Im Rahmen eines individuellen Video-Coachings mit Monika, haben wir als Lern-Projekt einen Trailer für meinen Youtube Kanal erstellt. Heute zeige ich euch das Ergebnis, erzähle etwas über die Entstehung und gebe Tipps für die Erstellung eigener Videos.
Für Fotografen ist das Erstellen von Videos meist eine ganz besondere Herausforderung, da hier die Herangehensweise eine ganz andere ist, als bei der «normalen» Fotografie. Während man sich beim Fotografieren oft grob ein Thema vornimmt oder dieses durch die Gegebenheiten mehr oder weniger definiert ist (Urlaub, Tiere, Sonnenuntergang, Sportereignis…) ist man bei einem Video stärker gezwungen, sich im Vorfeld konzeptionell Gedanken zu machen. Ansonsten endet man später mit einem Sammelsurium von Aufnahmen die nicht zusammenpassen, wichtige Einstellungen fehlen und man bekommt kein «rundes» Endergebnis. Insbesondere Ton und Schnitt machen dem Fotografen oft Schwierigkeiten, ein harmonisches Bild hinzubekommen eher weniger – denn hier kann er beim Filmen mit einer DSLR seine fotografischen Talente voll ausspielen.
Als sich Monika bei mir zum Video-Coaching angemeldet hat, brauchten wir zunächst eine konkrete Aufgabenstellung. Ohne klares Ziel kann man keinen guten Film erstellen. Wir entschieden uns, einen Trailer für meinen Youtube-Kanal zu erstellen. Diese Aufgabe ist klein genug um sie an einem Tag umsetzen zu können und birgt doch einen großen technischen und inhaltlichen Umfang. Damit würden wir sehr viele Bereiche wie Story-Telling, Kamera, Ton und Schnitt abdecken.
Als wir uns dann in Hamburg trafen, erstellten wir zunächst ein Storyboard. Also ein Konzept, wie wir den Kurzfilm aufbauen und welche Szenen wir dafür wie aufnehmen würden. Wir entschieden uns dafür, im Dokumentarstil zu arbeiten. Dabei würden wir die Moderation, in der ich etwas über mich erzähle, im Hintergrund durchlaufen lassen und diese dann mit zum Inhalt passende Szenen überlagern. An gegebenen Stellen sollte dann die Aufnahme, in der man sieht, wie ich den Text spreche, zu sehen sein.
Der konkrete Zusammenbau würde dann später im Schnitt erfolgen, aber um dann alle Freiheitsgrade zu haben, mussten wir natürlich die entsprechenden Szenen zunächst drehen.
Leider war uns an diesem Tag das Wetter nicht besonders wohlgesonnen. Statt dem üblichen Hamburger Sonnenschein, präsentierte sich die Hansestadt eher Grau-in-Grau. Da wir aber nur diesen einen Tag hatten, mussten wir da nun durch. Die endgültige Farbgebung des Films, das sog. «Grading» würden wir dann später darauf abstimmen.
Zunächst drehten wir die «Fotografischen» Szenen, die später überlagert werden würden. Auch das hatten wir uns im Vorfeld, bei der Konzeption überlegt. So sollte der Film mit der U‑Bahn Szene starten und dann entsprechende Anschlüsse enthalten, bei denen man z.B. sieht, wie die U‑Bahn einfährt, ich dann die Treppe von der U‑Bahn herunterlaufe etc… Wichtig war, dass wir genau wussten, welche Szenen wir benötigen würden – die Reihenfolge, in der wir sie gedreht haben spielte dabei keine Rolle. De facto haben wir, weil es sich so ergeben hat, eher von hinten nach vorne gearbeitet.
Als Kamera kam eine Nikon D750 zum Einsatz. Monika filmte damit sowohl aus der Hand als auch vom Stativ, je nachdem, welche Wirkung wir erzielen wollten und welche Möglichkeiten wir hatten. In der U‑Bahn konnten wir z.B. nicht mit dem Stativ arbeiten.
Bei den Szenen, die sie aus der Hand gefilmt hat, haben wir auf der Kamera eine LCD-VF Sucherlupe befestigt und die Kamera auf ein kleines Rig geschraubt, damit Monika sie besser und ruhiger halten konnte. Dazu haben wir das kleine und handliche Polaroid-Rig verwendet. Beides hat sehr gut funktioniert.
An der D750 hatten wir das Sigma 35 f/1.4 Art, welches Monika manuell fokussiert hat. Durch die Sucherlupe geht das ganz gut, auch wenn es etwas Übung erfordert. Ein Hilfsmittel wie Fokus-Peaking, bei dem die Schärfe optisch noch einmal hervorgehoben wird, gibt es bei der Nikon leider nicht. Das wäre sehr angenehm gewesen und hätte das Fokussieren deutlich erleichtert.
Die O‑Töne, also die Umgebungsgeräusche, nahmen wir über das interne Mikrofon der Kamera auf. Besser wäre es sicher gewesen, hierfür ein spezielles Video-Mikrofon zu nutzen. In diesem Fall war das Kamera-Mikrofon aber ausreichend, da die O‑Töne am Ende nur sehr im Hintergrund zu hören sein würden.
Die Sprache der Hauptspur nahmen wir mit der Sennheiser Funkstrecke auf, die ich euch ja neulich schon im Blog vorgestellt habe. Für die Aufnahme haben wir das kleine Sennheiser Lavalier-Mikrofon mit einem Windschutz versehen.
Der Ort, wo wir diese Einstellung gedreht haben, nämlich oberhalb der Landungsbrücken bot zwar einen tollen und typischen Hintergrund, leider war es hier aber recht laut. Trotzdem denke ich, haben wir so eine deutlich authentischere Atmosphäre erzeugen können, als wenn ich die Sprache z.B. Zuhause in ruhiger Umgebung, nachträglich eingesprochen hätte.
Auf jeden Fall wollten wir auch eine Szene haben, wo ich Monika etwas erkläre. Dazu haben wir die Kamera dann auf dem Stativ aufgestellt. Diese Szene sollte später dann an der Stelle erscheinen, wo ich über meine Workshops und Coachings spreche.
Um etwas mehr Dynamik in den Film zu bringen, sah unser Konzept vor, dass wir auch auf einer der Hafenfähren drehen. Zum Glück war auf dem Schiff ganz untypisch wenig los, allerdings war es hier natürlich noch lauter. Diese Szene haben wir in das Video, das ich euch hier zeige, auch mit aufgenommen, weil wir den Übergang, auch vom Ton her, mit der vorher anlegenden Fähre ganz schön fanden. Außerdem konnten wir so noch zwei Szenen am alten Elbtunnel unterbringen, die als Überleitung zu den dann folgenden Zeitraffern dienen.
Das eigentliche Youtube-Intro habe ich dann etwas kürzer geschnitten, hier sind diese Szenen nicht enthalten – vor allem, weil ich auf der Hafenfähre vornehmlich etwas über Hamburg erzähle und die Szene dadurch nicht wirklich zur Aussage des Kurzfilms beiträgt. Das ist auch ein wichtige Sache bei Video: so kurz wie möglich, so lang wie nötig.
Nachdem wir alles im Kasten hatten, haben wir uns dann zusammengesetzt, die gedrehten Szenen von der Speicherkarte auf den Rechner geladen und einen ersten groben Schnitt erstellt. Dabei habe ich Monika die Grundlagen des Videoschnitts erklärt, diese sind eigentlich unabhängig vom verwendeten Programm immer die gleichen. Für Einsteiger empfehle ich z.B. eine Software wie Premiere Elements, die ist relativ günstig und auch recht einfach zu bedienen. Ich selbst nutze Premiere Pro, da es in meinem Adobe CC Abo enthalten ist.
Da wir hier nicht wirklich den Ton beurteilen konnten und noch einige Einspieler, wie die Zeitraffer-Sequenzen, die Titel und die Musik fehlten, habe ich den Rest dann Zuhause vorbereitet und wir haben uns dann gemeinsam noch einmal via Skype zur Besprechung und dem Feinschliff getroffen.
Selbst wenn man dem Ergebnis vielleicht an der einen oder anderen Stelle noch ansieht, dass es ein Übungsprojekt war, in das lediglich ein Tag Arbeit geflossen ist, hat es uns doch beiden sehr viel Spaß gemacht hat – und ich bin sicher, Monika hat viel dabei gelernt. Ich finde jedenfalls, sie hat ihren ersten Job als Filmerin sehr gut gemacht!
Hier also nun das Ergebnis:
Wie gesagt, das ist die etwas längere Version mit der Hafenfähre. Bei Youtube habe ich als Kanal-Intro die kürzere Fassung verwendet.
Hier nun für euch noch eine Zusammenstellung der aus meiner Sicht wichtigsten Punkte bei der Erstellung eigener Videos:
Die 10 wichtigsten Punkte für die Erstellung eigener Videos:
- Konzept / Storyboard erstellen
- Belichtung der Kamera im M‑Modus einstellen
- Autofokus abschalten, manuell Fokussieren
- Stativ oder Rig verwenden beim Filmen
- Besonderen Augenmerk auf den Ton legen: je dichter das Mikrofon am Geschehen ist, um so besser
- Beim Schnitt die «Weniger ist Mehr»-Regel befolgen
- Keine ausgefallene Übergänge im Schnitt verwenden sondern in der Regel harte Schnitte ggf., wenn es passt, eine weiche Überblendung
- Auch Titeleinblendungen so unaufdringlich und neutral wie möglich gestalten
- Bei Musik oder fremden Inhalten auf die Urheberrechte achten
- Einen oder mehrere Ausweich-Drehtage einplanen, falls das Wetter nicht mitspielt :-)
Und wo ihr schonmal dabei seid: habt ihr meinen Youtube-Kanal schon abonniert? Wenn nicht, dann bitte hier klicken… :-)
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Alle Inhalte © Gunther Wegner
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Über meine Zusammenarbeit mit externen Partnern habe ich hier ausführlich geschrieben. Danke!
Hallo Gunther,
Danke für die tollen Infos und Artikel.
Dank deiner Berichte bin ich nun stolzer Besitzer einer D5300.
Im Video Trailer Artikel habe ich das erste Mal von einer Sucherlupe gehört.
Ist diese Art die du empfiehlst (mit Magnetrahmen) auch für die D5300 zu verwenden.
Oder verwendet man für die besser eine die man mit einer Wechselplatte montiert?
Danke Gruß
Michael