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Afrika Hautnah – Folge 5 – Allein in den Makgadikgadi Pans

Alle haben uns von einer Fahrt nach Kubu-Island, einer klei­ner Insel inmit­ten der Wei­te der Mak­ga­dik­ga­di Salz­pfan­nen, abge­ra­ten. Zu feucht sei­en die Salz­pfan­nen im April noch, das Befah­ren viel zu gefähr­lich. Daher hat­ten wir nun als nächs­te Sta­ti­on die Khu­ma­ga Camp­si­te am West­li­chen Rand des Mak­ga­dik­ga­di Natio­nal­parks vor­ge­se­hen – lei­der etwas abseits von mei­nem „Taum­ziel“. Aber es soll­te anders kom­men…

Größ­ten Salz­pfan­nen der Erde

Die Mak­ga­dik­ga­di-Salz­pfan­nen sind ein Gebiet in etwa so groß wie Bel­gi­en, sie bestehen aus einer Viel­zahl grö­ße­rer und klei­ne­rer Salz­pfan­nen und lie­gen im nord­öst­li­chen Bereich der Kala­ha­ri – süd­öst­lich des Oka­van­go-Del­tas. Sie gel­ten, neben dem Salar de Uyu­ni und der Eto­sha-Pfan­ne, als größ­te Salz­pfan­nen der Erde. An ihrer Stel­le war frü­her ein gro­ßer See. Er umfass­te etwa 60.000 km² und war bis zu 30 Meter tief. Da es kei­nen Abfluss gab, kon­zen­trier­te sich das Salz. Durch eine Kli­ma­ver­än­de­rung trock­ne­te der See vor etwas 10.000 Jah­ren aus und ließ bis zu 5 Meter tie­fe Salz­krus­ten zurück.

Inmit­ten der Mak­ga­dik­ga­di Pans lie­gen eini­ge «Inseln», von denen eine der schöns­ten und bekann­tes­ten sicher­lich Kubu Island ist. Alle Beschrei­bun­gen, die ich dazu gele­sen hat­te, hat­ten den Wunsch in mir nur noch bestärkt sie zu besu­chen. Wenn nicht jetzt, dann defi­ni­tiv bei unse­rer nächs­ten Rei­se nach Bots­wa­na – wann auch immer das sein würde. 

Und heu­te nun ist es soweit, wir müs­sen nun end­gül­tig eine Ent­schei­dung tref­fen – umfah­ren wir, wie geplant die Salz­pfan­nen oder las­sen wir unser nächs­tes, reser­vier­tes Camp sau­sen und ver­su­chen ein­fach, auf eige­ne Faust, Kubu Island zu errei­chen. Dann aller­dings ohne Garan­tie, dass wir da ankom­men, dass dort eine Über­nach­tungs­mög­lich­keit besteht und zusätz­lich mit der Gefahr, dass wir uns auf den Salz­pfan­nen fest fahren.

Je län­ger ich dar­über in den letz­ten Tagen nach­ge­dacht habe, um so stär­ker wur­de der Wunsch in mir, es ein­fach aus­zu­pro­bie­ren. Dia­na zu über­zeu­gen fiel dann auch nicht schwer – „wenn die Bedin­gun­gen schwie­rig wer­den, fah­ren wir halt zurück, es ist ja noch früh am Tag“.

Also bie­gen wir nun an der ent­spre­chen­den Stel­le von der Haupt­stra­ße, und somit auch von der von uns geplan­ten Rou­te, ab und machen uns auf den Weg nach Nor­den, in Rich­tung der Salzpfanne. 

Hier eine Kar­te bei Goog­le Maps.

In Rot die ursprüng­lich geplan­te Stre­cke, in grün der Weg durch die Salz­pfan­nen. Die Kar­te ist inter­ak­tiv, ihr könnt also den Aus­schnitt ver­schie­ben und auch reinzoomen!

Sobald wir die Haupt­stra­ße ver­las­sen, errei­chen wir eine Sand­pis­te, die uns nun die nächs­ten Kilo­me­ter beglei­ten wird. Über Stock und Stein und mit eini­gem Gehol­pe­re fah­ren wir über eine – bis­lang – durch­aus befahr­ba­re Piste.

Auf zu dem Mak­ga­dik­ga­di Pans!

Plötz­lich sehen wir rechts neben der Pis­te ein Fahr­zeug ste­hen und dane­ben zwei Ein­hei­mi­sche. Als wir vor­bei­fah­ren, macht der eine das unmiss­ver­ständ­li­che, weil inter­na­tio­na­le, Zei­chen, wir sol­len anhal­ten. Ohne lan­ge nach­zu­den­ken stop­pe ich unser Auto und las­se die Schei­be her­un­ter. Immer­hin befin­den wir uns hier in ziem­li­cher Ein­sam­keit und es könn­te ja sein, dass die bei­den eine Pan­ne haben und unse­re Hil­fe brau­chen. Der eine von den bei­den kommt zu uns und lehnt sich in mein Fens­ter. Der kommt aber ziem­lich dicht ran, den­ke ich mir und bemer­ke, dass er auch geschickt den Inhalt unse­res Wagens scannt.

„Habt ihr Bier für uns?“ fragt er in schlech­tem Englisch.

Dann gib mir Dei­ne Kamera

„Nein“ sage ich – und das ent­sprecht ja auch der Wahr­heit – kurz über­kommt mich der Drang, ihm unse­re rest­li­chen Cider-Vor­rä­te anzu­dre­hen ich neh­me aber schnell wie­der davon Abstand. Ers­tens ist das Zeug mitt­ler­wei­le bes­ser als nichts, ich weiß genau, dass wir erst­mal kei­nen Ersatz kau­fen wer­den kön­nen – und zwei­tens wür­de er das sicher­lich als Belei­di­gung auf­fas­sen – und das zu Recht, das Zeug kann man eigent­lich kei­nem Anbieten. ;-)

Dann sagt er beiläufig:

„Dann gib mir die Kamera“

Eis­kalt läuft es mir den Rücken her­un­ter – ist das jetzt ein Über­fall? Zum Glück deu­tet er nur auf die klei­ne Lumix, die griff­be­reit zwi­schen unse­ren Sit­zen in der Abla­ge liegt. Das ande­re Equip­ment liegt – zu unse­rem gro­ßen Glück – hin­ten unter eine Decke und lugt hof­fent­lich nicht her­vor. So sicher bin ich mir da nicht, kann mich im Moment aber aus offen­sicht­li­chen Grün­den auch nicht umdrehen.

„Nein“ sage ich ganz ruhig und beläu­fig „die brau­chen wir noch – wir sind hier schließ­lich zu Besuch und ohne Kame­ra kön­nen wir kei­ne Bil­der von Eurem schö­nen Land machen und unse­ren Fami­li­en und Freun­den zeigen.“

„Okay“ sagt er nun zu unse­rer Ver­wun­de­rung und tritt einen Schritt zurück.

„Wirk­lich kein Bier?“ wagt er noch einen Versuch -

„Tut mir leid – macht’s gut!“

Erleich­tert fah­re ich wei­ter, der Schreck sitzt uns bei­den in den Gliedern.

Die Mak­ga­dik­ga­di-Pans

Wie konn­te das pas­sie­ren? Nie­mals hät­ten wir in Süd- oder Latein­ame­ri­ka bei einer sol­chen Situa­ti­on ange­hal­ten! Nie! Afri­ka hat uns mit sei­nen freund­li­chen Men­schen und der ent­spann­ten Atho­sphä­re wie Ka, die Schla­ge im Dschun­gel­buch ein­ge­lullt und wir sind unvor­sich­tig geworden!

Jetzt sind wir wie­der wach und Dia­na spinnt das The­ma weiter:

„Hast Du gese­hen, wie der unser Auto gescannt hat?? Pass auf – der ruft jetzt sei­ne Kum­pels an und die lau­ern uns vor­ne in der Ein­sam­keit der Salz­pfan­ne auf und über­fal­len uns.

„Das glau­be ich nicht“ sage ich, ganz über­zeu­gend klingt das sicher­lich nicht. Daher füge ich noch hinzu:

„Wir sind hier schließ­lich in Bots­wa­na – die Men­schen sind hier nicht so. Wenn er uns hät­te über­fal­len wol­len, dann hät­te er es doch eben tun kön­nen. Ein­sam genug war es dafür auch hier. War­um soll­te er jetzt den Auf­wand betrei­ben?“ und dann sage ich noch, wohl um sowohl sie als auch mich zu beru­hi­gen: „der woll­te glau­be ich wirk­lich nur Bier haben“.

Jetzt hän­gen wir erst mal bei­de unse­ren Gedan­ken nach – aber irgend­wie sind wir nun in erhöh­ter Alarm­be­reit­schaft und ich ertap­pe mich, wie ich immer wie­der in den Rück­spie­gel schaue und die Büsche vor und neben uns ganz genau scanne.

Nach einer wei­te­ren hal­ben Stun­de errei­chen den Pfan­nen­rand. Einen klei­nen Abhang geht es her­un­ter, dann fah­ren wir über das Salz, das hier am Rand noch stark mit Sand ver­mischt ist.

Am Rand der Makgadikgadi-Pans

Zu Beginn erin­nert die Land­schaft ein wenig an die Nord­see bei St. Peter Ording. Immer wie­der durch­set­zen grün bewach­se­ne Strei­fen die Pfan­ne und um uns her­um ist ein­fach eine unwahr­schein­li­che Men­ge «Nichts».

Zum Glück sehen wir deut­lich die Fahr­spur – ein gutes Zei­chen, hier sind also schon eini­ge Autos ent­lang gefah­ren, das gibt Ver­trau­en. Bis­her sieht auch alles recht tro­cken aus. Wir fol­gen der Spur – von der soll­te man hier wirk­lich auf kei­nen Fall abkom­men, auch wenn der Reiz noch so groß ist, direkt über das glei­ßen­de Weiß des Sal­zes zu fahren.

„Willst Du mal fah­ren?“ fra­ge ich Dia­na. Bis­her war sie weder von den Sand­pis­ten noch vom Rechts­len­ker so rich­tig begeis­tert und hat­te mich lie­ber fah­ren las­sen. Hier aber, auf der frei­en Flä­che der Salz­pfan­ne hat sie Lust. Also hal­te ich den Wagen an und nut­ze gleich die Gele­gen­heit, die GoPro vor­ne mit der Saug­napf-Hal­te­rung zu befes­ti­gen und einzuschalten.

Als ich gera­de zur Bei­fah­rer­tür gehen will, gibt Dia­na Gas uns lässt mich ste­hen. Ich sehe das Auto immer klei­ner wer­den und wer­de mir nun der Umge­bung – die ich ja bis­her nur aus dem Auto her­aus wahr­ge­nom­men habe, in vol­ler Inten­si­tät bewusst.

Die Mak­ga­dik­ga­di-Pans

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