Wenn ihr selbst Negative scannt, kennt ihr sicher die Problematik, daraus ansehnliche Positive herzustellen. Heute zeige ich mit dem NATE Negative Lab Pro euch ein tolles Plugin, das euch diese Konvertierung super bequem und ohne Lightroom zu verlassen ermöglicht.
Negative zu entwickeln ist in der Regel ein Zeitaufwendiger oder qualitativ anfälliger Prozess. Das liegt vor allem daran, dass Film-Negative eben nicht einfach «invertierte» Farben beinhalten, sondern zum einen eine Farbmaske haben und zum anderen auch die Tonwerte in der Regel komprimiert sind.
Anspruchsvolle Negativ-Entwicklung war daher bisher eigentlich nur in Photoshop möglich – mit allen Nachteilen, die dadurch für Lightroom-Benutzer entstehen: man muss den gewohnten Workflow verlassen, hat nicht mehr die komplett nicht-destruktive Arbeitsweise von Lightroom, muss mit großen TIFF oder PSD Dateien hantieren etc. etc. Von dem Zeitverlust will ich noch gar nicht reden.
Nate Johnson, dem einen oder anderen von seinen genialen X‑Chrome und E‑Chrome Lightroom Presets für die Schwarz-Weiß-Bearbeitung und Film-Simulation bekannt (X‑Chrome hatte ich hier im Blog ausführlich vorgestellt) beschäftigt sich seit Jahren mit Filmentwicklung – ob Schwarz-Weiß oder in Farbe – ob positiv oder negativ. Und nun nun hat er ein geniales Plugin entwickelt, mit dem direkt in Lightroom perfekte und anspruchsvolle Negativ-Umwandlungen gemacht werden können und das mit wenigen Clicks. Und im Anschluss kann man noch die ganz normalen Lightroom-Bearbeitungen durchführen.
Wie das ganze funktioniert, habe ich im letzten Fotoschnack im Video gezeigt, möchte es aber hier noch einmal kurz mit einigen Screenshots verdeutlichen.
Nach der Installation von Negative Lab Pro (wie die Installation funktioniert, erklärt Nate ausführlich auf seiner Seite) solltet ihr das jeweilige Negativ zunächst einmal vorbereiten:
Hier das unbearbeitete Negativ, wie es aus dem Scanner kommt:
Nun müsst ihr mit der Weißabgleichs-Pipette die Maske entfernen, dazu klickt ihr mit der Pipette auf den Bereich zwischen den Bildern (die Farbmaske), das Ergebnis sieht nun so aus:
Als nächstes wird das Bild so zugeschnitten, dass die Maske außenrum komplett weggeschnitten wird, das ist wichtig. Dann könnt ihr das Bild noch drehen und ggf. spiegeln.
Warum nicht mit Lightrooms Bordmitteln?
Wer jetzt glaubt, er kann einfach die Tonkurven in Lightroom «umdrehen», der denkt zu einfach.
Das wäre das Ergebnis mit «umgedrehter» Tonkurve in Lightroom:
Jetzt kann man natürlich versuchen, die Farben hinzubiegen, aber «einfach so» geht das leider nicht. Ich habe einmal versucht, den Weißabgleich zu korrigieren, allerdings reicht durch die Umwandlung des Negativs und die Farbmaske der Weißabgleich-Bereich in Lightroom dafür nicht aus – und schon sind wir mit unserem Latein am Ende. Einzige Lösung wäre nun, über die Farb-Tonwertkurven weiterzumachen, aber das ist ein elendes Gefummel und viel Trial and Error – ein nachvollziehbares Ergebnis bekommt man mit diesem Vorgehen in der Regel nicht.
Mit dem Negative Pro Lab Plugin
Viel besser geht das mit dem Negative Pro Lab Plugin. Dazu gehen wir mal zurück auf die beschnittene und von der Maske befreite Variante:
Nun ruft ihr das Negative Lab Pro Plugin via Datei/Zusatzmoduloptionen/Negative Lab Pro auf:
Negative Lab Pro öffnet nun seinen Dialog:
Hier klickt ihr nun einmal auf Convert Negative.
Das Plugin analysisiert daraufhin das Bild und erzeugt maßgescheiderte Tonkurven für die Korrektur.
Nun könnt ihr noch AutoColor und AutoDensity anhaken, für eine automatische Farb- und Kontrastkorrektur.
Schon mit diesen Auto-Funktionen bekommt ihr eine hervorragende Negativ-Umsetzung, die ihr dann noch mit den Reglern unter Tones bzw. unten mit den Farbreglern feinabstimmen könnt.
Alternativ könnt ihr nach der Umwandlung auch ganz normal in Lightroom weitermachen, durch einen Klick unten auf Apply wendet ihr die Bearbeitungen an. Diese wirken sich ausschließlich auch die Tonkurven aus – alle regulären Regler in Lightroom sind nach wie vor noch in ihrer Nullstellung und voll individuell einstellbar.
Denkt daran, dass Weißabgleich, Belichtung, Lichter, Tiefen, Weiß, Schwarz durch die Umkehrung der Tonwerte jetzt genau umgekehrt funktionieren. Mit Weiß regelt ihr den Schwarzpunkt etc. Das Dynamik‑D funktioniert dem entsprechend auch genau umgekehrt.
Mit wenigen Mausklicks bekommt ihr also eine nahezu perfekte Negativ-Entwicklung, und seid immer noch komplett in Lightroom geblieben und könnt alle weiteren Lightroom-Werkzeuge flexibel und individuell nutzen.
Preis und Testversion
Das Plugin kostet 99 US$, ich finde das absolut angemessen für die Zeit und den Aufwand den man spart, wenn man öfters Negative entwickelt.
Ihr könnt das Plugin übrigens zunächst auf euren eigenen Negativen testen, 12 Entwicklungen sind kostenlos. Hier könnt ihr euch die Test-Version herunterladen. Probiert ruhig einmal aus, wie weit ihr ohne das Plugin in Lightroom kommt und danach, wie das mit dem Plugin im Vergleich funktionert. Ich bin sicher, ihr werdet beeindruckt sein, wie einfach, schnell und gut die Negativ-Entwicklung mit Negative Lab Pro funktioniert.
Viel Spaß beim Ausprobieren und Entwickeln eurer Negative!
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Alle Inhalte © Gunther Wegner
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