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Fleisch – oder: warum mir die Lust darauf vergangen ist.

Heu­te möch­te ich die Gele­gen­heit ergrei­fen, eine Spe­zi­al-Aus­ga­be zu machen zum The­ma Vege­ta­ris­mus und Tier­schutz. Bit­te klickt jetzt nicht gleich wei­ter, auch wenn ihr glau­ben soll­tet, dass Euch das nicht inter­es­siert, son­dern schaut Euch die Links und Vide­os erst­mal an, bevor Ihr Eure Schlüs­se zieht. 

Auch ich bin vor eini­gen Jah­ren noch über­zeug­ter, viel­leicht sogar lei­den­schaft­li­cher Fleisch­esser gewe­sen. Mitt­ler­wei­le kommt es aller­dings nur noch sehr sel­ten vor, und wenn, dann wenig und aus­ge­such­tes Fleisch vom Biobauern.

Persönlich

Noch vor ein paar Jah­ren hät­te ich mir gar nicht vor­stel­len kön­nen, mich vege­ta­risch zu ernäh­ren. Ich dach­te, es wäre mit gro­ßem Ver­zicht ver­bun­den und sah auch kei­ne ree­len Alter­na­ti­ven. Es hat mich dann unwahr­schein­lich über­rascht, wie wenig es mir im All­tag dann wirk­lich aus­ma­chen würde.

Wie kam es zu dem Sin­nes­wan­del? Nun: Aus­lö­ser dafür war bei mir vor allem die Erkennt­nis, unter wel­chen Bedin­gun­gen das Fleisch, dass auf mei­nem Tel­ler zu lie­gen kommt, pro­du­ziert wird. Die Ein­sicht kam vor allem durch einen sehr ein­drück­li­chen Film, der mir nach­hal­tig die Augen geöff­net und den Appe­tit auf Fleisch gründ­lich ver­dor­ben hat.

Tiger Heron – Nacktkehlreiher

Wei­ter­hin wäre es doch eine unglaub­li­che Dop­pel­mo­ral, wenn ich einer­seits als lei­den­schaft­li­cher Tier­fo­to­graf und Tier­lieb­ha­ber mich über jeden Affen, jedes Faul­tier, jeden Rei­her und jeden Ein­sied­ler­krebs freu­en wür­de, den ich foto­gra­fie­ren kann, und auf der ande­ren Sei­te tag­täg­lich dafür ver­ant­wort­lich wäre, dass Tie­re für mich getö­tet wer­den – fin­det ihr nicht?

[Update, Okto­ber 2010: Da ich Fleisch, wenn über­haupt, nur noch beim Bio-Bau­ern kau­fe, gibt es den «Greif­re­flex» im Super­markt bei mir nicht mehr. Den bewuss­ten Weg zum Bau­ern anzu­tre­ten bedeu­tet dann aber auch, extra da hin zu fah­ren, und sich dadurch für den Tod eines Tie­res bewusst ver­ant­wort­lich zu machen. Vor die­se Ent­schei­dung gestellt, fällt es mir so leicht wie nie zuvor, Nein zu sagen. Tja, was soll ich sagen: ich war seit dem Schrei­ben die­ses Arti­kels nicht ein ein­zi­ges Mal beim Bio-Bau­ern, um Fleisch zu kau­fen. Und ich habe nicht den Ein­druck auf irgend­et­was für mich wich­ti­ges zu verzichten.]

So soll­ten Tie­re leben. Die Rea­li­tät sieht lei­der anders aus.

Medial

Es freut mich jeden­falls sehr, dass die­se Tage durch das viel beach­te­te Buch Eating Ani­mals von Jona­than Safran Foer, wel­ches gera­de auf Deutsch her­aus kommt (hier eine sehr gute Rezen­si­on) und hier­zu­lan­de schlicht und ergrei­fend Tie­re essen heißt, dem The­ma eine Men­ge media­ler Auf­merk­sam­keit zukommt.

Im Zusam­men­hang damit sind vie­le Arti­kel und Bei­trä­ge erschie­nen, die alle­samt zu dem Schluss kom­men, dass man heut­zu­ta­ge als den­ken­der und zivi­li­sier­ter Mensch die bar­ba­ri­sche Mas­sen­tier­hal­tung, wie sie hin­ter ver­schlos­se­nen und gut von der Öffent­lich­keit abge­schot­te­ten Schlacht­haus­tü­ren tag­täg­lich zig­tau­send­fach geschieht, nicht durch unser Kon­sum­ver­hal­ten unter­stüt­zen kön­nen und dürfen.

Wir müs­sen damit auf­hö­ren, die Augen vor dem zu ver­schlie­ßen, was in unse­rem Auf­trag pas­siert. Denn genau das ist es: der Kauf tie­ri­scher Pro­duk­te ist unser Auf­trag an die ent­spre­chen­de Indus­trie! Und die­se Indus­trie tut Din­ge, die wir ganz sicher­lich alle nicht gut hei­ßen wür­den, wenn wir von ihnen wüssten.

Ein Weg

Ich bit­te Euch daher heu­te, mir auf die Rei­se durch eini­ge Arti­kel und Vide­os zu die­sem The­ma zu fol­gen. Danach müsst Ihr für Euch selbst ent­schei­den, wel­che Schlüs­se Ihr dar­aus zieht. Ich hal­te es da wie Herr Foer: selbst wenn die Mensch­heit nur jeden zwei­ten Tag Fleisch essen wür­de, ja selbst wenn nur ein Tag die Woche kein Fleisch geges­sen wür­de, wäre das schon ein Anfang und ein gro­ßer Schritt in die rich­ti­ge Richtung.

Ich habe damit ange­fan­gen, kein Fleisch mehr in zube­rei­te­ten Pro­duk­ten, kein Fleisch in Mari­na­de, kei­ne Wurst, kein Fleisch in der Kan­ti­ne etc. zu essen. Kein Fleisch, bei dem ich nicht weiß, wo es herkommt.

War­um? – Ach­tet bei die­sen Pro­duk­ten wirk­lich ein­mal auf den Geschmack. Was schmeckt ihr? Ist es wirk­lich das Fleisch? Oder ist es die Mari­na­de, die alles über­tüncht? Sind es die Gewür­ze? Habt ihr Euch mal gefragt, war­um fast alles heu­te irgend­wie ein­ge­legt oder zube­rei­tet ist? Kauft mal solch ein­ge­leg­tes, mari­nier­tes Grill­fleisch und wascht die Mari­na­de ab. Dann bra­tet es in der Pfan­ne. Ich kann Euch ver­spre­chen, das ist heilsam.

Ich will mit die­sem Arti­kel kei­nen bekeh­ren, kom­plett auf Fleisch zu ver­zich­ten. Aber wenn ihr Fleisch kauft, dann wäre mein Appell: kauft es bit­te bewusst. Und esst es bewusst. Kauft es unein­ge­legt. Kauft es unver­packt an der Fleisch­the­ke, am bes­ten beim Bio-Bau­ern. Fragt, wo es her kommt. Macht den Geschmacks­test. Ver­gleicht ger­ne auch ein­mal mit dem bil­li­gen Fleisch. Tes­tet ohne Mari­na­de, ohne Ket­chup nur mit etwas Salz. Wie sieht es aus? Wie riecht es? Wie schmeckt es?

Artikel und Videos

Dies sind nur eini­ge Bei­spie­le für das, was tag­täg­lich im Auf­trag der Kon­su­men­ten – in unse­rem Auf­trag – pas­siert. Ich möch­te Euch jetzt erst­mal wei­te­re Vide­os erspa­ren, wer dar­über hin­aus gehen­de Infos möch­te, wird im Netz schnell fün­dig. Wenn er nur danach sucht.
Die Sei­ten von PETA oder der Albert Schweit­zer Stif­tung sind gute Ausgangspunkte.

Earthlings

Viel­leicht wollt ihr noch wis­sen, wel­ches Video es war, das mir damals die Augen geöff­net hat.

Es war der Film Earth­lings von Shaun Monson.

«Earth­lings» ist eine Doku­men­ta­ti­on in Spiel­film­län­ge über die abso­lu­te Abhän­gig­keit der Mensch­heit von Tie­ren (als Haus­tie­re, Nah­rung, Klei­dung, zur Unter­hal­tung und in der wis­sen­schaft­li­chen For­schung), ver­an­schau­licht aber auch unse­re Gering­schät­zung gegen­über die­sen sog. «nicht-mensch­li­chen Ver­sor­gern». Der Film bie­tet detail­lier­te Ein­bli­cke in Tier­hand­lun­gen, Wel­pen-Fabri­ken und Tier­hei­me sowie Mas­sen­tier­hal­tun­gen, den Leder- und Pelz­han­del, die Sport- und Unter­hal­tungs­in­dus­trie und schließ­lich den medi­zi­ni­schen und wis­sen­schaft­li­chen Beruf.

Ein Wort der War­nung. Die­ser Film geht über 90 Minu­ten und ist defi­ni­tiv nichts für «zwi­schen­durch». Er zeigt wirk­lich deut­li­che und abso­lut erschre­cken­de Bil­der von Hand­lun­gen, die ich Men­schen nie­mals zuge­traut hät­te. Auf der ande­ren Sei­te sind wir es als Kon­su­men­ten, die dafür mit­ver­ant­wort­lich sind, dass sol­che Din­ge gesche­hen. Daher fin­de ich, dür­fen wir auch die Augen davor nicht län­ger verschließen.

Die eng­li­sche Fas­sung könnt ihr Euch (auch mit deut­schen Unter­ti­teln) bei veg​.tv herunterladen.
Die deut­sche Fas­sung fin­det ihr bei sevenload.

Danke!

Ich weiß, es ist eine Men­ge, was ich Euch heu­te mit­ge­be. Aber es war mir schon län­ger ein Bedürf­nis, das ein­mal auf­zu­schrei­ben und so dar­auf auf­merk­sam zu machen.

Dan­ke, wenn ihr mit­ge­gan­gen seid, Euch die Infos durch­ge­le­sen habt und die Vide­os geschaut habt. Ger­ne kön­nen wir im Kom­men­tar­be­reich dar­über dis­ku­tie­ren. Ich freue mich, von Euch Eure Mei­nung zu dem The­ma zu hören..

Wenn Ihr mehr zu der The­ma­tik erfah­ren wollt, könnt ihr das Buch Tie­re Essen direkt von hier aus bei Ama­zon bestellen.

 

 

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