Die Globalisierung unserer Lebensmittel geht uns alle an – Linktipps #7

27102010

…oder: War­um wer­den bei uns die Hälf­te aller Lebens­mit­tel weg­ge­wor­fen, wäh­rend ärme­ren Län­dern nicht nur immer mehr Men­schen hun­gern, son­dern ihnen auch noch die Grund­la­ge, sich selbst zu ver­sor­gen, immer stär­ker ent­zo­gen wird?

Essen ist Leben

so heißt die aktu­el­le The­men­wo­che bei der ARD. Ich möch­te das Anlass neh­men, Euch auf eini­ge aus­ge­wähl­te Fil­me und Arti­kel hin­zu­wei­sen, die durch­aus ein infor­ma­ti­ves Abend­pro­gramm fül­len kön­nen. Nehmt Euch ruhig mal die Zeit – im Kon­trast zu einem «nor­ma­len» Fern­seh­abend bei RTL und Co. wer­det ihr mög­li­cher­wei­se danach eini­ges mit ande­ren Augen sehen. 
Die meis­ten Fil­me kom­men aus den Media­the­ken von unse­ren öffent­lich-recht­li­chen Sen­dern. Gut ange­leg­te Gebüh­ren, fin­de ich.

  • Wenn Essen Leben ist, wie der Titel pos­tu­liert, dann muss man sich zwangs­läu­fig fra­gen, war­um die Hälf­te aller Lebens­mit­tel, die für die Indus­trie­län­der pro­du­ziert wird, in bes­tem Zustand auf dem Müll lan­det. Dies ist sowohl ein öko­no­mi­sches, ein öko­lo­gi­sches als auch ein ethi­sches Pro­blem. Immer­hin lei­den fast eine Mil­li­ar­de Men­schen an Unter­ernäh­rung und alle 15 Sekun­den stirbt ein Kind an Hun­ger. Mit nur einem Drit­tel der Men­ge an Lebens­mit­teln, die in den Indus­trie­län­dern weg­ge­wor­fen wer­den, könn­te man den Welt­hun­ger besiegen.
    War­um dies nicht geschieht, wie die Din­ge zusam­men­hän­gen und was wir als ein­zel­ne tun kön­nen zeigt der Doku­men­tar­films «Frisch auf den Müll», der vor kur­zem in der ARD aus­ge­strahlt wur­de. Wenn ihr den Film ver­passt habt, soll­tet ihr ihn Euch unbe­dingt online ansehen:
    Frisch auf den Müll

  • Wenn schon unse­re im Über­fluss pro­du­zier­ten Lebens­mit­tel die armen Län­der noch ärmer wer­den las­sen – wie kann es dann sein, dass Lebens­mit­tel­kon­zer­ne wie Nest­lé auch noch Paten­te auf dort hei­mi­sche Pflan­zen – die die dort leben­den Men­schen seit Jahr­tau­sen­den anbau­en – paten­tie­ren las­sen und ihnen so die letz­te Lebens­grund­la­ge entziehen?

    Mitt­ler­wei­le beschäf­ti­gen sich rund 400 Unter­neh­men und Insti­tu­te in Euro­pa und den USA mit der Wirk­stoff­su­che in Natur­stof­fen. Ent­de­cken sie ein gewinn­träch­ti­ges Mit­tel, paten­tie­ren sie es. Die­je­ni­gen, aus deren Kul­tur das Wis­sen stammt, wer­den finan­zi­ell nicht betei­ligt – und die paten­tier­ten Mit­tel wer­den für sie unerschwinglich.

    Der Film Kampf gegen die Bio­pi­ra­te­rie, den ihr Euch in der ZDF-Media­thek anse­hen könnt, geht dem nach.
    Hin­ter­grün­de gibt auch ein Arti­kel der Deut­schen Welle.

  • Und noch­mal Glo­ba­li­sie­rung: ‘W wie Wis­sen’ zeigt, wie die euro­päi­sche Agrar­po­li­tik das Leben der sam­bi­schen Milch­bau­ern beein­flusst. Export­för­de­run­gen haben dazu geführt, dass Milch­pro­duk­te aus der EU den afri­ka­ni­schen Milch­markt unter Druck setzen.
    Den Film Angst vor der EU-Milch gibt es in der Mediathek.

    Die euro­päi­schen Bau­ern pro­du­zie­ren mehr Milch als die euro­päi­schen Ver­brau­cher schlu­cken kön­nen. Wohin also mit dem über­flüs­si­gen Flüs­si­gem? Weg­schüt­ten kommt nicht infra­ge, dafür ist die Milch zu scha­de und zu teu­er. Statt­des­sen geht sie mit unse­ren Steu­er­gel­dern sub­ven­tio­niert in den Export – und gefähr­det mit ihrem Dum­ping­preis die Exis­tenz klei­ner Milch­bau­ern in Ent­wick­lungs­ge­bie­ten. Wei­te­re Hin­ter­grün­de auf der Sei­te zum Beitrag.

  • Glo­ba­li­sie­rung zum Drit­ten: Schaut Euch den Film «Das glo­ba­le Huhn» an. Noch ein The­ma, das direkt auf­zeigt, wie die rei­chen Län­der auf Kos­ten der Armen leben. In dem Film geht es dar­um, dass in Euro­pa und den USA eigent­lich fast nur noch Brust­fleisch geges­sen wird. Was mit den ande­ren Tei­len pas­siert und war­um «Huhn für die Welt» extrem schlecht ist, wird dar­in deutlich.

    Seit dem Trend zur fett­ar­men Ernäh­rung ste­hen die Filets über­all ganz oben auf den Spei­se­plä­nen. Die welt­weit agie­ren­den Geflü­gel­kon­zer­ne in den USA, Asi­en, Süd­ame­ri­ka und Euro­pa bedie­nen die­sen Trend all­zu ger­ne, denn das Filet wirft gute Gewin­ne ab.
    Doch wohin mit den übri­gen Hüh­ner­tei­len? Tief­ge­kühlt wer­den sie welt­weit ver­scho­ben. Vie­le Über­schüs­se und Res­te lan­den in afri­ka­ni­schen Län­dern und wer­den dort zu Bil­lig­prei­sen ver­kauft. Die Fol­gen dort sind fatal: Loka­le Märk­te wer­den zer­stört, Arbeits­plät­ze gehen ver­lo­ren und die Men­schen erkran­ken an dem min­der­wer­ti­gen Fleisch, weil die Kühl­ket­ten dort nicht ein­ge­hal­ten wer­den können.

    Hier gehts zum Film Das glo­ba­le Huhn. Und hier gibt es dazu noch eini­ge Hintergrund-Informationen.

  • Auch Green­peace nimmt Bezug auf das The­men-Spe­zi­al «Essen ist Leben» und nimmt sich in dem Arti­kel Fleisch – Mas­sen­wa­re bes­ser dosie­ren noch ein­mal den über­trie­be­nen Fleisch­kon­sum der Indus­trie­län­der und sei­ne Aus­wir­kun­gen in einer sehr guten Zusam­men­fas­sung vor.

    Für die Pro­duk­ti­on von einem Kilo Fleisch sind 16.000 Liter [sic!] Was­ser nötig (zum Ver­gleich: ein Kilo Wei­zen benö­tigt 1.350 Liter). Bei einem Pro-Kopf-Ver­brauch von 87,88 Kilo Fleisch im Jahr in Deutsch­land kommt da schnell eine erschre­cken­de Zahl zustande.
    Für ein Kilo Rind­fleisch wird die zehn­fa­che Men­ge Fut­ter gebraucht. Die dafür benö­tig­te land­wirt­schaft­li­che Flä­che schlägt also gleich dop­pelt zu Buche. Um das zu schaf­fen, wird Regen­wald abge­holzt, und Vieh­fut­ter ange­pflanzt statt Lebens­mit­tel. Dazu kommt der extre­me CO2-Aus­stoß der Wie­der­käu­er: Pro Kilo Rind­fleisch wer­den 13,3 Kilo CO2 aus­ge­sto­ßen. Zum Ver­gleich: Die glei­che Men­ge Misch­brot pro­du­ziert 0,75 Kilo CO2, Äpfel 0,5 Kilo CO2, und Toma­ten 0,2 Kilo CO2.

    Moment mal – 16.000 Liter Was­ser für ein KG Rind­fleisch? Das wären pro Kopf und Jahr bei einem Kon­sum von 90KG/Jahr fast 1,5 Mio. Liter Wasser!!
    Kann nicht sein? Doch! Schaut auf water​foot​print​.org nach! Dort könnt ihr Euren eige­nen «Was­ser-Fuß­ab­druck» errech­nen las­sen und euch anzei­gen las­sen wie der Was­ser-Fuß­ab­druck der Indus­trie­na­tio­nen gegen­über dem der armen Län­der aussieht.

    The water foot­print of an indi­vi­du­al, com­mu­ni­ty or busi­ness is defi­ned as the total volu­me of freshwa­ter that is used to pro­du­ce the goods and ser­vices con­su­med by the indi­vi­du­al or com­mu­ni­ty or pro­du­ced by the business.

  • Schaut auch mal auf der Sei­te Abge​speist​.de vorbei.

    Tüten­sup­pen ohne Geschmacks­ver­stär­ker, Milch von garan­tiert glück­li­chen Kühen, gesun­der Kin­der­jo­ghurt und Früh­stücks­flo­cken, die fit machen. Alles da, zum Grei­fen nah?
    Schön wär’s. Aber nicht nur die Tüten­sup­pe lügt. Im Super­markt gilt: Glau­ben Sie nicht, was auf der Packung steht. Denn die Lebens­mit­tel­in­dus­trie kann eines ganz beson­ders gut: Ver­brau­cher täu­schen. Und die Täu­schung hat System.
    Dar­um ent­larvt die food­watch-Kam­pa­gne „abge­speist“ Wer­be­lü­gen und Wer­be­ly­rik und zeigt, was dahin­ter steckt.

    Abge​speist​.de ist eine Initia­ti­ve von food​watch​.de – die Essens­ret­ter – auf jeden Fall auch einen Besuch wert.

  • Zu guter Letzt möch­te ich Euch noch auf ein neu­es Blog von Clau­dia Klin­ger, einer Autorin, die ich sehr für Ihre offe­nen Wor­te schät­ze, hin­wei­sen, näm­lich das Blog Unver­bis­sen vege­ta­risch. Dar­in schreibt sie über ihr Erfah­run­gen auf dem Weg vom Fleisch­esser zum bewuss­ten Vegetarier.

    In die­sem Blog will ich […] den Trend zu „mehr vege­ta­risch“ unter­stüt­zen. Der Streit um die „rich­ti­ge Linie“ ist eher kon­tra­pro­duk­tiv und nicht gera­de ermun­ternd, die eige­ne Hal­tung zu über­den­ken. Statt­des­sen geht es hier um Schrit­te in die rich­ti­ge Rich­tung: Wie ände­re ich „ein­ge­fleisch­te“ Gewohn­hei­ten? Wie kann eine neue Koch­rou­ti­ne aus­se­hen? Wie las­sen sich tie­ri­sche Pro­duk­te erset­zen, ohne dass es mir an irgend etwas mangelt?

Ganz am Ende möch­te ich Euch noch bit­ten, die Peti­ti­on von avaaz​.org zur Ver­hin­de­rung des Arten­ster­bens zu unter­schrei­ben. Sie soll am Frei­tag auf der UN-Arten­schutz­kon­fe­renz in Japan über­ge­ben werden.

Die Natur wird durch die Akti­vi­tä­ten der Men­schen zer­stört, ver­geu­det und aus­ge­beu­tet. Aber es exis­tiert ein Ret­tungs­plan – ein welt­wei­tes Abkom­men für die Schaf­fung, Finan­zie­rung und Durch­set­zung eines Schutz­ge­bie­tes, das bis zum Jahr 2020 rund 20% der Erd­ober­flä­che abdeckt. In die­sem Augen­blick ver­han­deln 193 Staa­ten in Japan, um die­se Kri­se zu bewäl­ti­gen. Uns blei­ben gera­de noch 2 Tage, um die­ses Tref­fen zu beein­flus­sen. Exper­ten sagen, daß die Poli­ti­ker zögern, einen ehr­gei­zi­gen Schutz­plan anzu­stre­ben. Unser Auf­ruf zeigt den Dele­gier­ten, daß die Augen der Welt auf sie gerich­tet sind und könn­te somit den Aus­schlag geben. Unter­zeich­nen Sie die­se drin­gen­de 20/20-Peti­ti­on – unse­re Stim­men wer­den direkt an der UN-Arten­schutz­kon­fe­renz übergeben.

So das war es erst­mal für heu­te. Eine Men­ge Stoff, ich weiß. Nächs­te Woche gibt es dann auch wie­der neu­es aus Cos­ta Rica und etwas leich­te­re Foto und Reisethemen…

Wenn Lust habt, dann schreibt uns doch einen Kom­men­tar! Wie gefällt Euch die The­men­aus­wahl? Habt ihr etwas Neu­es erfah­ren durch die Fil­me und Bei­trä­ge des heu­ti­gen «Spe­zi­als»? Wie steht ihr zu die­sen glo­ba­len Ent­wick­lun­gen? Wir freu­en uns, wenn ihr uns an Euren Gedan­ken teil­ha­ben lasst!

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Alle Inhalte © Gunther Wegner

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2 Kommentare bisher


  1. Die glo­ba­li­sie­rung der Lebens­mit­tel ist schon soweit vor­an­ge­schrit­ten das man dage­gen nichts tun kann. Denn die Men­schen wol­len die Pro­duk­te ja haben. Ich habe in mei­nem Urlaub gemerkt als ich in mei­nem Feri­en­haus in der Tos­ka­na gewe­sen bin das auch vie­le deut­sche Lebens­mit­tel den Glo­ba­li­sie­rungs­weg gefun­den haben.

  2. Die Globalisierung unserer Lebensmittel geht uns alle an … 28. Oktober 2010, 11:48   »

    […] hier den Bei­trag wei­ter­le­sen: Die Glo­ba­li­sie­rung unse­rer Lebens­mit­tel geht uns alle an … […]

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