Weiterreise mit Hindernissen

23062008

Von Man­aus flie­gen wir nach São Luís an der Küs­te ganz im Nord­os­ten. São Luís soll uns als Sprung­brett nach Bar­reirin­has die­nen, von wo aus wir die Len­çois Maran­hen­ses besu­chen wol­len, die ein­zi­ge Wüs­te der Welt, in der es genau so viel Was­ser gibt, wie Sanddünen!
Dort hin zu kom­men soll­te sich aller­dings als gar nicht so ein­fach erweisen.

Laut unse­rem Rei­se­füh­rer müss­ten wir nach unse­rer Lan­dung in São Luís ein­fach zur Rodo­viá­ria fah­ren und dort in den Bus nach Bar­reirin­has stei­gen, der um 23:00 abfüh­re und mor­gens früh da sei. 

Unse­ren ursprüng­li­chen Plan, erst­mal 2 Tage mit der Besich­ti­gung von São Luís zu ver­brin­gen, haben wir kurz­fris­tig, wäh­rend unse­res Auf­ent­halts im Ama­zo­nas, ver­wor­fen. Nach der beschau­li­chen Zeit dort sind wir irgend­wie gera­de nicht in der Stim­mung auf Groß­stadt. Wir beschlie­ßen also, São Luís erst­mal aus­zu­las­sen. Nach unse­rem Besuch in den Len­çois Maran­hen­ses müs­sen wir ja sowie­so noch ein­mal nach São Luís zurück, um unse­ren Wei­ter­flug nach For­ta­le­za zu bekom­men. Even­tu­ell haben wir dann ja Zeit und Lust auf eine Stadtbesichtigung.

Viel­leicht noch ein paar Wor­te zu unse­rer wei­te­ren Rei­se­rou­te, so wie wir sie der­zeit geplant haben und den Über­le­gun­gen, die dazu geführt haben.

Ursprüng­lich hat­ten wir ange­dacht, die Nord­ost­küs­te auf dem Land­weg zu berei­sen. Es hät­te uns wirk­lich unheim­lich gereizt, die Stre­cke von São Luís nach For­ta­le­za auf eige­ne Faust mit Bus­sen und Jeeps zurück­zu­le­gen, da es sich bei die­ser Regi­on um eins der am wenigs­ten besie­del­ten Gebie­te Bra­si­li­ens han­delt. Das Aben­teu­er, eine Stre­cke von weit über 1.000 km über Sand­pis­ten an der Küs­te ent­lang bis For­ta­le­za vor­bei an all den Traum­stän­den und male­ri­schen Orten wie Jer­i­coa­co­ara zurück­zu­le­gen, hät­ten wir uns wirk­lich ger­ne gegönnt. 

Lei­der haben unse­re Recher­chen im Vor­feld uns rela­tiv schnell auf den Boden der Tat­sa­chen zurück­ge­holt, denn genau das Aben­teu­er, das uns gereizt hät­te, könn­te für uns auf­grund unse­res fes­ten Rück­flug­ter­mins zu einem Pro­blem wer­den. Direkt an der Küs­te fah­ren kei­ne Bus­se – die Sand­pis­ten sind für sie nicht befahr­bar – und selbst mit dem Auto soll das Durch­kom­men ein ech­tes Aben­teu­er sein. Der Rei­se­füh­rer spricht von einem Zeit­be­darf von mehr als einer Woche und einem kaum kal­ku­lier­ba­rem Risi­ko, die­sen Zeit­rah­men nicht einzuhalten. 

Einer­seits wäre die­ses Aben­teu­er also natür­lich genau in unse­rem Sin­ne gewe­sen, auf der ande­ren Sei­te kön­nen wir es uns lei­der nicht erlau­ben, unse­ren Rück­flug nach Deutsch­land zu ver­pas­sen. Das Risi­ko, dass bei einer sol­chen Tour etwas Unvor­her­ge­se­he­nes pas­siert und wir die­sen nicht schaf­fen, ist uns ein­fach zu hoch. 

Schwe­ren Her­zens haben wir uns daher dafür ent­schie­den, Bar­reirin­has von São Luís aus mit dem Bus anzu­steu­ern und im Anschluss wie­der nach São Luís zurück­zu­keh­ren und mit dem Flie­ger nach For­ta­le­za wei­ter zu rei­sen. Von dort aus könn­ten wir dann an den letz­ten Tagen noch einen Abste­cher an die nörd­li­chen Strän­de unter­neh­men und evtl. sogar noch die Gele­gen­heit fin­den, Kitesur­fen zu gehen.

Dass das alles ganz anders kom­men soll­te, konn­ten wir zum jet­zi­gen Zeit­punkt ja noch nicht wissen.

Aber erst­mal zurück nach São Luís.

Wir machen uns also auf den Weg zur Rodo­viá­ria und kom­men kurz von sie­ben Uhr abends dort an. Genug Zeit also, um Tickets zu kau­fen, etwas zu essen und dann den Bus zu nehmen. 

Die Rodo­viá­ria ist – wie die meis­ten die­ser gro­ßen Bus­bahn­hö­fe – etwas außer­halb. Die bes­te Gegend ist das hier jeden­falls nicht, wie wir fest­stel­len. Hin­ter der Rodo­viá­ria sehen wir eini­ge ziem­lich her­un­ter­ge­kom­me­ne Hüt­ten und Eta­blis­se­ments. Eine Pousa­da ver­kün­det mit wenig ver­trau­ens­er­we­cken­den roten Leucht­buch­sta­ben, dass hier Tia (=Tan­te) Lucia die Gäs­te emp­fan­ge. Die Rodo­viá­ria selbst ist ein­ge­zäunt, so dass man nur vor­ne hin­ein kommt und hin­ten direkt in die Bus­se einsteigt. 

Zum Glück, den­ken wir, ist die Umge­bung hier für uns ja nicht so rele­vant, wir wol­len ja nur schnell in den Bus und uns dann mor­gen in Bar­reirin­has eine gemüt­li­che Pousa­da suchen, um von dort aus die Len­çois Maran­hen­ses zu erkunden.

Drin­nen ist natür­lich mal wie­der, wie in allen bra­si­lia­ni­schen Rodo­viá­ri­as, die Höl­le los.
Die Rodo­viá­ri­as sind die Haupt­ver­kehrs­kno­ten­punk­te des Lan­des. Hun­der­te Bus­se ste­hen hier und fast eben so vie­le Bus­ge­sell­schaf­ten bie­ten ihre Tickets in klei­nen Coun­tern an. Jede Gesell­schaft agiert auto­nom und schreibt die Zie­le, die sie anfährt, drau­ßen auf den Counter.
Die Coun­ter haben oft völ­lig unter­schied­li­che Öff­nungs­zei­ten weil die meis­ten Gesell­schaf­ten erst jeweils 2 Stun­den vor Abfahrt des jewei­li­gen Bus­ses auf­ma­chen, um ihre Tickets zu ver­kau­fen. Dann bil­den sich gro­ße Schlan­gen und man­che Bus­se sind auch sehr schnell aus­ver­kauft. In so einem Fall muss man dann wohl oder übel auf den nächs­ten Bus war­ten. Der kann am nächs­ten Tag fah­ren, oder auch nächs­te Woche, je nach­dem, für wel­che Rou­te man sich interessiert.

Wenn man das alles ver­mei­den möch­te, emp­fiehlt es sich, sei­ne Tickets mög­lichst einen oder meh­re­re Tage vor­her zu kau­fen, so hat­ten wir das in Sal­va­dor ja auch gemacht.

Heu­te aller­dings kön­nen wir nur hof­fen, dass wir gera­de noch recht­zei­tig dran sind und noch Tickets bekommen. 

Nach­dem wir unse­ren Coun­ter gefun­den haben, hat die­ser zwar auf und die Schlan­ge ist auch nicht beson­ders groß, aber laut Aus­hang fährt der Bus lei­der nicht, wie in unse­rem Rei­se­füh­rer ange­ge­ben, um 23 Uhr, son­dern schon um 19 Uhr.
Also in zehn Minuten.
Viel Hoff­nung haben wir nicht, aber Fra­gen kos­tet ja nichts. 

Bringt aber in die­sem Fall lei­der nicht viel, denn die Moça am Schal­ter erklärt uns sehr bestimmt, dass kein Platz mehr zu haben sei, heu­te kein wei­te­re Bus mehr füh­re und der nächs­te erst mor­gen früh um 6 Uhr ginge.

Na toll. Das heißt, wir müs­sen über­nach­ten. Nur wo, ist die Frage.
Nach kur­zer Bera­tung kau­fen wir erst­mal die Tickets. Ich nut­ze die Gele­gen­heit und fra­ge sie, ob sie eine Über­nach­tungs­mög­lich­keit emp­feh­len könne.

Im Zen­trum gäbe es eini­ge Hotels und Pousa­das erklärt sie. Da wir weder Lust haben bei Dun­kel­heit durch die unbe­kann­te Stadt zu lau­fen, noch für die paar Stun­den Über­nach­tung das Geld für 2 Taxi-Tou­ren aus­zu­ge­ben, fra­ge ich sie, was denn mit der Pousa­da gegen­über sei und deu­te auf Tia Lucia’s rote Leuchtbuchstaben.

Die Moça vom Schal­ter schaut etwas komisch, fast ange­wie­dert, guckt uns abschät­zend an und sagt dann, ja, da könn­ten wir natür­lich auch hin, für eine Nacht wer­de es wohl gehen.

Was meinst Du, sage ich zu Dia­na, sol­len wir es wagen? 

Nach einer kur­zen Betrach­tung der Alter­na­ti­ven, ins­be­son­de­rer der, die Nacht auf dem Bus­bahn­hof zu ver­brin­gen, ent­schei­den wir uns dafür, unser Glück bei Tia Lucia zu versuchen.

Um zu ihr zu kom­men, müs­sen wir hin­ten durch die Absper­rung, die eigent­lich nur für Pas­sa­gie­re ist. Und schon wie­der wer­den wir komisch ange­guckt, als wir sagen, dass wir dort hin wol­len, dies­mal von den Kon­trol­leu­ren. Was soll’s, wer das Aben­teu­er sucht, der fin­det es auch. Da müs­sen wir jetzt durch.

Wei­ter­le­sen: Tia Lucia

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