrotation nicht verwischen
- Vermeidet es, die Planeten überzubelichten
- Schließt die Blende etwas, damit das Objektiv möglichst scharf abbildet
- Stativ ist selbstverständlich, dazu Spiegelvorauslösung. Schaltet den Autofokus ab und die Stabilisierung des Objektives!
- Macht einige Probeaufnahmen mit unterschiedlichen Belichtungszeiten / ISO Werten und unterschiedlichen Helligkeiten
- Wählt euren Standpunkt sorgfältig, um eine schöne Komposition aus Vordergrund und den Planeten zu bekommen
Viel Spaß beim Probieren heute oder morgen Abend – eure Bilder könnt ihr gerne in den Kommentaren verlinken und zeigen (bei Facebook haben wir ja schon eine Menge Feedback bekommen), wir freuen uns drauf!
Und hier noch eine Quizfrage an Euch:
Warum ist die Venus als Sichel sichtbar und Jupiter nicht?
Ich freue mich auf eure Antwort in den Kommentaren!
Update: Patrick hat die Frage als erster richtig beantwortet. Zu seiner Antwort in den Kommentaren.
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Alle Inhalte © Gunther Wegner
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