Wir folgen dem Pfad zum zweiten, dem inaktiven Kratersee des Poas. Er heißt: «Lago dos Botos». «Botos» ist eigentlich die Bezeichnung für die südamerikanischen Flussdelfine. Ich bin etwas irritiert, da ich mir kaum vorstellen kann, dass in diesem Kratersee auf über 2.000 Metern Delfine leben sollen…
Wir wandern bergauf durch eine großartige Vegetation. Die Nebelschwaden, die hier so häufig – und sehr zum Leidwesen der Besucher – den Berg einhüllen, haben nämlich auch dazu geführt, dass sich eine fast unwirklich üppige Vegetation gebildet hat. Das Grün dieses Nebelwaldes ist über und über mit kleinen Wassertröpfen übersät. Auf moosbewachsenen Ästen wachsen Bromelien und lassen ihre Blätter herunterhängen. Uralte Bäume säumen den Weg, die Vielfalt ist unbeschreiblich.
Nach ungefähr einer halben Stunde gemütlichen Gehens erreichen wir den zweiten Kratersee, den Lago dos Botos. Zumindestens soll er sich laut Ausschilderung hier befinden. Leider aber ist uns auch hier das Glück nicht hold und wir sehen nur Nebel. Schade!
Diana und ich setzen uns auf einen Baumstamm und packen unsere mitgebrachten Kekse und eine Mango aus. Mein Glock, das ich zum Beispiel in Brasilien und Venezuela dabei hatte, habe ich für diese Reise durch ein viel kleineres aber sauscharfes Klappmesser getauscht. Das ist einfach praktischer und trägt nicht so auf… :-) Mit diesem Werkzeug lässt sich die Mango fast so komfortabel wie daheim mit einem Spar-Schäler schälen.
Plötzlich setzt sich ein Eichhörnchen direkt hinter uns und schaut uns mit seinen großen Augen an. Überhaupt: das ganze Hörnchen ist ziemlich groß. Eher ein Horn! Ein Eichhorn :-) Jedenfalls ist es überhaupt nicht schüchtern, sondern möchte offenbar auch seinen Anteil abbgekommen. Bevor wir hier allerdings zur Fütterung übergehen, muss es natürlich noch seinen Anteil des Deals erbringen. Und zwar Portrait stehen. Die Chance bekomme ich ja nicht so schnell wieder. Mir bleibt sogar noch Zeit, mein 60mm Makro aufzusetzen und das Eichhorn hält still. Perfekt! Dafür gibt es auch den versprochenen Keks. Diesen schnappt es sich, trägt ihn ein Stück beiseite und nimmt ihn dann in beide Pfoten um ihn genüßlich zu mampfen. Süß!
Jetzt höre ich Diana: «Guck mal, der See!» Über die ganze Beobachtung des possierlichen Tierchens haben wir gar nicht mehr auf den See – oder besser – die Nebelwand vor uns geachtet. Dadurch haben wir allerdings auch nicht gemerkt, dass diese sich gerade auflöst und so den Blick auf den See freigibt. Sofort bin ich auf den Beinen. Wer weiß, wie lange die Sicht anhält?
Über den Kraterrand bläst nun ein Wind, der die Wolken regelrecht wegpustet. Endlich haben wir einen richtig klaren Blick auf den Krater. Und jetzt sieht man auch, dass dieser hier schon sehr viel älter ist. Das Ufer ist bewachsen und die sattgrüne Vegetation reicht bis an den See heran, das Wasser erkaltet und nicht mehr Schwefelhaltig. Dies ist – allem Anschein nach – ein ganz normaler See in einem ausgedienten Kraterloch. Das macht aber nichts, denn der Blick auf den See ist toll!
Plötzlich sehe ich eine Bewegung auf der Wasseroberfläche. Sind das Flossen? Sollte es hier doch Delfine geben? Und wenn ja, wie sind die hier reingekommen?
«Diana, schau mal, dahinten – sind das Flossen? Bewegen die sich?»
«Ich bin mir nicht sicher… Du hast doch die besseren Augen»
«Ich kann es auch nicht erkennen…»
«Schau doch mal durch Deine Kamera»
«Okay…» Ich visiere die Stelle an und stelle das Zoom auf Maximalposition. Dann löse ich aus. Auf dem Display kann ich mir nun das 12 Megapixel-Bild auf 1:1 heranzoomen und mir die betreffende Stelle im Detail ansehen. Hmmm.. Schwer zu sagen. Da höre ich Diana:
«Die bewegen sich doch gar nicht!»
«Stimmt, mittlerweile müssten sie sich ja zumindest schonmal bewegt haben… Es wäre ja auch zu unwahrscheinlich gewesen.»
«Lass uns doch mal bei der Info-Tafel schauen!»
«Gute Idee…»
Dort erfahren wir dann auch wirklich, was es mit dem Namen des Sees auf sich hat: die «Botos» waren ein Indianerstamm, der früher in dieser Gegend gelebt hat… Nichts mit Delfinen… :-)
Aber immerhin, wir haben doch noch einen klaren Blick auf den See erhaschen könnnen!
Die Hoffnung, dass sich die Wolken am Hauptkrater ebenfalls aufgelöst haben könnten, erweist sich dann aber leider als unbegründet. Auf dem Rückweg haben wir an dem Hauptkrater leider nicht viel mehr Erfolg als vorhin. Er liegt wieder in Wolken. Wir machen noch einen Abstecher zum Besucherzentrum – aber außer Souvenirs und einigen Schaubildern gibt es hier nicht so viel interessantes zu sehen. Zeit für uns, die Rückfahrt anzutreten.
Beste Besuchszeit für die Vulkane Costa Ricas
Den Poas und die anderen Vulkane möglichst sehr früh am Morgen besuchen, da stehen die Chancen auf gute Sicht am Besten!
Diana und ich sind uns einig: dafür, dass wir so spontan und für Poas-Verhältnisse doch recht spät hier hochgefahren sind, haben wir doch immerhin ein paar gute Einblicke bekommen. Das was wir gesehen haben hat uns zumindest einen ersten Eindruck eines echten, noch ziemlich aktiven Vulkans gegeben und uns darüber hinaus eine tolle Landschaft und Vegetation gezeigt.
Besonders das permanente tiefe Rumpeln und Grollen (und natürlich die Rückwärts geparkten Autos) hat uns dabei jederzeit bewusst gemacht, welche Naturgewalten hier am Werke sind!
Costa Rica – Individuell auf einer Karte anzeigen
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Alle Inhalte © Gunther Wegner
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Über meine Zusammenarbeit mit externen Partnern habe ich hier ausführlich geschrieben. Danke!
Hallo, Hallo,
ich kann mich nur bedanken für die interessanten Berichte
und für die wirklich guten Aufnahmen. In meinem Alter kann
ich diese Ziele nicht mehr erreichen und bin doch interessiert
an Euren Reisen in Südamerika. Grüße Eure Evelyn.