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Tiere beobachten im Nationalpark Tortuguero

Geräusch­los glei­ten wir über den mor­gend­li­chen Fluss. Nur die Stim­men des Urwalds sind zu hören. Ab und an hören wir den Schrei eines Tukans oder das Brül­len der Brüll­af­fen. Über dem Fluss liegt noch ein Hauch von Nebel. Die Idyl­le ist per­fekt, ganz das Gegen­teil von der gest­ri­gen Fahrt mit dem Schnellboot.

Unser Füh­rer Daryl hat einen grü­nen Laser­poin­ter dabei. Immer wie­der zeigt er damit in das wil­de Blät­ter­di­ckicht. Aber selbst mit «Anzei­ge» fällt es uns oft schwer, das Tier aus­zu­ma­chen, auf das er gera­de deu­tet. Es ist unglaub­lich, mit welch geüb­tem Auge er den Wald scannt um uns sodann ein Tier oder eine beson­de­re Pflan­ze zu zei­gen und zu erklä­ren. Uns ist schon nach kur­zer Zeit klar, dass er die gold­rich­ti­ge Ent­schei­dung war, die­se Tour mit ihm zu unternehmen.

Beginn einer fan­tas­ti­schen Boots­tour durch die Kanä­le von Tortuguero

Schon kurz vor Son­nen­auf­gang hat­ten wir uns auf dem Steg hin­ter der Casa Mar­bel­la, Daryls Pousa­da getrof­fen um mit dem ers­ten Licht des Tages aufzubrechen.

Die Casa Mar­bel­la haben wir bereits von Deutsch­land aus reser­viert. Die Pousa­da ist wirk­lich schön gele­gen, die Zim­mer sind ein­fach und hübsch ein­ge­rich­tet und kos­ten pro Nacht 40 US$ inklu­si­ve einem lecke­ren Frühstück.
Sie wird von einem aus­ge­wan­der­ten cand­a­di­schen Bio­lo­gen Namens Daryl Loth gemein­sam mit sei­ner Frau Denia geführt. Daryl bie­tet – wie vie­le ande­re – Tou­ren an, aller­dings führt er die­se mit einem Elek­tro­boot oder Kanu durch. Dies ist eine wesent­lich lei­se­re, unauf­fäl­li­ge­re und natur­be­las­se­ne­re Art die hie­si­ge Natur zu erfah­ren, als es die umlie­gen­den Lodges mit ihren Speed­boats anbie­ten. Dar­über hin­aus kennt er sich wirk­lich her­vor­ra­gend aus und nimmt sich viel Zeit, alles aus­führ­lich zu erklä­ren und zu zeigen.

Ein Fisch­ot­ter und ein weg­flie­gen­der Blaureiher

Plötz­lich stoppt Daryl den Elek­tro­mo­tor und bedeu­tet uns, still zu sein. Direkt vor uns ragt ein Baum­stamm ins Was­ser und dar­auf sitzt ein Fisch­ot­ter. Kaum durch uns irri­tiert, weil wir kei­nen Lärm ver­ur­sa­chen, betrach­tet er die Situa­ti­on. Aus dem Dickicht neben ihm fliegt nun ein Blau­rei­her auf und direkt über ihn hin­weg – das ver­an­lasst ihn, auch ins Was­ser abzu­tau­chen. Wir beob­ach­ten ihn noch eine Zeit­lang, wie er immer wie­der an ande­ren Stel­len auf­taucht bis er dann irgend­wann eine Böschung erklimmt und im Wald verschwindet.

Die unmit­tel­ba­re Nähe und Direkt­heit die­ses Erle­bens ist toll. Die Tie­re mer­ken kaum, dass wir uns nähern, weil wir völ­lig Laut­los unter­wegs sind und uns nur sehr lang­sam nähern. So gelin­gen uns fan­tas­ti­sche Aufnahmen.

White throa­ted Capuc­cin – Weiß­kopf Kapuziner

Kurz nach dem Fisch­ot­ter zeigt uns Daryl eine Kapu­zi­ner­af­fen-Fami­lie. In Cos­ta Rica gibt es 4 Affen­ar­ten: Brüll­af­fen (How­ler-Mon­keys), Kapu­zi­ner­af­fen (White Capu­cin), Klam­mer­af­fen (Spi­der-Mon­keys) und Toten­kopf­af­fen (Squir­rel-Mon­keys). Jede die­ser Spe­zi­es haben wir heu­te mor­gen schon gese­hen. Die Fami­lie turnt in den Bäu­men nahe des Ufers umher. Lang­sam nähern wir uns an, bis unser Boot an einem ins Was­ser ragen­den Baum­stamm Halt findet.

Dia­na flüstert:

«Schau mal, hat die ein Baby bei sich?» sie deu­tet auf einen Kapu­zi­ner­af­fen auf hal­ber Höhe im Baum.

«Ja, ich glau­be schon!» sage ich.

Atem­los war­ten wir, was sich tut. Die Affen­ma­ma klet­tert nun den Ast, auf dem sie geses­sen hat her­un­ter. Immer näher kommt sie uns dabei. Als sie nur noch weni­ge Meter von uns ent­fernt ist, springt sie samt ihrer kost­ba­ren «Ladung» auf die Üfer­bö­schung. Dort lie­gen die tisch­ten­nis­ball­gro­ßen Samen des Bau­mes, auf dem sie eben noch geses­sen hat.

Ein sehr jun­ges Jun­ges mit der Weiß­kopf-Kapu­zi­ner Affenmama

White throa­ted Capuc­cin mama with very young baby

Sie nimmt einen der Samen in bei­de Hän­de und schlägt sie immer wie­der auf einen Baum­stamm. Klack-klack-klack echot es durch die Stil­le. Plötz­lich springt der Samen auf und sie beginnt die Nuss zu essen. Sie ist uns jetzt so nahe, dass wir das Baby fan­tas­tisch beob­ach­ten kön­nen. Kei­ner spricht ein Wort. Sie schnappt sich die nächs­te Nuss. Dabei dreht sie sich und wir kön­nen dem Klei­nen direkt ins Gesicht schau­en. Es muss noch sehr jung sein. Spä­ter erzählt uns Daryl, dass er noch nie so ein jun­ges Affen­ba­by aus die­ser Nähe gese­hen habe.

Das Foto­gra­fie­ren von Affen ist recht anspruchs­voll. Meist sind sie im Geäst, was das Fokus­sie­ren stark erschwert und wenn man einen hoch oben erwischt, dann muss man auf­pas­sen, dass das Foto nicht zu «Schwar­zer Affe vor wei­ßem Him­mel» wird.
Es emp­fiehlt sich, mit offe­ner Blen­de zu arbei­ten, damit der Hin­ter­grund und etwa­ige Äste im Vor­der­grund mög­lichst unscharf wer­den. Bei Hel­lem Hin­ter­grund und dunk­len Affen soll­te zudem lie­ber etwas über­be­lich­tet werden.
Wei­ter­hin emp­fiehlt sich die Ver­wen­dung eines Objek­ti­ves mit Ver­wack­lungs­schutz (VR bzw. IS) – ins­be­son­de­re, wenn man sich auf einem Boot oder im dunk­len Wald befindet.
Gege­be­nen­falls kann man auch mit dem Auf­hell­blitz expe­ri­men­tie­ren. In der Regel wird der ein­ge­bau­te Blitz der meis­ten Kame­ras aller­dings zu schwach sein. Auch soll­tet ihr auf­pas­sen, dass ihr nicht gege­be­nen­falls uner­wünsch­te Äste oder Blät­ter im Vor­der­grund anblitzt.

Wir sind glück­lich. Das waren tol­le Momen­te und die Gele­gen­heit für fan­tas­ti­sche Fotos. Die Affen­ma­ma klet­tert nun wie­der auf den Baum und ver­schwin­det mit ihrem Baby in dem dich­ten Geäst.

Wei­ter geht es in einen Sei­ten­ka­nal. Schon beim Ein­bie­gen schal­tet Daryl den Elek­tro­mo­tor aus, so dass wir ganz lei­se in den Kanal hin­ein glei­ten. Die Vege­ta­ti­on ver­engt sich und unser Boot passt gera­de noch durch eine schma­le Schnei­se hin­durch. Daryl deu­tet auf die See­ro­sen, die das Ufer flan­kie­ren. Dazwi­schen lie­gen, nur dem Kopf aus dem Was­ser hal­tend, klei­ne Kai­ma­ne. Unser Boot glei­tet gera­de ein­mal 20 Zen­ti­me­ter von ihnen ent­fernt vor­bei. Laut­los taucht einer von ihnen ab, nach­dem ich ihn foto­gra­fiert habe.

Ein Kai­man, direkt neben unse­rem Boot

Die Ruhe hier ist fan­tas­tisch. Ich leh­ne mich zurück und genie­ße ein­fach nur die fri­sche Luft, die Geräu­sche des Wal­des und die gesam­te Atmo­sphä­re hier inmit­ten die­ser üppi­gen Natur.

Die Son­ne steht jetzt schon hoch am Him­mel und Daryl erklärt uns, dass die Bes­te Zeit zur Tier­be­ob­ach­tung nun lang­sam vor­bei sei. Unse­re Mägen knur­ren und so wil­li­gen wir ein, zur Casa Mar­bel­la zurück zu fah­ren, um erst ein­mal ein spä­tes Früh­stück zu uns zu neh­men. Danach wol­len wir dann zu Fuß den Natio­nal­park erkunden.

 

Wir hof­fen, die ers­ten Impres­sio­nen aus Tor­tu­gue­ro gefal­len Euch! Wir haben aus den mit­ge­brach­ten Auf­nah­men und Fil­men ein stim­mungs­vol­les Video für Euch vor­be­rei­tet, die­ses stel­len wir Euch in der nächs­ten Fol­ge von Cos­ta Rica – Indi­vi­du­ell vor!

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