Letzte Woche habe ich Euch erklärt, wie man Aufnahmen und Zeitraffer von der Milchstraße macht. Eine weitere sehr populäre Variante sind Bilder, in der die Bewegung der Sterne als Spuren visualisiert werden. Heute möchte ich Euch zeigen, wie man ganz einfach selbst solche Bilder herstellt.
Früher, als wir noch auf Film fotografiert haben, haben wir uns ein möglichst dunkles Plätzchen gesucht und dann die Kamera einige Stunden belichten lassen, um die Bewegung der Sterne als Striche abzubilden. Das könnte man natürlich Digital immer noch versuchen: Iso auf 100 und dann stundenlang belichten. Der Nachteil bei dieser Methode ist, dass es wirklich so dunkel sein muss, dass das Restlicht (alles ausßer der Sterne) so schwach ist, dass es den Sensor gar nicht anregt. In der Regel funktioniert das nicht sehr gut. Zumal der Sensor auch immer Stärker rauscht, je länger man belichtet. Im Endeffekt bekommt man so ein Bild, bei dem die Sternspuren im Rauschen untergehen.
Der bessere Ansatz ist hier, auf eine Zeitraffer-Sequenz zurückzugreifen. Als Aufnahme-Einstellungen gelte hierfür die gleichen Regeln, wie ich sie letzte Woche beschrieben habe:
Fotos und Zeitraffer von Sternen und der Milchstraße fotografieren und bearbeiten
Oft habe ich schon Fotos und Zeitraffer der Milchstraße gezeigt. Heute möchte ich euch daher einmal erklären, wie ich bei der Aufnahme und Bearbeitung der Fotos vorgegangen bin. Zunächst jedoch möchte ich einen kleinen Abstecher in die Astronomie machen und euch erklären, was unsere Milchstraße eigentlich ist und was ihre große Faszination ausmacht. Unsere Galaxie – […]
Eine solche Sequenz bearbeitet ihr nun in Lightroom (oder einem anderen, geeigneten Programm) etwas anders:
- Nehmt für die Sternspuren den Kontrast raus, seht zu, dass die Sterne nicht rein weiß sind sondern etwas dunkler.
- Lasst den Hintergrund ruhig ein bisschen Helligkeit zeigen.
- Etwas flaue Bilder sind hier besser als zu knackige.
Bearbeitet also Eure gesamte Sequenz so und exportiert sie dann als JPGs in einen neuen Ordner. Wählt hierfür eine hohe Qualität und vor allem, verkleinert die Bilder nicht, sondern lasst sie in der Original-Größe.
Nun benötigt ihr ein spezielles Programm, welches alle Bilder übereinander legt und jeweils den hellsten Pixel aller Einzelbilder nimmt (entspricht dem Photoshop-Ebenen-Modus «Aufhellen»). Das heißt, wenn ihr in irgend einem Bild einen hellen Pixel habt, dann erscheint er im Endergebnis. Hierdurch werden die Sterne kreisförmig um den Polarstern herum abgebildet und der Hintergrund bleibt dunkel.
Unter Windows gibt es mit Startrails von Achim Schaller eine tolle Freeware, die genau das tut. Eine sehr gute Alternative Lösung ist StarStaX von Markus Enzweiler, letzteres gibt es sowohl für MaxOS als auch für Windows.
Ladet Euch eines der Programme herunter, die Bedienung ist wirklich Kinderleicht und ähnelt sich bei beiden stark. Ich erkläre es hier am Beispiel Startrails, StarStaX funktioniert aber ganz genauso.
- Datei → Aufnahmen öffnen
- Wählt nun Eure Komplette JPG Sequenz aus (Strg‑A im Ordner) und geht auf Öffnen
- Nun könnt ihr Euch die Einzelbilder ansehen und ggf. einzelne Bilder abwählen damit sich nicht verwendet werden (s.u.)
- Geht nun auf Erstellen → Strichspuren
- Nun berechnet Startrails Euer Endbild und ihr könnt sogar dabei zusehen.
- Wenn die Berechnung fertig ist und ihr zufrieden seid, klickt auf Datei → Ergebnisbild speichern und speichert das Bild am besten als TIFF, dann habt ihr noch den meisten Spielraum für Nachbearbeitungen.
Ich persönlich importiere das Ergebnis dann noch einmal in Lightroom, um letzte Anpassungen an Farben und Kontrast durchzuführen.
Anmerkung: wenn in einem Einzelbild z.B. ein Glühwürmchen durchfliegt, habt ihr dieses später in dem Endbild natürlich drin. In solchen Situationen lohnt es sich, das Bild mit der «Störung» ggf. schon vorher aus der Sequenz zu löschen oder in StarTrails/StarStaX den Haken vor dem Bild zu entfernen, damit es nicht in das Endergebnis einfließt.
Spezial-Tipp: Umgekehrt könnt ihr diesen Effekt auch ganz bewusst nutzen, in dem ihr z.B. bei der Aufnahme der Sequenz bei einem Bild am Anfang oder Ende der Sequnez ganz gezielt eine Taschenlampe oder einen Blitz verwendet, um die Umgebung aufzuhellen. Dieses Bild könnt ihr dann ganz nach Geschmack dazumischen und dann einen Effekt wie in dem oben gezeigten Bild bekommen.
Falls das Endergebnis Euch nach der Berechnung noch nicht gefällt, weil es zu hell oder zu dunkel ist, zuviel oder zu wenig Kontrast zeigt, dann ist es das Beste, ihr bearbeitet die Ursprungs-Sequenz einfach noch einmal etwas anders, synchronisiert die Bearbeitungen auf alle Bilder, exportiert diese erneut und startet dann noch einmal die Berechnung in Startrails oder StarStaX.
Nun wünsche ich Euch viel Spaß bei Euren eigenen Experimenten. Bitte denkt aber daran, dass sich dieser Effekt, wie viele andere auch, schnell abnutzt. Zu oft sollte man solche Bilder daher nicht zeigen ;-)
Viele Grüße
Gunther