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Chapada Diamantina

Die Cha­pa­da Dia­man­ti­na ist ein Natio­nal­park, ca 600 km west­lich von Sal­va­dor de Bahia gele­gen. Die Cha­pa­da begeis­tert durch eine ein­zig­ar­ti­ge Land­schaft aus Tafel­ber­gen, Was­ser­fäl­len, Flüs­sen und Wäl­dern. Dar­über hin­aus beein­druckt das Marim­bús oder «klei­nes Pant­anal» mit sei­ner üppi­gen Was­ser­welt. Aus­gangs­punkt für Exkur­sio­nen ist das male­ri­sche Städt­chen Len­çois, wel­ches im 19.Jh. durch die Dia­man­ten­su­cher reich wur­de und heu­te als Aus­gangs­punkt für den Besuch des am 17.September 1985 gegrün­de­ten Natio­nal­parks dient.

Cha­pa­da Diamantina

Wir star­ten den Tag mit dem Früh­stück in unse­rer Pousa­da. Das Früh­stück ist der Ham­mer. Es gibt haus­ge­mach­te Spe­zia­li­tä­ten aus der Regi­on – Kokos­ge­bäck, Bana­nen mit Zimt, fri­sches Obst, Pfann­ku­chen und wei­te­re lecke­re Din­ge, lie­be­voll von der Mam­ma des Hau­ses zube­rei­tet. Als wir da noch so sit­zen und schlem­men, kommt unser geschäfts­tüch­ti­ger Freund und fragt, ob wir mit ihm eine Tour machen woll­ten. Er hät­te schon ein Pär­chen, mit dem er fah­ren wür­de, wenn wir mit­kä­men, wären wir dann zu fünft. Er wür­de uns die High­lights der Cha­pa­da zei­gen. Rück­kehr am Abend. 

Wir fra­gen, wann der denn los­fah­ren wol­le? Jetzt gleich, also sofort! Uns ist klar, dass wir jetzt zwei Mög­lich­kei­ten haben: ent­we­der den Vor­mit­tag damit zu ver­brin­gen zu schau­en, was man hier so unter­neh­men kann und dann für mor­gen etwas klar zu machen, oder ja sagen und jetzt gleich los kom­men. Ers­te­re Opti­on wür­de aller­dings ver­mut­lich bedeu­ten, zumin­dest kei­ne Tages­tour mehr unter­neh­men zu kön­nen. Da wir natür­lich hier sind, um etwas zu erle­ben, und er uns ja schon ein­mal gut bera­ten hat, sagen wir kurz­ent­schlos­sen ja – aber wir bräuch­ten vor­her noch 10 Minu­ten um unse­re Sachen zu packen. Kein Problem. 

Gru­ta da lapa doçe

Unser Freund ist (wer hät­te das gedacht) der Dri­ver, die zwei ande­ren, ein net­tes bra­si­lia­ni­sches Paar in unse­rem Alter aus Sal­va­dor, sit­zen schon in sei­nem klei­nen Fiat. Wir quet­schen uns dazu und schon geht es los. Nach der Fahrt durch die wun­der­ba­re Land­schaft der Cha­pa­da Dia­man­ti­na, die teil­wei­se über echt üble Pis­ten führt, errei­chen wir nach über einer Stun­de unser ers­tes Ziel: Eine Höh­le, die Gru­ta da Lapa doçe. 

Gruta da Lapa doçe

Gru­ta da lapa doçe

Wir par­ken das Auto und dann gehen wir noch eine hal­be Stun­de durch eine Art Urwald, bevor wir die beein­dru­ckend gro­ße Höh­le errei­chen. Auf dem Weg dahin sehen wir sogar eini­ge Affen und ande­re Tiere. 

Für Sehens­wür­dig­kei­ten wie die­se Höh­le habe ich extra mein gro­ßes Sta­tiv auf die Rei­se mit­ge­nom­men. In so einer Höh­le sieht man als Foto­graf ohne Sta­tiv natur­ge­mäß recht alt aus­sieht. Als wir am Ein­gang ste­hen, möch­te ich es gera­de auf­bau­en, um ein Pan­ora­ma von die­ser rie­si­gen Kathe­dra­le zu schie­ßen, und muss lei­der fest­stel­len, dass ich den Sta­tiv­kopf noch nicht mon­tiert habe – der ist lei­der noch fein säu­ber­lich ver­packt im Ruck­sack und die­ser in der Pousada.

Gru­ta da lapa doçe

So ein Mist. Das Sta­tiv habe ich also umsonst mit­ge­schleppt, und dazu jetzt noch das gro­ße Pro­blem, in der Höh­le zu foto­gra­fie­ren. Die ein­zi­ge Licht­quel­le ist näm­lich die Gas­lam­pe unse­res Gui­des. Damit leuch­tet er die Höh­le „aus“, sofern man das so nen­nen kann. Bei Decken­hö­hen von bis zu 50 Meter und einer ähn­li­chen Brei­te, kann man sich viel­leicht vor­stel­len, wie viel Licht da noch in der Kame­ra ankommt. Letz­ten­en­des ret­tet mich dies­mal wirk­lich die Tech­nik. Ich foto­gra­fie­re mit einer Nikon D200, die bei hohen Emp­find­lich­kei­ten ver­hält­nis­mä­ßig wenig rauscht und mir so noch Auf­nah­men mit 800 oder 1600 ISO ermög­licht. Dazu habe ich das fan­tas­ti­sche 18–200er Objek­tiv von Nikon mit dem ein­ge­bau­ten mecha­ni­schen Ver­wack­lungs­aus­gleich. Trotz der schwie­ri­gen Licht­si­tua­ti­on gelin­gen mir mit die­ser Kom­bi­na­ti­on aus der Hand eini­ge fan­tas­ti­sche Bilder. 

Gru­ta da lapa doçe

Dies sind die sel­te­nen Situa­tio­nen, in denen die Tech­nik in der Foto­gra­fie wirk­lich zu bes­se­ren oder über­haupt zu Bil­dern ver­hilft. Ansons­ten wird die Tech­nik von vie­len größ­ten­teils über­schätzt. Ein guter Foto­graf kann mit einer 200€ Kame­ra bes­se­re Bil­der machen, als ein mit­tel­mä­ßi­ger mit einer 5000€ Kame­ra. Vie­le haben nach der Rei­se unse­re Bil­der gese­hen. Oft kam dann „Ich glau­be, ich muss mir auch ein­mal eine Spie­gel­re­flex Kame­ra kau­fen, wenn die nur nicht so teu­er wären!“. Und ich habe dann gesagt: „Weißt Du eigent­lich, dass bestimmt 1/3 der Bil­der, die Du heu­te abend gese­hen hast, z.B. die gan­zen Sal­va­dor-Bil­der, mit der klei­nen Lumix gemacht sind? Die kos­tet gera­de mal 250€ – Kannst Du die Bil­der aus­ein­an­der­hal­ten?“. Die Ver­blüf­fung ist dann immer groß. Aber das nur am Ran­de… Zurück in die Höhle! 

God­zil­la?

Wir sehen Sta­lag­mi­ten und Sta­lag­ti­ten, im Schat­ten eines Sta­lag­mi­ten einen Dra­chen, der beim Bewe­gen der Lam­pe das Maul auf und zu macht, Fle­der­mäu­se, die in Knäu­len an der Decke hän­gen und kom­men immer wie­der an Pools mit glas­kla­rem Was­ser vorbei. 

Nach unge­fähr 500 Metern in der Höh­le, der Ein­gang ist lan­ge nicht mehr zu sehen, set­zen wir uns alle in der Mit­te hin und unser Gui­de macht die Lam­pe aus. Alles ist still. Ganz still. Ab und an hört man einen Trop­fen fal­len oder ganz lei­se das hohe Ultra­schall­ge­räusch der Fle­der­mäu­se. Es ist fan­tas­tisch. Selbst nach einer Minu­te ist um uns her­um nur tief­pech­schwar­ze Schwär­ze. Nichts. Ein erhe­ben­des Gefühl. Ich bin fast ein biss­chen ent­täuscht, als unser Gui­de irgend­wann die Lam­pe wie­der an macht und wir durch die Höh­le weitergehen. 

Gru­ta da lapa doçe

Wir gehen noch ein­mal so weit und dann sehen wir am Ende einen Licht­punkt, der lang­sam grö­ßer wird. Da ist der Aus­gang. Unser Gui­de erklärt, dass wir in der Stun­de, die wir unten waren, nur einen ganz klei­nen Teil der Höh­le gese­hen haben, denn sie ist fast 20 Kilo­me­ter lang, hat etli­che Sei­ten­ar­me und ist noch lan­ge nicht voll­stän­dig erforscht.

Nach­dem sich die Augen wie­der an das Tages­licht gewöhnt haben, gehen wir noch einen schö­nen Weg zurück zum Auto durch die­se frucht­ba­re Natur, die hier in so vie­len sat­ten Far­ben leuchtet.

Rück­weg

Pai do Ignacio

Pai do Ignacio

Wei­ter fah­ren wir zum Pai do Igna­cio, einem mar­kan­ten Tafel­berg, dem Wahr­zei­chen der Cha­pa­da Dia­man­ti­na. Er ist als Logo auf den Bro­schü­ren, Auf­kle­bern und Pla­ka­ten über die Cha­pa­da zu fin­den. Lei­der sind wir für mei­ne Begrif­fe etwas früh da, da das Licht zum foto­gra­fie­ren um die Mit­tags­zeit noch nicht ide­al ist. Da bin ich mir auch mit Mar­co einig, unse­ren Mit­rei­sen­den, mit dem ich mitt­ler­wei­le ins Gespräch gekom­men bin, weil er mit sei­ner Canon auch sehr foto­be­geis­tert ist. Als ich ihn fra­ge, sagt er, er sein Foto­graf. Ich fra­ge aus Spaß, was er denn beruf­lich foto­gra­fie­re, Hoch­zei­ten? Ja, sagt er. Cool, sage ich. Mach mal schnell ein paar Bil­der von Dia­na und mir, dann kön­nen wir zuhau­se erzäh­len, dass wir uns von einem Hoch­zeits­fo­to­gra­fen foto­gra­fie­ren las­sen haben! Auf dem Weg auf den Pai de Igna­cio müs­sen wir dann natür­lich fach­sim­peln, was das Zeug hält. 

Blick vom Pai do Igna­cio über die Chapada

Oben ange­kom­men, beein­druckt uns dann vor allem das fan­tas­ti­sche Pan­ora­ma und der Blick über die unter uns lie­gen­de Cha­pa­da. Eine Viel­zahl Tafel­ber­ge wech­selt sich mit grü­nen Tälern und geschwun­ge­nen Hügeln ab. Dazwi­schen – ganz klein – schlän­gelt sich die Stra­ße, über die wir gekom­men sind. Auf dem Tafel­berg selbst wach­sen Orchi­deen und wir fin­den klei­ne Was­ser­tüm­pel und inter­es­san­te und far­ben­präch­ti­ge Blumen.

Vege­ta­ti­on auf dem Pai do Ignacio

Blick vom Pai do Ignacio

Bei dem gan­zen Foto­gra­fie­ren ist Dia­na, der ich die klei­ne Lumix gege­ben habe, etwas zurück­ge­fal­len. Irgend­wann ruft sie mich und sagt, Gun­ther, ich habe hier die­se klei­nen Vögel foto­gra­fiert, sind die nicht nied­lich? Ich schaue sie mir auf dem Dis­play an und fal­le fast vom Glau­ben ab. Super schar­fe Bil­der von Koli­bris. War­um habe ich die nicht gese­hen? Und war­um schlep­pe ich die schwe­re Nikon mit mir rum, wenn Dia­na mit der Lumix hier die bes­ten Schüs­se zaubert? :-)

Koli­bri auf dem Pai do Ignacio

Lei­der kön­nen wir nicht auf einen tie­fe­ren Son­nen­stand war­ten, da es erst frü­her Nach­mit­tag ist, und so machen wir uns an den Abstieg und hal­ten an der Stra­ße zum Essen an einem Kilo-Restau­rant an. 

Kilo-Restau­rants sind in Bra­si­li­en sehr ver­brei­tet und beliebt. Es gibt ein in der Regel gro­ßes Buf­fet, von dem man sich neh­men kann was und soviel man will und dann geht man zur Kas­se, der Tel­ler wird gewo­gen und man zahlt für das Gewicht, das man sich auf­ge­tan hat. Nahe­lie­gen­de, mit­tel­eu­ro­pä­isch gepräg­te Stra­te­gien, wie das Ver­zich­ten auf Bei­la­gen wie Reis oder Nudeln, um mög­lichst viel Fleisch für wenig Geld zu bekom­men, sind hier unnö­tig. Das Essen ist in sol­chen Loka­li­tä­ten in der Regel unheim­lich preis­wert und war bei uns immer rich­tig klasse! 

Wei­ter­le­sen: Der Teu­fels­brun­nen

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