Eine Woche durfte ich in der «City of Angels» verbringen – und sie war ziemlich intensiv und sehr spannend für mich! Grund für die Reise war eine Einladung, einer der Juroren beim weltweit ersten Timelapse Film Festival zu sein. Trotz meines bereits vollen Terminkalenders konnte ich hier einfach nicht Nein sagen und habe es irgendwie geschafft, mir die Woche freizuschaufeln. Heute zeige ich euch einige erste Impressionen und stelle euch die Gewinnerfilme des Festivals vor.
Nach 14 Stunden Flug und 9 Stunden Zeitverschiebung landete ich dann in LA. Zwei weitere Stunden dauerte dann die «Immigration» am Flughafen. Ich glaube ich stand mein ganzes Leben lang noch nie in einer solch langen Schlange. Endlich angekommen, traf ich mich zunächst mit Hank, einem meiner LRTimelapse User, der mich kurzerhand eingeladen hatte ihn zu besuchen, wenn ich in LA sei. Der schöne erste Abend in einem Beach Club klang für mich dann allerdings nicht allzu spät aus, da ich ja bereits seit 24 Stunden non stop wach war… Aber das sollte ja erst der Anfang für mich in LA sein…
LA – first impressions
Am nächsten Tag schnappte mich Hank und zeigte mir die Gegend. Wir fuhren durch die angrenzenden Hügel Hollywoods, über den Sunset Boulevard und an anderen aus Film und Serie bekannten Orten vorbei und nahmen uns dann das sehr spannende Getty Museum vor. Hier beeindruckte mich vor allem die Architektur, die viele Foto Motive lieferte – aber natürlich sahen wir uns auch einige Foto- und Kunstausstellungen an.
Die Juroren
Abends traf ich mich dann mit den anderen Juroren: Casey Kiernan – Filmemacher und Zeitraffer Fotograf aus Joshua Tree, Peter Bill – Professor für neue Medien und interdisziplinäre Kunst an der Western New Mexico University und last but not least, den Godfather der Zeitraffer-Fotografie: Godfrey Reggio, Regisseur der Qatsi Trilogie: Koyaanisqatsi, Powaqqatsi, und Naqoyqatsi – Filme, die ab Anfang der 1980er Jahre absolute Meilensteine in diesem Genre setzten. Die beiden anderen Juroren, Tom Lowe und Gary Yost waren leider verhindert. Auch sie sind Vorreiter im Bereich Fotografisches Filmemachen und Zeitraffer und ich hätte sie gerne kennen gelernt.
Casey hatte für uns alle ein Airbnb-Haus gemietet und so hatten wir viel Gelegenheit für tolle und sehr inspirierende Gespräche. Insbesondere der Austausch mit Godfrey war für mich unglaublich spannend, immerhin hat er bereits vor 35 Jahren Techniken für die analoge Zeitraffer Fotografie entwickelt – Techniken, die selbst heute noch «State-of-the-Art» sind, auch wenn sich in den letzten 5 Jahren in der digitalen Zeitraffer Fotografie unglaublich viel getan hat. Spannend zu hören, mit welchem Aufwand man damals Dinge umgesetzt hat, für die wir heute einfache DSLRs einsetzen.
Ausflug nach Venice Beach
Bevor das Festival startete, hatten wir noch etwas Zeit, Venice Beach zu besuchen. Ein unglaublich facettenreicher, spannender und auch etwas skurriler Stadtteil, von dem ich euch in einem weiteren Artikel noch mehr Bilder zeigen werde.
Das Timelapse Film Festival
Und dann war es soweit – der erste Abend des Timelapse Film Festivals in Santa Monica begann mit Godfrey Reggios Filmen Koyaanisqatsi (1982) und Visitors (2013).
Im Anschluss an den Film gab es dann noch ein Q and A, bei dem Godfrey die Fragen des Publikums beantwortete. Einen Mann wie ihn, über seine Werke, sein Schaffen und seine Lebensanschauung sprechen zu hören, war für alle Anwesenden ein beeindruckendes und inspirierendes Erlebnis.
Gewinner-Filme des Festivals
Am zweiten Abend wurden dann die Festival-Filme der Teilnehmer gezeigt. Insgesamt wurden 125 Filme aus 25 Ländern eingereicht. Wir hatten diese schon im Vorfeld gesichtet und bewertet, so dass an diesem Abend die 15 besten Filme in den Kategorien Natur/Umwelt, Stadt/Urban/Industrie, Doku/Soziales, Experimentell, und Aurora gezeigt wurden.
Im Anschluss wurden dann die «Best of Show» Filme gekürt, die dann auch die ausgelobten Preise bekamen. Von den Gewinnern waren sogar einige persönlich anwesend, so dass wir ihnen ihre Preise direkt übergeben konnten.
Hier die Gewinner Filme:
Platz 1: Justin Tierny mit Tokyo Aglow
Platz 2: Jeff Frost mit Circuit Board Species
Platz 3: Thomas Knauer mit Wundersamer Wald – vor den Toren der Stadt
Platz 4: Mark Thorpe mit Fujiyama – Magic in the Skies
Platz 5: Oliver Kmia mit Miami Derezzed
Hier noch die Aufstellung aller 15 Gewinnerfilme mit Links:
Nature / Environmental
- 1st Place: Miraculous Forest by Thomas Knauer • Germany
- 2nd Place: Undisturbed Places by Maciej Tomków • Poland
- 3rd Place: Monsoon II by Mike Olbinski • Arizona, USA
Cityscape / Industrial
- 1st Place: Tokyo Aglow by Justin Tierney • Connecticut, USA
- 2nd Place: Miami Derezzed by Oliver Kmia • Florida, USA
- 3rd Place: Moving through New York by Geoff Tompkinson • Austria
Experimental
- 1st Place: Circuit Board Species by Jeff Frost • California, USA
- 2nd Place: Boston Layer-Lapse by Julian Tryba • Massachusetts, USA
- 3rd Place: Nuages by Philippe Douteau • France
Aurora Borealis
- 1st Place: Dancing Lights by Filippo Rivetti • Australia
- 2nd Place: Aurora Australis by Russell Wiltshire • Australia
- 3rd Place: Tromso Norway by Laurenc Riese • Switzerland
Documentary / Social Commentary
- 1st Place: California on Fire by Jeff Frost • California, USA
- 2nd Place: Fujiyama – Magic in the Skies by Mark Thorpe • Japan
- 3rd Place: Lapse of Reason by Evan Malcolm • Australia
Im Anschluss an die Preisverleihung gab es dann noch ein Q and A für die anwesenden Teilnehmer sowie uns Juroren.
Meet and Greet
Definitiv cool war, dass Justin Tierny, Jeff Frost und Oliver Kmia und Mike Olbinski vor Ort waren (alles auch LRTimelapse Nutzer) und wir uns im Anschluss an die Veranstaltung noch unterhalten bzw. dann noch in einer Bar den Abend ausklingen lassen konnten.
Für mich persönlich war es eines der schönsten Erlebnisse, ganz direkt von diesen kreativen Menschen zu erfahren, welch großen Anteil meine Arbeit an LRTimelapse für die Umsetzbarkeit ihrer eigenen Kreativität bedeutet. Das war wirklich ein berührendes Erlebnis für mich.
Baraka in 70mm
Am 3. Tag des Events wurde dann abends im Aero Theater Santa Monika Baraka in 70mm gezeigt. Ein großartiger Film, den Ron Fricke 1992 fertig gestellt hat. Ron, der übrigens zuvor für die Kamera in Koyaanisqatsi verantwortlich gewesen war (und dafür extra eine eigene Kamera gebaut hatte), konnte leider nicht persönlich in LA sein, aber sein Produzent Mark Magidson war vor Ort und stellte sich nach dem Film in einem Q and A den Fragen des Publikums. Es war spannend mal wieder einen analog projizierten Film zu sehen. Man hat sich mittlerweile schon so an den digitalen Look gewöhnt, dass die Staubpartikel, Kratzer und das Flimmern zumindest am Anfang doch echt wieder ungewohnt sind. Aber das Erlebnis ist doch ein ganz besonders bewusstes!
Die Projektion des Films in 70mm wurde von dem Publikum jubelnd begrüßt, immerhin gibt es nur noch 2 Kopien des Films in 70mm und ein Satz der Rollen war nun hier in Santa Monika zum Einsatz gekommen.
Erfolg auf der ganzen Linie
Jedenfalls war das erste Timelapse Film Festival aus unserer Sicht ein voller Erfolg. Mit insgesamt knapp 1.000 Besuchern an den drei Abenden hat diese allererste Veranstaltung dieser Art sicher die Erwartung übertroffen und das Feedback der Besucher, Teilnehmer und Jury-Mitglieder war ausnahmslos positiv. Für mich war es eine großartige und sehr bestätigende sowie inspirierende Zeit.
Den Jetlag hatte ich nun langsam überwunden und noch einige Tage Zeit, LA weiter zu erkunden. Über meine restliche Zeit in LA berichte ich euch dann in Kürze…
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Alle Inhalte © Gunther Wegner
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Über meine Zusammenarbeit mit externen Partnern habe ich hier ausführlich geschrieben. Danke!
Schöner Bericht und tolle Beiträge. Ich hätte ja einiges dafür gegeben mit Godfrey zu plaudern. Muss gleich mal schauen ob er die Filme auch auf Bluray gebracht hat.
Eine schöne Reise noch.
Tilo
Ja, gibt es. Ich hatte deswegen im Artikel auch auf die Filme bei Amazon verlinkt.