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Der Arenal Vulkan – wir brauchen Geld und eine Unterkunft

Der Vul­kan Are­nal liegt im zen­tra­len Cos­ta Rica und ist einer der 10 aktivs­ten Vul­ka­ne welt­weit. Schon bei unse­rer Anfahrt aus Süd­os­ten ist er von weit her zu sehen. Sein Kegel ent­lässt eine per­ma­nen­te Rauch­säu­le in den kla­ren Himmel.

Vol­ler Span­nung sehen wir die­sem Vul­kan ent­ge­gen. Hat­te der Poas für uns ja lei­der wei­test­ge­hend im Nebel gele­gen, so hof­fen wir instän­dig, dass wir den Are­nal als das erle­ben wer­den, was er ist: einen akti­ven Vul­kan, der nicht nur Qualm son­dern auch glü­hen­de Gesteins­bro­cken aus­spuckt. Beson­ders nachts soll das manch­mal zu sehen sein – ein­schlä­gi­ge Post­kar­ten­mo­ti­ve wir­ken fast zu schön, um wahr zu sein. Wie wer­den wir ihn erleben?

Der Are­nal – von For­tu­na aus gesehen

Die Anfahrt von Man­z­a­nil­lo in der süd­li­chen Kari­bik erweist sich als Tour, die fast den gan­zen Tag in Anspruch nimmt. Wer die­se Stre­cke an einem Tag bewäl­ti­gen will, soll­te früh los fah­ren – die Duch­schnitts­ge­schwin­dig­keit in Cos­ta Rica liegt deut­lich unter der in Mitteleuropa.

In einem klei­nen Ort, noch eini­ge Kilo­me­ter vom Are­nal ent­fernt, beschlie­ßen wir, für die nächs­ten Tage Geld an einem Auto­ma­ten zu holen. Wir rei­sen ja ger­ne mit mög­lichst wenig Bar­schaft und sind daher auf Nach­schub ange­wie­sen – zudem erweist sich das Preis­ni­veau in Cos­ta Rica als ver­dammt hoch. Das Land ist ziem­lich auf den ame­ri­ka­ni­schen Tou­ris­mus ein­ge­stellt. Lei­der haben die meis­ten hier noch nicht gemerkt, dass selbst die Amis auf­grund der Wirt­schafts­kri­se nicht mehr gewillt oder in der Lage sind, die hohen Prei­se zu zahlen.

Der Auto­mat gibt kein Geld heraus.

Wir jeden­falls hal­ten an der Bank. Dia­na bleibt im Auto – ich gehe zum Auto­ma­ten. Und hier habe ich mal wie­der ein Deja-Vu. Die Situa­ti­on habe ich im Aus­land ein­fach schon zu oft erlebt. Der Auto­mat gibt kein Geld heraus. 

Die Fra­gen die man sich dann stellt sind unge­fähr: wor­an liegts? Kein Geld drin? Auto­mat kaputt? Lei­tung tot? Inkom­pa­ti­bi­li­tät mit mei­ner Karte?

Ich pro­bie­re eine wei­te­re Kar­te. Auch Fehlanzeige.

Na gut. Fah­ren wir nach For­tu­na, das ist der Haupt-Ort am Are­nal. Das tou­ris­ti­sche Zen­trum sozu­sa­gen. Da wird es auf jeden Fall funktionieren. 

Auf dem Weg dort­hin hal­ten wir noch dann doch noch bei einer wei­te­ren Bank. Aber auch hier: Fehlanzeige. 

Gut, dann soll also wirk­lich For­tu­na unse­re Glücks­brin­ge­rin sein.
(Man darf doch wohl noch Illu­sio­nen haben…)

For­tu­na ist ein mit­tel­gro­ßer Ort, in dem sich ein Groß­teil des Are­nal-Tou­ris­mus abspielt. Eine Viel­zahl von Hotels, Gas­tro­no­mie und Geschäf­ten zieht einen gro­ßen Teil der offen­bar nicht so indi­vi­du­ell ver­an­lag­ten Gäs­te an.
Uns ist es zu voll. Außer­dem möch­ten wir ger­ne auf die ande­re Sei­te des Vul­kans. Denn das ist seit 2007 die akti­ve Sei­te, an der es mög­li­cher­wei­se etwas zu sehen gibt.

Auf der Web­site are​nal​.net gibt es eine sehr inter­es­san­te, inter­ak­ti­ve Kar­te, auf der Ihr Euch anse­hen könnt, wie sich seit 1968 die Rich­tung ver­än­dert hat, in der der Are­nal sei­ne Erup­tio­nen von sich gibt.

Zur Zeit, in der der Ort For­tu­na ent­stand, war die akti­ve Sei­te des Vul­kans die­je­ni­ge, die For­tu­na zuge­rich­tet ist. Das war der Grund, war­um der Ort wuchs und ein rich­ti­ger Tou­ris­mus­ma­gnet wur­de. Tou­ris­ten konn­ten aus ihren Zim­mern Abend für Abend das Spek­t­akt­el glü­hen­der, her­ab­fal­len­der Gesteins­bro­cken beobachten.

Lei­der – oder zum Glück – ist die Natur nicht vor­her­seh­bar. Im Lau­fe der Zeit dreh­te sich die Akti­vi­tät des Vul­kans mehr­fach und seit eini­gen jah­ren nun, ist die For­tu­na ent­ge­gen­ge­setzt lie­gen­de Sei­te nun die­je­ni­ge, von der aus man – wenn man Glück hat – das Schau­spiel beob­ach­ten kann. Scha­de für all die Hotels mit «Vul­kan­blick».

Jeden­falls wol­len wir, wenn wir schon hier sind, und dank Auto auch noch so fle­xi­bel sind, uns eine Unter­kunft auf der ande­ren, der akti­ven, Sei­te suchen.

Aber vor­her heißt es: Geld holen. Gera­de die Unter­künf­te mit Vul­kan­blick sol­len nicht gera­de preis­wert sein, hat­ten wir gehört. Auch hier in For­tu­na fin­den wir schnell eine Bank im Zen­trum. Wie­der passt Dia­na auf das Auto auf und ich ver­su­che mein Glück.

Lei­der Fehl­an­zei­ge. Das kann doch nicht wahr sein! Wir hat­ten doch in Ala­jue­la schon erfolg­reich mit unse­ren Kar­ten abgehoben!
Hat­ten wir?
Ich über­le­ge kurz.
Ja, wir hat­ten. Definitiv.

Rat­los ver­las­se ich die Bank und tref­fe auf ein deut­sches Traveller-Pärchen.

Uns haben sie ges­tern auch noch das Auto aufgebrochen

«Na, auch kei­nen Erfolg gehabt?» fragt er.

«Ihr auch nicht?»

«Nein» sagt er. «Wir ver­su­chen es schon seit 2 Tagen. Offen­bar haben die irgend­wo ein dickes Kabel durch­ge­bag­gert. Auch die umlie­gen­den Orte sind abgeschnitten.»

«Aha» sage ich » – das haben wir gemerkt. Das ist natür­lich ungünstig.»

«Und wir hat­ten noch mehr Pech. Uns haben sie ges­tern auch noch das Auto auf­ge­bro­chen, als wir hier in der Bank waren.»

«Ihr seid zu zweit in die Bank gegan­gen und habt das Auto allei­ne gelas­sen??» mein Blick schweift zu Dia­na, die vor­sorg­lich noch im Auto sitzt.

«Ja, lei­der.»

«Kei­ne gute Idee, ein Auto, in dem sich Eure Hab­se­lig­kei­ten befin­den, unbe­wacht ste­hen zu las­sen, oder?»

«Ja, jetzt sind wir auch schlauer…»

Tja, so schnell kann es gehen. 

Daher an die­ser Stel­le noch­mal der Tipp und die Bit­te an alle Tra­vel­ler ob mit oder ohne Auto: Nie­mals, nie­mals das Auto mit Inhalt oder Euren Ruck­sack oder sonst irgend­et­was unbe­wacht ste­hen las­sen. Es dau­ert nur Sekun­den ein Auto auf­zu­bre­chen und Taschen oder sons­ti­ges raus zu neh­men. So schnell könnt ihr gar nicht gucken. Gera­de in tou­ris­ti­schen Gegen­den ist die Gefahr beson­ders groß.

Aber zurück zu unse­ren Pro­ble­men. Wir haben – mal wie­der – kein Geld mehr. Und die Auto­ma­ten schei­nen hier ja offen­bar alle nicht zu funk­tio­nie­ren. Zudem ist es schon Nach­mit­tag und wir müs­sen jetzt wirk­lich lang­sam mal eine Unter­kunft suchen.

Ich gehe also zurück zum Auto und stei­ge ein.

«Und?» fragt Diana.

«Wir müs­sen wohl unter der Brü­cke schla­fen… ;-)» ich erklä­re ihr die Situation.

«Naja, lass uns erst­mal eine Unter­kunft suchen», sagt sie. «Die wer­den ja nicht gleich auf Vor­aus­zah­lung bestehen. Mor­gen kön­nen wir bestimmt Geld holen.»

«Jo, wird schon klap­pen» sage ich «- auf geht’s! »

Vul­cán Arenal

Wir ver­las­sen For­tu­na rich­tung Are­nal-See. Dazu fah­ren wir nörd­lich am Vul­kan vor­bei über eine land­schaf­lich reiz­vol­le und kur­vi­ge Stra­ße. Bald errei­chen wir links den Abzweig zum Natio­nal­park. Dort fah­ren wir links auf einen Schotterweg. 

Der Ein­gang zum Natio­nal­park liegt nach ein paar hun­dert Metern auf der lin­ken Sei­te («Vulkan»-Symbol auf der Kar­te oben – ziem­lich in der Mit­te, zwi­schen See und Vul­kan) – wir fah­ren aller­dings wei­ter gera­de­aus und im Uhr­zei­ger­sinn am See entlang.

Bald kom­men wir zu einem wei­te­ren Abzweig, dort hal­ten wir uns rechts (links geht es zum Cer­ro Cha­to). Bald errei­chen wir den klei­nen Ort El Cas­til­lo. Hier gibt es eini­ge Unter­künf­te und Lodges.

Bevor wir die­se aber ansteu­ern, fah­ren wir noch ein Stück wei­ter. Die Son­ne steht schon tief und wir haben von hier aus fan­tas­ti­sche Aus­sich­ten über den See auf den Vul­kan. Ich muss unbe­dingt die Beleuch­tung aus­nut­zen und noch ein paar Fotos machen.

Vul­cán Are­nal – View over Lake Arenal

An die­ser Stel­le ist auch ein sehr schö­nes Zeit­raf­fer-Video ent­stan­den, auf dem man die Asche­wol­ke wun­der­bar am Vul­kan-Kegel «her­un­ter­lau­fen» sieht.
(Das Video zei­ge ich Euch in einer der kom­men­den Fol­gen im Zusam­men­schnitt mit den ande­ren Vide­os vom Arenal.)

Nun fah­ren wir aber zurück nach El Cas­til­lo und suchen uns eine Unter­kunft. Bei der ers­ten Lodge mit tol­lem Aus­blick, an der wir anhal­ten sitzt vor­ne ein Portier.
Au weia, nobel, nobel.
Und so ist dann auch der Preis. Wir bewe­gen uns hier in Grö­ßen­ord­nun­gen von 100$ und auf­wärts aber der Kol­le­ge ist sehr nett und ver­sucht mich gar nicht erst als Gast zu gewin­nen, son­dern emp­fiehlt mir ein net­tes Gäs­te­haus etwas die Stra­ße hoch. Sei­ne Tan­te betrei­be es, sagt er mit einem Augenzwinkern.

Die Aus­sicht von hier oben ist abso­lu­te Sahne

Wir fah­ren die immer schma­ler wer­den­de Stra­ße den Berg hoch, die von ihm genann­te Unter­kunft fin­den wir aber lei­der nicht. Dafür ist die Aus­sicht von hier oben aus abso­lu­te Sah­ne. Unglaub­lich. Am liebs­ten wür­de ich ein­fach nur da ste­hen und dem Vul­kan zuse­hen, bis es dun­kel wird. Traumhaft. 

Aber die Zeit drängt. Dia­na meint, wir sei­en zu weit gefah­ren. Also keh­ren wir um.
Plötz­lich sehe ich links einen Mann, der offen­bar gera­de mit Bau­ar­bei­ten an sei­nem Haus beschäf­tigt ist. Ich an und stei­ge aus, um ihn nach dem Weg zu fragen.

«Wir suchen eine Unter­kunft» sage ich, «hier soll eine älte­re Dame Zim­mer vermieten.»

«Die ken­ne ich nicht» sagt er.

Man, das ist doch komisch! Die Tan­te muss es doch geben!

«…aber ich könn­te Euch ein Zim­mer ver­mie­ten» fährt er fort. «Ich baue gera­de ein Gästehaus.»

Er ist Ame­ri­ka­ner, das hört man sofort.

«the direc­tion of the lava-flow has chan­ged, you know…» fährt er mit einem Schmun­zeln fort.

«Was soll das Zim­mer denn kosten?»

«28$ – aber ohne Tür.»

«28$ – aber ohne Tür.»

«Wie, ohne Tür?»

«Naja, die habe ich noch nicht eingebaut.»

Hmm, mir eigent­lich egal – aber das muss ich mit Dia­na besprechen.

Ich gehe zum Auto, um es ihr zu erzäh­len, da kommt er hinterher.

«Wenn ihr mir eine Stun­de gebt, dann baue ich die Tür noch schnell ein»

«Äh.. klar – gar kein Pro­blem» – Dia­na ist auch dafür.

Somit ist das dann auch geritzt. Wir fah­ren auf sei­nen Hof und laden unse­re Ruck­sä­cke aus. Jetzt bin ich aber mal gespannt, wie es da drin­nen aussieht.

Er hat 4 Zim­mer, davon sind 3 in der Tat schon belegt. Beim vier­ten fehlt die Tür und im Bad ist der Abfluss noch nicht ange­schlos­sen. Aber das krie­gen wir hin.
Ansons­ten ist es schon recht gemüt­lich. Vor­ne gibt es einen gro­ßen Auf­ent­halts­raum und hin­ter dem Haus direkt am Hang eine ebe­ne Flä­che mit einem Swim­ming­pool (!) und der abso­lut ham­mer­mä­ßigs­ten Aus­sicht auf den Vul­kan, die man sich vor­stel­len kann. 

Wir sind total geflasht. Wow! Jetzt wird uns erst rich­tig klar, was wir hier für ein Glück gehabt haben! Selbst die teu­re Lodge vor­hin lag viel wei­ter unten und hät­te lan­ge, lan­ge nicht die­sen Aus­blick gehabt!

Mehr geht nicht, oder?!

Wir nut­zen die Zeit, bis die Tür ein­ge­baut ist, um uns ein­fach hier hin zu set­zen und der Son­ne zuzu­schau­en, wie sie ihre letz­ten Strah­len auf die­sen schö­nen Berg fal­len lässt.

Kurz vor Son­nen­un­ter­gang, die Wol­ken­de­cke schließt sich.

Auch in Cos­ta Rica zau­bert die Asche­wol­ke des Vul­kans traum­haf­te Abend-Stimmungen

Das Ein­zi­ge, was uns nicht mehr beschie­den ist, ist ein nächt­li­cher Aus­blick auf glü­hen­de Gesteins­bro­cken. Je spä­ter es näm­lich wird, um so tie­fer zie­hen die Wol­ken, der Vul­kan ist bald lei­der nicht mehr zu sehen. Heu­te Nacht habe ich das Sta­tiv umsonst aufgebaut.

Als es dun­kel ist, macht der Besit­zer noch ein Feu­er an, die Stim­mung ist per­fekt. Lan­ge sit­zen wir noch drau­ßen und las­sen unse­re bis­he­ri­ge Rei­se Revue pas­sie­ren und schmie­den Plä­ne für die nächs­ten Tage.

Wahr­schein­lich wollt ihr nun noch wis­sen, wie die­se wun­der­schö­ne Unter­kunft heißt. Sie nennt sich Back­pa­ckers Retre­at – Essence Are­nal. Ich befürch­te aller­dings, jetzt wo die Türen alle drin sind, wer­den auch die Prei­se sich auch in etwas ande­ren Regio­nen ein­ge­pen­delt haben…

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