Reisefotografie – Teil 2 – Die Wahl der Spiegelreflex (DSLR) Kamera Ausrüstung

29122010

Nach­dem wir in Teil 1 vor allem das The­ma Sicher­heit und Ver­hal­ten auf Rei­sen betrach­tet haben, möch­te ich Euch in die­sem und den fol­gen­den Tei­len der Rei­he zur Rei­se­fo­to­gra­fie ein paar Tipps zur Wahl des Equip­ments geben – heu­te der Spie­gel­re­flex Kame­ra und der Objektive.

Frau­en beim Wäsche waschen in den Fluss­wäl­dern des Amazonas

Dabei kann und will ich hier kei­ne Emp­feh­lung für bestimm­te Mar­ken geben. Wich­tig ist ja in ers­ter Linie, dass Foto­graf und Kame­ra har­mo­nie­ren. Alle Mar­ken­her­stel­ler pro­du­zie­ren heu­te sehr gute Kame­ras. Hier gilt es aus der Viel­zahl der Ange­bo­te die­je­ni­gen her­aus zu suchen, die für die eige­nen Bedürf­nis­se am bes­ten geeig­net sind. Aller­dings möch­te ich durch­aus eini­ge Über­le­gun­gen zu den Aus­wahl­kri­te­ri­en mit Euch teilen.

Nur infor­ma­ti­ons­hal­ber: wir neh­men der­zeit auf unse­re Rei­sen eine Mit­tel­klas­se-Spie­gel­re­flex (bis vor kur­zem die D300 von Nikon, neu­er­dings die D7000) und je nach Rei­se mehr oder weni­ger Objek­ti­ve mit. Immer dabei ist das Nik­kor 18–200mm 1:3,5–5,6 VR* und je nach Situa­ti­on ggf. noch das Nik­kor 70–200mm 1:2,8 VR* und das Nikon 60/2,8 Makro*. Wei­ter­hin haben wir immer eine Kom­pakt­ka­me­ra dabei sowie meis­tens noch die GoPro Hero HD und ggf. eine Video­ka­me­ra. Letz­te­re wird nun in Zukunft durch die Video-Fähig­kei­ten der D7000 ersetzt werden.

Kame­ras und Objek­ti­ve ande­rer Mar­ken sind natür­lich eben­so für die Rei­se­fo­to­gra­fie geeig­net. In die­sem Arti­kel möch­te ich Euch daher ein paar all­ge­mei­ne Tipps für die Aus­wahl Eures Equip­ments geben.

Das Spiegelreflex-Gehäuse

Zu Ana­log­zei­ten kam dem Gehäu­se einer Spie­gel­re­flex kei­ne so gro­ße Bedeu­tung zu. Allen­falls die immer aus­ge­fal­le­ne­ren Belich­tungs­au­to­ma­ti­ken und der Film­trans­port wur­de davon gesteu­ert. Wirk­li­chen Ein­fluss auf die Bild­qua­li­tät hat­ten die Gehäu­se nicht. Daher galt die Devi­se: spa­re am Gehäu­se, inves­tie­re in gute, licht­star­ke Objektive.

Heu­te sieht das etwas anders aus.

Dem digi­ta­len Spie­gel­re­flex-Gehäu­se kommt heu­te durch­aus – und das ist neu – die Auf­ga­be zu, «Bil­der zu machen». Das war vor­her Auf­ga­be des Films. Der im Gehäu­se ver­bau­te Sen­sor und die gesam­te Elek­tro­nik bestim­men die Qua­li­tät des Bildes.

Physik damals…

Das eher­ne Natur­ge­setz «Belich­tungs­zeit run­ter → Blen­de hoch» und umge­kehrt, galt für die kon­stan­ten ISO-Emp­find­lich­kei­ten, die man bei der ana­lo­gen Foto­gra­fie hat­te. Es gab/gibt zwar Fil­me mit hohen ISO-Zah­len, aber nie­mals in den Regio­nen, in denen sie die Sen­so­ren moder­ner digi­ta­ler Spie­gel­re­flex­ka­me­ras heu­te bewe­gen und extrem rausch­ar­me Bil­der ermöglichen.

Schon ab ISO 400 wur­den beim Film die Bil­der kör­nig, ober­halb von 800 sprach man von Spe­zi­al­fil­men, die noch dazu eine spe­zi­el­le Ent­wick­lung benö­tig­ten. So fand 90% der Foto­gra­fie bei ISO-Zah­len <= 200 statt.

Eine Ver­län­ge­rung der Belich­tungs­zeit war dem zufol­ge nur mit Sta­tiv mög­lich – für die Foto­gra­fie von beweg­ten Objek­ten, wie sie in der Sport- und Natur­fo­to­gra­fie an der Tages­ord­nung sind, lei­der oft kei­ne Opti­on. Für sta­ti­sche Auf­nah­men galt die Faust­re­gel: «die Belich­tungs­zeit soll­te klei­ner sein als der Kehr­wert der Brenn­wei­te». D.h. bei einem 300mm Objek­tiv soll­te die Belich­tungs­zeit 1/300 Sek. oder kür­zer betra­gen um ein ver­wack­lungs­frei­es Bild zu ermöglichen.

Es blieb also nur die Licht­stär­ke der Objek­ti­ve als in den Gren­zen der Phy­sik ver­än­der­ba­re Grö­ße. Viel Auf­wand wur­de also betrie­ben, um rie­si­ge Objek­ti­ve mit hoher Licht­stär­ke zu bau­en. Die Kos­ten für die­se Objek­ti­ve gehen heu­te noch – selbst gebraucht – in die Tau­sen­de. Dazu kommt, dass die­se Objek­ti­ve für die Rei­se­fo­to­gra­fie auf­grund ihres Gewichts von etli­chen Kilos und ihrer Auf­fäl­lig­keit nicht wirk­lich geeig­net sind.

…und heute

Bei der Digi­tal­fo­to­gra­fie über­nimmt das Gehäu­se die Auf­ga­be des Films und führt eine neue Varia­ble ein: Die ISO-Emp­find­lich­keit. Was frü­her je Film­rol­le kon­stant und recht sta­tisch war, ist nun varia­bel! Das heißt, wenn wir über die Licht­emp­find­lich­keit spre­chen, müs­sen – nein – kön­nen – nein – dür­fen wir nun mit 3 Varia­blen rech­nen: Der Blen­de, der Belich­tungs­zeit und der ISO-Emp­find­lich­keit. Waren es vor weni­gen Jah­ren noch die Mega­pi­xel der Kame­ras, die von den Her­stel­lern von Gene­ra­ti­on zu Gene­ra­ti­on erhöht wur­den, so ist es nun die sog. ISO-Leis­tung – also das Ver­hält­nis von Rausch­ver­hal­ten und ISO-Emp­find­lich­keit. Über den Unter­schied zwi­schen dem Rausch­ver­hal­ten der Nikon D300 und D90 zur neue­ren Nikon D7000 hat­te ich ja schon ein­mal geschrie­ben. Bei Canon ist das ähnlich.

Eine wei­te­re «Über­lis­tung» der Phy­sik wur­de mit der opti­schen Bild­sta­bi­li­sie­rung vor eini­gen Jah­ren in Form der «magi­schen» Kür­zel VR (bei Nikon) und IS (bei Canon) ein­ge­führt. Eine Tech­nik, die es ermög­licht, sta­ti­sche Moti­ve bei deut­lich län­ge­ren Belich­tungs­zei­ten noch aus der Hand zu foto­gra­fie­ren indem eine intel­li­gen­te Auto­ma­tik Lin­sen­grup­pen oder den Sen­sor gegen­läu­fig zur Hand­be­we­gung in Echt­zeit ver­schiebt und so dem Ver­wa­ckeln effek­tiv entgegenwirkt.

Was bedeu­tet das alles für uns als Reisefotografen?

Im End­ef­fekt bedeu­tet es:

Wir kön­nen leich­te­res Equip­ment ein­set­zen und trotz­dem qua­li­ta­tiv hoch­wer­ti­ge­re Bil­der machen.

Mit Bildstabilisierung oder ohne?

Tiger Heron – Nackt­kehl­rei­her – Nikon D300, ISO 400, 18–200VR@200mm, f/5.6

Seit Mit­te der neun­zi­ger Jah­re bau­en die Kame­ra- und Objek­tiv­her­stel­ler opti­sche Bild­sta­bi­li­sa­to­ren in Objek­ti­ve oder Gehäu­se ein. Bei Canon heißt das magi­sche Kür­zel IS (Image Sta­bi­li­zer), bei Nikon VR (Vibra­ti­on Reduc­tion). Die Her­stel­ler ver­spre­chen einen Gewinn von 4 Blen­den­stu­fen, dies ent­sprä­che einer Ver­län­ge­rung der mini­ma­len Belich­tungs­zeit um das 16-fache. Gehen wir für die Pra­xis mal abzüg­lich aller Mar­ke­ting-Ver­spre­chen von 3 Blen­den­stu­fen aus, dann ent­spricht das einer Ver­län­ge­rung der mini­ma­len Belich­tungs­zeit um das 8 fache. Für unser oben ange­nom­me­nes 300mm Objek­tiv hie­ße das, dass wir nun nicht mehr kür­zer als 1/300 Sek. belich­ten müss­ten, um aus der Hand ein unver­wa­ckel­tes Bild zu erhal­ten, son­dern nur noch kür­zer als 1/40 Sek. Das ist schon ein erheb­li­cher Unterschied.

Natür­lich kön­nen auch die moder­nen Bild­sta­bi­li­sa­to­ren kei­ne Wun­der wir­ken. Ins­be­son­de­re hel­fen sie wirk­lich nur gegen das eigent­li­che Ver­wa­ckeln, nicht gegen Bewe­gungs­un­schär­fe. Einen schnell auf den Baum klet­tern­den Affen wer­den wir daher mit 1/40 Sek. kaum scharf ein­fan­gen, auch wenn der Baum auf­grund des Bild­sta­bi­li­sa­tors scharf abge­bil­det wer­den würde.

Trotz die­ser Gren­zen ist aus unse­rer Sicht ein Bild­sta­bi­li­sa­tor in der Rei­se­fo­to­gra­fie ein abso­lu­tes Muss. Um die drei Blen­den­stu­fen optisch zu rea­li­sie­ren, müss­ten wir ein um drei Blen­den­stu­fen licht­stär­ke­res Objek­tiv mit­neh­men – die Aus­wir­kun­gen auf Gewicht, Grö­ße und Bud­get wären immens.

Das Geld für einen Bild­sta­bi­li­sa­tor ist immer gut ange­legt, sobald die Brenn­wei­te in den Nor­mal- und Tele­be­reich geht.

Fullframe- oder Crop-Sensor?

Sey­chel­len-Mäd­chen, Nikon D300, ISO 640, 18–200 VR, 105mm@f/5.3

Eine wei­te­re heiß dis­ku­tier­te Fra­ge ist, ob nun ein Voll­for­mat- oder Crop-Sen­sor die bes­se­re Wahl sei.

In ana­lo­gen Zei­ten betrug das For­mat eines Klein­bild-Films 36x24mm. Dar­auf waren alle Objek­ti­ve abge­stimmt. Mit den ers­ten digi­ta­len Spie­gel­re­flex-Kame­ras änder­te sich das. Nikon führ­te mit der D1 einen Sen­sor ein, der nur noch die hal­be Klein­bild-Flä­che hat. Dies wur­de von den ande­ren Her­stel­lern über­nom­men und führ­te in den fol­gen­den Jah­ren dazu, dass fast alle Digi­ta­len Spie­gel­re­flex-Kame­ras mit die­sen sog. Crop-Sen­so­ren aus­ge­stat­tet wur­den. Grün­de waren vor allem die deut­lich gerin­ge­ren Kos­ten für die Her­stel­lung des Sensors.

Der halb so gro­ße Sen­sor führ­te aller­dings auch zu einer vir­tu­el­len Ver­län­ge­rung der Brenn­wei­te der Objek­ti­ve um den Fak­tor 1.5 (Nikon DX) bzw. 1.6 (Canon). Aus einem 200mm Objek­tiv wur­de also ein 300mm Objek­tiv, was ins­be­son­de­re die Natur­fo­to­gra­fen freu­te. Im Weit­win­kel-Bereich aller­dings wur­den aus teu­ren Super-Weit­win­keln Nor­mal­ob­jek­ti­ve, was natür­lich nicht jeden freute.

Die Her­stel­ler reagier­ten und bau­ten spe­zi­el­le Objek­ti­ve, die von vor­ne her­ein den klei­ne­ren Sen­sor berück­sich­tig­ten und somit deut­lich klei­ner und leich­ter gebaut wer­den konn­ten. Die­se Objek­ti­ve funk­tio­nie­ren aller­dings in der Regel nicht mehr an Voll­for­mat­ka­me­ras (Aus­nah­men bestä­ti­gen die Regel).

Seit eini­ger Zeit nun, erhält der Voll­for­mat-Sen­sor nun auch Ein­zug in den Markt der Digi­ta­len Spie­gel­re­flex-Kame­ras. Die gro­ßen Sen­so­ren sind erschwing­lich gewor­den und nun spal­tet sich das Lager in die­je­ni­gen, die sagen: «end­lich, das Halb­for­mat war doch nur eine Über­gangs­lö­sung» und denen, die sagen: «Das Halb­for­mat hat auch gro­ße Vor­tei­le – war­um nicht dabei blei­ben?»

Einen guten Arti­kel dazu hat Mar­tin Hül­le geschrie­ben: FX vs. DX – oder der Vor­teil des Hal­ben gegen­über dem Vol­len. Mitt­ler­wei­le ist er aller­dings offen­bar nun doch dabei, auf Voll­fo­mat umzu­stei­gen, aller­dings sind sei­ne Begrün­dun­gen in dem Arti­kel FX muss her! – Oder war­um das Halb­for­mat nicht mehr zeit­ge­mäß ist für mich nicht ganz schlüs­sig. Aber lest die zwei Arti­kel ruhig ein­mal selbst und macht Euch Euer eige­nes Bild.

Letz­ten Endes muss natür­lich jeder für sich ent­schei­den, was ihm wich­tig ist!

Für die Rei­se­fo­to­gra­fie haben die Crop-Sen­so­ren aus mei­ner Sicht ganz kla­re Vorteile:

  1. Kame­ras und Objek­ti­ve sind um eini­ges leich­ter und günstiger.
  2. Uni­ver­sal-Zooms wie das 18–200 (ent­spricht 24–300mm Klein­bild) sind in sehr guter Qua­li­tät, kom­pak­ter Bau­wei­se und einem ver­vor­ra­gen­den Preis-/Leis­tungs­ver­hält­nis herstellbar.
  3. Teu­re Tele­ob­jek­ti­ve gewin­nen um die Hälf­te an Brenn­wei­te – gera­de in der Natur­fo­to­gra­fie kommt es auf die Brenn­wei­te an!

Die fort­schrei­ten­de Tech­nik ermög­licht es heu­te, rausch­ar­me Crop-Sen­so­ren mit hoher Auf­lö­sung zu bau­en, mit einer Qua­li­tät, die noch vor 2 Jah­ren so nur mit Voll­for­mat-Sen­so­ren rea­li­sier­bar war.

Der Haupt-Vor­teil der Voll­for­mat Kame­ras bleibt daher die gerin­ge­re Schär­fen­tie­fe, also die Mög­lich­keit, Objek­te auf­grund des grö­ße­ren Sen­sors noch bes­ser vom Hin­ter­grund frei­zu­stel­len. Ein Vor­teil, der sich auch in den nächs­ten Jah­ren nicht mit Tech­nik in die Crop-Kame­ras hin­ein­zau­bern las­sen wird, für mich aber nicht wirk­lich kriegs­ent­schei­dend ist, da ein 50mm 1:1.4 oder 70–200 2.8 an einer Crop-Kame­ra auch schon ganz her­vor­ra­gend frei­stellt, wie man auf dem fol­gen­den Bild sieht:

Nod­di-Jun­ges

Für die Rei­se­fo­to­gra­fie haben Crop-Kame­ras ganz kla­re Vorteile.

Die Wahl der Objektive

Für die Rei­se­fo­to­gra­fie wür­den wir ja ger­ne ein 300mm 1:2.8 zu hau­se, oder noch bes­ser, im Laden las­sen – es wiegt über 3 KG und kos­tet fast 5.000€.

Aber was sind die Alternativen?

Wir könn­ten statt­des­sen z.B. ein 70–300 4.5–5.5 VR Zoom mit­neh­men. Es wiegt nur 750g und kos­tet ein Zehn­tel, näm­lich ca. 500 €.

Oder – zumin­dest für Nikon Foto­gra­fen eine ech­te Opti­on – wir set­zen das sehr gute 18–200 3.5–5.6 VR ein und spa­ren uns das Objek­tiv-Wech­seln. Das Objek­tiv kos­tet mitt­ler­wei­le noch knapp 600 € und wiegt gera­de ein­mal 560 g.

Nun, ich höre schon die ers­ten auf­schrei­en: «ja, aber die Bild­qua­li­tät, das Bokeh bei Offen­blen­de, die Ver­zeich­nun­gen im Weitwinkel-Bereich…»

White-troa­ted Capuc­cin, 18–200 VR bei 200mm, Blen­de 8, ISO 1000 Nikon D300

Rich­tig. Das Bokeh ist nicht so fein und im extre­men Weit­win­kel ver­zeich­net das Objek­tiv etwas – aber das tut der Qua­li­tät die­ses sehr guten Objek­tivs mit her­vor­ra­gen­den Abbil­dungs­leis­tun­gen kei­nen Abbuch. Das gute Stück beglei­tet uns auf jeder Rei­se, die meis­ten Bil­der in die­sem Arti­kel sind damit ent­stan­den. Die Ver­zeich­nung im Weit­win­kel­be­reich (gebo­ge­ner Hori­zont) lässt sich in Ligh­t­room 3 voll­stän­dig her­aus­rech­nen und die ver­hält­nis­mä­ßig gerin­ge­re Licht­stär­ke rela­ti­viert sich durch die hohe ISO-Emp­find­lich­keit der neu­en Kameras.

Natür­lich wür­de auch ich ger­ne ein 300mm 2.8 mein Eigen nen­nen. Aber wür­de ich es auch mit auf Rei­sen neh­men? 3 KG stän­dig durch die Gegend schlep­pen und dann nur eine Fest­brenn­wei­te haben? 5.000 € die jeder­zeit geklaut wer­den kön­nen und in der Ver­si­che­rung auch noch­mal rich­tig zuschlagen?
Hmm, wohl eher nicht…

Unse­re Emp­feh­lung: In der Rei­se­fo­to­gra­fie kom­pen­siert man heu­te die 1–2 Blen­den­stu­fen, die ein 2.8er Objek­tiv über­le­gen ist, durch die dra­ma­tisch gestei­ger­ten ISO-Wer­te der heu­ti­gen Gehäu­se und die VR-Funk­tio­na­li­tät der heu­ti­gen Objek­ti­ve. Das letz­te Stück Brenn­wei­te kom­pen­siert man durch die hohen Auf­lö­sun­gen, die die heu­ti­gen Sen­so­ren bie­ten. Die­se las­sen Genü­gend Reser­ven, im Nach­hin­ein Bil­der noch zu beschnei­den und so eine grö­ße­re Brenn­wei­te zu simulieren.

Tiger Heron – Nackt­kehl­rei­her – Nikon D300, ISO 400, 18–200VR@200mm, f/5.6

Für die rei­ne Natur­fo­to­gra­fie neh­me ich ab und an noch ein 70–200 1:2.8 VR mit. Die­ses her­vor­ra­gen­de Objek­tiv besitzt natür­lich im Tele-Bereich das Quänt­chen mehr an Auf­lö­sung, Licht­stär­ke und Bokeh. Dafür wiegt es aber auch knapp 1.5 Kilo­gramm und trägt auch schon mäch­tig auf. Dar­über hin­aus kann man nicht mal eben eine Weit­win­kel­auf­nah­me machen. Das bedeu­tet immer einen Objektivwechsel.

Ein (sehr) gutes 18–200 Immer­d­rauf-Objek­tiv ist für die Rei­se­fo­to­gra­fie der best­mög­li­che Kom­pro­miss und kann durch wei­te­re Objek­ti­ve ergänzt werden.

Resumée und Empfehlung

Grund­sätz­lich eig­net sich jede Spie­gel­re­flex auch für die Rei­se­fo­to­gra­fie. Steht eine Neu­an­schaf­fung an, wür­de ich auf fol­gen­de Punk­te achten:

  • Robust­heit des Gehäuses.
    Mär­sche durch den Dschun­gel, das Klet­tern auf Ber­ge, durch­que­ren von Flüs­sen u.s.w. stel­len ande­re Her­aus­for­de­run­gen an eine Kame­ra, als das foto­gra­fie­ren im hei­mi­schen Gar­ten oder Wald, im Stu­dio oder auf Hoch­zei­ten. Spon­ta­ne Regen­schau­er, Stö­ße und Staub muss die Kame­ra ver­tra­gen, ohne gleich das zeit­li­che zu segnen.
    Lei­der wird heu­te immer mehr Plas­tik ver­baut – selbst in rich­tig teu­ren Kame­ras. Die Zei­ten von Qua­li­täts­ge­häu­sen im Sti­le einer Nikon F1 oder F3 oder der legen­dä­ren Canon A1 sind wohl vor­bei. Trotz­dem sind die weit­ge­hen­dend abge­dich­te­ten Magne­si­um Gehäu­se der Nikon D300 oder D7000 schon sehr gut verarbeitet.
  • Rausch­ar­mut / Lichtempfindlichkeit
    Oft haben wir auf Rei­sen kei­ne Mög­lich­keit ein Sta­tiv auf­zu­bau­en. Ent­we­der, weil es schnell gehen muss, oder weil gera­de aus Platz- oder Gewichts­grün­den kei­nes zur Hand ist. Oft wol­len wir auch Tie­re, die sich bewe­gen, foto­gra­fie­ren, in die­sen Fäl­len ist ein Sta­tiv auch nicht über­mä­ßig nützlich.
    Ich habe fest­ge­stellt, dass ich das Sta­tiv, auch wenn ich es meist dabei habe, auf Rei­sen doch ver­hält­nis­mä­ßig sel­ten – und wenn, dann haupt­säch­lich für Video – nutze.
    Aus die­sem Grund ist es wich­tig, einen licht­star­ken Sen­sor zu haben, der auch bei hohen ISO-Zah­len (800, 1600, 3200) noch brauch­ba­re Bil­der auf­nimmt. Dazu ist bei wech­seln­den Licht­si­tua­tio­nen die ISO-Auto­ma­tik-Funk­ti­on, die vie­le Kame­ras bie­ten, eine sehr gute und nütz­li­che Funktion.
  • Sensorauflösung
    Bin ich sonst auch kein Ver­fech­ter der Jagd nach immer mehr Mega­pi­xeln, so möch­te ich hier doch ein Argu­ment anfüh­ren, dass nicht außer acht gelas­sen wer­den soll­te: Bei einem guten Objek­tiv, das die Auf­lö­sung des Sen­sors auch wirk­lich wie­der gibt, eröff­net eine hohe Sen­sor­auf­lö­sung in der Bear­bei­tung die Mög­lich­keit zur Erhö­hung der Objek­tiv­brenn­wei­te durch Ausschnittsvergrößerungen.
  • Sen­sor­for­mat
    Aus oben genann­ten Grün­den emp­feh­le ich für die Rei­se­fo­to­gra­fie ein Crop-Sen­sor. Er ermög­licht eine leich­te­re und weni­ger wert­vol­le Ausrüstung.
  • Objek­tiv
    Die Wahl des Objek­tivs oder der Objek­ti­ve ist eine ent­schei­den­de. Bei wenig Gewicht soll ein mög­lichst gro­ßer Brenn­wei­ten­be­reich bei mög­lichst guter Qua­li­tät abge­deckt wer­den. Hier­bei muss man, schon aus phy­si­ka­li­schen Grün­den, Kom­pro­mis­se eingehen.
    Nach allen Über­le­gun­gen fällt es mir heu­te am leich­tes­ten, auf etwas «Low-End» bei der Licht­stär­ke des Objek­ti­ves zu ver­zich­ten (also maxi­ma­le Blen­de >2.8), damit eine Men­ge Geld zu spa­ren und die­ses in ein oder zwei VR-Objek­ti­ve mit schnel­lem Auto­fo­kus zu inves­tie­ren. Ob es ein 18–200 ist, oder zwei Objek­ti­ve, ist dabei dem per­sön­li­chen Geschmack über­las­sen. Ich jeden­falls genie­ße es, dass ich unter­wegs nur in Aus­nah­me­fäl­len (z.B. Makro) das Objek­tiv wech­seln muss.

Tro­p­ik-Vogel im Flug – Nikon D300 mit 70–200 1:2.8 VR @200mm, f/5.0, 1/2000

Ich hof­fe, ich konn­te Euch eini­ge Denk­an­sät­ze für die Wahl Eurer per­sön­li­chen Aus­rüs­tung geben. Jeder hat sei­ne eige­ne Art zu Rei­sen und sei­ne eige­nen Prä­fe­ren­zen. Viel­leicht gibt es jeman­den von Euch, der ein 50mm 1:1.4 auf sei­ne Kame­ra setzt und damit ver­reist. Er wird ande­re, aber nicht zwangs­wei­se bes­se­re oder schlech­te­re Bil­der machen können.

Ich hof­fe auch, der Arti­kel ist nicht zu Nikon-las­tig – aber das sind nun mal die Kame­ras und Objek­ti­ve, die ich ein­set­ze und zu denen ich kon­kret etwas sagen kann und Emp­feh­lun­gen abge­ben kann. Die ange­stell­ten Über­le­gun­gen sind aller­dings all­ge­mein­gül­tig und las­sen sich natür­lich auf den von Euch prä­fe­rier­ten Her­stel­le ganu­so anwenden.

Jetzt wür­de mich natür­lich inter­es­sie­ren: mit wel­chem Equip­ment ver­reist ihr? Wel­che Erfah­run­gen habt ihr gemacht? Wel­ches ist das für Euch wich­tigs­te Equip­ment? Wor­auf könn­tet ihr verzichten?
Ich freue mich sehr über eine rege Dis­kus­si­on in den Kommentaren!


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