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Afrika Hautnah – Folge 10 – Vorbereitungen für die Wildnis in Maun

Heu­te geht es nach Maún, um die letz­ten Vor­be­rei­tun­gen zu tref­fen, bevor wir für über eine Woche jeg­li­che Zivi­li­sa­ti­on verlassen.
Komisch, heu­te mor­gen fährt sich die Sand­pis­te durch den Nxai-Natio­nal­park deut­lich ent­spann­ter, als noch vor­ges­tern Abend. Ent­we­der ich habe jetzt schon mehr Übung im Tiefsand-Fah­ren oder ich war neu­lich Abend ein­fach schon zu müde und ver­spannt von der lan­gen Fahrt – wahr­schein­lich beides.

Da wir recht früh unter­wegs sind, sehen wir auf dem Weg immer wie­der Spu­ren, vor allem von Ele­fan­ten. Um mal einen Grö­ßen­ver­gleich her­zu­stel­len haben wir kur­zer­hand unse­ren Fuß­ab­druck dane­ben gesetzt ;)

Ele­fan­ten vs. Men­schen Fußspuren

Nach ca. 3 Stun­den Fahrt errei­chen wir Maun. Die klei­ne Stadt ist der Dreh- und Angel­punkt für alle Besu­cher des Oka­van­go-Del­tas und der nörd­li­chen Natio­nal­parks. Hier haben wir eini­ge Erle­di­gun­gen zu machen, bevor es dann für unge­fähr eine Woche in die abso­lu­te Wild­nis geht, ohne wei­te­re Versorgungsmöglichkeit.

Als ers­tes brau­chen wir Per­mits für die wei­te­ren Natio­nal­parks, die man gesam­melt hier in Maun erhält. Wir benö­ti­gen sie für alle kom­men­den Sta­tio­nen im More­mi und Cho­be Natio­nal­park. Es war uns nicht mög­lich, die Geneh­mi­gun­gen im Vor­feld, von Deutsch­land aus zu orga­ni­sie­ren, so blieb die Span­nung, ob das alles hier, wie gewünscht, klap­pen würde.

Die Per­mits müs­sen näm­lich Tages­ge­nau im Vor­aus für alle Parks, die man wäh­rend der Rei­se besu­chen möch­te gekauft wer­den. Die­se aller­dings, bekommt man auch nur, wenn man im Vor­feld für alle Über­nach­tun­gen ob in Lodges oder wie in unse­rem Fall in Camps schon gebucht (und bezahlt) hat. Ohne die Per­mits und die Camp-Reser­vie­rung kommt man sonst nicht in die Parks rein, das hie­ße man steht dann irgend­wo in der Wild­nis und wird von den Ran­gern abge­wie­sen. Der gan­ze logis­ti­sche Auf­wand für die Durch­füh­rung einer Bots­wa­na Rei­se ist nicht zu unterschätzen.

Wir fah­ren also zum Wild­life-Reser­ve-Cen­ter, das glück­li­cher­wei­se aus­ge­schil­dert ist und kau­fen die ent­spre­chen­den Per­mits. Zum Glück kann uns die Ange­stell­te dort sehr genau sagen, für wel­che Tage und Abschnit­te wir Per­mits benö­ti­gen und für wel­che nicht. Wir kön­nen nur hof­fen, dass sie alles rich­tig aus­ge­füllt hat. Mit deut­lich leich­te­rem Porte­mon­naie fah­ren wir nun in die Stadt rein.

Als nächs­tes müs­sen wir näm­lich jetzt tan­ken. Der Hilux hat zwei Tanks e zu jeweils 80 Litern ein­ge­baut – den­ke ich zumin­dest. Zusätz­lich befin­den sich noch zwei Reser­ve­ka­nis­ter auf dem Dach. Ich per­sön­lich bin ja der Mei­nung, dass die 160 Liter aus­rei­chen soll­ten. Dia­na geht da eher ger­ne auf Num­mer sicher: “Die haben uns doch extra noch zwei Kanis­ter mit­ge­ge­ben für die­se Tour, bestimmt brau­chen wir die und was ist, wenn wir im nir­gend­wo lie­gen blei­ben, weil der Sprit alle ist?“

Also bit­te ich den net­ten Tank­wart (hier wird einem der Wagen noch voll­ge­tankt) auch die Kanis­ter zu befül­len. Dazu hole ich sie von Dach und war­te, bis die Haupt­tanks voll sind. Und das dauert.

Das Tan­ken ist in Bots­wa­na näm­lich eine sehr zeit­rau­ben­de Ange­le­gen­heit. Die Zapf­rüs­sel haben offen­bar kei­ne auto­ma­ti­schen End­ab­schal­tung und so tan­ken die Kol­le­gen immer nur tröpf­chen­wei­se rein. Ich ver­su­che das gan­ze etwas zu beschleu­ni­gen, in dem ich unge­fähr abschät­ze, was wir gefah­ren sind seit dem letz­ten Tank­stopp (ca. 450 KM) und was wir ver­braucht haben könn­ten auf den Sand­pis­ten (auf Stra­ße mit 2x4 nimmt der Hilux etwas mehr als 10 Liter Die­sel, im Sand und mit 4x4 natür­lich eini­ges mehr) – also müss­ten mal locker 60–70 Liter im Schuss rein­ge­hen, bevor er sich Sor­gen machen muss. Ich sage ihm das, aber er lässt sich nicht beein­dru­cken, son­dern macht mit sei­ner tank – click – tank – Orgie wei­ter. Am Ende wird es dann noch ein­mal rich­tig lang­sam. Aber irgend­wann, nach einer gefühl­ten hal­ben Stun­de sind die Tanks dann rand­voll und es kann mit den Reser­ve­ka­nis­tern weitergehen.

Der Ers­te Kanis­ter dau­ert dann auch mal geschla­ge­ne 15 Minu­ten – ich wer­de ner­vös – wir haben noch so viel zu erle­di­gen. Der Kanis­ter hat 20 Liter Fas­sungs­ver­mö­gen. Was spricht dage­gen, erst­mal 15 Liter rein zufül­len und dann mit click – click anzu­fan­gen. Aber nein… Ihr könnt es Euch sicher­lich vor­stel­len. Als der Kanis­ter end­lich voll ist, mache ich ihn zu und will die Zeit nut­zen, die der Kol­le­ge nun sicher­lich auch für den zwei­ten Kanis­ter benö­ti­gen wird, um den ers­ten schon mal aufs Auto zu schnallen.

Als ich ihn schwung­voll hoch­hie­ve, kommt mir die Plör­re ent­ge­gen. So ein Mist. Die Dich­tung des Ver­schlus­ses scheint dahin. Ich wei­se den Kol­le­gen an, sofort mit dem betan­ken des zwei­ten Kanis­ters auf­zu­hö­ren, aber da ist dank Click – Click noch nicht viel drin.

Tja – was nun. Das Gum­mi ist hin. Aber ich habe eine Idee. Ich neh­me mein Mes­ser, heb­le die Dich­tung des ande­ren Kanis­ters raus und tau­sche sie mit der Defek­ten aus. Kanis­ter zu, Kipp-Test – lei­der erfolg­los. Scha­de, auch die­se Dich­tung ist porös. Offen­bar sind wir (also Dia­na) die ers­ten, die sich seit lan­ger Zeit Sor­gen machen, mit dem Dop­pel­tank nicht über die Stre­cke zu kom­men… ;-) Also Plan B.

Ich beschlie­ße, den ers­ten Kanis­ter zur Hälf­te in den zwei­ten zu fül­len, dann sind bei­de nur halb­voll und schwap­pen nicht so doll. Wenn sie oben auf dem Dach befes­tigt sind, sind die Ein­füll­stut­zen oben. Gesagt, getan. Der hal­be Inhalt wird umge­kippt. Aus einer Plas­tik­tü­te bas­te­le ich Behelfs­dich­tun­gen, gro­ßes Ver­trau­en brin­ge ich ihnen aller­dings nicht ent­ge­gen. Jetzt haben wir also zwei undich­te Kanis­ter auf dem Auto. Die müs­sen wir jeden­falls schnellst­mög­lich vertanken.

Auf dem Weg zum bezah­len zeigt mir der Kol­le­ge Tank­wart mehr­fach demons­tra­tiv sei­ne mit Die­sel beschmut­zen Hän­de und macht ein über­aus lei­den­des Gesicht. Jetzt wird mir auch klar, was die lan­ge Tank-Pro­ze­dur soll. Je mehr „Mühe“ er sich beim Tan­ken gibt, um so höher muss doch logi­scher­wei­se auch das Trink­geld aus­fal­len! Hät­te er das mal gleich gesagt – ich hät­te ihn fürst­lich ent­lohnt und wir wären jetzt schon in Savuti! ;-)

Unser 4x4

Okay – Tan­ken – erle­digt. Neben der Tank­stel­le ist gleich ein Markt, dort kau­fen wir noch ein biss­chen was ein, vor allem Was­ser – ansons­ten haben wir in Johan­nes­burg ja schon gut vor­ge­sorgt. Ach ja – und natür­lich – end­lich – auch eine Palet­te ech­tes Bier. Von dem Cider sind mitt­ler­wei­le nur noch eini­ge weni­ge Dosen übrig. Dies­mal prü­fe ich den Auf­druck drei­mal – nicht dass ich wie­der irgend­ei­nen Bier-Ersatz-Stoff kaufe!

Nun wol­len wir noch ver­su­chen, einen Flug über das Oka­van­go Del­ta zu bekom­men für heu­te, am spä­ten Nach­mit­tag. Wir erhof­fen uns, dadurch tol­le Luft­auf­nah­men von die­ser ein­zig­ar­ti­gen Land­schaft machen zu können.

Schnell fin­den wir her­aus, dass es die «Scenic-Flights» direkt am Flug­ha­fen gibt. Mir fällt in die­sem tou­ris­ti­schen Dreh­kreuz «Maun» auf, wie groß doch der Unter­schied zwi­schen Afri­ka und z.B. Süd­ame­ri­ka ist. In einer ver­gleich­ba­ren süd­ame­ri­ka­ni­schen Stadt wür­de man hier schon von «Head­hun­tern» bela­gert, die einem Flü­ge und Exkur­sio­nen andre­hen woll­ten. Hier: nichts. Wir gehen direkt in den Flug­ha­fen, spre­chen mit einer Dame und ver­ein­ba­ren einen ein­stün­di­gen Flug für heu­te Nach­mit­tag um 16:30. Nur unse­ren Namen will sie wis­sen, kei­ne Anzah­lung, kei­ne Aus­wei­se, nichts. Super – da freue ich mich drauf. Dia­na wird jetzt wohl erst so rich­tig bewusst, wor­auf sie sich ein­ge­las­sen hat – sie fliegt nicht ger­ne und schon gar nicht mit so klei­nen Maschinen.

Wir haben soweit alles Orga­ni­sa­to­ri­sche erle­digt, was wir für heu­te auf dem Zet­tel hat­ten und so fah­ren wir zu unse­rem heu­ti­gen Camp, dem Audi-Camp etwas außer­halb von Maun. Das Camp liegt ganz nett an einem Flüss­chen und bie­tet neben Stell­plät­zen auch eini­ge Cha­lets, die uns aber nicht wei­ter inter­es­sie­ren. Wir set­zen uns an den «Pool», einen klei­nen Swim­ming­pool, um den sogar eini­ge Lie­gen drum­her­um ste­hen, um der größ­ten Hit­ze zu ent­kom­men. Um 16:00 fah­ren wir dann los, Dia­nas Flug­angst kommt jetzt immer stär­ker durch, sie nimmt eine Rei­se­ta­blet­te und wir hal­ten noch ein­mal an der Shell-Tank­stel­le, dort gibt es die Shell-Maps für Bots­wa­na. Das sind regio­na­le Kar­ten, für die Natio­nal­parks More­mi und Cho­be. Bis­her sind wir mit unse­rem GPS und den Tracks4Africa Kar­ten her­vor­ra­gend gefah­ren, aber man weiß ja nie…

Wei­ter geht’s:

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