Mit einer kleinen Modifikation könnt ihr euren Intervall-Auslöser oder Intervallometer so verbessern, dass ihr bei Zeitraffer Aufnahmen kürzere Intervalle realisieren könnt, länger die Bildvorschau angezeigt bekommt und die WLAN Steuerung mit qDslrDashboard besser klappt. Auf vielfachen Wunsch habe ich meinen englischen Artikel dazu nun hier für Euch auf Deutsch übersetzt.
Das Problem
Bei den meisten externen Auslösern haben die Entwickler leider etwas an der Realität vorbei konzipiert. Sie verschwenden wertvolle Zeit zwischen den Aufnahmen, indem sie vor jeder Aufnahme für eine oder mehrere Sekunden ein Autofokus-Signal an die Kamera senden, obwohl dieses für den Einsatzbereich, in dem sie benutzt werden, eigentlich gar nicht notwendig wäre.
Bei Einzelfotos stört das auch nicht weiter – bei Zeitraffer-Aufnahmen allerdings schon, da es die Kamera währenddessen blockiert. Während dieser Zeit seht ihr kein Vorschaubild, das Schreiben auf die Speicherkarte wird verzögert und ihr habt keine Möglichkeit die Kamera extern zu kontrollieren. Gerade bei kurzen Zeitraffer-Intervallen und bei dem «Heiligen-Gral-Verfahren» ist dies sehr hinderlich. Heute zeige ich euch daher, wie ihr euren Intervall-Auslöser mit einfachen Mitteln so optimieren könnt, dass dieses Problem nicht auftritt.
Intervall-Auslöser in der Zeitraffer-Fotografie
Vom Stativ aus und insbesondere bei der Zeitraffer-Fotografie benötigt man keinen Autofokus und daher hat der Zeitraffer-Fotograf diesen ohnehin an der Kamera und/oder dem Objektiv abgeschaltet. Trotzdem verwenden die Intervall-Auslöser wertvolle Sekunden zwischen den Aufnahmen dazu, das Autofokus-Signal an die Kamera zu senden.
Nun wäre das nicht unbedingt ein Problem, wenn die Kameras das Signal bei abgeschaltetem Autofokus ignorieren würden. Tun sie aber in der Regel nicht. Im Gegenteil: sobald die Kamera das AF-Signal erhält, schaltet die Bild-Vorschau ab, die Kontrolle via USB ist nicht mehr möglich und auch das Speichern etwaiger ausstehender Bilder auf die Speicherkarte wird verzögert. Bei kurzen Zeitraffer-Intervallen ist das durchaus problematisch und führt zu Problemen, die von vielen Fotografen gar nicht auf die Ursache des Autofokus-Signals zurückgeführt werden.
In meinen Zeitraffer-Seminaren habe es oft erlebt, dass Teilnehmer, die sich die teuren Original-Intervalometer von Canon oder Nikon gekauft haben, besonders von dem Problem betroffen sind.
Speziell beim Aufnahmen von Tag-zu-Nacht-Übergängen nach der Heiligen-Gral-Methode, bei der die Verschlusszeiten innerhalb des gleichbleibenden Intervalls sukzessive länger werden, entsteht so oft das Problem, dass irgendwann die Differenz zwischen Intervall und Verschlusszeit von der Autofokus-Zeit in Anspruch genommen und kein Vorschaubild mehr angezeigt wird. Das Vorschaubild wäre aber notwendig, um zu erkennen, wann die Kamera das nächste mal nachgeregelt werden muss.
Das gleiche passiert, wenn man die Kamera extern via WLAN und qDslrDashboard steuern lässt. Auch hier blockiert das Autofokus Signal des Intervall-Auslösers die Kommunikation über WiFi oder USB und stoppt so bei langen Belichtungszeiten unter Umständen den gesamten Ramping-Prozess.
Ähnliche Probleme sind auch bei der internen Intervall-Funktion der Nikon-Kameras zu beobachten. Auch sie blockiert die Kamera für eine viel längere Zeit als notwendig und eignet sich daher auch nicht gut für die Aufnahme von Zeitraffern bei wechselnden Lichtverhältnissen mit der Heiligen-Gral-Methode.
Um es nochmal klar zu sagen: dies alles passiert obwohl der Autofokus sowohl an der Kamera selbst und dem Objektiv ausgeschaltet ist!
So testet ihr, wie sich euer Intervall-Auslöser sich verhält
Falls ihr nicht schon durch eigene Erfahrung festgestellt habt, das euer Intervalometer die oben beschriebenen Probleme aufweist, könnt ihr dies wie folgt testen:
- Checkt euer Kamera-Display wenn ihr den Auslöser manuell halb runterdrückt, meist ändert sich etwas am Display. Bei Nikon-Kameras wird beispielsweise „rXX“ unten rechts auf dem Display angezeigt. XX ist eine Zahl und zeigt die restliche Anzahl der Bilder, die noch in den Kamera-Puffer passen. Normalerweise wird diese Anzeige eingeblendet, sobald die Kamera das AF-Signal erhält.
- Schließt nun ihr euren Intervall-Auslöser an die Kamera an und stellt ein 2 Sekunden Intervall ein; nehmt ruhig eine kurze Verschlusszeit. Beobachtet nun das Kamera-Display: bei einer Nikon erscheint nun, während das AF-Signal gesendet wird, die «rXX»-Anzeige. Während dieser Zeit ist die Kamera mehr oder weniger blockiert. Wenn ihr die automatische Bildvorschau aktiviert habt, werdet ihr bei einem 2 Sekunden Intervall vermutlich nie ein Bild auf dem Display zu sehen bekommen.
Schaut euch hierzu auch mal das folgende Video an, bei dem ich einen Vergleich zwischen einer 2 Sekunden Intervall Aufnahme mit meinem Pixel-timer (das ist der von mir empfohlende Intervallauslöser, eben weil er nur 1 Sekunde lang das AF-Signal sendet). In dem Video zeige ich einmal die Variante mit dem Original Kabel und daneben die, mit dem gehackten, das ich euch gleich vorstelle.
https://www.youtube.com/watch?v=WKjjN2-1Ti0
Die Lösung
Kauf des «richtigen» Intervall-Auslösers
Eine der wenigen Ausnahmen bildet wie gesagt, der Pixel TC-252 Intervall-Auslöser, denn er hat mit einer Sekunde die kürzeste Autofokus-Zeit die mir bekannt ist – damit seid ihr in den meisten Fällen schon gut aufgestellt. Nichtsdestotrotz: auch hier kann man sich diese Sekunde noch einsparen, wie ihr oben im Video gesehen habt.
Aber selbst wenn ihr einen anderen Intervall-Auslöser mit einer noch längeren Autofokus-Trigger-Zeit besitzt, zeige euch jetzt eine einfache Methode, wie ihr euren Intervall-Auslöser so «hacken» könnt, dass das Problem eliminiert wird.
Neu: Bestellung des Speedbooster Dongles bei Kids-Of-All-Ages
Da ich mittlerweile von vielen Feedback zu dieser Lösung bekommen habe mit der Nachfrage nach einer käuflich zu erwerbenden Lösung, habe ich Matthias von Kids-of-all-ages dazu überredet, einen solchen Dongle zu bauen und zu verkaufen. Wer sich das löten also nicht selbst zutraut oder dazu einfach keine Lust hat, kann nun auch einen fertigen Dongle bei Kids-Of-All Ages bestellen.
Update: Leider hat KoaA geschlossen, dem entsprechend gibt es auch die Dongles nicht mehr, also bleibt nur selber basteln oder auf einen Intervallauslöser zu setzen, der es gleich richtig macht, wie den LRT Pro Timer!
DIY Intervall-Auslöser Hack
Bei der Modifikation des Intervall-Auslösers besteht eigentlich kein großes Risiko, das etwas schief geht: insbesondere dann nicht, wenn ihr, wie von mir empfohlen, ein separates, externes Kabel nutzt. Bitte denkt aber daran, dass ihr die Modifikation auf eigenes Risiko macht.
Intervall-Auslöser mit fixem Kabel
Wenn ihr einen Intervall-Auslöser mit einem festen Kabel habt, empfehle ich euch, diesen so zu umzubauen, dass ihr ihm eine 2,5 mm Klinken-Buchse spendiert, um dann dort ein Standard-Auslöse-Kabel für eure Kamera anschließen zu können, welches es für wenige Euro im Fotozubehör zu kaufen gibt. Auf die Art und Weise könnt ihr das Standard-Kabel wie unten modifizieren, habt aber weiterhin auch die Möglichkeit ein unmodifiziertes anzuschließen.
Eine weitere Alternative ist, einfach einen kleinen «Dongle» zu basteln, bestehend aus einer 2.5mm Klinkenbuchse und einem 2.5mm Klinkenstecker. Am besten kauft ihr euch dafür ein vorkonfektioniertes Verlängerungskabel, dass ihr dann nur noch durchschneiden und kürzen müsst, und dann entsprechend der Anleitung unten wieder zusammenlötet.
Intervall-Auslöser mit abnehmbarem Kabel
Wenn ihr einen Intervall-Auslöser mit einem abnehmbaren Kabel habt, würde ich euch empfehlen, ein Kabel aus dem Zubehör zu kaufen, an dem ihr die Modifikation vornehmt. Die Auslösekabel sind standardisiert, zumindest auf der einen Seite. Hier haben sie einen 2,5 mm Klinkenstecker mit 3 Kontakten auf der einen Seite und den eigentlichen Kamera-Stecker auf der anderen Seite. Aber natürlich könnt ihr auch hier ein Dongle, wie oben beschrieben, bauen.
Für die Nikon-Kameras D750, D6x0, D7x00, D5x00, D3x00 ist es dieses Kabel und für die größeren Nikons (D8x0, Dx) dieses.
Für die meisten Canon Kameras dieses Kabel. Für Sony Kameras wäre es dieses hier.
Der 2,5 mm Micro-Klinken-Stecker hat die folgende Pin-Belegung:
Der ganze Trick ist eigentlich, das Autofokus Signal loszuwerden.
Wenn ihr die 2,5 mm Mikro-Klinke anschaut, seht ihr drei Kontakte:
Die Spitze ist für das Auslöse-Signal, der mittlere Kontakt für den Autofokus und das innere ist Masse (GND).
Da die Farben der inneren Drähte nicht unbedingt standardisiert sind, ist es meist die beste Option, das Kabel an einer beliebigen Stelle durchzuschneiden, die Belegung mit einem Durchgangsprüfer zu testen, und aufzuschreiben, welche Farbe welchem Kontakt entspricht.
Bei meinen Kabeln war es wie folgt: Blau für Masse, Grün für den Autofokus und Rot für das Auslösesignal.
Aber wie gesagt – das kann variieren.
Nun gibt es etwas unterschiedliche Vorgehensweisen, je nachdem ob ihr mit Canon, Nikon oder Sony arbeitet.
Modifikation für Canon-Kameras
Bei Canon Kameras ist das weitere Vorgehen am einfachsten: verbindet die Enden der Adern für das Auslösesignal wieder miteinander, denkt daran, vorher einen Schrumpfschlauch darüber zu ziehen, damit ihr die Kontaktstelle später vernünftig isolieren könnt. Nun schneidet die Autofokusadern (hier grün) links und rechts kurz ab, so dass sie keinen Kontakt mehr haben. Verbindet nun auch die beiden Masse-Adern wieder miteinander (+Schrumpfschlauch). Ein Schrumpfschlauch mit entsprechendem Durchmesser über alles, stabilisiert das Ganze. Wenn ihr wisst, welche Farbe die Autofokusleitung hat, könnt ihr natürlich von vornherein nur diese durchtrennen und kurz abschneiden. Allerdings bekommt ihr dann auch den Schrumpfschlauch nicht über das Kabel…
Übrigens: wenn ihr Kameras von verschiedenen Herstellern nutzen wollt, dann baut euch einfach die «Nikon» Modifikation, diese funktioniert auch an Canon und Sony.
Modifikation für Nikon-Kameras
Bei Nikon ist es etwas anders. Diese lösen nämlich nicht aus, wenn sie kein Autofokus-Signal bekommen. Aus diesem Grund müssen wir hier die Autofokus-Ader mit der Auslöser-Ader verbinden, indem wir sie auf der Seite der Kamera verdrillen und dann zusammenlöten. Auch hier mit einem Schrumpfschlauch abisolieren. Die andere Seite des AF-Kabels kann kurz geschnitten werden. Nun werden die Masse-Adern wieder verbunden und alles mit einem Schrumpfschlauch versiegelt.
Als Ergebnis hat auch hier das Autofokus-Signal von dem Auslöser keinen Effekt mehr. Das Auslösesignal triggert hingegen AF und Auslösung gleichzeitig an der Kamera und ermöglicht es so, die Nikon verzögerungsfrei auszulösen.
Modifikation für Sony-Kameras
Bei den Sony Kameras müsst ihr die Modifikation genauso vornehmen, wie bei den Nikon-Kameras. Ein LRTimelapse User hat es rausgefunden und im LRTimelapse Forum beschrieben (in Englisch).
Zusammenfassung
Ihr braucht keinen Autofokus, wenn ihr Zeitraffer aufnehmt. Im Gegenteil, dieser behindert euch nur bei den Aufnahmen. Da aber die meisten Intervall-Auslöser zum Senden des Autofokus-Signal mindestens eine Verzögerung von einer Sekunde verursachen, in der die Kamera kaum ansprechbar ist, es es für die Zeitrafferfotografie sehr sinnvoll, dieses Problem mit dem oben beschriebenen «Hack» zu lösen. Einen so modifizierten Auslöser kann man übrigens auch ganz prima für die normale Fotografie verwenden – denn wer braucht auf dem Stativ denn schon den Autofokus? Und selbst wenn, kann man das Kabel jederzeit durch ein unmodifiziertes ersetzen. Zur meiner Arbeitsweise vom Stativ habe ich hier ausführlich geschrieben.
Zusammenfassend bringt euch diese Modifikation folgende Vorteile für die Zeitraffer-Fotografie:
- Aufnahmen nach dem «Heiligen-Gral-Verfahren» können mit kürzeren Intervallen und längeren Belichtungszeiten realisiert werden
- Die Kamera-Vorschau ist länger sichtbar und bei kürzeren Intervallen überhaupt sichtbar
- Bei der Aufnahme mit sehr kurzen Intervallen, wie sie z.B. für Nordlichter benötigt werden, ist diese Modifikation auch extrem hilfreich, da der Puffer der Kamera nicht so schnell voll läuft und man nur so wirklich kurze und konstante Intervalle realisieren kann
- Der Kamera-Akku hält länger durch
Ich freue mich über eure Erfahrungen mit dem «Hack» in den Kommentaren. Das User-Feedback zum meinem originalen Artikel im englischen LRTimelapse Forum findet ihr hier.
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Alle Inhalte © Gunther Wegner
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Über meine Zusammenarbeit mit externen Partnern habe ich hier ausführlich geschrieben. Danke!