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Afrika Hautnah – Folge 2 – Tierbegegnungen im Pilanesberg Nationalpark

Der Pila­nes­berg Natio­nal­park in Süd­afri­ka ist für Rei­sen­de nach Bots­wa­na ein will­kom­me­ner Zwi­schen­stopp. Zwar gibt es hier noch nicht die Ruhe und Ein­sam­keit, die man sich von den wei­te­ren Sta­tio­nen der Rei­se erhofft, aber eine ers­te Begeg­nung mit Afri­kas Tier­welt ist garan­tiert und die Land­schaft ist sehr, sehr schön.

Ganz früh fah­ren wir also in den Park und ver­brin­gen die nächs­ten Stun­den damit, die klei­nen Schot­ter­pis­ten abzu­fah­ren. Am Ein­gang des Natio­nal­parks haben wir eine Kar­te des Gebiets erstan­den aber auch in unse­rem GPS ist jede noch so klei­ne Pis­te, dank des neus­ten Tracks for Afri­ca Kar­ten­ma­te­ri­als ver­zeich­net. Das GPS soll­te uns spä­ter noch lebens­wich­tig gute Diens­te leis­ten, hier im Natio­nal­park ist es allen­falls ganz ange­nehm, das Pis­ten­netz auf dem Dis­play zu sehen und direkt able­sen zu kön­nen, wo wir schon waren (die bereits gefah­re­ne Stre­cke wir ein­ge­färbt) und wo noch nicht.

Afri­ka pur

Die Land­schaft ist sehr schön und abso­lut „Afri­ka-Like“, eine super Ein­stim­mung. Sehr bald tref­fen wir auf die ers­ten Tie­re und schal­ten inner­lich in den „Safa­ri-Modus“. Es macht unheim­lich Spaß, links und rechts der Pis­ten die Gegend nach Tie­ren abzu­su­chen und sie zu fotografieren.

Um aus dem Auto her­aus bes­ser foto­gra­fie­ren zu kön­nen, habe ich mir einen spe­zi­el­len Boh­nen­sack besorgt, den man bei her­un­ter­ge­las­se­ner Schei­be in das offe­ne Auto­fens­ter legen kann. Das Teil sieht ein biss­chen aus wie eine abge­schnit­te­ne Jeans, die oben am Bund und an den Bei­nen zusam­men­ge­näht wur­de. Man „setzt“ ihn dann qua­si ritt­lings auf die her­ab­ge­las­se­ne Schei­be und legt die Kame­ra auf. Soweit die Theorie.

Dia­na mal wie­der – super Schuss!

Natür­lich nimmt man einen sol­chen Boh­nen­sack nicht voll mit, son­dern trans­por­tiert ihn in lee­rem Zustand, um ihn dann vor Ort zu befül­len. Damit hat­te ich aller­dings ein Pro­blem, genau­er gesagt: zwei Probleme.

8–10 Liter fasst das gute Teil und als ich im Laden vor den Boh­nen stand, stell­te ich erst mal fest, wie vie­le von den ver­damm­ten Boh­nen ich dafür brau­chen wür­de. Zum Einen waren die rela­tiv teu­er und zum Zwei­ten stell­te ich mir unwill­kür­lich die Fra­ge, was ich denn nach den 3 Wochen mit den gan­zen Boh­nen anfan­gen soll­te? 10 Kilo­gramm Lebens­mit­tel ein­fach weg­wer­fen? In Afri­ka? Wo ein Groß­teil der Bevöl­ke­rung nicht genug zu Essen hat?

Eis­vo­gel im Flug

Wohl kaum. Nach Wochen des Ein­sat­zes wür­den die Boh­nen in dem Stoff­stack auch total ein­ge­staubt sein, so dass ein Ver­schen­ken an Ein­hei­mi­sche auch nicht in Fra­ge käme. Außer­dem käme ich mir dabei ziem­lich deka­dent vor. Also schau­te ich wei­ter. Ich stieß auf eine Art Mais­schrot, wel­ches viel bil­li­ger war, als die Boh­nen und so aus­sah, als ob es als Tier­fut­ter ver­wen­det wür­de. Da mir par­tout kei­ne ande­re Lösung ein­fiel, kauf­te ich davon also schwe­ren Her­zens einen Sack. Aller­dings zwang mich mein schlech­tes Gewis­sen dazu, nur einen 5 Kilo-Sack zu kau­fen. Das wird schon rei­chen, dach­te ich mir. Als ich den Sack dann ges­tern befüllt habe, merk­te ich natür­lich schon, dass da noch eini­ges an Platz drin war. Die Kame­ra liegt nun also recht „tief“ – aber es funk­tio­niert eini­ger­ma­ßen und hilft mir, das schwe­re 300mm f/2.8 Objek­tiv mit der Nikon D7000 zu stabilisieren.

Apro­pos Kame­ras: wir haben 3 Kame­ras am Start. Ich foto­gra­fie­re die meis­te Zeit mit der D7000 und dem gro­ßen 300mm f/2.8. Dazu habe ich den 2x Tele-Kon­ver­ter griff­be­reit lie­gen. Dia­na hat eine der D5100, mit dem 70–200 f/2.8 bestückt, in der Hand und griff­be­reit auf dem Rück­sitz liegt die zwei­te D5100 mit dem Weit­win­kel Zoom 10–24 f/3.5–4.5. So sind wir eigent­lich für alle Even­tua­li­tä­ten erst mal gerüs­tet. Dia­na über­nimmt die lin­ke Sei­te ich die rechte.

Plötz­lich steht direkt neben dem Weg eine rie­si­ge Giraf­fe. Wahn­sinn. Wenn man das ers­te Mal ein sol­ches Tier in frei­er Wild­bahn sieht ist man wirk­lich über­wäl­tigt. Groß aber doch so anmu­tig pflü­cken die­se hüb­schen Tie­re die Blät­ter aus den Baum­wip­feln und wir­ken dabei so ent­spannt, wie kaum ein ande­res Tier.

Süß – oder?

An einem klei­nen Was­ser­loch sehen wir dann zum ers­ten mal Hip­pos. Eine gan­ze Fami­lie! Und sie haben sogar ein Baby dabei! Wir hal­ten an einer geeig­ne­ten Stel­le an und nun ist es Zeit, das ers­te mal ernst­haft die Kom­bi­na­ti­on aus dem 300er und dem 2x Tele-Kon­ver­ter aus­zu­pro­bie­ren. Die Tie­re sind so weit weg, dass Dia­na lie­ber zum Fern­glas greift – hier rei­chen 200mm defi­ni­tiv nicht mehr. Das Ergeb­nis seht ihr hier. Alles aus der Hand auf­ge­nom­men, kein Stativ.

Unse­re ers­te Hip­po Fami­lie – sehr fotogen!

Bei der wei­te­ren Erkun­dung des Parks sehen wir Gnus, Zebras, Giraf­fen, vie­le Anti­lo­pen und sogar eines der mitt­ler­wei­le so sel­te­nen Rhi­nos. Inmit­ten der Savan­ne erge­ben sich tol­le Motive.

Impo­sant – die ers­te Begeg­nung mit einem der sel­te­nen Nashörner

An einem See haben wir dann rie­si­ges Glück und sehen schon vom wei­ten eine Ele­fan­ten­her­de, von denen einer gera­de genüss­lich ein Bad nimmt.

Baden macht Spaß!

Wow. Das ist das ers­te Mal, dass wir Ele­fan­ten in Frei­heit sehen und hier hat einer von Ihnen offen­bar noch dazu einen Rie­sen Spaß beim Baden und Schwim­men in dem See. Als wir uns genä­hert haben, ist er schon wie­der auf dem Weg zum Ufer, steigt her­aus und gesellt sich wie­der zu den ande­ren Tieren.

Black and White

Im Gegen­satz zu unse­ren spä­te­ren Erleb­nis­sen in Bots­wa­na ist hier in Süd­afri­ka – auch auf­grund der Oster-Fei­er­ta­ge – eini­ges los. Wir sind nicht das ein­zi­ge Fahr­zeug, dass den Weg zu die­sem See gefun­den hat. Außer uns ste­hen hier noch 3 oder 4 wei­te­re Autos her­um. In siche­rem Abstand stel­len wir uns hin. Das ist unse­re ers­te Begeg­nung mit Ele­fan­ten und wir haben eine Men­ge Respekt vor die­sen Rie­sen. Gera­de als die Ele­fan­ten den Weg vor uns kreu­zen wol­len, kommt uns ein Fahr­zeug ent­ge­gen. Anstatt nun anzu­hal­ten, wie es die Ver­hal­tens­re­geln gebie­ten wür­den, fährt der Knall­kopf mit­ten durch die Her­de, die noch dazu auch ein Jung­tier dabei hat.

Unse­re ers­te Begeg­nung mit den Dickhäutern

Regel Num­mer 1: tren­ne nie eine Ele­fan­ten­kuh von ihrem Jun­gen, indem Du zwi­schen ihnen hin­durch fährst, wenn Dir Dein Leben lieb ist!
Der Mut­ter des Kalbs gefällt das natür­lich gar nicht, sie Stellt die Ohren aus­ein­an­der, hebt den Rüs­sel und trom­pe­tet ein­mal ohren­be­täu­bend, bevor sie dem Fahr­zeug nach­stellt und dabei direkt auf uns zu kommt.

Viel dich­ter gehts nicht

Shit!! Der Trot­tel in dem Auto fährt jetzt an uns vor­bei und die erbos­te Ele­fan­ten­kuh kommt direkt auf uns zu. „Rück­wärts­gang“ ruft Dia­na. Kurz zöge­re ich, denn eigent­lich den­ke ich gera­de ans Foto­gra­fie­ren und wie ich die Ele­fan­ten-Dame am bes­ten auf den Sen­sor bekom­me. Schlag­ar­tig wird mir aber jetzt klar, dass Dia­na völ­lig recht hat. Kra­chend lege ich den Gang ein und set­ze zurück. Vor­sich­tig, nicht zu hek­tisch, um die Kuh nicht noch stär­ker auf­zu­brin­gen aber bereit jeder­zeit Voll­gas zu geben, soll­te es erfor­der­lich sein. Zum Glück kommt die Ele­fan­ten-Dame nun zum Ste­hen, schüt­telt sich noch ein­mal und dreht dann um, um wie­der zu ihrer Her­de zurückzukehren.

Puh, das war aber ein inten­si­ves, ers­tes Ele­fan­ten­er­leb­nis. Uns ist eines klar: zu vie­le Men­schen sind nicht gut. Es gibt so vie­le Dep­pen, die den Tie­ren wenig bis kei­nen Respekt ent­ge­gen brin­gen. War­um kann man nicht ein­fach mal abwar­ten, bis die Ele­fan­ten wei­ter­ge­zo­gen sind. Wenn sie sich weh­ren, sind sie ja im Recht! Das ist ihr Revier, wir sind hier nur zu Gast!

Spä­ter, in den Ele­fan­ten­ge­bie­ten Savu­ti und Cho­be soll­ten soll­ten wir noch Situa­tio­nen erle­ben, wo wir über eine hal­be Stun­de war­ten wür­den, bis uns eine Ele­fan­ten­her­de den Weg frei­ge­ge­ben hat. Na und? – wir sind hier Gäs­te in der Natur, in ihrem Lebens­aum – da ist es doch nur selbst­ver­ständ­lich , sich auch ihrem Rhyth­mus anzupassen.

Chill.…

Die zwei­te Nacht in Pila­nes­berg wol­len wir auf dem zwei­ten Cam­ping­platz, am Nord­rand des Parks ver­brin­gen. Von dort kön­nen wir mor­gen gleich früh unse­re Wei­ter­rei­se nach Bots­wa­na antre­ten. Am frü­hen Nach­mit­tag fah­ren wir dort hin, um schon ein­mal einen Platz zu orga­ni­sie­ren und eine klei­ne Sies­ta zu hal­ten. Die Mit­tags­zeit ist ein­fach für die Tier­be­ob­ach­tung nicht ide­al. Zum einen ist es zu heiß und zum ande­ren ist das Licht auch lan­ge nicht so schön wie in den Mor­gen- und Abendstunden.

Auf die­sem Cam­ping­platz ist es noch vol­ler, Auch hier gibt es einen Pool und das kom­plet­te Pro­gramm. Aber einen so idyl­li­schen Platz wie ges­tern fin­den wir lei­der nicht, son­dern müs­sen uns mit­ten zwi­schen die ande­ren Cam­per stel­len. Ins­be­son­de­re Dia­na ist da gar nicht so glück­lich drü­ber. Wir hat­ten uns ein­fach men­tal kom­plett auf Wild­nis ein­ge­stellt und sind noch ganz über­wäl­tigt von den Erleb­nis­sen des Tages – und hier ist halt Hal­li Galli.

Wir trös­ten uns mit der Aus­sicht, dass es sicher­lich in Bots­wa­na deut­lich ruhi­ger wird. Und wie recht wir damit haben würden…

Nach dem Auf­bau­en war­ten wir bei einem küh­len Cider (hmm lecker ;-)) die größ­te Hit­ze ab und beob­ach­ten die Süd­afri­ka­ner. Es ist für uns als Euro­pä­er schon extrem befremd­lich, dass sie sich zum Teil von den schwar­zen Ange­stell­ten des Parks die Zel­te auf­bau­en las­sen, wäh­rend sie dane­ben ste­hen, Bier trin­ken und sich ziem­lich Groß­spu­rig auf­füh­ren. Wir hin­ter­fra­gen das jetzt mal nicht weiter.

Als es etwas küh­ler wird, fah­ren wir noch­mal los zu einer klei­nen abend­li­chen Pirsch­fahrt. Lei­der zieht es sich nun recht schnell zu und wir enden in einem hef­ti­gen Regen­guß, der auch noch anhält, als wir schon wie­der zurück am Platz sind. Heu­te abend machen wir nicht mehr viel son­dern fal­len nur noch müde von den gan­zen Ein­drü­cken in unser Dach­zelt-Bett.

Wei­ter­le­sen:

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