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Sportfotografie mit der Nikon D800 – ein Experiment beim Kite Surf Worldcup 2013 in SPO

Die D800, Nikons 36MP Voll­for­mat Kame­ra sorgt ja nach wie vor für kon­tro­ver­se Dis­kus­sio­nen. Die einen lie­ben sie, die ande­ren behaup­ten, mit ihr kön­ne man ohne Sta­tiv kei­ne schar­fen Auf­nah­men machen.

Ich selbst habe sie mir im Herbst letz­ten Jah­res gekauft und wür­de mich ganz klar zur ers­ten Frak­ti­on zäh­len. Nicht, dass ich behaup­ten wür­de, mit ihr wür­de ich unbe­dingt immer bes­se­re Bil­der machen, als mit mei­ner D7100 oder D5200 – aber die Kame­ra ist ein­fach von der Bedie­nung her wirk­lich top, hat einen tol­len Sucher und fühlt sich ein­fach gut an. Mit unschar­fen oder ver­wa­ckel­ten Bil­der habe ich bis­her noch kei­ne Pro­ble­me gehabt – im Gegen­teil – und ich mache die meis­ten Auf­nah­men aus der Hand. Mei­nen aus­führ­li­chen Test­be­richt und wei­te­re Infos zur D800 fin­det ihr hier.

Durch die 36 Mega­pi­xel ist die D800 natür­lich nicht die schnells­te Kame­ra, was Bild­wie­der­hol­fre­quen­zen angeht, sie schafft im Voll­for­mat-Modus «nur» 4 Bil­der pro Sekun­de. Eine D4 schafft im Ver­gleich 10 Bil­der pro Sekun­de und selbst eine D7000 schafft 6 Bil­der. Damit ist die D800 für die Sport­fo­to­gra­fie bei vie­len «unten durch» – ich woll­te es trotz­dem pro­bie­ren und nahm sie mit nach Sankt Peter Ording zum Kitesurf Worldcup.

Kitesurf World­cup 2013 – Sankt Peter Ording

Nach­dem wun­der­schö­nen son­ni­gen Don­ners­tag, an dem Con­test-mäßig nicht viel lief und wir uns mit Leicht­wind-Crui­sen und ein biss­chen Stand up Paddling die Zeit ver­trie­ben, brach­te der Frei­tag den ersehn­ten Wind – und somit war ich erst­mal bis nach­mit­tags selbst auf dem Was­ser, bevor die Kame­ra zum Ein­satz kam. Par­al­lel lie­fen die Con­tests und nach­mit­tags kamen wir dann recht­zei­tig zum Fina­le vom Was­ser und konn­ten noch ein paar schö­ne Impres­sio­nen einfangen.

Nun war es also Zeit für die D800. Letz­tes Jahr hat­te ich den World­cup ja mit der D7000 foto­gra­fiert, die dama­li­gen Bil­der könnt ihr Euch ger­ne mal im Ver­gleich anschau­en. Los ging’s also. Das 300er reich­te als Legi­ti­ma­ti­on für den abge­sperr­ten Foto­gra­fen-Bereich und so waren wir dicht am Geschehen.

Tja was soll ich sagen – das Foto­gra­fie­ren mit der D800 mach­te gro­ßen Spaß wie immer. Die 4 Bilder/Sekunde stör­ten mich per­sön­lich nicht – da ich den Sport recht gut ken­ne, weiß ich, wann «etwas pas­siert» – also ein Fah­rer zum Sprung ansetzt – ich muss also nicht «blind» drauf­hal­ten. Nie war es so, dass der Puf­fer voll wur­de – das lag aber auch dar­an, dass ich die «bursts» also Bild­se­quen­zen recht kurz gehal­ten habe (immer unter 20 Bil­dern, in der Regel zwi­schen 6 und 10 Bil­dern) und ein Trick beim Kiten in der Regel nicht län­ger als 5 Sekun­den dau­ert. Die D800 schafft bei mir ca. 20 Bil­der hin­ter­ein­an­der mit 4 Bil­dern pro Sekun­de, bevor er Puf­fer voll ist und sie lang­sa­mer wird. Die­se 20 Bil­der habe ich nie benö­tigt, um eine Sequenz im Kas­ten zu haben.

Es dau­er­te nicht lan­ge und ein Kol­le­ge mit einer D3S «klaklaklaklaklaklaklaklak» schau­te mich «klack klack klack klack» etwas mit­lei­dig an – «na, wie ist das so, mit einer D800?» – «hey» – sag­te ich – «gar nicht schlecht.» – «zumin­dest muss ich nach­her nicht 3.000 Bil­der durch­ge­hen, um die 10 rich­ti­gen zu fin­den, son­dern nur 500 ;-))» Mit dem Argu­ment traf ich offen­bar ins Schwar­ze, denn er seufz­te tief – ver­mut­lich sah er gera­de vor sei­nem inne­ren Auge die nächs­ten Tage im dunk­len Raum vor dem Rech­ner vor sich.

Aber Spaß bei­sei­te – das ist natür­lich schon auch ein Punkt – das «drauf­hal­ten» mag zwar an der ein oder ande­ren Stel­le dem «Zufall» auf die Sprün­ge hel­fen, das Bild zu bekom­men, aber es ent­steht auch unglaub­lich viel Ausschuss.

Spre­chen wir mal über den Auto­fo­kus. Wie oft wur­de über den Auto­fo­kus der D800 dis­ku­tiert. Vor allem lag das dar­an, dass bei der aller­ers­ten Char­ge der D800 wohl eini­ge Exem­pla­re ein dejus­tier­tes AF-Feld hat­ten – Nikon hat das dann kos­ten­los beho­ben. Trotz­dem war fort­an die D800 mit «Auto­fo­kus­pro­ble­men behaftet».

Ich per­sön­lich konn­te das noch nicht fest­stel­len, für mich ist der Auto­fo­kus der D800 einer der bes­ten, den ich je im Ein­satz hat­te. Beim Foto­gra­fie­ren von Sport kann man wäh­rend der Auf­nah­me ja nur vom Gefühl her sagen, ob man den Ein­druck hat, der AF trifft. Hier kann ich aus Zeit­grün­den nicht am Ende einer Serie nach­schau­en, ob der AF getrof­fen hat, ich muss mich ein­fach dar­auf ver­las­sen. Die Erleuch­tung (oder Ent­täu­schung) kommt dann spä­ter zuhau­se am Rech­ner. Und hier bestä­tig­te sich mein schon gutes Gefühl: die Ergeb­nis­se haben mich begeis­tert. Hat­te ich mit der D7000 zwi­schen­drin immer noch­mal Fotos, wo der AF dane­ben lag, waren die­se hier so gut wie nicht vor­han­den. Ich habe absicht­lich eini­ge Sequen­zen so auf­ge­nom­men, dass ich die Kame­ra, wäh­rend der Kiter schon in der Luft war, hoch­ge­ris­sen habe, anvi­siert und abge­drückt. Bei die­sen Aktio­nen war das aller­ers­te Bild dann ggf. noch unscharf und alle wei­te­ren knackscharf.

So nah habe ich mich nicht drangetraut…

Ich habe übri­gens mit mit AF‑C (also kon­ti­nu­ier­li­chem AF) und Ein­zel­feld gear­bei­tet – also genau in dem­sel­ben Modus, in dem ich sonst auch arbeite.

Oh – schon so spät?

Ein wei­te­rer Punkt für die D800 ist natür­lich der groß­ar­ti­ge Sen­sor. Die 36 Mega­pi­xel erlau­ben zum einen im Nach­hin­ein noch einen ordent­li­chen Beschnitt und das ist gera­de bei sol­chen «Tele-Auf­nah­men» ja sehr wich­tig, wenn man «nur» 300mm zur Ver­fü­gung hat und nicht näher an das Gesche­hen her­an kommt (schwim­men kann die D800 noch nicht…) – zum ande­ren sind die Licht­be­din­gun­gen gera­de bei den Auf­nah­men mit bewölk­tem Him­mel schon eher dif­fi­zil – das heißt der Kiter ist unter Umstän­den im Gegen­licht sehr dun­kel und der Him­mel droht aus­zu­lau­fen. Das ist ein Pro­blem, mit dem ich zu Beginn mei­ner Zeit als Kite-Foto­graf stark zu kämp­fen hat­te. Der Sen­sor der D70 damals, vor 8 Jah­ren, hat­te ein­fach nicht den Dyna­mik-Umfang, den heu­te eine D800 hat und dem ent­spre­chend konn­te man bestimm­te Licht­si­tua­tio­nen damit nicht so umsetzen.

Kopf­stand

Kom­men wir zum Schluss und somit Fazit mei­nes klei­nen Expe­ri­ments. Es lau­tet nicht etwa, «hab ich Euch doch gleich gesagt, die D800 ist toll» – nein, das ist nicht der Grund für die­sen Arti­kel. Mei­ne Mes­sa­ge lau­tet eher: hört nicht auf die Stim­men. Wenn ihr mit einer D800 Sport foto­gra­fie­ren wollt – macht das. Ich hät­te aber genau­so gut die D7100 oder gar die D5200 neh­men kön­nen – die Bil­der wären sicher­lich auch sehr gut gewor­den. Wäre ich pro­fes­sio­nel­ler Sport­fo­to­graf und müss­te mein Geld damit ver­die­nen, wür­de ich mir sicher­lich auch eine D4 zule­gen – ob das im End­ef­fekt resul­tie­ren­de Foto damit im Ein­zel­fall bes­ser sein wür­de? Ich bezweif­le es.

Whooo­aaahhh.…

Viel zu viel wird dar­über dis­ku­tiert, wel­ches Equip­ment nun für was ide­al ist und war­um man mit der und der Kame­ra dies oder jenes nicht machen kann. Quatsch. Lernt Eure Kame­ras ken­nen, lernt ihrer Stär­ken und Schwä­chen zu nut­zen und arbei­tet an Euren Fer­tig­kei­ten – sowohl bei der Foto­gra­fie als auch in der Nach­be­ar­bei­tung. Der limi­tie­ren­de Fak­tor ist fast nie die Kame­ra – sie ist nur das aus­tausch­ba­re Werk­zeug, das Euch dabei hilft, das umzu­set­zen, was Euch gefällt. Klar hat jede Stär­ken und Schwä­chen und die soll­te man ken­nen – denn wenn man sie kennt, kann man mit ihnen umge­hen und dafür sor­gen, dass sie einem nicht im Weg stehen.

Ich hof­fe, ihr hat­tet ein biss­chen Spaß beim Betrach­ten der Fotos – ich freue mich jetzt schon auf den Kitesurf World­cup 2014 und wer­de sicher­lich wie­der dabei sein. Mal sehen, was ich dann ausprobiere… ;-)

Tipp: Schaut Euch die Bil­der in groß an, indem ihr dar­auf klickt und dann mit den Pfeil­tas­ten blättert!

Per­fekt, die Fri­sur sitzt!

Auf­ge­spießt von einem Windsurfer

Kitesurf World­cup 2013 – Sankt Peter Ording

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