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Knapp bei Kasse

Vor dem Essen wol­len wir noch schnell Geld holen. Kein Pro­blem, direkt gegen­über der Tour-Agen­cy ist die ein­zi­ge Bank des Ortes, eine «Ban­co do Bra­sil», in der auch ganz vie­le Geld­au­to­ma­ten ste­hen. Zunächst pro­bie­re ich es mit mei­ner bra­si­lia­ni­schen Visa-Kar­te, die uns Gebüh­ren und Kurs­ver­lus­te erspart und, die bis­lang fast über­all funk­tio­niert hat.

Heu­te aller­dings lei­der nicht. 

Die Len­çois Maran­hen­ses im Nord­os­ten Brasiliens

Als Alter­na­ti­ve habe ich noch eine deut­sche Mas­ter­card dabei, mit der ich auch gebüh­ren­frei abhe­ben kann. Hier und heu­te gehen lei­der bei­de nicht. Und zwar an kei­nem der 8 Automaten. 

Was bleibt uns also ande­res übrig, wir müs­sen noch­mal zurück zur Pousa­da lau­fen, um unse­re letz­te Opti­on, die EC-Kar­te, zu holen – wenigs­tens die muss doch funktionieren!

Zurück an der Bank müs­sen wir lei­der fest­stel­len, dass auch die nicht funk­tio­niert. Und jetzt däm­mert uns lang­sam, dass die Auto­ma­ten offen­bar durch die Oster­ta­ge und die hohe Nach­fra­ge ein­fach leer sind. 

Ich fra­ge einen Pas­san­ten, ob es noch eine Bank in Bar­reirin­has gäbe. Lei­der nein. Okay, dann gehen wir halt mor­gen an den Schal­ter. Den­ke ich. Aber sofort fällt mir sie­dend heiß ein, dass mor­gen ja Sonn­tag ist, da haben die Ban­ken natür­lich geschlos­sen. Und über­mor­gen ist Oster­mon­tag. Da wird uns wohl das glei­che erwar­ten. Shit!


Jetzt heißt es erst­mal überlegen.

Wir haben gera­de noch 70 R$, die rei­chen noch nicht ein­mal für das Essen heu­te Abend, unse­re tol­len Plä­ne für die nächs­ten Tage mit Jeep char­tern kön­nen wir wohl erst­mal kni­cken. Wenn wir aller­dings mor­gen und über­mor­gen man­gels Geld nicht mit dem Jeep los­kom­men, kön­nen wir es gleich ganz ver­ges­sen, da die weni­gen uns noch ver­blei­ben­den Rest­ta­ge dann für die­ses Aben­teu­er auf kei­nen Fall mehr ausreichen.

Wäh­rend wir noch so über­le­gen, kom­men plötz­lich die Hol­län­der vor­bei. Wir sind zwar erst in zehn Minu­ten ver­ab­re­det, aber Bar­reirin­has ist klein. 

Ich fra­ge sie, wie sie das denn mit dem Geld holen mach­ten? Sie sagen, das hät­ten sie noch nicht pro­biert. Ich fra­ge, was sie denn für Kar­ten dabei hät­ten? EC. Hmm, dann haben wir jetzt ver­mut­lich gemein­sa­mes Pro­blem, sagen wir. Wir erklä­ren ihnen die Situa­ti­on. Kur­zer­hand pro­bie­ren sie ihre Kar­te auch aus – natür­lich, wie zu erwar­ten war, mit glei­chem nega­ti­vem Ergebnis.

So, da ste­hen wir nun. Eben noch gro­ße Plä­ne geschmie­det und nun sieht es so aus, als ob wir erst­mal nicht an die Wei­ter­rei­se zu den­ken brau­chen, son­dern uns zunächst kurz­fris­tig irgend­wie Geld beschaf­fen müssen.

Dia­na ist ver­zwei­felt. Wir ste­cken hier fest, haben kein Geld, noch nicht ein­mal genug, um die Pousa­da zu bezah­len. Und erst recht nicht, um heu­te Abend essen zu gehen. Wie um sich dar­über zu beschwe­ren, knurrt mein Magen. 

Aber ich las­se mir ganz so schnell nicht die Lau­ne ver­der­ben. Ich sage zu ihr: es gibt immer irgend­ei­nen Aus­weg. Wir könn­ten zum Bei­spiel in ein Geschäft gehen, und den Besit­zer bit­ten, eine Trans­ak­ti­on mit dem EC- oder Kre­dit­kar­ten­le­ser durch­zu­füh­ren. Er könn­te uns dann das Geld in Bar geben. Die Idee ist nicht schlecht. Aber natür­lich müs­sen wir dafür erst­mal jeman­den fin­den, der bereit wäre, uns die­sen Gefal­len zu tun.

Ver­su­chen wir es doch gleich ein­mal bei unse­rer Agen­cy, schla­ge ich vor.

Gesagt, getan. Wir gehen noch­mal hin. 

Sag mal, habt ihr eigent­lich ein Kartenlesegerät?

Ja, sagt er – aber nur für die die Rundflüge.

Ich erklä­re ihm unse­re Situa­ti­on und sage: Meinst Du, dass wir so tun kön­nen, als ob wir einen Flug gebucht hät­ten und ihr belas­tet unse­re Kar­te und zahlt uns das Geld aus? Hmm sagt er. Das wird schwierig.
Er dür­fe nur die Rund­flü­ge dar­über abrech­nen. Sein Chef wür­de ihm jeden fak­tu­rier­ten Flug abzie­hen, das kön­ne er lei­der nicht machen. 

Scha­de, das wäre eine gute Mög­lich­keit gewesen.

Aber er wäre nicht Bra­si­lia­ner, wenn er nicht gleich einen Gegen­vor­schlag machen wür­de: Passt auf, ihr woll­tet doch mor­gen den Jeep char­tern. Wir machen das so, dass der Fah­rer mit Euch einen Abste­cher nach Par­naí­ba macht, da gibt es eini­ge Ban­ken. Dort könnt ihr dann Geld holen, und ihn bezah­len. Ich sage, okay, aber wir haben nicht mal mehr genug Geld für die Pousa­da! Er sagt, kein Pro­blem, ich lege Euch das Geld dafür aus, und ihr gebt es dem Fah­rer dann zusätz­lich für mich mit. 

Das hört sich doch sehr gut an! Jetzt haben wir nur noch das Pro­blem der knur­ren­den Mägen. Und plötz­lich fällt mir ein: das Essen kön­nen wir doch bestimmt mit Kar­te zahlen!

Und wirk­lich: schnell haben wir ein net­tes Lokal gefun­den, hier wird Kar­ten­zah­lung akzep­tiert. Wir las­sen es uns schme­cken, sind wie­der guter Din­ge – wir kön­nen die Tour an der Küs­te ent­lang doch machen und müs­sen nicht noch 2 Tage in Bar­reirin­has blei­ben! Den Rest des Abends bespre­chen wir unse­re Alter­na­ti­ven zur Wei­ter­rei­se noch ein­mal mit den Hol­län­dern und beschlie­ßen dann gemein­sam, das Aben­teu­er mor­gen früh in Angriff zu nehmen!

Das Essen zah­le ich dann für uns vier mit mei­ner Kar­te, die Hol­län­der geben mir ihren Anteil in Bar – sie haben noch etwas Geld – und so kann ich sogar unse­re Pousa­da noch selbst zahlen.

Die Hol­län­der sind durch die Geschich­te mit den Rund­flü­gen auf den Geschmack gekom­men. Sie haben sich vor­ge­nom­men, mor­gen früh noch einen Flug über die Len­çois Maran­hen­ses zu machen, bevor wir dann gegen 9:00 mit dem Jeep starten.

Ich bin hin und her geris­sen. Natür­lich wür­de ich die Len­çois Maran­hen­ses unheim­lich ger­ne aus der Luft sehen und foto­gra­fie­ren. Aber der Preis für den Flug ist fast so hoch, wie für das char­tern des Jeeps. Dia­na ist sowie­so nicht so für klei­ne Flug­zeu­ge zu haben, so dass ich allei­ne flie­gen müss­te. Ich über­le­ge natür­lich ein biss­chen hin und her, ent­schlie­ße mich aber zuguns­ten unse­rer Rei­se­kas­se, dar­auf zu verzichten. 

Plötz­lich habe ich eine gute Idee: Ich fra­ge die Hol­län­der, ob sie mei­ne klei­ne Kame­ra mit­neh­men und eini­ge Luft­bil­der machen würden?
Ja klar, kein Pro­blem. Nach dem Essen gehen wir also noch­mal an unse­rer Pousa­da vor­bei und ich gebe ihnen die Kame­ra. Wenigs­tens erhof­fe ich mir so ein paar inter­es­san­te Bil­der zu bekom­men, wenn ich schon nicht selbst mitfliege.

Aber, wie schon so oft auf die­ser Rei­se, soll­te auch hier alles ein biss­chen anders als gedacht kommen…

Wei­ter­le­sen: Flie­gen oder nicht Fliegen…

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