Heute geht unsere Fahrt von Maún direkt weiter Richtung Norden, wo die asphaltierte Piste sehr bald wieder einer Schotterstraße weicht. Nun verlassen wir endgültig für fast eine Woche die Zivilisation. Auf dem Weg müssen wir immer wieder «Hindernissen» ausweichen, was uns aber hier überhaupt nicht stört, sondern eher ein Lächeln auf die Lippen zaubert. Die Esel machen ihrem störrischen Ruf alle Ehre und bleiben ganz entspannt auf der Straße stehen, egal ob Autos vorbeifahren oder nicht.
Weiter geht es auf immer kleineren und sandigeren Pisten bis zum Eingang des Moremi Nationalparks. Hier müssen wir unsere Permits und die Camp-Buchungen zeigen und uns in mehrere Listen eintragen. Bürokratie lässt sich auch in Afrika in ausreichendem Maße finden…
Der Wächter am Parkeingang macht uns nicht viel Hoffnung auf gute Befahrbarkeit der Pisten:
«die meisten Straßen sind überflutet, da kommt ihr keinesfalls mit eurem Auto durch.»
Und so streicht er auf unserer Shell Map (die er uns eigentlich zu gerne zum doppelten Preis, den wir gestern an der Tankstelle gezahlt haben, verkauft hätte) so gut wie jeden Weg durch und teilt uns mit, wir müssten auch morgen wieder zu ihm zurück kommen, um vom Nord-Westlich gelegenen Xakanaxa-Camp V‑förmig zum Nord-Östlich gelegenen North-Gate weiterfahren zu können.
Ein wenig desillusioniert uns das schon, hatten wir doch so gehofft, quer fahren zu können und noch ein paar Pirschfahrten in diesem berühmten und ‑tierreichen Gebiet unternehmen zu können.
Die Hinfahrt zu unserem ersten Camp (Xakanaxa) ist dann auch nicht sooo reizvoll, da hohes Buschwerk die Sichtbarkeit doch recht einschränkt. Wir freuen uns dann doch jedes mal sehr, wenn wir Tiere im Buschwerk oder sogar mitten auf der Straße sichten. Wir sehen sogar eine Herde Elefanten, die sich in einem Wasserloch erfrischen.
Nach weiteren zweieinhalb Stunden erreichen wir Xakanaxa und damit das nach Kubu-Island für uns bisher schönste Camp. Der Name Xakanaxa wird übrigens mit Klick-Lauten gesprochen, dies hatte uns schon der Guide am Eingang versucht beizubringen – aber für unsere europäischen Zungen ist es fast unmöglich, das hinzubekommen. Versucht einfach mal, jedes X mit einem Schnalz-Laut der Zunge zu ersetzen. Ich kann Euch versprechen, da kann man sich eine Zeilang mit beschäftigen, und seiner Mitfahrerin gehörig mit auf die Nerven gehen… ;-)
Auf dem «Camp» ist nichts los, wieder einmal sind wir die Einzigen. Wir stehen alleine inmitten der Natur. Unser Camp liegt unter mächtigen Bäumen aber doch mit freiem Blick nach Süden. Mit Blick über die von Papyrus überragte Lagune stellen wir malerisch unser Dachzelt auf. Diana sammelt Holz und wir organisieren noch eine abendliche Bootsfahrt mit einem Einheimischen, den wir ein oder zwei Kilometer weiter neben seinem Boot sitzend antreffen.
Nach dem wir uns eingerichtet haben, entspannen wir uns im Schatten des Baumes, als wir plötzlich Geraschel nicht weit von uns entfernt hören. Ein Elefant streift in unmittelbarer Nähe durch die Lagune und kommt direkt auf uns zu. Wieder einmal fühlen wir uns schutzlos und harren mit angehaltenem Atem, ob er abbiegen wird oder ob er die Lagune verlassen und zu unserem Camp kommen wird. Offenbar scheint er aber keine Lust auf Menschen zu haben, denn er biegt ab uns lässt uns in Ruhe. Wir sind jedenfalls sehr gespannt, wie viel «Elefanten-Verkehr» wir kommende Nacht um uns herum erleben werden…
Kurz vor Sonnenuntergang geht wir dann also auf Bootstour und der nette Guide fährt mit uns durch das Geflecht an Kanälen und Lagunen, die hier das nordöstliche Stück des Okavango-Deltas bilden. Tolle Spiegelungen erinnern ein wenig an das kleine Pantanal in der Chapada Diamantina in Brasilien. Afrika kennzeichnet natürlich ganz eindeutig, dass wir Flusspferde, Otter und eine Vielzahl von Wasservögeln sehen.
Nach der traumhaften Bootsfahrt fahren wir zurück zu unserem Lager, machen das Feuer an und «grillen» Toast mit Tomate, Käse, Oregano und Zwiebeln. Verdammt lecker schmeckt das vom offenen Feuer und steht einem Steak in keinster Weise nach.
Viele Touristen essen in Afrika Gnu‑, Antilopen- oder Straußenfleisch. Wir haben das nie verstanden. Wie kann man den ganzen Tag damit verbringen, diese Tiere zu suchen und zu fotografieren und sie dann abends essen. Ist das nicht zynisch und ignorant?
Kurz nach Anbruch der Dunkelheit sitzen wir dann schon unter der großartigen Milchstraße und hören die Geräusche der Tierwelt, die hier unmittelbar um uns herum ist. Viele Geräusche können wir nicht direkt einordnen oder sie werden von der Geräuschkulisse der Zikaden übertönt. Im Schein des Feuers fühlen wir uns sicher, nicht zuletzt, weil wir wissen, dass wir jederzeit ins Auto springen könnten… ;)
Die Nacht wird dann auch recht unruhig. Elefanten laufen des öfteren unmittelbar an unserem Auto vorbei. Trotz ihrer gewaltigen Größe und ihres Gewichtes sind sie sehr, sehr leise Läufer. Allerdings reißen sie zum Fressen kleinere Bäume um oder Äste ab und das ist definitiv ein Geräusch, das, wenn man sich noch nicht daran gewöhnt hat, ein wenig Angst einflößend ist. Vor allem, wenn es direkt neben dem Zelt passiert. Auch das Bewusstsein, dass hier weit und breit kein anderer Mensch ist, ist zum einen erhebend, zum anderen doch etwas beunruhigend (auch wenn wir ja eigentlich wissen, dass von den Elefanten keine Gefahr für uns ausgeht).
Immer wieder haben wir schon im Vorfeld der Reise von Freunden und Verwandte die Frage gehört:
«Und ihr schlaft wirklich nur in einem Zelt?»
Ja – schon – wir wussten ja im Vorfeld, das wir nicht die ersten sein würden, die so etwas machen und ein wenig Abenteuer gehört doch auch dazu… ;) Aber etwas spooky ist das schon – auf der anderen Seite war es uns natürlich wichtig, der Natur so nahe wie möglich zu sein – und wo könnte man das besser, als hier?
Natürlich sind wir schon froh, das sich unser Zelt auf dem Autodach befindet und nicht unmittelbar auf dem Boden steht. Auch wenn dies natürlich nie passieren würde, lässt sich der Gedanke, dass einer der Elefanten das Zelt auf dem Boden übersehen würde nicht ganz ausschalten…
Grundsätzlich gilt es folgende Regeln beim Zelten zu beachten (egal ob auf dem Boden oder auf einem Autodach):
- Stelle Dein Zelt oder Auto niemals auf einen ersichtlichen Elefantenpfad
- Schlafe niemals außerhalb des Zeltes, um zum Beispiel den Sternenhimmel zu bewundern;)
- Lass das Zelt niemals offen, besonders nicht Nachts
- Lass niemals Essen, vor allem keine Früchte – (Elefanten lieben Zitrusfrüchte!) im Zelt!
- Verhalte Dich ruhig
Trotz allem (wahrscheinlich in einem Anflug von wahnsinnigem Leichtsinn) habe ich bei beginnender Dunkelheit mein Zeitrafferequipment am Rand der Lagune aufgebaut und auf eine nachtfüllende Aufnahme eingestellt. Wenn da ein Elefant oder Nilpferd drüber läuft, dann war es das… Was die Versicherung wohl sagen würde?
Das Ergebnis seht ihr in African Skies… Ich denke, das Risiko hat sich gelohnt… Die in dieser Nacht aufgenommene Sequenz ist übrigens auch diejenige, die auf dem Startbildschirm von LRTimelapse zu sehen ist.
Nachdem wir und das Equipment die Nacht unbeschadet überlebt haben, stehen wir früh auf gönnen uns ein Frühstück und begutachten die frischen Elefantenspuren die wirklich sehr dicht am Auto und über unseren Platz führen…
Weiter lesen:
Afika Hautnah – Folge 13 – Fahrt zum Moremi North-Gate
Dass wir heute die ganze, verhältnismäßig langweilige, Strecke von gestern wieder zurück fahren sollen, nur weil der missmutige Park-Ranger das gesagt hat, lässt mir doch keine Ruhe. Daher frage ich morgens noch einmal am nördlichen Kontrollposten des Moremi Nationalparks, den wir ohnehin passieren müssen, ob denn eine Durchquerung des Parks von West nach Ost auch […]
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Alle Inhalte © Gunther Wegner
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