Heute geht es nach Maún, um die letzten Vorbereitungen zu treffen, bevor wir für über eine Woche jegliche Zivilisation verlassen.
Komisch, heute morgen fährt sich die Sandpiste durch den Nxai-Nationalpark deutlich entspannter, als noch vorgestern Abend. Entweder ich habe jetzt schon mehr Übung im Tiefsand-Fahren oder ich war neulich Abend einfach schon zu müde und verspannt von der langen Fahrt – wahrscheinlich beides.
Da wir recht früh unterwegs sind, sehen wir auf dem Weg immer wieder Spuren, vor allem von Elefanten. Um mal einen Größenvergleich herzustellen haben wir kurzerhand unseren Fußabdruck daneben gesetzt ;)
Nach ca. 3 Stunden Fahrt erreichen wir Maun. Die kleine Stadt ist der Dreh- und Angelpunkt für alle Besucher des Okavango-Deltas und der nördlichen Nationalparks. Hier haben wir einige Erledigungen zu machen, bevor es dann für ungefähr eine Woche in die absolute Wildnis geht, ohne weitere Versorgungsmöglichkeit.
Als erstes brauchen wir Permits für die weiteren Nationalparks, die man gesammelt hier in Maun erhält. Wir benötigen sie für alle kommenden Stationen im Moremi und Chobe Nationalpark. Es war uns nicht möglich, die Genehmigungen im Vorfeld, von Deutschland aus zu organisieren, so blieb die Spannung, ob das alles hier, wie gewünscht, klappen würde.
Die Permits müssen nämlich Tagesgenau im Voraus für alle Parks, die man während der Reise besuchen möchte gekauft werden. Diese allerdings, bekommt man auch nur, wenn man im Vorfeld für alle Übernachtungen ob in Lodges oder wie in unserem Fall in Camps schon gebucht (und bezahlt) hat. Ohne die Permits und die Camp-Reservierung kommt man sonst nicht in die Parks rein, das hieße man steht dann irgendwo in der Wildnis und wird von den Rangern abgewiesen. Der ganze logistische Aufwand für die Durchführung einer Botswana Reise ist nicht zu unterschätzen.
Wir fahren also zum Wildlife-Reserve-Center, das glücklicherweise ausgeschildert ist und kaufen die entsprechenden Permits. Zum Glück kann uns die Angestellte dort sehr genau sagen, für welche Tage und Abschnitte wir Permits benötigen und für welche nicht. Wir können nur hoffen, dass sie alles richtig ausgefüllt hat. Mit deutlich leichterem Portemonnaie fahren wir nun in die Stadt rein.
Als nächstes müssen wir nämlich jetzt tanken. Der Hilux hat zwei Tanks e zu jeweils 80 Litern eingebaut – denke ich zumindest. Zusätzlich befinden sich noch zwei Reservekanister auf dem Dach. Ich persönlich bin ja der Meinung, dass die 160 Liter ausreichen sollten. Diana geht da eher gerne auf Nummer sicher: “Die haben uns doch extra noch zwei Kanister mitgegeben für diese Tour, bestimmt brauchen wir die und was ist, wenn wir im nirgendwo liegen bleiben, weil der Sprit alle ist?“
Also bitte ich den netten Tankwart (hier wird einem der Wagen noch vollgetankt) auch die Kanister zu befüllen. Dazu hole ich sie von Dach und warte, bis die Haupttanks voll sind. Und das dauert.
Das Tanken ist in Botswana nämlich eine sehr zeitraubende Angelegenheit. Die Zapfrüssel haben offenbar keine automatischen Endabschaltung und so tanken die Kollegen immer nur tröpfchenweise rein. Ich versuche das ganze etwas zu beschleunigen, in dem ich ungefähr abschätze, was wir gefahren sind seit dem letzten Tankstopp (ca. 450 KM) und was wir verbraucht haben könnten auf den Sandpisten (auf Straße mit 2x4 nimmt der Hilux etwas mehr als 10 Liter Diesel, im Sand und mit 4x4 natürlich einiges mehr) – also müssten mal locker 60–70 Liter im Schuss reingehen, bevor er sich Sorgen machen muss. Ich sage ihm das, aber er lässt sich nicht beeindrucken, sondern macht mit seiner tank – click – tank – Orgie weiter. Am Ende wird es dann noch einmal richtig langsam. Aber irgendwann, nach einer gefühlten halben Stunde sind die Tanks dann randvoll und es kann mit den Reservekanistern weitergehen.
Der Erste Kanister dauert dann auch mal geschlagene 15 Minuten – ich werde nervös – wir haben noch so viel zu erledigen. Der Kanister hat 20 Liter Fassungsvermögen. Was spricht dagegen, erstmal 15 Liter rein zufüllen und dann mit click – click anzufangen. Aber nein… Ihr könnt es Euch sicherlich vorstellen. Als der Kanister endlich voll ist, mache ich ihn zu und will die Zeit nutzen, die der Kollege nun sicherlich auch für den zweiten Kanister benötigen wird, um den ersten schon mal aufs Auto zu schnallen.
Als ich ihn schwungvoll hochhieve, kommt mir die Plörre entgegen. So ein Mist. Die Dichtung des Verschlusses scheint dahin. Ich weise den Kollegen an, sofort mit dem betanken des zweiten Kanisters aufzuhören, aber da ist dank Click – Click noch nicht viel drin.
Tja – was nun. Das Gummi ist hin. Aber ich habe eine Idee. Ich nehme mein Messer, heble die Dichtung des anderen Kanisters raus und tausche sie mit der Defekten aus. Kanister zu, Kipp-Test – leider erfolglos. Schade, auch diese Dichtung ist porös. Offenbar sind wir (also Diana) die ersten, die sich seit langer Zeit Sorgen machen, mit dem Doppeltank nicht über die Strecke zu kommen… ;-) Also Plan B.
Ich beschließe, den ersten Kanister zur Hälfte in den zweiten zu füllen, dann sind beide nur halbvoll und schwappen nicht so doll. Wenn sie oben auf dem Dach befestigt sind, sind die Einfüllstutzen oben. Gesagt, getan. Der halbe Inhalt wird umgekippt. Aus einer Plastiktüte bastele ich Behelfsdichtungen, großes Vertrauen bringe ich ihnen allerdings nicht entgegen. Jetzt haben wir also zwei undichte Kanister auf dem Auto. Die müssen wir jedenfalls schnellstmöglich vertanken.
Auf dem Weg zum bezahlen zeigt mir der Kollege Tankwart mehrfach demonstrativ seine mit Diesel beschmutzen Hände und macht ein überaus leidendes Gesicht. Jetzt wird mir auch klar, was die lange Tank-Prozedur soll. Je mehr „Mühe“ er sich beim Tanken gibt, um so höher muss doch logischerweise auch das Trinkgeld ausfallen! Hätte er das mal gleich gesagt – ich hätte ihn fürstlich entlohnt und wir wären jetzt schon in Savuti! ;-)
Okay – Tanken – erledigt. Neben der Tankstelle ist gleich ein Markt, dort kaufen wir noch ein bisschen was ein, vor allem Wasser – ansonsten haben wir in Johannesburg ja schon gut vorgesorgt. Ach ja – und natürlich – endlich – auch eine Palette echtes Bier. Von dem Cider sind mittlerweile nur noch einige wenige Dosen übrig. Diesmal prüfe ich den Aufdruck dreimal – nicht dass ich wieder irgendeinen Bier-Ersatz-Stoff kaufe!
Nun wollen wir noch versuchen, einen Flug über das Okavango Delta zu bekommen für heute, am späten Nachmittag. Wir erhoffen uns, dadurch tolle Luftaufnahmen von dieser einzigartigen Landschaft machen zu können.
Schnell finden wir heraus, dass es die «Scenic-Flights» direkt am Flughafen gibt. Mir fällt in diesem touristischen Drehkreuz «Maun» auf, wie groß doch der Unterschied zwischen Afrika und z.B. Südamerika ist. In einer vergleichbaren südamerikanischen Stadt würde man hier schon von «Headhuntern» belagert, die einem Flüge und Exkursionen andrehen wollten. Hier: nichts. Wir gehen direkt in den Flughafen, sprechen mit einer Dame und vereinbaren einen einstündigen Flug für heute Nachmittag um 16:30. Nur unseren Namen will sie wissen, keine Anzahlung, keine Ausweise, nichts. Super – da freue ich mich drauf. Diana wird jetzt wohl erst so richtig bewusst, worauf sie sich eingelassen hat – sie fliegt nicht gerne und schon gar nicht mit so kleinen Maschinen.
Wir haben soweit alles Organisatorische erledigt, was wir für heute auf dem Zettel hatten und so fahren wir zu unserem heutigen Camp, dem Audi-Camp etwas außerhalb von Maun. Das Camp liegt ganz nett an einem Flüsschen und bietet neben Stellplätzen auch einige Chalets, die uns aber nicht weiter interessieren. Wir setzen uns an den «Pool», einen kleinen Swimmingpool, um den sogar einige Liegen drumherum stehen, um der größten Hitze zu entkommen. Um 16:00 fahren wir dann los, Dianas Flugangst kommt jetzt immer stärker durch, sie nimmt eine Reisetablette und wir halten noch einmal an der Shell-Tankstelle, dort gibt es die Shell-Maps für Botswana. Das sind regionale Karten, für die Nationalparks Moremi und Chobe. Bisher sind wir mit unserem GPS und den Tracks4Africa Karten hervorragend gefahren, aber man weiß ja nie…
Weiter geht’s:
Afrika Hautnah – Folge 11 – Rundflug über das Okavango-Delta
Am heutigen Nachmittag erleben wir einen beeindruckenden Rundflug über das gewaltige und atemberaubende Okavango-Delta. Endlich geht es los und wir können das einmalige Okavango-Delta, welches wir schon so oft in Naturdokumentationen bestaunen konnten, mit eigenen Augen und Sinnen erleben. Am Flughafen in Maún werden wir von einem Angestellten in Empfang genommen, er fragt uns, ob […]
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