Nach vielen Monaten Forschung und Entwicklung ist es soweit: heute stelle ich Euch den letzten Schritt zum echten Heiligen Gral der Zeitraffer Fotografie, nämlich den technisch perfekten Übergang vom Tag in die Nacht, vor: eine Methode zum automatischen, flicker-freien Ramping von Belichtungszeit, ISO und – das ist neu – der Blende.
Update 2019: Heute nutze ich diese Methode nicht mehr, sondern verwende einfach das «Visuelle Deflicker» in LRTimelapse 5 und die Zeitraffer perfekt zu glätten. Meine aktuelle Methode zeige ich in folgendem Tutorial:
Der Heilige Gral der Zeitraffer-Fotografie: perfekte Tag-zu-Nacht Übergänge automatisiert aufnehmen
Nach über 4 Jahren wurde es Zeit für ein neues Tutorial zur Aufnahme des «Heiligen Grals» der Zeitraffer-Fotografie – perfekten Tag-zu-Nacht und Nacht-zu-Tag Übergängen im Zeitraffer. In diesem Tutorial zeige ich euch also, wie ich solche Aufnahmen mit Hilfe der qDslrDashboard vollautomatisch durchführe. Wer mein EBook zur Zeitraffer-Fotografie kennt, der hat schon vom Heiligen Gral […]
Trotzdem kann diese Artikel für diejenigen von euch interessant sein, die mit einer Nikon DSLR ohne Spiegelschlag Zeitraffer aufnehmen möchten.
Exkurs: Blendenflicker
Schaut Euch einmal folgendes Video an, das ich einmal zum Bewerben der Deflicker-Funktion in LRTimelapse erstellt habe. Hier habe ich einen Zeitraffer von der Blende einer Kamera gemacht, die einen Zeitraffer aufnimmt. Aber seht selbst:
Daduch, dass die Kamera bei jeder Auslösung die vorgegebene Blende einstellt und zwischen den Auslösungen wieder auf die «Arbeitsblende» (also Offenblende) zurückschaltet, ergibt sich, dass durch mechanische Toleranzen, wie Reibung etc. der während der Aufnahme eingestellte Blendendurchmesser variiert. Für die «normale» Fotografie spielen solche Abweichungen überhaupt keine Rolle, aber bei Zeitraffern machen sie sich durch ein unangenehmes Flackern (sog. Flicker) bemerkbar.
Natürlich ist LRTimelapse auch prima dafür geeignet, solche Flicker-Effekte später in der Nachbearbeitung glattzubügeln – aber es ist immer besser, Fehler schon bei der Aufnahme gar nicht erst entstehen zu lassen. Dazu kommt, dass gerade bei Aufnahmen nach der «Heiligen Gral»-Methode, also dem sukzessiven Verstellen der Kameraeinstellungen während der Aufnahme, ohnehin in der Nachbearbeitung schon viele «Sprünge» ausgeglichen werden müssen – zusätzliches Flickern würde die Situation hier noch erschweren.
Um Flickern nun schon bei der Aufnahme zu verhindern, gibt es, je nach eingesetztem Kamera-Typ, mehrere Möglichkeiten:
Bei Nikon:
- Mit Offenblende arbeiten – wo nichts geschlossen wird, kann auch kein Flickern auftreten – de facto ist das eine gute Möglichkeit, der Problematik Herr zu werden
- Nikon Objektive mit manuellem Blendenring oder andere Fremdobjektive ohne elektronische Blendensteuerung, z.B. Walimex, nutzen
Bei Canon:
- Twisted-Lens Trick (dadurch wird die Elektronik durch verdrehen des Objektives entkoppelt, dies birgt aber auch ein großes Risiko für das Objektiv, ich empfehle es daher nicht)
- Adaptierung von Nikon Objektiven mit dem Novoflex Adapter
Ihr seht schon, in der Zeitraffer Community ist man durchaus kreativ, und geht umständlichste Wege, um dieses Problem zu lösen. Ich habe mir sogar vor einem Jahr eine Canon 6D für meine Zeitraffer geholt, um eben mit dem Novoflex-Adapter die Blende mechanisch verstellen und arretieren zu können.
Leider haben bisher alle diese «Lösungen» trotzdem noch eines gemein – die Blende ist während der Aufnahme fix. Im einfachsten Fall (Aufnahme mit Offenblende) halt offen, bei den anderen Methoden kann man sie schließen, aber eben nicht mehr während der Aufnahme (automatisiert) verändern.
Für Aufnahmen tagsüber ist das auch ganz prima – im Bereich der Tag-zu-Nacht und Nacht-zu-Tag Übergänge allerdings nicht. Ich möchte hier einmal kurz auf die Problematik eingehen.
Herausforderungen bei den «Heiliger-Gral»-Übergängen
Zeitraffer profitieren optisch ganz erheblich davon, dass man mit längeren Belichtungszeiten arbeitet. Faustregel dabei ist die sog. 180°-Regel – die Belichtungszeit sollte ca. halb so lang sein, wie das Intervall. Bei einem Intervall von 5 Sekunden, nimmt man also als Richtwert für die Belichtungszeit 2 1/2 Sekunden. Tagsüber setzt man dafür einen Graufilter ein. Bei der Aufnahme eines Übergangs vom Tag in die Nacht ist das allerdings keine so gute Idee, da man den Filter während der Aufnahme schlecht entfernen kann, ohne zu verwackeln. Weiterhin ist es extrem schwierig, in der Nachbearbeitung eine visuelle Angleichung der Bereiche mit und ohne Filter zu machen, da die Filter Farbverschiebungen und Vignettierungen verursachen.
Ein Filter scheidet also bei solchen Heiliger-Gral-Übergängen aus. Ein flickerfreies Abblenden mit einer der oben genannten Methoden (Lens-Twist, manuelles Objektiv oder Adapter) scheidet auch aus, wenn man wirklich in die Dunkelheit möchte. Durch das Abblenden verliert man ja Licht, dadurch müssten die ISO Zahlen deutlich höher werden. Insbesondere, wenn man bis zu den Sternen oder der Milchstraße aufnehmen möchte benötigt man im dunklen Bereich der Sequenz eine offene Blende.
Okay, bleibt die Offenblende – bei mir bisher für solche Aufnahmen das Mittel der Wahl. So habe ich es auch noch in Thailand gemacht. Gerade, wenn man im Vordergrund starke Bewegung hat, z.B. Wasser, das man durch lange Belichtungszeiten «glätten» möchte, hat man aber hier dann wieder das Problem, dass die Offene Blende die ganze Zeit über eingestellt ist. Im hellen Bereich werden die Belichtungszeiten dadurch dann wieder sehr kurz und führen zu abgehackten Bewegungen.
Ich bin nun einmal Perfektionist bei so etwas – und obwohl viele sagen würden, das kann man vielleicht vernachlässigen, war das immer ein Punkt, mit dem ich nicht so ganz glücklich war.
Als Diana dann auch noch bei einigen Sequenzen aus Thailand fragte «Warum ist denn das Wasser so unruhig?» – und ich nur antworten konnte «das hat technische Gründe» – spornte mich das noch einmal dazu an, mir intensiv Gedanken über die Problematik zu machen.
Schaut Euch mal das folgende Video an. Die erste Sequenz aus Thailand habe ich nach der bisherigen 2‑Wege-Methode aufgenommen – also mit Offenblende sowie durch Ramping von Belichtungszeit und ISO. Achtet mal darauf, wie das Wasser zum Ende hin immer unruhiger wird. Bei dem Zweiten Video – nicht ganz so schönes Wetter, wie in Thailand – habe ich die neue 3‑Wege «True Holy Grail» Technik eingesetzt: Ein Ramping aller 3 Parameter – ISO, Belichtungszeit und Blende. Dadurch bleibt das Wasser die ganze Zeit über schön weich.
Die Lösung
Die einzige mir bisher bekannte Lösungen zum flicker-freien Verändern der Blende während der Aufnahme, erfordert ein Objektiv mit manuellem Blendenring oder entsprechendem Adapter und eine Motorisierung dieses Ringes. Der Aufwand dafür ist erheblich, zumal man auch noch eine softwareseitige Synchronisation benötigt – sprich die Steuer-Software muss den Blenden-Motor steuern können.
Ich kenne einige professionelle Zeitraffer Fotografen, die in ihrer Not eine solche Lösung einsetzen, aber auch nur, weil sie es müssen. Ich selbst bin ja immer ein Freund der unkomplizierten Lösungen, das Zeug will ja auch alles a) bezahlt b) mitgeschleppt und c) bedient werden. Nein, das kann es nicht sein – zumindest nicht für mich.
Beim Spielen mit meiner D750 fiel mir dann eines Tages auf, dass diese im Live-View Modus tatsächlich die Blende nicht schließt und wieder öffnet, wenn man sie auslöst. Das war endlich mal ein Ansatz. Zumal ich schnell heraus fand, dass das auch für die D800, D810, D4 und D4s der Fall ist – also für alle «größeren» Nikons, die viele Zeitraffer-Fotografen ja einsetzen.
Vor der praktischen Nutzung dieser Erkenntnis, gab es aber leider noch einige Herausforderungen zu lösen.
- Das Kamera-Display sollte während der Aufnahme nicht aktiv sein
- Die Lösung sollte per internem WLAN der D750 sowie USB und natürlich dem TP-Link Router in Verbindung mit der D810, D800, D4 und D4s funktionieren.
- qDslrDashboard sollte während der Aufnahme eine automatische Verstellung der Blende vornehmen können, und so die Blende als dritten Parameter beim «Auto-Holy-Grail» automatisch nach meinen Regeln steuern können.
- Die Lösung sollte auch funktionieren, wenn ein Slider oder Motorkopf zum Einsatz kommt.
Die Punkte 1 bis 3 konnte ich gemeinsam mit Zoltan, dem Entwickler von qDslrDashboard relativ schnell umsetzen, er erklärte sich sofort bereit, die entsprechenden Funktionen in qDslrDashboard einzubauen.
Punkt 4 hingegen bereitete mir eine Menge Kopfzerbrechen. Die Nikons weigern sich bei eingeschaltetem Liveview nämlich beharrlich, eine Auslösung von einem externen Auslöser anzunehmen, wenn sie gleichzeitig eine Verbindung zum Tablet haben (unabhängig ob USB oder WLAN). Arbeitet man mit der Kamera auf einem Stativ, ist das kein Problem, in dem Fall kann man den internen Intervall-Timer von qDslrDashboard nutzen. Nutzt man allerdings einen Slider, so möchte man in der Regel, dass der Controller des Sliders die Kamera auslöst, um eine Synchronisierung zwischen Kamera-Bewegung und Auslösung zu bekommen.
Ich war frustriert. So dicht dran und dann dieses Problem. Warum um alles in der Welt ignorieren die Nikons ein externes Auslösesignal, wenn sie sich im LiveView Modus befinden und per USB/WLAN verbunden sind?
Update: Zumindest bei der D750 (damit habe ich es getestet) trifft das oben gesagte nur zu, wenn das Liveview von der App (z.B. qDDB) eingeschaltet wurde. Wenn man das Liveview manuell an der Kamera einschaltet, dann lässt sich die Kamera extern auch auslösen, wenn sie per internem WLAN verbunden ist. Das bedeutet, man braucht die unten vorgestellte Lösung mit dem Slave Modus nicht unbedingt. Das Live View darf dann erst manuell aktiviert werden, wenn ihr auf dem LRT-Screen von qDslrDashboard seid.
So kurz vor dem Ziel wollte ich nicht aufgeben. Ich würde sogar eine zusätzliche Hardware-Lösung akzeptieren, um das Thema endlich zu lösen. In meiner Verzweiflung rief ich Matthias Uhlig von Kids of All Ages an – wenn einer sich mit solchen Basteleien auskennt, dann er. Und in der Tat: er konnte das letzte Puzzle-Stück umdrehen: «Warum machst Du es nicht genau umgekehrt?» fragte er. «Schalt doch den Slider-Controller in den Slave-Modus, und trigger den über den Blitz-Synchron-Anschluss der Kamera». Dann kannst Du die Auslösung mit qDslrDashboard machen».
Genial! Wir nutzen den Interval-Auslöser von qDslrDashboard, der läuft mittlerweile auch sehr schön stabil. Dieser löst die Kamera aus und die Kamera gibt das Signal an den Motion-Controller. Dadurch brauchen wir keine zusätzliche Hardware, und haben noch nicht einmal ein zusätzliches Kabel herumhängen. Und als kleines Sahnehäubchen können wir dann sogar – auch mit dem Slider – das Intervall-Ramping nutzen, das es uns ermöglicht, zur Nacht hin bei Bedarf die Intervalle länger werden zu lassen.
Das normale Auslösekabel zur Kamera fällt weg, stattdessen kommt ein Synchronkabel dran. Lediglich bei der D750 braucht man noch einen Blitzschuhadapter, da sie keinen Synchronport hat. Netterweise sandte mir Mathias alles Nötige am nächsten Tag zu und ich konnte testen. Was soll ich sagen: Juhuu – es funktionierte!
Matthias hat einige dieser Kabel und Adapter bestellt und für Euch in seinem Shop auf Vorrat gelegt. Hier könnt ihr sie bestellen:
- Bundle (Sync-Kabel + Adapter), benötigt für Nikon D750
- Sync Kabel einzeln, benötigt für Kameras, die einen Blitz-Synchron-Anschluss haben (D810, D800, D4, D4s)
- Hot-Shoe Adapter einzeln
tldr; Zusammenfassung bis hierher
Mit den Nikon Kameras D750, D810, D800, D4 und D4s können wir nun automatisierte Übergänge vom Tag in die Nacht und umgekehrt aufnehmen und dabei mit Hilfe der Auto-Holy-Grail Funktion von qDslrDashboard und einem Android, iOS Smartphone oder Tablet eine echte 3‑Wege Steuerung (Belichtungszeit, ISO, Blende) realisieren, ohne dass Blendenflicker entsteht. Dazu nutzen wir die Tatsache, dass diese Kameras im Liveview nach dem Auslösen die Blende nicht wieder öffnen. Das ist der «Echte Heilige Gral» der Zeitraffer-Fotografie. Die Methode funktioniert auch in Verbindung mit einem Motion-Control-System, wie einem Slider oder Motorkopf, vorausgesetzt, dieser unterstützt einen «Slave»-Modus. Die verbreiteten Controller NMX, MX3 und EMotimo können das auf jeden Fall.
Und so geht’s
Grundlage ist nach wie vor das Vorgehen, dass ich hier erklärt habe und das auch in meinem EBook beschrieben ist.
Bitte stellt sicher, dass ihr die aktuellste Version von qDslrDashboard installiert habt; und zwar von hier. Bitte nutzt nicht mehr die alter DslrDashboard Version (ohne q)! Ihr braucht mindestens Version V0.2.6. Für die iOS Nutzer wird es ab Veröffentlichung dieses Artikels vermutlich noch ein paar Tage dauern, bis Apple das Update freigegeben hat.
Auf dem Stativ
Wenn die Kamera auf einem Stativ steht, dann baut ihr wie immer auf, lasst aber einfach das Auslösekabel weg. Die Auslösung erfolgt jetzt per qDslrDashboard.
Mit Motion Control
Wenn ihr einen Slider mit entsprechendem Controller benutzt, dann versetzt diesen in den Slave Modus (beim NMX z.B. durch dreimaliges Klicken des blauen Knopfes). Verbindet nun den Blitz-Sync-Port der Kamera oder, bei der D750 den Ausgang des Blitzschuh-Adapters, mit dem Sync-Eingang am Controller.
Am Tablet/Smartphone
Kamera per WLAN oder USB mit qDslrDashboard verbinden, in qDslrDashboard auf die LRTimelapse-Seite wechseln.
Hier gibt es unter «Settings» eine Einstellungs-Seite, die ihr aufruft.
Hier könnt ihr nun «Use Aperture ramping» aktivieren, diese fügt dann auf der LRTimelapse Seite +/- Knöpfe für die Blende hinzu und benutzt die Blende dann mit für das Ramping. Über den LV Knopf, könnt ihr hier die Kamera in den Live-View Modus versetzen.
Nach dem Schließen des Dialog kommt ihr wieder auf die LRT-Seite in qDslrDashboard.
Hier stellt ihr nun, wie gewohnt, ein, ob Sonnenauf- oder ‑untergang (Sunset/Sunrise) und die Grenzwerte, in denen beim Ramping die Belichtungszeit, ISO und nun auch die Blende eingestellt werden sollen. Das geschieht über Slowest Shutter Speed, Max/Min ISO und Wide/Small Aperture. Im folgenden gehe ich darauf ein, wie ich es einstelle.
Meine Einstellungen
Ich stelle die Kamera zum Start so ein, dass ich ein ausgewogen belichtetes Bild (Histogramm!) habe, bei möglichst langen Zeiten (180° Regel), möglichst niedriger ISO und entsprechender Blende. Je nachdem, wie dunkel es noch/schon ist, können die Einstellungen variieren.
1. Beim Sonnenuntergang |
2. Beim Sonnenaufgang |
|
Slowest Shutter Speed | ca. zwei Sekunden weniger, als das Intervall – in der Zeit muss die Kamera die JPG Vorschau an das Tablet übermitteln und das Tablet die Kamera steuern können. Also, die «Schwarzzeit» zwischen Slowest Shutter und Intervall darf nicht zu kurz sein! | irrelevant, da die Zeiten ja immer kürzer werden. |
Max ISO | die Höchste ISO, bis zu der die Kamera hochregeln soll, 3200 ist ein guter Wert, ihr könnt ihn aber auch – nach Bedarf – höher einstellen. | irrelevant, da die ISO ja nur runtergeregelt wird. |
Min ISO | irrelevant, da die ISO ja nur hoch geregelt wird. | die niedrigste ISO, bis zu der die Kamera gehen soll. Ich stelle hier auch gerne ISO 50 oder bei der D810 ISO 32 ein. |
Wide Aperture | die größte Blende (offen) – wie weit soll die Kamera die Blende maximal öffnen. | irrelevant, da die Blende beim Sonnenaufgang ja nur geschlossen wird. |
Small Aperture | irrelevant, da die Blende beim Sonnenuntergang ja nur geöffnet wird. | die kleinste Blendenöffnung, die die Kamera beim Ramping ansteuern soll. |
qDDB wird die Belichtungszeit erhöhen, bis der Wert von Slowest-Shutter erreicht ist. | qDDB wird die ISO verringern, bis Min-ISO erreicht ist. | |
Danach wird die Blende sukzessive geöffnet, bis der Wert von Wide-Aperture erreicht ist. | Danach wird die Blende sukzessive geschlossen, bis der Wert von Small-Aperture erreicht ist. | |
Zu guter Letzt wird die ISO erhöht, maximal bis Max-ISO. | Zu guter Letzt wird die Belichtungszeit dann kürzer. |
Das klingt jetzt vielleicht komplizierter als es ist. Im Endeffekt stellt ihr einfach die Kamera initial so ein, dass ihr eine schöne, lange Belichtungszeit bekommt und den Rest macht qDslrDashboard dann alleine nach den Vorgaben, die ich mir überlegt und Zoltan hinterlegt hat.
Bitte achtet zwischendurch während der Aufnahme darauf, dass die Helligkeit der Vorschau und das Histogramm nach wie vor passen. Werden die Vorschauen zu hell, regelt einfach den Referenzwert durch Klick auf «-» neben «Set Reference now» etwas runter, wenn die Vorschauen zu dunkel werden, regelt den Referenzwert hoch. Diese Eingreifmöglichkeit ist unglaublich wertvoll, da sie es ermöglicht, den tatsächlichen Helligkeits-Begebenheiten zu folgen. In der Stadt ist der Helligkeitsverlauf z.B. ein völlig anderer, als irgendwo in der Natur ohne Kunstlicht.
Fazit
Das ist der «echte» Heilige Gral: eine flickerfreie, vollautomatische Steuerung von Belichtungzeit, ISO und Blende mit manueller Eingreifmöglichkeit. Voraussetzung dafür ist eine Kamera, die es ermöglicht, Intervallaufnahmen zu machen, ohne zwischen den Aufnahmen die Blende auf und zu
zu machen. Derzeit funktioniert das über den Umweg Liveview bei den «großen» Nikons. Leider funktioniert es nicht bei Canon, zumindest nicht bei meiner 6D. Vielleicht könnten die Jungs von Magic Lantern hier etwas umsetzen, bisher bin ich noch nicht dazu gekommen, mich damit zu beschäftigen. Probiert es mit Euren Kameras einfach selbst mal aus. Blendet sie ab und schaut von vorne ins Objektiv, während qDslrDashboard die Kamera im Intervall auslöst. Dann seht ihr ja, was die Blende macht. Solltet ihr einen Weg finden, Eure Kamera auszulösen, ohne dass sich die Blende bewegt, lasst es mich bitte in den Kommentaren wissen!
Mit der hier vorgestellten Technik können nun auch über die gesamte Zeit eines Tag- zu Nacht und Nacht- zu Tag-Übergangs verhältnismäßig lange Belichtungszeiten verwendet werden. Dies, und zusätzlich die Verwendung der Funktion «LRT Plus Bewegungsunschärfe» in LRTimelapse führt zu extrem ruhigen und sehr ansehnlichen, technisch perfekten Zeitraffern.
Wie ihr die durch die Kamera-Nachstellung entstandenen Belichtungssprünge mit Hilfe von LRTimelapse angleicht, die weiteren Bearbeitungen macht und das Video ausgebt, habe ich ausführlich hier erklärt.
Als Grundlage empfehle ich Euch auf jeden Fall mein EBook – das legt den Grundstein im Verständnis für all das, was ich Euch hier erklärt habe.
Übrigens: Ihr könnt das Ramping aller drei Parameter mit den genannten Kameras natürlich auch von Hand machen, wenn ihr qDslrDashboard nicht einsetzen wollt. Allerdings ist bleibt dann das Liveview «hell» bei den Aufnahmen. Aber sein wir ehrlich – wer will denn noch während der Aufnahme manuell an der Kamera rumfummeln seid es qDslrDashboard und den «Auto Holy Grail» gibt… :-)
Ich bin unglaublich glücklich mit dieser Lösung, die für mich einen weiteren, ganz großen, Meilenstein darstellt, auf dem Weg, zum perfekten Zeitraffer. Gerne würde ich diese Lösung auch mit anderen Kameras umgesetzt sehen, aber hier hängt es wirklich von den Kamera-Herstellern ab!
Wer professionell Zeitraffer aufnehmen möchte und keine der genannten Kameras besitzt, dem möchte ich an dieser Stelle die Anschaffung einer D750 an Herz legen. Mit der hier vorgestellten Technik, dem eingebauten WLAN, den fantastischen Sensor und den Klapp-Display ist sie derzeit die perfekte Zeitraffer-Kamera. Und ganz nebenbei auch noch eine der besten Foto-Kameras… :-)
Lasst Euch aber bitte nicht entmutigen, wenn ihr keine der unterstützten Kameras habt: bis zum heutigen Tag habe ich fast alle meiner Zeitraffer ohne diese neue «Real-Holy-Grail»-Technik aufgenommen. Das geht auch! ;-) In dem Fall arbeitet ihr eben mit dem 2‑Wege-Ramping und stellt entweder die Offenblende ein oder ihr sorgt dafür, dass die Blende anderweitig fest stehen bleibt, wie oben beschrieben.
Viel Spaß beim Ausprobieren!
Für Fragen stehe ich Euch wie immer gerne in den Kommentaren zur Verfügung, bin aber die nächsten 3 Wochen wieder im Altiplano unterwegs, daher kann es mit meinen Antworten etwas dauern…
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Alle Inhalte © Gunther Wegner
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