DSLR als Webcam, HDMI Video Aufnahme mit unendlicher Länge bei Nikon Kameras konfigurieren

11052017

Mit einer DSLR las­sen sich tol­le Vide­os auf­neh­men. Lei­der ist aber die Video-Auf­nah­me­zeit bei fast allen Foto-Kame­ras auf 20 Minu­ten begrenzt. Umge­hen könnt ihr das durch die Auf­nah­me per HDMI auf einen exter­nen Recor­der oder direkt in den Rech­ner. Wie das geht und wie ihr die Kame­ra dafür kon­fi­gu­rie­ren müsst, erklä­re ich euch hier.

Schon län­ger habe ich mich mit der Nut­zung einer DSLR als Web­cam zum Auf­zeich­nen von Tuto­ri­als beschäf­tigt. Nun ist das The­ma gera­de wie­der ganz aktu­ell, da ich unser kom­men­des Zeit­raf­fer-Event in Ham­burg ger­ne mit zwei Kame­ras fil­men möch­te, ohne dass die­se stän­dig die Auf­zeich­nung unter­bre­chen. Denn auch hier bestün­de das Pro­blem, dass die Kame­ras nach 20 Minu­ten abschal­ten wür­den, wenn ich auf die Spei­cher­kar­te auf­zeich­nen wür­de. Sol­che 20 Minu­ten-Schnip­sel spä­ter zu syn­chro­ni­sie­ren ist unglaub­lich ner­vig und zeitaufwändig.

Um nun die DSLR dazu zu bekom­men län­ger zu fil­men, muss man das Video-Signal per HDMI aus­ge­ben. Die meis­ten aktu­el­len DSLR-Kame­ras kön­nen das. Aller­dings liegt auch hier die Tücke im Detail. Zum Bei­spiel schal­tet sich das Live­view nor­ma­ler­wei­se nach 10 Minu­ten ab, wenn man nicht intern auf­zeich­net. Dar­über hin­aus müs­sen noch eini­ge ande­re Ein­stel­lun­gen an der Kame­ra vor­ge­nom­men wer­den, damit alles rei­bungs­los klappt und das Video spä­ter nicht ruckelt oder Ver­satz zeigt.

Hier also mei­ne Tipps, um ein durch­ge­hen­des HDMI Signal aus der Kame­ra zu bekom­men. Ich nut­ze zwei Nikon D750, bei ande­ren Nikon Kame­ras sind die Ein­stel­lun­gen aber ähn­lich und auch bei ande­ren Kame­ra-Her­stel­lern soll­te das ähn­lich funktionieren.

Video und HDMI Einstellungen

  • Live­view soll­te auf Video ste­hen (Schal­ter hin­ten an der Kame­ra, bei den klei­ne­ren Nikons im Video Menü Manu­el­le Video Ein­stel­lung)
  • Im Video-Menü der Kame­ra: Die Bild­grö­ße und Wie­der­hol­ra­te soll­te auf 1080p und 25 fps ste­hen (wenn ihr in 30 fps pro­du­zie­ren wollt, könnt ihr auch 30p ein­stel­len), die Wie­der­hol­fre­quenz muss aber über die gesam­te Ver­ar­bei­tungs­ket­te gleich sein. Aus Per­for­mance-Grün­den wür­de ich aber nicht höher als 30fps gehen.
  • Im HDMI Menü (unter Sys­tem):
    • muss die Aus­ga­be­auf­lö­sung auf 1080p gestellt werden
    • Auf­nah­me­steue­rung extern: OFF
    • Gerä­te­steue­rung: OFF

  • Dann unter Fort­ge­schrit­ten:
    • Dyna­mik­um­fang: Full
    • Bild­grö­ße: 100%
    • Moni­tor­an­sicht über­tra­gen: OFF

Das Liveview nicht abschalten

Nun müsst ihr noch die Kame­ra dazu bekom­men, das Live­view nicht nach 10 Minu­ten wie­der abzu­schal­ten. Das hat mich echt Ner­ven gekos­tet, die Ein­stel­lung dafür zu fin­den. Wenn man es ein­mal weiß ist es logisch, aber erst­mal dar­auf zu kommen…

  • Und zwar gibt es bei den Indi­vi­du­al­funk­tio­nen im Kame­ra-Menü unter c4 (bei der D750) die Ein­stel­lung Aus­schalt­zeit des Moni­tors. Hier könnt ihr für die ein­zel­nen Kame­ra-Modi – unter ande­rem auch Live-View – ein­stel­len, wann die Kame­ra abschal­ten soll. Stellt hier die Aus­schalt­zeit für Live­view auf Unend­lich.

Tipp: Wenn eure Kame­ra hier kei­ne «Unendlich»-Einstellung vor­sieht (z.B. bei den Nikon D5x00 ist die längs­te Zeit hier 30 Minu­ten) – könnt ihr alle paar Minu­ten den Aus­lö­ser antip­pen, damit die Kame­ra ihren Zeit­zäh­ler zurück­setzt. Da der Auto­fo­kus ja ohne­hin abge­schal­tet ist (sie­he unten) wirkt sich das nicht auf die Auf­nah­me aus. Wenn ihr das nicht manu­ell machen wollt, könnt ihr auch einen Inter­vall-Aus­lö­ser ver­wen­den, dazu müss­tet ihr aber ein sepa­ra­tes Kabel so modi­fi­zie­ren, dass nur noch das AF-Signal gesen­det wird und nicht das Aus­lö­se­si­gnal selbst (sonst wür­de die Kame­ra ein Bild machen). Als Anre­gung könnt ihr dafür die­sen Arti­kel lesen und das Kabel ent­spre­chend modi­fi­zie­ren, oder ihr baut euch einen LRTi­mel­ap­se Pro-Timer Free und modi­fi­ziert den ent­spre­chend, um ihn dafür zu «miss­brau­chen». (Dan­ke an Josef für die Idee in den Kommentaren.)

Weitere Kamera-Einstellungen

  • Zu guter Letzt soll­tet ihr für das Video noch den rich­ti­gen Look ein­stel­len. Das geht auch im Video-Menü unter Pic­tu­re Con­trol. Je nach­dem, wie stark ihr spä­ter noch nach­be­ar­bei­ten wollt, könnt ihr hier eine mehr oder weni­ger star­ke Bear­bei­tung ein­stel­len. Flat / Aus­ge­wo­gen ergibt kon­trast­ar­me Bil­der, die auf jeden Fall nach­be­ar­bei­tet wer­den müs­sen, Stan­dard eig­net sich, wenn ihr mög­lichst wenig nach­be­ar­bei­ten wollt.
  • Denkt auch an den Weiß­ab­gleich. Bei Video lässt der sich (im Gegen­satz zu Raw-Fotos) nach­träg­lich nicht mehr anpas­sen, daher soll­te auf einen fes­ten Wert oder eine der Vor­ein­stel­lun­gen aber nicht auf Auto ein­ge­stellt werden.
  • Die Kame­ra soll­te in den M‑Modus geschal­tet wer­den, die ISO-Auto­ma­tik aus.
  • Der Auto­fo­kus soll­te abge­schal­tet sein, die Kame­ra wird manu­ell fokussiert.

Aufzeichnen des HDMI Bildes

So. Nun müsst ihr nur noch das HDMI Bild aufzeichnen.

Dazu könnt ihr ent­we­der einen exter­nen HDMI Recor­der ver­wen­den, wie den Ato­mos Nin­ja 2 – mir ist das aber zu ein­ge­schränkt, da ich nicht nur auf­neh­men, son­dern auch live schnei­den möch­te. Wei­ter­hin sind sol­che Recor­der recht teu­er. Ich zeich­ne daher direkt auf mein Note­book auf.

In jedem Fall braucht ihr dafür zunächst ein­mal ein spe­zi­el­les HDMI Kabel, um die Kame­ra anzu­schlie­ßen. Für güns­tig und gut habe ich fol­gen­des befunden:

Um nun das Video-Signal im Rech­ner auf­zeich­nen zu kön­nen, braucht ihr noch ein Video-Inter­face, wel­ches das Signal auf­be­rei­tet und per USB an euren Com­pu­ter weitergibt.

  • Update Ende 2020: Ich nut­ze dafür nicht mehr die AVer­Me­dia LGP Lite. Die­se Schnitt­stel­len haben sich als nicht beson­ders zuver­läs­sig her­aus­ge­stellt, es gab immer wie­der Pro­ble­me damit. Mitt­ler­wei­le set­ze ich statt­des­sen Cap­tu­re­kar­ten und Don­gles von Elga­to ein, die­se lau­fen deut­lich sta­bi­ler und erlau­ben es auch in 4K auf­zu­zeich­nen. Von die­sen Inter­faces kann man auch meh­re­re par­al­lel ein­set­zen und so meh­re­re Kame­ras par­al­lel auf­zeich­nen. Das Inter­face rich­tet die HDMI Quel­le auf eurem Com­pu­ter als Web­cam ein. Fol­gen­de Inter­faces nut­ze ich derzeit: 

Zur Auf­nah­me nut­ze ich die freie Soft­ware OBS Stu­dio.

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Alle Inhalte © Gunther Wegner

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