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Abenteuer mit dem Smartphone im Ausland in’s Internet – Tethering Sperre des Providers umgehen

Nach den letz­ten arbeits­rei­chen Mona­ten woll­ten wir uns noch ein paar Tage Sptät­som­mer am Mit­tel­me­ehr gön­nen. Kor­si­ka war unser Ziel. Aber natür­lich kann die Arbeit nicht kom­plett lie­gen­blei­ben und so haben wir uns extra eine fran­zö­si­sche SIM-Kar­te für’s Han­dy besorgt, um damit in’s Inter­net zu kom­men. Net­ter Ver­such – der Zugriff vom Smart­phone aus funk­tio­nier­te, aber nicht die Inter­net-Frei­ga­be (Tethe­ring) auf dem Note­book. Wie ich es doch hin­be­kom­men habe, ver­ra­te ich euch in die­sem Artikel.

Nor­ma­ler­wei­se ist es damit schon getan: man kauft im Aus­land eine loka­le (Daten)-SIM Kar­te, akti­viert die­se – am bes­ten noch im Shop – und star­tet dann auf dem Smart­phone den WLAN-Hot­spot, auf den das Note­book dann zugrei­fen kann. Schon hat man zu recht güns­ti­gen Prei­sen Inter­net vor Ort.

Das hat in Afri­ka bes­tens geklappt, also soll­te es wohl auch auf Kor­si­ka funk­tio­nie­ren. Aber Pus­te­ku­chen, da hat­te ich die Rech­nung wohl ohne Oran­ge, den Pro­vi­der mei­ner Wahl, gemacht.

Die loka­le SIM-Kar­te war (rela­tiv) schnell besorgt. Bis auf den sams­täg­li­chen Andrang im Oran­ge-Shop in Ile Rous­se und der Tat­sa­che, dass die geschätzt 25-jäh­ri­ge Ver­käu­fe­rin auf mei­ne Fra­ge «Do you speak Eng­lish?» mich nur ange­wi­dert ansah und den Kopf schüt­tel­te – kann es wirk­lich sein, dass in Frank­reich in der Schu­le immer noch kein Eng­lisch gelehrt wird? – ich kann es kaum fas­sen. Dass der 70 Jäh­ri­ge Hir­te, bei dem ich den Schafs­kä­se kau­fe, kein Eng­lisch kann – ver­zie­hen. Aber hier? Nun gut, ich schwei­fe ab…

Also – die von mir eigent­lich gewünsch­te «Pay as you go» – (ver­mut­lich war der Name zu «Eng­lisch» ;-)) gab es wohl nicht oder soll­te es nicht geben, also kauf­te ich eine Mobicard. 500 MB für 10€, eine Woche halt­bar – fair im Ver­gleich zu den 9€ für 24h WiFi, die wir auf dem let­zen Cam­ping­platz gezahlt haben…

Die Kar­te habe ich natür­lich noch im Shop akti­viert, die ers­ten Emails kün­di­gen sich mit einem «Ding Ding» an, und die Welt schien wie­der in Ord­nung. Wir hat­ten Inter­net. Der Urlaub konn­te kom­men. Vor­sichts­hal­ber habe ich gleich 3 von die­sen 500MB/1Woche Cou­pons gekauft.

Am nächs­ten Cam­ping­platz ange­kom­men, das Note­book mit dem Acces­s­point des Smart­phones ver­bun­den, kam dann die Ernüch­te­rung. Eine Ver­bin­dung war nicht hin­zu­be­kom­men. Das WLAN war da, kei­ne Fra­ge, kon­nek­tiert war es auch, aber die Daten woll­ten ein­fach nicht fließen.

Also: Web-Recher­che mit de Smart­phone-Brow­ser. Die Stim­mung ist unten. Was für ein Mist. Will ich mich jetzt hier mit die­sen tech­ni­schen Unzu­läng­lich­kei­ten her­um­är­gern. Ich habe für ver­damm­te 1.5 GB Traf­fic bezahlt und will die jetzt auch abru­fen. Egal ob mit dem Tele­fon oder mit dem Notebook.

Aber der Pro­vi­der macht mir ein Strich durch die Rech­nung. Nach­dem ich die manu­el­le Kon­fi­gu­ra­ti­on des APN’s in allen erdenk­li­chen Kom­bi­na­tio­nen nach Anlei­tun­gen aus den tie­fen des Net­zes stun­den­lang ohne Erfolg aus­pro­biert habe (zum Glück hat es an dem Tag gereg­net) – ich erspa­re Euch an die­ser Stel­le die Ein­zel­hei­ten mei­ner erfolg­lo­sen Ver­su­che – bin ich schon kurz davor die 50 Kilo­me­ter zu dem Oran­ge Shop zurück­zu­fah­ren und der Anti­an­gli­zis­tin ihre Kar­te um die Ohren zu hau­en. Wei­te­re Recher­chen erga­ben näm­lich, dass Oran­ge das Tethe­ring, also den Zugriff vom Note­book aus, ein­fach nicht zulässt. Und hier noch ein­mal mei­ne Unver­ständ­nis: ich habe für das Volu­men bezahlt und kei­ner­lei Ver­tag unter­schrie­ben, der die Nut­zung irgend­wie ein­schränkt. Und ganz ehr­lich: wie soll ich nur mit dem Smart­phone auch nur annä­hernd an die 500MB in einer Woche kom­men? Da passt etwas nicht zusammen.

Euch kommt das viel­leicht komisch vor, dass ich im soge­nann­ten «Urlaub» nun so hin­ter einer Inter­net-Ver­bin­dung her bin. Nun, als Selb­stän­di­ger gibt es sowas wie Urlaub lei­der nicht mehr. Das ist so ziem­lich der ein­zi­ge Nach­teil die­ses Lebens­mo­dells, und ich neh­me ihn ger­ne in Kauf – daher fällt es mir auch zuneh­mend schwe­rer von «Urlaub» zu spre­chen – ist das jetzt echt Urlaub, wenn man am Tag 3–4 Stun­den Emails macht? Oder dann eher eine tem­po­rä­re Halb­tags-Arbeit – ich weiß es nicht. Viel­leicht ist es ein­fach der Aus­gleich für die vie­len 16–18 Stun­den Tage, die ich in den letz­ten Mona­ten hat­te. Aber ich schwei­fe schon wie­der ab… ;-)

Also – so leicht auf­ge­ben woll­te ich ja nun nicht und so ganz tech­nik­fern bin ich ja nun auch nicht und auch – zumin­dest manch­mal – ein biss­chen krea­tiv. Ich stell­te mir also die Fra­ge: wie bekom­me ich nun die­ses tol­le «Inter­net», dass auf mei­nem Tele­fon ja nun defi­ni­tiv vor­han­den ist, nun auch auf mein Notebook?

Ein Pro­xy-Ser­ver könn­te die Lösung sein. Das ist ein Dienst, der irgend­wo auf einem Ser­ver läuft, und qua­si «per Auf­trag» von einem ande­ren Rech­ner aus dem Inter­net Daten holt. In mei­nem Fall, wür­de die­ser Ser­ver eben mein Tele­fon sein, die­ses wür­de den Pro­xy Dienst aus­füh­ren, also alle Web­sei­ten etc. im Auf­trag des Note­books, Tablets oder was auch immer abho­len, und die­sen zur Ver­fü­gung stellen.

Eine kur­ze Suche im Goog­le Play Store brach­te dann die App Pro­xy Ser­ver von Ice Cold Apps zum Vor­schein. Eine App, die genau das tut. (Fragt mich bit­te nicht nach iPho­ne Alter­na­ti­ven – genau für sol­che «Schwei­ne­rei­en» lie­be ich das offe­ne Sys­tem, das mir Android zur Ver­fü­gung stellt) – eine kur­ze Goog­le Suche lässt aller­dings ver­mu­ten, dass es Pro­xy Ser­ver-Apps auch für ande­re Smart­phone Betriebs­sys­te­me gibt.

Hier nun die Anlei­tung für Euch, falls ihr auch mal von einem aus­län­di­schen Pro­vi­der geär­gert wer­det. Und nein, ich habe kein schlech­tes Gewis­sen, da ich defi­ni­tiv kei­nen anders­lau­ten­den Ver­tag o.ä. unter­schrie­ben habe, in dem fest­ge­legt ist, dass ich nur von einem bestimm­ten Gerät aus auf mein Daten­kon­ti­gent zugrei­fen kann.

Zunächst star­tet man auf dem Tele­fon den WLAN-Hot­spot. Dann ver­bin­det ihr Euch mit dem Note­book dar­auf. Nor­ma­ler­wei­se (bei einem fai­ren Pro­vi­der) wür­de die Ver­bin­dung nun schon zustan­de kom­men, hier ja nun, auf­grund der Sper­re nicht, das WLan-Sym­bol auf dem Note­book zeigt «Kei­ne Inter­net-Ver­bin­dung» an.

Nun star­tet ihr auf dem Andro­iden den Pro­xy Ser­ver und kon­fi­gu­riert ihn zunächst. Als Port wähl­te ich 8080, die Info-Tas­te der App lie­fer­te die IP-Adres­se des Smart­phones (die zwei­te Adres­se unter IPv4 – hier bei mir 192.168.43.1

Die­se Adres­se und den gewähl­ten Port tragt ihr dann im Brow­ser bei den Pro­xy-Ein­stel­lun­gen ein und setzt das Häk­chen bei «Pro­xy Ser­ver für LAN ver­wen­den». Das war’s. Ihr habt zwar mög­li­cher­wei­se wei­ter­hin bei der Ver­bin­dung auf dem Note­book das «kei­ne Internetverbindung»-Symbol, aber der Zugriff klappt nun, und der Urlaub ist gerettet.

Zumin­dest für uns. Denn dadurch kann ich nun auch sogar per SSH-Tun­nel auf mei­nen Ser­ver zuhau­se zugrei­fen, Lizen­zen für LRTi­mel­ap­se gene­rie­ren und Anfra­gen beant­wor­ten. Urlaub hin oder her – mei­ne Kun­den las­se ich nicht ger­ne warten.

Ich hof­fe, ich konn­te dem einen oder ande­ren mit die­ser klei­nen Anek­do­te bzw. den dar­in ent­hal­te­nen Tipps hel­fen, der sich viel­leicht mal in einer ähn­li­chen Situa­ti­on befindet.

Soll­tet ihr über Goog­le neu auf die­se Sei­te gekom­men sein, freue ich mich, wenn ihr uns auf Face­book ver­folgt bzw. gweg​ner​.de per EMail abonn­niert!

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