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Reise durch die Einsamkeit – Teil 1

Und jetzt neh­men wir ihn doch in Angriff: Unse­ren Traum, den Land­weg an der Küs­te ent­lang von Bar­reirin­has nach For­ta­le­za mit Zwi­schen­sta­ti­on in Jer­i­coa­co­ara! Wir star­ten zu der aben­teu­er­li­chen Tour, die wir so lan­ge Zeit aus­ge­schlos­sen hat­ten, aus Angst, dass die Zeit dafür nicht rei­chen wür­de. Das die­se Angst gar nicht so unbe­grün­det war, soll­ten wir bald erfahren…

Die BR 402

Gemein­sam mit zwei Hol­län­dern haben wir einen Jeep samt Fah­rer gechar­tert. Da wir auf­grund der Oster­ta­ge in Bar­reirin­has kein Geld bekom­men haben und unse­re letz­ten Reser­ven auf­ge­braucht nun wirk­lich rest­los auf­ge­braucht sind, müs­sen wir unbe­dingt zuse­hen, dass wir schnellst­mög­lich an Geld kom­men. Hier­zu bie­tet es sich an, einen Abste­cher nach Par­naí­ba zu machen, wel­ches unge­fähr auf hal­ber Stre­cke nach Jer­i­coa­co­ara liegt.

Wir müs­sen den Fah­rer bezah­len und die Hol­län­der müs­sen ihm dar­über hin­aus auch noch das Geld für Ihren Flug über die Len­çois Maran­hen­ses geben. Und natür­lich müs­sen wir dar­über hin­aus alle so viel abhe­ben, dass es für die gesam­te Zeit in Jer­i­coa­co­ara reicht sowie für die anschlie­ßen­de Bus­fahrt nach Fortaleza!

Ohne 4x4 ist man hier völ­lig verloren

Bei die­sen Über­le­gun­gen beschleicht mich ein etwas zwie­späl­ti­ges Gefühl. Wenn wir erst in Par­naí­ba waren, wer­den wir alle zusam­men ver­hält­nis­mä­ßig viel Geld bei uns haben, dazu das gan­ze Kame­ra-Equip­ment, wel­ches unser Fah­rer natür­lich auch schon längst gese­hen hat. Danach wer­den wir noch eine lan­ge Zeit durch eine der ein­sams­ten Gegen­den Bra­si­li­ens mit ihm unter­wegs sein. Wenn er es nicht ehr­lich mit uns mei­nen wür­de, könn­te er uns irgend­wo hin­fah­ren und, viel­leicht mit der Hil­fe von Kom­pli­zen, aus­rau­ben. In so einem Fall hät­ten wir wenig Chancen.

Kühe bewoh­nen die kar­ge Wüs­ten­land­schaft der klei­nen Lencois

An sol­chen Stel­len kön­nen wir uns nur auf unse­ren gesun­den Men­schen­ver­stand ver­las­sen. Und natür­lich immer auch etwas schüt­zen. Das Fake-Porte­mon­naie mit einem klei­nen «Anreiz» und ein paar abge­lau­fe­nen Kre­dit­kar­ten griff­be­reit, das Pfef­fer­spray in der Hosen­ta­sche, das rest­li­che Geld am Kör­per verteilt. 

Bei João sagt mir mein Bauch­ge­fühl, dass ich mir eigent­lich kei­ne Sor­gen machen muss, er macht einen ehr­li­chen Ein­druck. Und fährt uns mir traum­haf­ter Sicher­heit über die Sandpisten.

Mit Anlauf durch die Furten!

Und was für Pis­ten! Ohne hoch­ge­leg­ten All­rad-Jeep wäre man abso­lut auf­ge­schmis­sen, wür­de kei­ne 10 Meter weit kom­men. Die «BR 402», der wir zunächst fol­gen ist größ­ten­teils nur «vir­tu­ell». Die Ori­en­tie­rung ist die meis­te Zeit abso­lut nicht ein­fach, da wir auf­grund einer Viel­zahl von Bächen und Flüs­sen, die ins Meer mün­den, mit­nich­ten immer an der Küs­te ent­lang fah­ren können.

Wir pas­sie­ren zunächst die klei­nen Len­çois, sie hat­ten wir ja bis­her nur ein­mal kurz gestreift, als wir mit dem Boot den Rio Pre­gui­ça hin­ab gefah­ren sind. Danach wird die Land­schaft grü­ner, ab und an kom­men wir an Kühen vor­bei, die fried­lich gra­sen. Die Fahr­spur bleibt aller­dings die meis­te Zeit san­dig und die ein­zu­schla­gen­de Rich­tung ist ohne Orts­kennt­nis kaum auszumachen.

Ich habe ver­sucht, die Stre­cke im Nach­hin­ein auf der Kar­te nach­zu­voll­zie­hen, ihr könnt den Aus­schnitt durch zie­hen mit der Maus ver­schie­ben um Euch einen Ein­druck davon zu ver­schaf­fen, wie die Rou­te ver­läuft. Durch Klick auf die Weg­punk­te bekommt ihr Infor­ma­tio­nen zu der jewei­li­gen Stelle
Inter­ak­ti­ve Kar­te anzeigen.

In dem Jeep ist es sehr beengt, einer sitzt vor­ne, drei hin­ten, die Ruck­sä­cke haben wir hin­ten auf die Lade­flä­che gelegt und João hat eine Pla­ne dar­über gespannt, damit sie beim durch­que­ren der Was­ser­lö­cher und Fur­ten nicht nass werden.

Die Schlag­lö­cher tun ihr übri­ges. Wir sind bei jedem Stopp froh, wenn wir uns kurz aus­stre­cken können. 

Mitt­ler­wei­le ist uns auch völ­lig klar, war­um man für die­se Stre­cke mit «öffent­li­chen Ver­kehrs­mit­teln» über eine Woche benötigt.

Öffent­li­cher Bus von einem Ort zum anderen

Statt Bus­sen gibt es hier Jeeps, die zwi­schen benach­bar­ten Orten ver­keh­ren. In der Regel fährt 1x am Tag ein Jeep. Auf den Trans­port zum nächs­ten Ort muss man dann jeweils einen Tag warten.

Die­se Jeeps ver­keh­ren i.d.R. 1x am Tag, hier von Bar­reirin­has nach Paulin­ho Neves

Kurz vor Par­naí­ba wech­seln wir auf Asphalt. Jetzt geht es natür­lich zügi­ger. Aber es hat natür­lich auch sehr viel weni­ger Charme.

Als wir Par­naí­ba errei­chen, wirkt der Ort fast wie aus­ge­stor­ben. Es ist Oster­mon­tag. Aber end­lich kön­nen wir Geld holen. Der funk­tio­nie­ren­de Geld­au­to­mat wirkt wie eine Erlö­sung. Als wir in meh­re­ren Etap­pen Geld aus der Maschi­ne geholt haben, kommt es kurz wie­der durch, das mul­mi­ge Gefühl, jetzt soviel Bares dabei zu haben. Ich ver­tei­le es so gut es geht am Kör­per, um im Fal­le eines Fal­les nur ein Teil her­aus­ge­ben zu müs­sen und dann stei­gen wir wie­der in den Jeep. João wer­den wir erst dann bezah­len, wenn wir heil in Jer­i­coa­co­ara ange­kom­men sind.

Gleich nach­dem wir in der Bank fer­tig sind, ver­las­sen wir Par­naí­ba wie­der. Wir müs­sen zuse­hen, dass wir wei­ter kom­men. Wir haben noch eine wei­te und aben­teu­er­li­che Stre­cke vor uns!

Idyl­li­sche, ein­sa­me Orte im Nordeste

Wei­ter­le­sen: Rei­se durch die Ein­sam­keit – Teil 2

Der Rei­se­be­richt Bra­si­li­en, High­lights des Nor­dens wird wöchent­lich fortgesetzt!
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