Zwischen meinen ganzen Terminen habe ich es tatsächlich dieses Jahr noch 2 Tage auf die Photokina geschafft. Dank Presse-Akkreditierung konnte ich sogar schon am Montag dort sein, bevor der ganz große Ansturm kam. Die zwei Tage erlaubten es mir, einige spannende Neuerungen zu sehen und gute Gespräche zu führen, bevor ich nun schon wieder unterwegs bin. Während ich diese Zeilen schreibe, sitze ich gerade im Flieger nach Mallorca, wo ich in den nächsten Tagen ein Zeitraffer Coaching geben werde, und lasse die zwei Tage auf der Photokina Revue passieren.
Besonders interessant fand ich persönlich natürlich die Vorstellung der neuen Nikon D750, die ich dort dann auch direkt in die Hand nehmen konnte und kurz antesten durfte. Für einen Detail-Test hat es natürlich nicht gereicht, das funktioniert einfach nicht, wenn die Kamera an einer Strippe festgemacht ist – aber der erste Eindruck hat mich nicht enttäuscht.
Für mich wird die D750 definitiv in Kürze meine D610 ersetzen und ein idealer Vollformat-Sparringspartner für die D810 werden. Sobald ich sie habe, gibt es natürlich auch einen ausführlichen Bericht. Der erste «persönliche» Eindruck hat aber auf jeden Fall meine ohnehin positive Erwartung erfüllt.
Übrigens: natürlich bleibe ich auch meiner D5300 treu ;-) An meiner hier schon oft geäußerten Einschätzung über den Vergleich zwischen den Vollformat-Sensoren und den APS‑C Sensoren hat sich auch gar nichts geändert. Das nur am Rande, da in den Kommentaren zu meiner D750 Ankündigung ja schon wieder heiß argumentiert wurde.
DX vs. FX, Vollformat vs. APS‑C Sensor
Also hier nochmal die Kurzfassung: Ob DX oder FX (APS‑C Sensoren oder Vollformat) macht für 97.5% alle Bilder aus meiner Sicht keinen Unterschied. Man macht keine besseren Bilder, nur weil man eine Kamera mit Vollformat Sensor einsetzt. Im Gegensatz – wenn man nicht das entsprechende Geld für Objektive ausgibt (und das sind sicher nicht die «Immerdrauf 28–300er…») – sind die Ergebnisse an Vollformat ggf. sogar schlechter.
Wenn ich die Fotografie nicht zu meinem Beruf gemacht hätte, würde ich nach wie vor vermutlich nur Kameras mit APS‑C Sensor einsetzen. Man bekommt aus meiner Sicht im Moment vom Preis-Leistungsverhältnis kaum eine bessere Kamera, als die D5x00. Ich glaube auch nicht, dass APS‑C «aussterben» wird, wie es einige von Euch befürchten. Immerhin setzen die meisten der Spiegellosen Kameras mit großem Erfolg auf diese Sensor-Größe und auch Canon legt hier nun mit der 7D Mk II ganz aktuell nach. Ich könnte mir vorstellen, dass die nächste Nikon Neuvorstellung ein Mittel- oder Oberklasse APS‑C Body sein wird.
Ihr dürft eines nicht vergessen: Nikon muss im Moment ziemlich kämpfen. Sie müssen die den Smartphones geschuldeten Verluste im Bereich der Kompakten irgendwie aufwiegen. Und während Canon und erst recht Sony und Samsung z.B. ein riesen Sortiment an anderen Produkten (Drucker, Kopierer, Fernseher, whatever) haben, mit denen sie das auffangen können, sind Nikons Hauptgeschäft Kameras, Objektive und Ferngläser.
Nikon weiß, dass sie im Bereich der Sensoren im Moment die Nase vorne haben und versuchen das natürlich auszubauen. Sie versuchen die Kunden zu den Vollformat Kameras zu locken, die höhere Deckungsbeiträge erlauben und Investitionen bei teuren Objektiven nach sich ziehen. Ob die Kunden das zulassen, hängt natürlich an ihnen!
Übrigens, ich hatte auf der Photokina auch «nur» die D5300 mit dem Sigma 18–35 dabei. Meine Lieblingskombo für alle Fälle, wenn es weniger als 10 KG Equipment sein sollen.
Aber ich schweife ab. Ich wollte ja eigentlich über die Photokina berichten.
Canon hat mit der Ankündigung der 7D Mk II, die nun nach 5 Jahren die Ur-7D ablöst, sicherlich für eine ähnliche Furore gesorgt, wie Nikon mit der D750. Allerdings hatte Canon auf den Rhein-Terrassen eine separate Vorstellung und der Canon Stand blieb am Montag verhüllt. Auch eine spannende Strategie, die Presse von den anderen Anbietern wegzulocken… :-)
Blogger Tour
Am ersten «Presse-Tag» hatte die Presse-Betreuung der Photokina eine «Bloggertour» organisiert, die vor allem zum Socializing mit anderen Bloggern sehr nett war. Ich konnte endlich mal den einen oder anderen persönlich kennen lernen, den ich vorher nur «virtuell» kannte.
An den Ständen herrschte noch hektisches Aufbauen, trotzdem nahmen sich einige schon Zeit für die Presse – beachtlich, wenn man die Logistik sieht, die hier innerhalb kürzester Zeit auf die Beine gestellt werden musste.
Logodeckel
Am zweiten Tag traf ich mich dann vor Öffnung der Pforten noch mit Christian von Logodeckel.de – ich hatte Euch ja bei unserem letzten Fotoschnack über den von ihm entwickelten und selbst gedruckten Filterhalter für das Nikkor 14–24 berichtet, den ich gerade teste. Bei dem Treffen übergab er mir den 3. Prototypen, der sich nun in meinem Gepäck nach Mallorca befindet, wo ich ihn auf Herz und Nieren testen werde.
Photokina, 1. offizieller Tag
Um 10 ging es dann los. Ein riesen Andrang herrschte an den Eingängen. Zum Glück konnte ich dank meiner Akkreditierung ohne langes Anstehen in die Hallen.
Canon 7D Mk II
Nun nutzte auch ich die Gelegenheit, die 7D MkII mal in die Hand zu nehmen. Canon bringt hier ein Top-Modell mit 20.2 MP APS‑C Sensor und endlich einem vernünftigen Autofokus Modul mit 61 Feldern, die auch nicht nur in der Mitte kleben, wie bei vielen anderen Canons. Leider ohne Klappdisplay, dafür mit einer Bildwiederholrate von 10 Bilder pro Sekunde. Ob er das braucht, muss natürlich jeder für sich selbst entscheiden. Ich bin meist zu faul, aus so vielen Bildern auszusortieren, daher versuche ich schon bei der Aufnahme unnötigen Ausschuss zu vermeiden und stelle die Bild-Frequenz meist sogar auf «Lo». Selbst im Sport Bereich reichen mir 6 Bilder pro Sekunde meist völlig aus. Ich versuche eher, mich in die Sportler hineinzuversetzen und den richtigen Augenblick zu antizipieren, als stumpf «draufzuhalten».
Ansonsten macht die 7D Mk II einen sehr guten Eindruck. Für mich persönlich ist sie aber eher uninteressant, da ich für meinen Einsatzzweck eine Vollformat Canon brauche, die in den hohen ISO-Bereichen «zuhause ist» und an die ich per Novoflex-Adapter meine Nikon Objektive anschließen kann. Das ist im Moment nach wie vor die 6D.
Leica
Aber es gab ja noch viel mehr Spannendes zu sehen auf der Photokina. Zum Beispiel fand ich den Stand von Leica schon sehr – hm – beeindruckend. Gefühlt mindestens so groß wie die Stände von Canon, Nikon und Sony zusammen – allerdings hatte man hier Fußball spielen können, während sich bei den anderen die Besucher auf den Füßen standen. Schon irgendwie schade. Ich persönlich finde aber, ein kleinerer Stand, ein wenig mehr Realismus, hätte hier sicherlich nicht geschadet – auf mich wirkte das ganze irgendwie skurril.
Nikon PK
Aber auch die Pressekonferenz von Nikon war – sagen wir mal – speziell. Kein Wort zu den Neuerungen oder irgendwelchen Plänen oder Ideen, sondern ein Vortrag über eine Studie zur Zukunft der Fotografie. Quintessenz war, dass Kameras in Zukunft anhand von sensorischen Rahmenbedingungen auf die genaue Aufnahmesituation schließen können sollen, sprich erkennen können, wer der Fotograf ist, wo er sich befindet, wen er in welcher Situation fotografiert und dementsprechend das ganze dann fotografisch umsetzen sollen.
Meine Frage, wenn das so kommt: wer geht dann in der Zukunft noch auf die Photokina und hört sich sowas an? Dann können sich die Kameras untereinander über das Wetter unterhalten – Fotografen braucht es dann ja nicht mehr… :-)
Kooperationen
Aber abseits von diesen Spielwiesen der «Großen» – ich hatte schon im Vorfeld einige Termine mit Herstellen, mit von mir als sehr interessant empfundenem Equipment, gemacht und mit denen ich gerne eine Zusammenarbeit anstreben würde, um es Euch in Kürze vorstellen zu können.
In einem nächsten Artikel werde ich Euch mal ein paar Hintergründe dazu geben, wie eine solche Zusammenarbeit zwischen mir und den Herstellern funktioniert und wie ich mir trotz beiderseitigem Nutzen, meine Neutralität – für mich das wichtigste überhaupt – bewahre. Das Thema würde diesen Bericht sonst endgültig sprengen… :-)
Vixen Polarie
Sehr gefreut habe ich mich, die Jungs von Vixen Europe mal persönlich kennen zu lernen, die mit ihrer Polarie ein tollen, qualitativ hochwertigen und kompakten Sternen Tracker für die Astro-Fotografie auf Reisen anbieten. Er befindet sich seit einiger Zeit in meiner Fototasche und ist ein gutes Beispiel für ein Top-Produkt, das ich einfach gerne einsetze. Einen ausführlichen Testbericht gibt es dann, wenn ich aus Mallorca zurück bin.
Novoflex
Eine ähnliche Kooperation strebe ich derzeit mit Novoflex an. Auf der Photokina habe ich mir ihre neuen Produkte angesehen und war wieder einmal begeistert über die Qualität und Innovationsfreude mit der hier Produkte kreiert werden, die einfach nur genial sind. Solche Kooperationen machen Spaß. Hier wird nicht das 100. Me-Too-Stativ oder der 150te Kopf aus China gezeigt, sondern der Mut bewiesen neue, selbst entwickelte Ideen in Perfektion zu konzipieren und trotz des Preisdrucks aus Fernost in Deutschland zu bauen. Sicherlich wird hier nicht der «Geiz ist Geil» Kunde bedient – aber wer einmal den Spaß im Handling mit solch hochwertigem Equipment verspürt hat, der weiß sicherlich genau, was ich meine.
Zoom-Expeditions
Zum Mittagessen habe ich mich dann noch mit Martin von Zoom-Expeditions getroffen, bei dem wir noch einmal die letzten Abstimmungen für unsere Peru-Reise getroffen haben und auch neue Pläne für weitere tolle Reisen geschmiedet haben.
Was genau, wird noch nicht verraten ;-)
Dies & Das
Zum Abschluss bin ich einfach noch ein bisschen durch die Hallen gestreift. Besonders «spannend» fand ich die Hallen, in denen die Chinesischen und Koreanischen Hersteller ausgestellt haben – größtenteils Herstellernamen, die ich noch nie gehört habe, bei denen man aber Produkte (z.B. Stative und Köpfe) sehen konnte, die denen von bekannten Markenhersteller bis auf das Logo glichen. Und hier ist es mitnichten immer so, dass diese einfach von den «Großen» kopiert haben! Oft ist es sogar das Gegenteil: Namhafte Hersteller kaufen in Fernost die Produkte ein und labeln sie einfach um. So gesehen, z.B. bei dem Shark-Video Slider, der in Deutschland von der Firma Rollei vertrieben wird. Neben einer deutlichen Preiserhöhung haben sie sich auch noch die exklusiven Rechte für den deutschen Markt gesichert, so dass man das Original hier gar nicht bestellen kann. Auch bei Stativen und Köpfen ist mir das schon ganz oft aufgefallen.
Fazit
Insgesamt war die Photokina – insbesondere aufgrund der netten Kontakte – für mich eine lohnende Reise. Ganz besonders hat es mich gefreut, dass so viele Leser mich erkannt und auf mich zugekommen sind! Die Zeit für einen kurzen Austausch und ein paar gemeinsame Fotos habe ich mir sehr gerne genommen. Ein schöneres Feedback für meine Arbeit kann ich mir gar nicht vorstellen. Danke an Euch alle an dieser Stelle einmal für Eure Treue!
So, die nächsten Tage werden nun auf Mallorca ganz im Zeichen der Zeitraffer- und Astro-Fotografie stehen, ich freue mich sehr drauf. Noch mehr freue ich mich, dass wir danach noch ein paar Tage dranhängen werden und ich mit Diana ein paar Tage dort Urlaub machen werde.
In diesem Sinne – alles Gute,
Euer Gunther
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Alle Inhalte © Gunther Wegner
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